Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Wanderfreunde Pößneck auf Tour
Pößneck. Am Sonnabend, dem 24. März, führen die Wanderfreunde Pößneck eine Wanderung zum Thema „Unterwegs im thüringisch-sächsisch-bayerischen Grenzgebiet“durch. Die Wanderstrecke führt von Mödlareuth zum Drei-FreistaatenStein und zurück und beträgt zirka 17 Kilometer. Treffpunkt am Samstag ist 8 Uhr an der Shedhalle in Pößneck beziehungsweise 9 Uhr am Grenzmuseum Mödlareuth. Eine Einkehr erfolgt nach der Wanderung. Gäste sind willkommen. Freilich war es nicht immer leicht. Die Abriss- und Entkernungsarbeiten im Inneren haben die beiden selbst erledigt, „die Drecksarbeit“, wie sie lachend sagen, in Feierabend- und Wochenendarbeit. Zahllose Zwischenwände der Armenhaus-Zeit mussten entfernt werden. Kirchentypisch hatte das Haus einen riesigen Innenraum, in den aber Zwischenwände eingezogen worden waren, um Platz für winzige Wohnungen zu schaffen. Pro Wohnung gab es ein Fenster. Juliane Schwager: „Wir haben 16 Klingelschilder entfernt.“
Genau am 23. Februar dieses Jahres war das Paar fertig mit der Sanierung, genau ein Jahr nach dem Kauf. Die Unkenrufe des Vaters - „Wer will schon in einem Armenhaus wohnen?“bestätigten sich nicht. Sechs der sieben entstandenen Wohnungen im „Nikolaihof“, wie das Haus jetzt der besseren Vermarktung wegen heißt, sind bereits vermietet, die Mieter schon eingezogen. Es gebe genügend Interessenten, sagt Brömel, die die 1,04 Meter dicke Außenmauern - „von unten bis oben“zu schätzen wissen. Dazu Brömel: „So lange wir leben, brechen diese Mauern nicht zusammen.“Natürlich habe selten eine Wand genau 90 Grad und „natürlich knarrt der Fußboden“. Doch andererseits sei das Wohnen in einem derart alten, geschichtsträchtigen Haus „sehr individuell“. Ihre Mieter hätten „einen ähnlichen Blick wie wir“, sagt Juliane Schwager. Früh hätten sie erkannt, was da Schönes aus dem alten Haus werden kann.
Der Zustand beim Kauf habe schon Fantasie erfordert. Brömel zufolge sei zuvor „in den wilden 1990er Jahren“nur das Nötigste gemacht worden und auch der Denkmalschutz muss seine Augen woanders gehabt haben, denn „Plastikfenster im ältesten Haus von Saalfeld sind eigentlich ein Unding“, findet Brömel.
Das Paar sanierte das Haus zurückhaltend, auf das Anbringen von Balkonen verzichtet es. „Wir wollten kein Disneyland“, sagt der als Rechtsanwalt arbeitende Brömel, „wir wollten ein Haus, dem man die tausend Jahre auch ansieht“.
Die alte Nikolaikirche ist bereits das zweite Denkmal, das Hardy Brömel in Saalfeld saniert. Auch das SchlossgärtnerHaus am Saalfelder Schlosspark hat er von der Wobag gekauft und vor dem Verfall gerettet. „Es juckt einem in den Fingern, wenn man so ein altes Haus vergammeln sieht“, sagt er. Die Städtebau-Politik in Saalfeld versteht er nicht immer. Oft werde dem Bauerbe nicht die Achtung zuteil, die es verdiene: „Wir können nicht sagen, wir seien die steinerne Chronik Thüringens - und irgendwann ist alles weggerissen.“
Fördermittel haben Juliane Schwager und Hardy Brömel für die Sanierung nicht bekommen. Zur Investitionssumme wollen sie nichts sagen, nur soviel: „Wir sind einfache Leute.“Die wichtigste Ressource sei nicht unbedingt Geld, sondern der Mut gewesen, sich die Sanierung des alten Hauses zuzutrauen. Das Paar, das zusammen mit ihren vier Kindern eine PatchworkFamilie bildet, hofft nun, die Vermietungserlöse der Wohnungen werde für sie eine gute Altersvorsorge darstellen. Die siebente Wohnung - ein 140Quadratmeter-Schmuckstück zu ebener Erde mit eigener Torzufahrt und Garten - wird im Mai fertig und ist noch zu haben.
Gleichgesinnten, die auch damit liebäugeln, ihre Energie in ein altes Haus zu stecken, rufen Hardy Brömel und Juliane Schwager zu: „Traut Euch, es ist keine Zauberei.“
Aber viel Arbeit.