Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Staatsarchiv Altenburg fasziniert
Wer zum Tag der Archive ins Altenburger Schloss reiste, wurde nicht enttäuscht. Zwischen Akten, Fahnen, Karten wartete Spannendes.
Altenburg. Karten aus dem 18. Jahrhundert aus Posterstein, der Nachlass von Lindenau: Was so alles im Staatsarchiv Altenburg lagert, bekamen Besucher am Samstag zum Tag der Archive erklärt.
Altenburg. Kein Feuer, kein Wasser, keine fettigen Finger und konstant 18 Grad. So bleibt das papierene Gedächtnis im Residenzschloss Altenburg – das Altenburger Staatsarchiv – auch mit über 1200 Jahren noch frisch. So alt ist es nämlich, das älteste Stück unter den hunderttausenden Akten, Urkunden, Büchern, Zeitungen, Fotos, Karten, Bildern, Rissen. Ein Bibelkommentar, Levitikus. Am Samstag hatten Bürger die seltene Gelegenheit, einen Blick in die Räume des Archivs zu werfen. Zum Tag der Archive führte Grit Baum mit ihren Kollegen durch die langen Flure voller Papier. Breitwillig öffnet sie auf Nachfrage den Ordner mit dem ältesten Stück, dem Bibelkommentar. Vergilbt, die Schrift kaum lesbar. Und so interessant. Ihre Gruppe, etwa 15 Menschen, beugt die Köpfe über das Dokument. „Dass das hier einfach so rumliegt, ich hätte gedacht, so etwas sei hinter Panzerglas“, staunt ein grauhaariger Mann. Grit Baum lächelt.
Die Wurzeln des Staatsarchiv Altenburg reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück, als mit der Bildung des eigenständigen
Fürstentums Altenburg 1603 auch die Aktenbildung begann. Seither werden dort Akten und Dokumente der Landesregierung, ihrer Ministerien und Gerichte verwahrt. Doch das ist längst nicht alles.
Die Führung begann im Findbuchraum in der Junkerei. Dort
dürfen Besucher recherchieren. In den Findbüchern sind die meisten Akten verzeichnet. Grit Baum holt ein vergilbtes Findbuch hervor. „Wir sind ein bisschen die Dinosaurier“, sagt sie. Hier wird noch alles ausgedruckt. Bibliotheken wollen eigentlich die ganzen Daten digital.
Dabei, die Dokumente zu digitalisieren, ist man hier, doch es schreitet langsam voran angesichts der Fülle an Material. Archiviert sind Nachlässe, Bücher, das Archiv von Lindenau, Theaterbücher, Postkarten, Patientenakten, Geheimdokumente. Jeder kann anfragen, doch ob man die Dokumente sehen darf, dabei spielt auch etwa das Persönlichkeitsrecht eine Rolle, wie die Archivarin in einem Beispiel erklärt: „Die Patientenakte Ihrer verstorbenen Oma dürften Sie sehen, die Ihrer Nachbarin nicht.
Der Raum mit den über 10 000 Karten ist mit der, in dem die Truppe am längsten verweilt. Die Urkarten um 1800, als die ersten Landesvermessungen durchgeführt wurden, und die Generalkarten seien am beliebtesten, sagt Grit Baum. Doch ein Teil der Truppe ist so fasziniert von den bis auf den letzten Baum genauen Karten aus dem 17./18. Jahrhundert, dass sie diese Information kaum mehr mitbekommen. „Hier wohne ich“, sagt eine Dame zu ihrem Begleiter, über die Posterstein-Karte gebeugt.
Die meisten Anfragen für Recherchen kämen von Heimatforschern, Familienforschern, Behörden wegen Altakten sowie Schülern und Studenten. Die Akten sind nicht nach Themen geordnet. Sie haben eine ganz eigene Logik. „Man muss immer überlegen, zu welchem Anlass zu einem bestimmten Thema Niederschriften geführt worden sein könnten“, erklärt Grit Baum. Beispiel: Interessiert man sich für den Ort, könnte man in Vereinsschriften fündig werden, bei der Feuerwehr oder in Unterlagen des Gemeinderats. „Es scheint kompliziert, doch wenn man es einmal durchdrungen hat, geht es gut“, sagt sie.
n Das Staatsarchiv ist geöffnet Di -Do, bis . Uhr. Telefonische Anmeldung nötig: () .
n Informationen im Internet: www.archive-in-thueringen.de
Akten haben ihre ganz eigene Logik