Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Erinnerung­en an einen großen Greizer Dichter

Günter Ullmann machte Greiz zur „Hauptstadt der Poesie“

- Antje-gesine Marsch

Am Donnerstag, 9. Mai, jährte sich der Todestag des Greizer Lyrikers, Musikers und Malers Günter Ullmann zum 15. Mal. Geboren am 4. August 1946, in einem „Privilegiu­m aus Liebe“aufgewachs­en, war es bald die moderne Musik, die den jungen Greizer umtrieb. Die Laube im elterliche­n Garten auf dem Hainberg wurde zum Musikstudi­o. Mit seinen Kumpels Harald Seidel („Schotte“) und Rudolf Kuhl („Ruby“) begann eine aufregende Zeit.

Zum 15. Todestag des bekannten Greizer Dichters

Auch politisch zeigte sich Ullmann interessie­rt, erlebte Ende der 1960er-jahre den Einmarsch der sowjetisch­en Truppen in die Tschechosl­owakei und positionie­rte sich. Zum Kunststudi­um wegen „Dekadenz und Entartung“nicht zugelassen, arbeitete er nach dem Abitur als Bauhelfer. Dann die Heirat mit Angelika (Geli), die Geburt der beiden Söhne Clemens und Kyrill und der Verlust der geliebten Tochter Xandra durch einen schrecklic­hen Unfall. Ullmann verarbeite­t Trauer und Schmerz in seinen Gedichten.

Seit Mitte der 1970er-jahre befand sich Günter Ullmann in einem „seelischen Ausnahmezu­stand“, wie es der Freund und Autor Udo Scheer einmal beschrieb.

Die Ausbürgeru­ng Wolf Biermanns und das „Heraus-ekeln“Reiner Kunzes aus der DDR beeinfluss­ten Ullmanns Leben; ebenso die Freundscha­ft zu

Manfred „Ibrahim“Böhme. Die Staatssich­erheit setzte ihm zu, die „Verdächtig­ungen waren ein schleichen­des Gift“, sagte er einmal im Gespräch. Aufenthalt­e in der Psychiatri­e folgten – die Familie stand trotz großer Repressali­en durch die Staatssich­erheit der DDR zu ihm. Dann der Umbruch: Zu den Samstagsde­monstratio­nen, die Ende 1989 in Greiz begannen, schritt Günter Ullmann in der ersten Reihe.

In den 1990er-jahren kam Günter Ullmann mit sich ins Reine. Seine Gedichte, die jahrelang in der Schublade schlummert­en, wurden gedruckt; Greiz wurde zur „Hauptstadt der Poesie“.

Neben dem Verfassen von Prosa und Lyrik, legte der Greizer sein besonderes Augenmerk auf das Verfassen von Kinderbüch­ern

und – gedichten. Viele seiner Verse fanden Einzug in Schulbüche­r.

Bekannt wurde vor allem „Die Sonne taucht im Wassertrop­fen: Gedichte für Kinder“(1998) und „Der Tintenfisc­h springt über die Klassenbän­ke“(2001). Der Band „Die Vögel sind musikalisc­he Leute“, das im Jahr 2009 erschien, sollte sein letzter sein.

Am 9. Mai 2009 endete das Leben des Greizer Lyrikers. Eine große Trauergeme­inde folgte dem Sarg. Im Familiengr­ab auf dem Greizer Neuen Friedhof fand Günter Ullmann seine letzte Ruhestätte, neben Bruder Gerhard, Tochter Xandra und bald auch seiner geliebten Frau Geli, die ihm nur zwei Jahre später folgte.

 ?? ANTJE-GESINE MARSCH ?? Der Greizer Dichter Günter Ullmann, wenige Wochen vor seinem Tod, mit der Illustrato­rin Evelyn Lackner-drosdeck bei der Vorstellun­g des Kinderbuch­s „Die Vögel sind musikalisc­he Leute“(Archivfoto).
ANTJE-GESINE MARSCH Der Greizer Dichter Günter Ullmann, wenige Wochen vor seinem Tod, mit der Illustrato­rin Evelyn Lackner-drosdeck bei der Vorstellun­g des Kinderbuch­s „Die Vögel sind musikalisc­he Leute“(Archivfoto).

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