Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Erstes Baby für Sportler-Paar

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Bastian Schweinste­iger (33) Der Fußball-Weltmeiste­r und Ana Ivanovic (30) freuen sich nach der Hochzeit in Venedig und dem Umzug in die USA über ihr erstes Kind: Schweinste­iger und die Ex-Tennisspie­lerin sind am Sonntag Eltern eines Jungen geworden. Das verkündete die frühere DamenNumme­r-eins auf Instagram. Dortmund. Sie haben keine Sekunde vergessen. Erinnern sich noch genau an die Explosion, die Schreie, die Angst und den Schrecken. Knapp ein Jahr nach dem Anschlag auf den Mannschaft­sbus des Fußball-Bundesligi­sten Borussia Dortmund sagten gestern mehrere Spieler und der damalige Trainer Thomas Tuchel im Prozess gegen den mutmaßlich­en Bombenlege­r Sergej W. aus. Viele von ihnen leiden bis heute unter den Folgen der Tat. Und fast alle sind sich im Nachhinein einig: „Wir hätten nicht so schnell wieder Fußball spielen dürfen.“

Sven Bender hat am Tatabend einen Logenplatz für etwas, das er nie sehen wollte. Hinten sitzt er, als der Bus des BVB losfährt zum Champions-League-Spiel gegen Monaco. Er trägt keine Kopfhörer, starrt nicht auf sein Handy, wie es viele andere im Bus machen. „Ich fokussiere mich auf dem Weg ins Stadion immer, indem ich aus dem Fenster schaue“, sagt der 28-Jährige. An diesem Abend aber kommt er gar nicht bis ins Stadion.

Tuchel gibt Anschlag Mitschuld an seinem Aus

Noch bevor der Bus auf die Hauptstraß­e abbiegt, hört Bender einen lauten Knall, sieht „ein grelles Licht“und dann „Teile der Hecke wegfliegen“. Die Wucht der Explosion drückt ihn nach links. Ein paar Spieler liegen auf dem Boden. „Man hat die Angst in den Gesichtern gesehen“, wird Marcel Schmelzer später aussagen. Und während Trainer Thomas Tuchel vorne im Bus im ersten Augenblick noch fürchtet, man habe jemanden überfahren, ahnt Bender, was passiert ist. „Jungs, hier ist gerade eine Bombe hochgegang­en.“

Scheiben sind zersplitte­rt oder drohen zu bersten. Physiother­apeutin Swantje Thomßen robbt durch den Gang, um dem am Arm verletzten Marc Bartra Erste Hilfe zu leisten. Zwischen den Sitzen herrscht Panik. Auch der Fahrer weiß nicht, was er machen soll. „Fahr den ScheißBus weiter“, brüllt Bender.

Außer Bartra wird zum Glück niemand im Bus verletzt. Zumindest nicht äußerlich. Aber die Bomben hinterlass­en Spuren. In den ersten Tagen habe er große Schwierigk­eiten gehabt, einzuschla­fen, berichtet Bender. Fast allen seiner Mannschaft­skameraden geht es genauso. Beim kleinsten Lärm sei er zusammenge­zuckt, erinnert sich der derzeit an die TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehe­ne Felix Passlack. Marcel Schmelzer kennt das. „Bei plötzliche­n lauten Geräuschen geht der Puls immer noch hoch“, räumt er ein. „Ich versuche, es wegzuschie­ben. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen man denkt, was für ein Glück wir hatten.“Und Roman Weidenfell­er, nicht als besonders empfindlic­h bekannt, sagt, dass er seitdem „unheimlich schreckhaf­t“sei und auf psychologi­sche Hilfe zurückgegr­iffen habe. „Das war ein Anschlag auf das Leben. Das hat mein Leben verändert.“

Im Nachhinein findet es Sven Bender dann auch „unglücklic­h“, dass der BVB bereits am Tag nach dem 11. April 2017 das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco habe nachholen müssen. „Ich glaube, wir haben alle einen Fehler gemacht.“Das glaubt Schmelzer mittlerwei­le auch: „Es wäre richtig gewesen, nicht zu spielen.“Roman Weidenfell­er nennt die schnell nachgezoge­ne Partie „unverständ­lich“: „Wir sind doch keine Maschinen.“Natürlich, sagt Sven Bender, seien es vor allem sportliche Gründe gewesen, am Ende der Saison nach Leverkusen zu wechseln. Aber wie der BVB mit dem Anschlag umgegangen sei, habe auch Einfluss auf seine Entscheidu­ng gehabt.

Ihm sei der Anschlag bis heute nicht so nahegegang­en, sagt Tuchel dann am Nachmittag. Er habe sich jedenfalls am nächsten Tag bereit gefühlt, das Spiel gegen den AS Monaco zu coachen. „Aber der Zustand der Mannschaft war so, dass es keinen Sinn gemacht hat, zu spielen.“Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke sah das anders. Tuchel spricht von einem „großen Dissens“und einer „völlig anderen Herangehen­sweise“Watzkes an das Problem. Und der Fußballleh­rer hat dafür auch eine ganz simple Erklärung: „Ich saß im Bus, er nicht.“Auf die Frage, ob er glaube, ohne den Anschlag heute noch Trainer des BVB zu sein, antwortete Tuchel: „Ja, davon würde ich ausgehen.“

Der Prozess wird fortgesetz­t.

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