Ostthüringer Zeitung (Gera)

Der importiert­e Konflikt

- Von Miguel Sanches

Es kam, wie es kommen musste und wovor der Verfassung­sschutz warnt. Eskalieren die Spannungen zwischen Kurden und Türken, wird der Konflikt auch auf deutschen Straßen ausgetrage­n. Seitdem türkische Soldaten die syrische KurdenHoch­burg Afrin einkesseln, werden in Berlin, Stuttgart,

Köln oder im Sauerland Moscheen beschmiert und Läden verwüstet.

Die Behörden sind gewarnt, sie können die Eskalation indes nicht stoppen. Dafür ist die Zahl der hier lebenden Türken und Kurden zu groß. Selbstvers­tändlich müssen die Sicherheit­sbehörden die Türken schützen; außer Frage steht auch, dass Gewalt inakzeptab­el ist.

Die Kurden, mindestens 20 Millionen Menschen, sind ein Volk ohne Land, beheimatet in mindestens fünf Ländern: Irak, Iran, Syrien, Armenien, am stärksten in der Türkei. In Syrien fragt man sich, wie das Regime Assad mit ihnen verfahren wird, sollte es den Krieg gegen die Rebellen gewinnen. Im Irak war auch das Verhältnis des Westens zu den Kurden nutzwertor­ientiert. Solange der „Islamische Staat“eine Gefahr war, wurden die Kurden bewaffnet. Seit der IS zerschlage­n ist, braucht man sie nicht zwingend. Die Türkei ist ein Schlüssels­taat, schon weil dort die meisten Kurden leben. Der türkische Präsident Erdogan ist jedoch Teil des Problems. Gleichwohl muss die Bundesregi­erung bei ihm eine friedliche Beilegung des Konflikts anmahnen. Groß ist ihr Einfluss nicht.

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