Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Ich wusste in dem Moment gar nicht, was ich fühle sollte!“

In der Dritten Fußball-Liga gewinnt der FC Carl Zeiss Jena beim SV Werder Bremen II mit : (:)

- Von Michael Ulbrich

Bremen. René Eckardt grinst. „Das wird teuer. Er wird sich etwas einfallen lassen müssen“, sagt der Anführer des FC Carl Zeiss Jena. Jo Coppens winkt ab. Keine Sorge! „Ich stelle einen Kasten Wasser in den Bus“, sagt der Keeper, der gerade mit einem Tor aus 85 Meter großes Aufsehen erregt hat. Damit hat er alle drei anderen Jenaer Torschütze­n beim 4:2 seiner Elf bei Werder Bremen II in den Schatten gestellt.

Dieser „Platz

11“des Weserstadi­ons sei eben prädestini­ert für kuriose Jenaer

Tore, bemerkt Eckardt. Vor über acht Jahren sei es gewesen, als ein gewisser Orlando Smeekes nach vertaner Chance durchlief, im Rücken des Torwartes blieb – dem das Leder wieder stibitzte und einnetzte. Diesmal hat es keines Torjägers bedurft; diesmal trifft der

Jenaer Hüter. 53 Minuten sind rum, als Matthias Kühne den Rückpass auf Coppens spielt. „Ich habe dann den langen Ball geschlagen, noch hinterherg­eschaut, was passiert“, sagt der Belgier, der tut, was er dann immer tut. Warten und beobachten. Nur dass diesmal ein ‚verdutztes Staunen‘ folgt: „Plötzlich schaue ich hoch und sehe, dass der Ball im Tor liegt“, sagt Coppens, der seinen ersten Treffer nicht überbewert­en möchte. „Das ist nur Glück. Ich wollte den Ball hinter die Kette schlagen, ihn für jemanden vorlegen. Und dann

geht er über den Torhüter“, fügt er an. Das mit dem Torjubel hat dann gar nicht geklappt. „Ich wusste in dem Moment gar nicht, was ich fühlen sollte.“Also habe er seine Vorderleut­e direkt wieder angetriebe­n, weiter zu machen, weiter nach vorn zu spielen.

Denn bei diesem 2:2 nach 53 Minuten wollte man es schlicht nicht belassen. „Wir wollten da gewinnen – und bei allem Respekt für den Gegner – waren wir auch die bessere Mannschaft“, sagt Coppens. Das stimmt – zumindest wenn man den zweiten Spielabsch­nitt betrachtet. Denn nach den ersten 45 Minuten liegt der FC in Bremen 0:2 zurück – zweimal hat Rafael Kazior per Kopf getroffen, zweimal ist er seinem Bewacher Dennis Slamar entwischt (10., 45.). Obendrein kassieren Kevin Pannewitz und Timmy Thiele ihre fünfte Verwarnung. Erinnerung­en wurden wach an die Partien in Paderborn oder Magdeburg, in denen die Thüringer am Ende fatal unterginge­n – und jetzt liegt man auch noch in Bremen beim designiert­en Absteiger 0:2 hinten. „Da haben wir uns in der Halbzeitpa­use hingesetzt und gedacht: Nicht schon wieder. Der Trainer hat uns dann einen neuen Plan mitgegeben und den haben wir gut umgesetzt“, erklärt Coppens.

Zunächst ist es Manfred Starke mit einem Hammer aus 30 Metern, der den Anschluss herstellt (1:2, 51.). Und dann folgt der Knaller von Coppens zum Ausgleich (53.). Doch damit nicht genug. Timmy Thiele trifft von rechts ins linke Eck (70.), den gleichen Weg nimmt der Ball bei der Direktabna­hme von Maximilian Wolfram zum 2:4 (85.). „In der zweiten Halbzeit waren wieder eine Mannschaft mit einer Idee. Wir haben uns zusammenge­rauft – und das ist es, was mich wirklich glücklich macht“, sagt der Jenaer Torwart.

Sein Tor wird weiterhin viel Gesprächss­toff bieten, diverse Abstimmung­en werden nicht ohne diesen Treffer auskommen. Dass Coppens ein starker Sportsmann ist, stellt er sodann unter Beweis – er zeigt Mitgefühl mit seinem Pendant auf Bremer Seite: „Ich habe da schon etwas Mitleid. Aber er soll nicht vergessen: Nur wenn man Fehler macht, kann man es dann auch besser machen. Es wird ihm nicht wieder passieren“, sagt Coppens, der es natürlich nicht bei einem „Kasten Wasser“fürs erste Saisontor belassen wird. „Wie wäre es mit belgischer Schokolade?“, ruft ihm Eckardt zu. Keine schlechte Idee, erwidert er. „Und dazu wunderbare belgische Waffeln.“Der Capitano hebt den Daumen. Da hat er sich ja recht schnell etwas einfallen lassen. Spricht‘s – und zieht grinsend von dannen ...

Belgische Waffeln für erstes Saisontor

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Sie können es doch noch: Die Zeiss-Elf um Maximilian Wolfram (links) und Florian Dietz siegte in der Fremde – zum ersten Mal seit dem . August . Fotos: Johannes Böhme
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Er traf zum :: Jo Coppens zog einfach mal aus  Metern ab – und der Ball war drin!

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