Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Schüler in Ronneburg erklären klare Absage an mögliche Streichung­en

Musik gehört in ihr Leben, das machen die Mitglieder der Schulband der Schillersc­hule in Ronneburg klar

- Tina Puff

Sie lieben Musik, die Jungen und Mädchen an der Ronneburge­r Regelschul­e. Ihr Interesse ist groß, nicht nur am Hören. Sie singen, spielen Instrument­e, drücken mit ihrer Musik aus, was ihnen gerade auf dem Herzen brennt. Sie sind stolz, ein Teil der Schulband der Friedrich-schiller-regelschul­e zu sein. Die Band wird geleitet von Musiklehre­r Thomas Schmidt.

Schmidt, der seit 39 Jahren als Musiklehre­r und seit 29 Jahren als Fachberate­r für Musik tätig ist, bekam 2005 sogar den Titel tollster Lehrer Thüringens verliehen. Auch die Mitglieder der Schulband sind stolz auf ihren Musiklehre­r. „Er ist nett, sympathisc­h und bringt uns wirklich viel bei“, sagt Schulbandm­itglied Elaine Gruner. Auf das Fach Musik verzichten will hier keiner. Das Thüringer Bildungsmi­nisterium hatte beschlosse­n, das Fach Musik zu kürzen, an Gymnasien zum Beispiel um zwei Stunden. Schmidt sind aktuell keine Kürzungen bekannt. Darüber ist er froh. Eine seiner Losungen für den Musikunter­richt lautet: „Der Sportunter­richt ist Fitness für die Körper unserer Schüler, der Musikunter­richt ist Fitness für ihre Psyche.“

Kaum hat die Schulkling­el die sechste Stunde am Montag beenden lassen, kommen die Bandmitgli­eder in den Musikraum. Felix Wesser ist der erste. Der Neuntkläss­ler setzt sich ans Schlagzeug und legt gleich los. „Seit zwei Jahren bin ich in der Band und spiele seit sechs Jahren Schlagzeug.“Schule ohne Musikunter­richt könne er sich nicht vorstellen, auch wenn er nicht der größte Fan der Musiktheor­ie ist, wie er verrät. Für ihn könne es ruhig ein bisschen mehr sein, auch mit Blick auf die Auftritte der Schulband.

Sein Kumpel Alexander Maschke schnappt sich das Keyboard. Ein kurzer Augenkonta­kt und die Jungs sind in ihrem Element. Klimpern verschiede­ne Melodien, warten, bis alle da sind. „Musik ist für mich alles. Ich spiele seit zehn Jahren Keyboard. Beim Musikmache­n kann ich alles herauslass­en“, erzählt Maschke. Neben Keyboard beherrscht der Neuntkläss­ler aber auch das Schlagzeug, Akkordeon und Bassgitarr­e. Liebt Metal, vor allem Rammstein und hat mit seiner eigenen Band „Kraftstoff“schon so

einige Auftritte, wie er stolz verrät.

Michelle Scherling ist seit diesem Schuljahr Mitglied in der Schulband. Vorher habe sie sich nicht getraut, erzählt sie. Sie ist froh, den Schritt gegangen zu sein. Ihr gefällt, dass sie sich mit eigenen Ideen einbringen kann. Auch wenn Rock, was ihre Lieblingsm­usik ist, nicht so

oft vorkommt. Sie könne sich nicht vorstellen, auf den Musikunter­richt und erst recht nicht auf die Band verzichten zu müssen.

Die Sechstkläs­slerin Omara Hirsch ist seit der fünften Klasse dabei. „Ich kann mich hier ausleben. Wir können uns selbst verwirklic­hen. Mir würde der Musikunter­richt

fehlen. Er ist ja auch eine angenehme Abwechslun­g zu den vielen eher theoretisc­hen Fächern.“Hirsch mag Rock, Pop und Schlager. Elaine Gruner ist ebenfalls seit über einem Jahr dabei. Steht auf Metal. Ihre Lieblingsb­and ist Arch Enemy, eine schwedisch­e Melodicdea­th-metal-band. Auch sie möchte Musikunter­richt und Band nicht missen.

Bereits im Jahr 2000 wurde die Band von Thomas Schmidt ins Leben gerufen. In ihr engagieren sich Jungen und Mädchen der Klassen fünf bis neun. Der größte Auftritt im Jahr ist das traditione­lle Weihnachts­konzert der Schule.

Aktuell zählt die Band 14 Mitglieder. Die Jüngeren lernen von den Älteren, es ist ein harmonisch­es Miteinande­r, freut sich Schmidt. „Das gemeinsame Musikmache­n ist die beste Gewaltpräv­ention und stärkt die Sozialkomp­etenz unserer Schüler. Deshalb ist der Musikunter­richt auch so wichtig, auch als Ventilfach für andere Fächer.“Die Schülerper­sönlichkei­ten

werden emotional positiv geprägt durch das Singen und Musizieren, erklärt der leidenscha­ftliche Musiklehre­r, der aktuell auch die Modulfortb­ildung Drittfach Musik am Thüringer Institut für Lehrerfort­bildung, Lehrplanen­twicklung und Medien (THILLM) begleitet. Für Schmidt ist Reden Silber und Singen Gold. „Musik ist die gesündeste Droge der Welt.“Und auch beim Lernen helfe Musik. Schmidt verweist auf wissenscha­ftliche Studien, die dies belegen. So lassen sich Malfolgen, Gedichte oder historisch­e Zahlen viel besser lernen, wenn diese gerappt oder gegroovt werden.

Noch ein paar Jahre wird Schmidt der Schule erhalten bleiben. Er ist der einzige Musiklehre­r. Bevor er sich aber einmal verabschie­det, will er für eine Nachfolge sorgen, erzählt er. Und er verrät: „Ich habe noch einen Traum oder eine Vision. Ich könnte mir für Ronneburg eine Schüler-eltern-lehrermusi­kgruppe vorstellen.“

 ?? PETER MICHAELIS (2) ?? Musiklehre­r Thomas Schmidt mit der Schulband der Schiller-regelschul­e in Ronneburg, von links: Felix Strobel, Louis Neumärker, Ronja Platt, Michelle Scherling, Elaine Gruner, Omara Hirsch.
PETER MICHAELIS (2) Musiklehre­r Thomas Schmidt mit der Schulband der Schiller-regelschul­e in Ronneburg, von links: Felix Strobel, Louis Neumärker, Ronja Platt, Michelle Scherling, Elaine Gruner, Omara Hirsch.
 ?? ?? Die Schüler Alexander Maschke am Keyboard und Felix Wesser am Schlagzeug.
Die Schüler Alexander Maschke am Keyboard und Felix Wesser am Schlagzeug.

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