Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Nähcafé in Gefell wird zu Kreativ-Café
Erstes Treffen am Mittwoch
Gefell. Gut zwei Jahre lang gab es das interkulturelle Nähcafé in Gefell. Frauen aus der Stadt und den umliegenden Orten haben zusammen mit Familien aus verschiedenen Ländern bei den regelmäßigen Treffen nicht nur genäht, sondern sich auch kennengelernt und gemeinsam schöne Stunden verlebt.
Doch jetzt ist es Zeit für neue Impulse. „Wir wollen das Angebot erweitern, nicht nur nähen, sondern auch anderen kreativen Ideen Raum geben. Deshalb laden wir ab sofort in das KreativCafé Gefell ein. Alle Interessierten, die mit uns beim Nähen, Stricken, Häkeln, Filzen, Malen oder Basteln Zeit verbringen wollen, sind dazu herzlich eingeladen. Material ist vorhanden, Ideen sind willkommen“, sagt Ramona Kleinhenz, die Leiterin des Tagespflege Gefell und Initiatorin des Kreativ-Cafés.
Das erste Treffen findet am Mittwoch, 21. März, in den Räumen der Tagespflege Gefell, im Lebenskulturhaus Hofer Straße 30/32 in Gefell statt. Beginn ist 18 Uhr. Neundorf. Schulleiter Franz Richter kam in der Pause in die oberen Klassen der Neundorfer Schule. Die nächsten Unterrichtsstunden fallen aus, verkündete der Pädagoge. Die Mädchen und Jungen freuten sich. Es ging hinaus auf die Flur. Auf dieser lagen weit verstreut Flugblätter.
Diese mussten eingesammelt, durften aber nicht gelesen werden. Sie sollten auch nicht in die Hände von Einwohnern fallen. Der Sammeleifer der Schüler war geweckt. Stunden später kamen Volkspolizisten in die Schule und holten das Propagandamaterial ab. Für die ideologische Auseinandersetzung beider deutscher Staaten wurden in den 50er und 60er Jahren Hetzschriften verwendet. Der Kalte Krieg hatte auch die ländlichen Regionen nahe der Grenze erfasst.
Sprengsätze mit Zeitzünder
Gedruckt wurden die Schriften in der BRD. Ballons trugen sie mit dem Wind in den Osten. Entweder zerplatzte die Hülle in einer gewissen Höhe oder ein Zeitzünder löste einen kleinen Treibsatz aus. Diese waren zwischen dem Ballon und dem darunter hängenden Bündel angebracht. Die Bezirksbehörde Gera der Deutschen Volkspolizei meldete 1955 nach oben, dass im dritten Quartal 156 948 Schriften gesammelt wurden. Vom Oktober bis November waren es 177 605 Stück. Gegen die ideologische Diversion des Gegners wurde zu Felde gezogen. Doch längst nicht alles, was von oben auf die Flur und die Orte rieselte, landete bei den Behörden. Ein mancher Landwirt, Waldarbeiter oder Pilzsucher nahm die Flugblätter mit nach Hause, lasen und verbrannten sie dann meistens.
Die Flugblattaktionen wurden von der Bundeswehr gestartet. Im Führungsstab gab es eine Abteilung für Psychologische Kampfführung (PSK). Die drei Kompanien verfügten über einen Laufsprecherzug, einen Flugblatt-Raketenzug und einen Ballonzug. Ihr Auftrag: Propaganda gegen die DDR. 1963 gingen etwa 20 000 Ballons auf dem Gebiet der DDR nieder. Wie Archivunterlagen zu entnehmen ist, wurden 1970 knapp 20 Tonnen Informationsmaterial per Ballon über dem Territorium des zweiten deutschen Staates verstreut. Aufgelassen wurden die Ballons meistens bei Nacht und Nebel, wenn der Wind günstig war, in Grenznähe. Der Inhalt der Flugblätter: Die politische Führung des Arbeiter- und-BauernStaates wurde diffamiert und Bürger zur Flucht animiert. Einfluss genommen wurde auch auf die Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR. Willy Brandts