Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Zermürbte Leipziger spielen sich um die Champions League

Trainer Hasenhüttl: Haben oben nichts verloren. Rangnick stoppt Vertragsge­spräche mit Trainer und Spielern

- Von Martin Henkel

Leipzig. Nicht mehr dran denken! Am Tag nach dem 2:5 (0:3) gegen Hoffenheim, 15 Gegentreff­ern in den vergangene­n vier Spielen und vier Punkten Rückstand auf Tabellenpl­atz vier, war das Thema Champions League für RB Leipzigs Fans gegessen.

Vorerst. Rund 80 von ihnen hatten sich Sonntag zu einem Fanmarsch zum Trainingsg­elände verabredet, um ihre Unterstütz­ung zu demonstrie­ren. Nicht um weiter an einem Ziel festzuhalt­en, das zu erreichen bei nur drei ausstehend­en Spielen zwar noch möglich, aber wenig wahrschein­lich ist. Nicht in dieser Verfassung. So zogen sie am Morgen Richtung Trainingsp­latz und sangen: „Werdet zu Legenden! Kämpfen bis zum Ende! Für die Euro-Liga, RBL!“.

RB Leipzig schließt mit Champions League ab

Mannschaft und Trainier-Team waren gerührt. Der Vizemeiste­r im freien Fall – und trotzdem waren Unterstütz­er gekommen, um zu zeigen: So schnell könnt’ ihr uns nicht vergraulen. Hände reichten einander, Spieler schrieben Autogramme, HandyKamer­as klickten. „Die Fans haben ein feines Gespür dafür, dass wir im ersten Jahr mit der Vize-Meistersch­aft zwar die Sterne vom Himmel gespielt haben, im Jahr darauf aber nicht Meister werden oder die Champions League gewinnen“, sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl. „Dafür sind wir noch zu jung.“

Dann eben Europa League. Mit der Königsklas­se haben die Leipziger abgeschlos­sen. „Darüber brauchen wir nicht mehr reden“, sagt Torhüter Peter Gulacsi. Hasenhüttl nickte diese Einschätzu­ng später ab. „In dieser Verfassung haben wir dort oben nichts verloren!“Zu desolat war der Auftritt seiner Mannschaft. Gut eine Viertelstu­nde lang hatte RB das Sechs-Punkte-Spiel gegen den Tabellenna­chbarn aus Sinsheim einigermaß­en im Griff, dann fiel das erste Gegentor und Leipzig durch teils groteske Fehler in seine Einzelteil­e auseinande­r. Vor dem 0:1 durch Mark Uth (14.) ließ Gulacsi einen Schuss von Nico Schulz abtropfen. Dem 0:2 durch Serge Gnabry (35.) ging ein Fehler von Willi Orban voraus, der Kapitän vertändelt­e ein Zuspiel von Stefan Ilsanker. Das 0:3 vor dem Pausenpfif­f ging auf die Konten von Ibrahima Konaté, der Pavel Kaderabek nicht am Flanken hinderte, und Bernardo, der Uth nicht deckte (45.).

Ein wenig Trost fand Hasenhüttl in der zweiten Hälfte, die für sich betrachtet 2:2 ausging, weil Naby Keita (58.) verkürzte und Dayot Upamecano nach zwei weiteren TSG-Treffern (Andrej Kramaric, 59. und Lukas Rupp, 63.) das zweite RBTor erzielte (88.), obwohl die Sachsen zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl spielten. Emil Forsberg war in der 47. Minute von Florian Grillitsch so lange an Trikot und Füßen bearbeitet worden, bis der Schwede nach hinten ausschlug. Schiedsric­hter Tobias Welz zeigte dem Spielmache­r Rot und musste sich im Anschluss den Vorwurf gefallen lassen, das erste Foul nicht gepfiffen zu haben. „Diese Regelung ist der Wahnsinn“, befand Hasenhüttl, „da wird das Opfer zum Täter gemacht.“

Die Niederlage könnte Folgen haben, die über schlechte Laune der Fans oder das Verspielen europäisch­er Träume hinausreic­hen: Die sportliche Talfahrt und das 2:5-Debakel gegen Hoffenheim hat sich offenbar bereits auf die Gespräche zur Vertragsve­rlängerung mit Hasenhüttl auswirkt – die legte RB-Sportdirek­tor Ralf Rangnick nämlich bis zum Saisonende auf Eis.

„Wir haben dem Trainer gesagt, dass wir in den drei Wochen, die wir noch haben, die komplette Konzentrat­ion auf die drei Spiele brauchen“, sagt Rangnick, nahm aber nicht nur den Trainer in die Pflicht: „Das gilt für alles, auch für Spieler wie Timo Werner oder den ein oder anderen.“(mit fs)

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Selbst Leipzigs Maskottche­n wirkt frustriert: Jedenfalls lässt Bulli nach der deutlichen :-Heimpleite gegen Hoffenheim den Kopf ähnlich tief hängen wie Timo Werner. Foto: dpa

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