Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Darf man Vogelbabys anfassen?
Dass die Vogeleltern sich am menschlichen Geruch stören, stimmt nicht
Sitzt ein Rehkitz im Gras, sollen Menschen es auf keinen Fall direkt anfassen. Denn haftet der fremde Geruch daran, kann das Kitz von der Mutter verstoßen werden. Viele Menschen glauben, dass so etwas auch bei Vögeln gilt. Deswegen solle man aus dem Nest gefallene Küken nicht mit bloßer Hand zurücksetzen. Aber stimmt das?
Die Antwort: Nein. Die Vogeleltern stört der Geruch nicht. Es ist manchmal sogar möglich, das Vogelbaby in ein anderes Nest zu setzen. Natürlich geht das nur, wenn es sich um die gleiche Vogelart handelt und wenn die anderen Küken ungefähr gleich alt sind.
Die Vogelexpertin Agnes Türk hat schon Hunderte Vogelbabys aus Nestern geholt und wieder reingesetzt. Als Wissenschaftlerin untersuchte sie bei Blaumeisen, welche Küken von welchen Vätern sind. „Dazu haben wir die jungen Meisen angefasst, das ist überhaupt kein Problem.“
Einige Vogelarten wie Amseln, verschiedene Meisen und Ringeltauben haben jetzt im Mai schon
Küken. Frau Türk erklärt, wie man sich am besten verhält, wenn man ein Vogeljunges am Boden sieht. „Erst einmal Abstand halten und beobachten.“Vielleicht seien die Jungvögel mit Absicht aus dem Nest gehüpft, weil es dort zu eng oder zu heiß war. „Diese Vögel werden von den Eltern am Boden weiter gefüttert. Da brauchen wir Menschen meist gar nichts machen.“
Nur wenn diesen Jungvögeln Gefahr drohe, könne man helfen. Zum Beispiel, wenn Katzen in der Nähe seien oder sie an einer Straße sitzen. „Dann am besten auf einen Ast setzen, damit sie geschützt sind.“Auf jeden Fall solle man diese Jungvögel nicht mit nach Hause nehmen. Denn eine Aufzucht ist extrem schwierig. Tierschutz-organisationen weisen darauf hin, dass die allermeisten Jungvögel am Boden keine Hilfe brauchen. Man sollte sie deshalb auch nicht unnötig anfassen. Falls es aber noch ein ganz kleines Küken ohne viel Federn ist: Dann kann man es ins Nest zurücksetzen, falls man dran kommt. Oder man kann das Küken zu Fachleuten in einer Auffangstation oder Vogelpflegestation geben.