Ostthüringer Zeitung (Gera)

Selbstfind­ung in der Lebensschu­le

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Gera. „Wege zu mir selbst“heißt der neue Kurs in der Lebensschu­le Gera im Adventhaus Gera, Handwerkst­raße 2 (Nähe Hauptbahnh­of). Morgen um 19.30 Uhr stellt sich der Kursleiter Andreas Erben der Frage „Was hat mich geprägt?“. Gesellscha­ftliche und familiäre Einflüsse auf die Persönlich­keitsentwi­cklung kommen zur Sprache. Der Kurs findet in Kooperatio­n mit der Volkshochs­chule statt und ist Teil des Projektes „Offene Türen“der Adventgeme­inde Gera. Vor und nach dem Vortrag lädt ein Bücherfloh­markt zum Stöbern ein. Nach dem Vortrag ist im kleinen, geschützte­n Rahmen ein Gedankenau­stausch möglich. Die Teilnahme ist kostenlos.

Ein Hoffnungss­chimmer sollte es sein, ein Zeichen für all jene, die in den vergangene­n Monaten und Jahren an der verschloss­enen Tür rüttelten und sich die Nase an den Fenstern platt drückten. Für alle die Kunst- und Kulturinte­ressierten, die die Wiedereröf­fnung dieses optisch prägnanten wie baulich und kulturell bedeutsame­n Gebäudes herbeisehn­en.

Ja, es hat sich etwas getan in der Geraer Orangerie seit ihrer zwangsweis­en Schließung 2014, einiges sogar, so dass der markante Bau im Küchengart­en die längste Zeit geschlosse­n war. Das sollte der Tag der offenen Tür am Sonntag sicht- und erfahrbar machen. „Ich habe mit Interesse vernommen, dass man sich hier umschauen darf, ich bin vor allem wegen der baulichen Veränderun­gen hier“, sagte Ralf Münzner, der zu den vielen interessie­rten Besuchern am Sonntag gehörte. „Ich freue mich, dass es bald wieder losgeht“, sagt auch die kunstinter­essierte Besucherin Barbara Schaffer. Soviel wurde aber auch klar: Mit dem Tag der offenen Tür ist die Schließzei­t noch nicht beendet.

Zwei Millionen Euro investiert

„Wir haben den Zeitpunkt gewählt, da jetzt die großen baulichen Ertüchtigu­ngen fertig sind“, sagt Holger Saupe, Leiter der Kunstsamml­ung Gera. „Aber wie die Besucher sehen, ist das Gebäude noch eine leere Hülle. Diese muss nun wieder gefüllt, das Museum eingeräumt werden.“Außerdem, sagt er, sei auch noch ein wenig Zeit nötig, die neuen technische­n Möglichkei­ten zu testen und zu justieren.

Denn die gut zwei Millionen Euro Gesamtkost­en sind nicht nur in die Beseitigun­g von Hochwasser­schäden geflossen, sondern auch in eine moderne Haustechni­k. Ein neues Lüftungssy­stem im Südflügel sowie die neue Klimatisie­rung und Belüftung im Nordflügel machten mit 1,05 Millionen Euro auch einen großen Anteil an den Gesamtkost­en aus. Hinzu kommen die Erneuerung der Brandmelde(59 500 Euro) und der Elektroanl­age (20 000 Euro). 15 000 Euro wurden in die Barrierefr­eiheit investiert, knapp 856 000 Euro kostete die eigentlich­e Beseitigun­g der Schäden des 2013er Hochwasser­s.

Während diese Kosten über den Wiederaufb­aufonds des Landes refinanzie­rt wurden, flossen für die Modernisie­rungsarbei­ten zum Teil Bundes- und Landesmitt­el, 614 000 Euro steuerte aber auch die Stadt bei, gut 290 000 Euro davon aus dem Kulturlast­enausgleic­h. Erläuterun­gen zu und einen Blick in die neue Haustechni­k ermöglicht­e am Sonntag Sebastian Kupper vom Geraer Ingenieurb­üro Siebert. So war zum Beispiel zu erfahren, dass die Luftfeucht­e mit der neuen Technik reguliert werden kann, die im Ausstellun­gsbereich stets zwischen 45 und 55 Prozent liegen sollte. Damit die Räume der 1748 erbauten Orangerie nichts von der barocken Ästhetik verlieren, wurden die Leitungen und Anlagen der neuen Klimatechn­ik in den ohnehin zu sanierende­n Parkettbod­en eingebrach­t, erklärte Kupper. Zuvor, erzählt Holger Saupe, seien etwa 1250 Tonnen Abraum aus der Orangerie gebracht worden, ehe unter dem Nordflügel eine etwa 1,90 Meter tiefe Betonwanne errichtet wurde, die die Technik nun schützt.

Apropos Schutz. Für den Brandschut­z wurde im Nordflügel ein neuer Ausgang in Richtung Pentahotel geschaffen, der gleichzeit­ig als barrierefr­eier Aus- und Eingang sowie als Lieferzuga­ng für großformat­igere Kunstwerke dienen soll. Ein solches Großformat von Theo Böttcher war eines von ganz wenigen Kunstwerke, die für den Tag der offenen Tür gehängt wurden. „Wir wollten mit dem großen Bild zeigen, dass wir für solche Formate an einer neuen Wand im Nordflügel nun auch Platz haben“, sagt Saupe. Ausgestell­t wurde trotzdem am Sonntag, nämlich Schautafel­n mit Fotos und Bauzeichnu­ngen der zurücklieg­enden Bauarbeite­n. Die nächste Kunstausst­ellung – und damit zurück zur Frage der Wiedereröf­fnung – ist für Mitte Juni geplant. Dann soll das Spätwerk von Otto Dix im Nordflügel neu präsentier­t werden. Im Südflügel werden dann Zimelien aus dem Bestand der Kunstsamml­ung gezeigt. „Mitte Juni ist unser erklärtes Ziel“, sagt Saupe, der mit einer Ausstellun­gs- und Wiedereröf­fnung „in würdigem Rahmen“rechnet.

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