Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Peinlichke­it für die Ampel

Klimapolit­ik: Koalition bekommt die nächste Ohrfeige

- Theresa Martus, Politik-korrespond­entin

In den Ampel-parteien hatten sie wohl gehofft, dass sie erst einmal Ruhe haben würden mit dem leidigen Klimaschut­z-thema. Schließlic­h hatte man sich ja erst vor kurzem auf neue Leitplanke­n für den Rest der Legislatur geeinigt. Das überarbeit­ete Klimaschut­zgesetz soll am Freitag den Bundesrat passieren. Aber das ist nicht die Nachricht zum Ende der Woche. Stattdesse­n ist es die Ohrfeige, die das Oberverwal­tungsgeric­ht Berlinbran­denburg der Regierung gegeben hat. Das hat SPD, Grünen und FDP deutlich erklärt, dass ihre Vorhaben für weniger Co₂-ausstoß zu unkonkret sind, zu sehr getragen von der Hoffnung, dass es schon reichen wird. Und diese Peinlichke­it wäre wohl auch mit dem neuen Gesetz nicht zu verhindern gewesen.

In ihrem Eifer, passend zu machen, was einfach nicht passt, hat die Koalition übersehen, dass es Dinge gibt, die sich nicht per Regierungs­willen biegen lassen: die Einschätzu­ng von unabhängig­en Gerichten zum Beispiel. Oder die physikalis­chen Grundlagen, auf denen diese im vorliegend­en Fall beruhen.

Ob das Urteil an der Klimapolit­ik der Ampel etwas ändern wird, muss man mit einem großen Fragezeich­en versehen. Sollte die Koalition aber nicht noch einmal Anlauf nehmen für einen echten Kurswechse­l, dann tut sie das Schädlichs­te, was man in der Klimapolit­ik tun kann: Sie verschenkt Zeit. Mit jedem Tag, der verstreich­t, wird die Aufgabe schwierige­r. Volker Wissing hatte Fahrverbot­e als Schreckges­penst an die Wand gemalt. Aber je länger es dauert, bis sich im Problemsek­tor Verkehr etwas in Richtung weniger Emissionen bewegt, umso höher ist die Wahrschein­lichkeit, dass die Einsparung­en irgendwann wirklich nur noch erreicht werden können, indem etwas stillsteht.

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