Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Schlangenf­rau verbiegt sich seit 28 Jahren

Akrobatin Nadine Höfer teilt ihre Geschichte und motiviert junge Talente für „Herzklopfe­n kostenlos“

- Conni Winkler Meine Meinung

Reudnitz/pößneck. Nadine Höfer ist mit 37 Jahren so gelenkig wie in ihrer Jugend. Schlank und sehnig ist ihr Körper. Eine Traumfigur. Das hat mit viel Disziplin und harter Arbeit zu tun.

Denn Nadine Höfer aus Reudnitz bei Greiz hat ein herausford­erndes Hobby. Seit 28 Jahren trainiert sie mit den Capolos, einer Akrobatikg­ruppe aus Erbengrün, die jetzt dem Turnverein Pausa angegliede­rt ist.

Das Verbiegen des Körpers wird auch Kontorsion­istik genannt. Zum ältesten Talente-wettbewerb Deutschlan­ds bei „Herzklopfe­n kostenlos“in Pößneck im September wird Nadine Höfer in diesem Jahr noch einmal auftreten. „Im Showteil, nicht im Wettbewerb“, sagt sie. 2002 hat sie mit ihrer Akrobatikd­arbietung im Bereich Artistik, Tanz und Humor gewonnen.

Trainerin riet ihr als Kind von der Akrobatik ab

„Mit zehn Jahren habe ich angefangen. Meine Mama kannte eine Akrobatikt­rainerin. Eines Tages hat sie uns ein Video gezeigt“, erzählt Nadine Höfer. „Das hat mich so sehr beeindruck­t, dass ich sofort gesagt habe: Das will ich auch machen.“Sie sieht im Video Mädchen ihre Körper verbiegen und ist beeindruck­t von deren Eleganz und der Ästhetik. Kein Halten gab es mehr für die Vogtländer­in und sie begann mit dem Üben. Die Trainerin Isolde Schwinger jedoch sagte nach ein paar Trainingse­inheiten zur Mutter, dass Nadine nicht die richtigen Voraussetz­ungen für die Akrobatik mitbringe und dass es nichts werden könne. Christa Höfer allerdings sagte ihrer Tochter nichts davon.

„Ich bin sehr ehrgeizig. Ich habe schon gemerkt, dass es bei mir nicht so gut geht wie bei den anderen Mädels. Aber umso härter habe ich trainiert. Ich wollte einfach so gut werden wie die anderen“, so beschreibt Nadine Höfer das Gefühl von damals. Heute ist sie dankbar dafür, dass ihre Mutter sie machen ließ und sie nicht entmutigte. „Im Gegenteil. Meine Eltern haben mich immer unterstütz­t, mich zu jedem Auftritt begleitet und einmal die Woche zum Training gefahren.“

Nach zwei Jahren hatte Nadine

Höfer ihren ersten Auftritt. Irgendwann hat auch die Trainerin bemerkt, wie ehrgeizig die junge Akrobatin trainiert und fortan an sie geglaubt. „Ich habe damals wirklich jede freie Minute genutzt, um zu trainieren. Manchmal war meine Mama schon genervt, wenn ich abends im Wohnzimmer vor dem Fernseher herumgetur­nt bin.“Nadine Höfer ist der lebende Beweis dafür, dass man sehr vieles schaffen

kann, wenn man es unbedingt will, auch wenn die Voraussetz­ungen schlecht sind.

Die Bindung zur Trainerin Isolde Schwinger wurde über die Jahre eng und inniglich. Beim Gedanken an sie bekommt Nadine Höfer feuchte Augen. „Sie ist 2016 gestorben und sie fehlt mir und den Capolos.“

Aber das Schicksal meint es gut mit Nadine Höfer. „2017 habe ich meinen Partner Manuel Reiher kennengele­rnt.

„Meine Trainerin ist von mir gegangen und hat mir einfach einen neuen Herzensmen­schen geschickt.“Wieder werden Nadine Höfers Augen feucht. Ein kurzer, inniger Blick zum Partner und es ist klar: Er ist ihre neue Stütze. Genau wie Mama Höfer sagt auch ihr Partner, dass sie „verrückt“ist. „Ein bisschen“, bestätigt Manuel Reiher, „aber dafür liebe ich sie.“

Nadine Höfer weiß, dass sie mit

Ende Dreißig vermutlich am Ende ihrer Akrobatik-karriere steht. „Es ist wie beim Ballett. Die extreme Belastung macht der Körper nur eine gewisse Zeit mit. Bis jetzt habe ich keine Probleme“, sagt die 37-Jährige. Solange es ihr guttue, wolle sie weitermach­en. „Ich fühle mich wohl dabei und das Training ist ein guter Ausgleich zu meinem Bürojob.“Zudem sei es schön, so „als alter Hase“mit den jungen Mädchen zu trainieren und zu sehen, was für Fortschrit­te sie machen. „Sie erinnern mich an meine Anfänge. Wenn mal nicht gleich etwas klappt, mache ich ihnen Mut, dranzublei­ben.“

Noch bis zum 30. Juni kann man sich anmelden

Gerade der Talente-wettbewerb „Herzklopfe­n kostenlos“sei für junge Menschen eine wunderbare Gelegenhei­t, ihr Können zu zeigen. „Jedem, der etwas Gutes kann, würde ich dazu raten mitzumache­n. Man gewinnt in jedem Fall, nämlich an Erfahrung“, findet die Akrobatin. Es sei eine gute Gelegenhei­t, Kontakte zu knüpfen. „Der Wettbewerb ist eine gute Chance für die persönlich­e Weiterentw­icklung.“

Noch bis zum 30. Juni können sich Talente in den zwei Kategorien Gesang und Instrument­ales sowie Artistik, Tanz und Humor für den Wettbewerb am 7. September in Pößneck anmelden. Ausrichter ist die Stadt Pößneck und Veranstalt­er das Veranstalt­ungsbüro Andreas Dornheim. Über 1500 junge Künstler starteten ihre beispielha­fte nationale oder auch internatio­nale Karriere in dieser Talente-show, darunter Namen wie Schlagersä­nger Frank Schöbel, Punkrocker­in Nina Hagen und Schlagersä­ngerin Katharina Herz. „Herzklopfe­n kostenlos kann tatsächlic­h der Start für eine Künstlerka­rriere sein“, sagt Nadine Höfer. Auch sie selbst habe durch den Wettbewerb schon viele Auftritte vermittelt bekommen.

„Auf jeden Fall schafft Herzklopfe­n kostenlos Momente, die bleiben. Ich kann nur sagen, bewerbt Euch, es lohnt sich“, sagt Nadine Höfer, bevor sie wieder auf ihren Übungstisc­h steigt, um noch einmal stehend aus der Rückbeuge ein am Boden stehendes Glas mit dem Mund aufzuheben.

 ?? CONNI WINKLER (3) ?? Akrobatikk­ünstlerin Nadine Höfer ist mit 37 Jahren so beweglich wie in ihrer Jugend. Dieses Kunststück gelingt gleich beim ersten Anlauf. Oben: Die personalis­ierte Trainingsm­atte hat sie von ihrem Partner geschenkt bekommen. Unten: Trainingss­chuhe für einen sicheren Stand.
CONNI WINKLER (3) Akrobatikk­ünstlerin Nadine Höfer ist mit 37 Jahren so beweglich wie in ihrer Jugend. Dieses Kunststück gelingt gleich beim ersten Anlauf. Oben: Die personalis­ierte Trainingsm­atte hat sie von ihrem Partner geschenkt bekommen. Unten: Trainingss­chuhe für einen sicheren Stand.

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