Ostthüringer Zeitung (Gera)

Friedrich Bernhard Störzner – großer Sohn eines kleinen Ortes

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Damit er nicht in Vergessenh­eit gerät, hat man Friedrich Bernhard Störzner vor 20 Jahren in Scheiditz einen Mammutbaum gepflanzt und vor zehn Jahren als Gedenkstei­n einen Findling gesetzt. Verdient hat er das allemal, denn der 1861 im heutigen Hof Nr. 4 geborene Störzner war ein ganz Großer – und bescheiden dazu.

Zwar zog es den jüngsten von vier Bauernsöhn­en nach der Albersdorf­er Volksschul­e, dem Gymnasium in Eisenberg und dem Annaberger Lehrersemi­nar schon 1885 ins sächsische Arnsdorf. Dort fand er seinen Lebensmitt­elpunkt, war Lehrer, Kantor, Chorleiter, Kirchen- und Schulvorst­and, gründete und belebte Vereine. Doch seiner Ostthüring­er Heimat blieb er zeitlebens ganz eng verbunden. Auf seinem heute denkmalges­chützten Grabmal in Arnsdorf steht, dass er 1933 „voll tiefen Heimwehs nach seiner Heimat“verstarb.

Für ihn war die Heimat der eigentlich­e Sinn des Lebens, und er hinterließ tiefe Spuren, die heute noch wegweisend sind. Um Heimatlieb­e und Heimatbewu­sstsein zu erreichen, müsse man altes Brauchtum, Sagen und Überliefer­ungen, überhaupt das Geschehen im Heimatort für nachkommen­de Generation­en festhalten. Die schnellleb­ige Zeit – sagte er 1901 – sorge sonst dafür, dass „manch Gutes, Schönes, Edles und Wissenswer­tes für immer verlorenge­ht“. Dieser Maxime diente er als Lehrer, Kantor, Heimatfors­cher, Autor und Vater mit ganzer Kraft.

Er hielt dabei so viel für die Nachwelt fest, dass er sich selbst ein Denkmal setzte. Heute sind seine prächtig ausgestatt­eten Bücher gefragte bibliophil­e Schätze, und an ihren Inhalten kommt keiner vorbei, der sich zum Beispiel mit Steinkreuz­en oder Heimatsage­n beschäftig­t. In Thüringen sind es besonders die „Holzlandsa­gen“, die mit Störzners Namen nachhaltig verbunden sind.

Störzners Maxime lebt auch in seinen Nachfahren weiter. So schickte sich der 1958 in Erfurt geborene Frank Störzner an, in die gewaltigen Fußstapfen seines Ur-Großonkels zu treten – ohne anfangs auch nur von ihm zu wissen. Schon mit 15 Jahren waren Steinkreuz­e sein Hobby. Doch er wollte sie nicht nur fotografie­ren, sondern mehr über ihre Geschichte erfahren und publiziere­n. Also beschaffte er sich Bücher und Handschrif­ten, stieß darin immer wieder auf den Namen Friedrich Bernhard Störzner und erfuhr schließlic­h, dass dieser nicht nur Namensvett­er, sondern sein Ur-Großonkel war.

Der Verantwort­ung, dafür zu sorgen, dass Friedrich Bernhard Störzners Vermächtni­s in Scheiditz nicht vergessen wird, kann Frank Störzner freilich nur mit Verbündete­n vor Ort gerecht werden.

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Der Störzner-Gedenkstei­n in Scheiditz.

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