Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Kinder zahlen die Zeche
Sibylle Göbel zum unverändert hohen Unterrichtsausfall
Die jüngste Erhebung zum Unterrichtsausfall stellt dem Land kein gutes Zwischenzeugnis aus: Da wurden nun in den vergangenen Jahren so viele Lehrer eingestellt wie nie zuvor – und trotzdem reicht es nicht. Die Personaldecke ist zu kurz, was natürlich auch damit zu tun hat, dass die Zahl der Schüler vor allem infolge des Ukrainekriegs und der Migration angestiegen ist. Andere Probleme gibt es schon länger: dauerkranke Lehrer etwa – die, auch das gehört zur Wahrheit dazu, zumindest im Beamtenstatus keine zeitliche Begrenzung der Entgeltfortzahlung befürchten müssen -, oder immer neue Zusatzaufgaben, die viele Lehrer an ihre Grenzen bringen.
Die Zeche für all das zahlen die Schwächsten unserer Gesellschaft, die doch gerade nach den pandemiebedingten Einschränkungen an oberster Stelle stehen sollten. Sie haben ein Recht auf qualitativ hochwertige Bildung – und wenig davon, wenn in Vertretungsstunden Filme gezeigt oder Arbeitsblätter ausgefüllt werden. Aber all das geht nicht allein mit Rot-rot-grün heim: Die CDU, die sich jetzt zu massiver Schelte aufschwingt, vergisst nämlich geflissentlich, dass sie selbst jahrelang kaum in Lehrkräfte investiert hat. Die nächste Landesregierung muss dem Thema Schule deshalb höchste Priorität einräumen. Es gilt, mit kreativen Lösungen wenigstens die Jahre zu überbrücken, bis der Geburtenrückgang, den die Kindergärten schon spüren, in den Schulen ankommt. Vielleicht gibt es dann plötzlich genügend Lehrer.