Ratlosigkeit im deutschen Eisschnelllauf
Der finanziell klamme Verband will keine Schnellschüsse bei der Suche nach einem neuen Trainer machen
am Sonntag zu Medienvertretern die Nichtverlängerung seines Vertrages und gab damit seinen Entschluss auch erst dem Präsidium zur Kenntnis. Erst danach reagierte die überfordert wirkende Präsidentin Stefanie Teeuwen mit einer Pressemitteilung, in der sie die längst gefallene Entscheidung über die Trennung von Sportdirektor Robert Bartko öffentlich machte. „Ich war entsetzt, dass van Veen seinen Rücktritt zuerst den Medien mitteilte“, sagte DESG-Vizepräsident Hubert Graf gestern zum Vorgehen des Niederländers.
Jahrzehntelang waren die deutschen Eisschnellläufer die erfolgreichsten deutschen Medaillensammler bei Winterspielen. Die sträfliche Vernachlässigung des Nachwuchses wirkt jetzt wie eine schallende Ohrfeige für alle Verantwortlichen. Schon in Pyeongchang hatte Bartko angedeutet, dass seine Konzepte auf die Zukunft gerichtet seien und die Erfolglosigkeit zumindest bis ins Jahr 2030 anhalten werden. Diese offenen Worte waren im Präsidium offenbar nicht gut angekommen.
Erschwerend kommt für die verbliebenen Verantwortungsträger bei der Suche von Nachfolgern allerdings die katastrophale finanzielle Situation des Verbandes hinzu. Nach Unregelmäßigkeiten in der DESGGeschäftsstelle und geforderten Nachzahlungen von Krankenkassen wird das finanzielle Loch auf eine mittlere sechsstellige Summe geschätzt.
Die Athleten sind in größter Sorge um die Zukunft. „Auch wenn die Finanzlage prekär ist: Ein qualifizierter Trainer muss her. Aber wir werden keinen Schnellschuss machen“, sagte Graf. Bis Ende April sollen die Weichenstellungen erfolgen.
Als Hauptgrund des Versagens von Sportdirektor Bartko hat das Präsidium die mangelnde Kommunikation des früheren Bahnradprofis ausgemacht. Genau diese Defizite hatten auch Nico Ihle und Patrick Beckert, die außerhalb der Trainingsgruppe van Veens ihren Weg gingen, immer wieder beklagt. „Egal, wer künftig Verantwortung übernimmt, er sollte mehr mit uns Sportlern reden“, forderte der Thüringer Beckert. (dpa)