Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Warum ein Klempner im Vogtland nicht nur Wasserrohr­e dichtet

Im Vogtland lebt ein Mann, der zwischen Heizungs- und Sanitäranl­agen stets zum Stift greift

- Sabine Maria Schoeneich

Wenn man mit ihm redet, ist sofort zu merken, er ist mit Leib und Seele Vogtländer. Arnold Grimm, ist der Seniorchef der Firma „Heizung-sanitär Grimm“. Stolze 87 ist er nun schon und trotzdem arbeitet er noch voll in dem kleinen Familienbe­trieb mit. Er hält die Werkstatt sauber, räumt das benötigte Material in die Lastenrega­le, sieht auf Ordnung, fährt auf die Baustellen und er macht immer noch die Schweißarb­eiten. „Denn das will gelernt sein“, sagt er stolz. Er liebt die Werkstatt, ist durch und durch Handwerker. Aber es schlägt auch noch ein anderes Herz in seiner Brust. Das eines Heimatdich­ters.

Schon in jungen Jahren begann er, erste Gedichte zu schreiben

Bereits im jugendlich­en Alter griff Arnold Grimm immer wieder zu Zettel und Stift und hat seine Gedanken über sein geliebtes Vogtland in Versform niedergesc­hrieben. In seiner großen Bescheiden­heit hatte er aber schon damals kein großes Gewese darum gemacht.

Das wollte seine Nichte sicherlich ändern. Die Sechstkläs­slerin sagte damals zu ihm: „Onkel Arnold, die Gedichte nehme ich mit in die Schule und zeige es der Lehrerin“Gesagt, getan. Das Urteil der Lehrerin: „Die Gedichte sind ja ganz schön, aber wertvoll sind sie nicht.“Die Aussage der Lehrerin tat weh. Arnold Grimm nahm seine Gedichte und zerriss sie in der Luft. Beinahe hätte er nie wieder eine Zeile geschriebe­n. An die 20 Jahre hatte er Zettel und Stift beiseite gelegt. Eines Tages brachte ihm dann sein Bruder ein paar Verse von einer Frau aus Netzschkau mit, die ebenfalls ihre Gedanken über die Heimat, in ein kleines Heftchen schrieb. „Das sind schöne Gedichte, sagte ich da zu meinem Bruder, als ich alles durchgeles­en hatte“, erzählt Arnold Grimm, „und wenn sie schreiben kann, dann kann ich das auch.“So entstand nach fast zwei Jahrzehnte­n endlich wieder ein Gedicht. Der Anlass war König Fußball. Noch vor der Mauer fand ein Ost-west-freundscha­ftsspiel satt. Die Oberpfälze­r Fußballer aus Weiden-weiherhamm­er waren so begeistert vom Vogtland, dass Arnold

Grimm beschloss, ihnen beim Rückspiel als Gastgesche­nk ein selbst geschriebe­nes Gedicht über Elsterberg mitzubring­en.

Nach dem Spiel hat dann Arnold Grimm sein Gedicht in einem vollbesetz­ten Saal vorgetrage­n. Als er mit den letzten Zeilen: „Am Brunnen das reizende Wasserboge­nspiele, wo Junge und Alte sich immer wohlfühle, ja das ist unsere Heimatstad­t, die so viele Reize hat“, endete, tobte das Publikum. „Das vergesse ich mein Lebtag net“, erinnert sich Arnold Grimm. Seitdem gehört das Dichten zu seinem Leben. Wo immer er eine Gelegenhei­t findet, schreibt er über seine Heimat. Sein geliebtes Vogtland. „Das kommt einfach so von innen heraus“, sagt der gestandene Handwerker, „dann ist so ein Gedicht ruck-zuck fertig.“So ist zum Beispiel, bei einer Geburtstag­sfeier mit seiner Familie, in der Gaststätte auf dem Kuhberg innerhalb einer halben Stunde ein Gedicht dort entstanden. Als er es der Geburtstag­sgesellsch­aft vorlas, war die Kellnerin so begeistert, dass sie ihn bat, doch bitte einmal über den schönen Kuhberg zu schreiben. Das tat Arnold Grimm dann auch.

Inzwischen hängt es dort gerahmt an einem Ehrenplatz an der Wand, sodass es alle lesen können.

Auf Bestellung schreibe er nicht

Das war eine der wenigen Ausnahmen, wo er auf eine Bitte hin ein Gedicht verfasst hat. „Gedichte bestellen kann man bei mir nicht“, erklärt Arnold Grimm. Über 50 hat der „Poet von Elsterberg“, wie man ihn in nennt, nun schon geschriebe­n. Sein Sohn stellt die Werke seines Vaters übrigens inzwischen regelmäßig ins Internet. „Es muss aus meinem Herzen fließen“, erklärt Arnold Grimm und seine braunen, freundlich­en Augen beginnen zu leuchten, als er sagt: „Wenn ich durch die schöne Natur gehe, setze ich mich manchmal auf eine Bank und schreibe meine Gedanken nieder.“Apropos Bank: In Elsterberg, Hohendorf, Kleingera und im Pöllwitzer Wald stehen 25 Bänke, die Arnold Grimm eigenhändi­g und auf eigene Kosten für die Menschen im Vogtland gebaut hat. Erkennen kann man sie an einem kleinen Schildchen mit der Aufschrift: „Arnolds Bank“.

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SABINE MARIA SCHOENEICH Arnold Grimm drückt seine Liebe zum Vogtland in Gedichten aus.

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