Echte Erlebnisse
● »Man muss nicht den Mount Everest besteigen, das Abenteuer liegt vor der Haustür«, meint Moritz Lorenz, Gründer der Marke Jeckybeng – die sich nicht als Marke im herkömmlichen Sinn versteht, sondern »als Teil einer urbanen Outdoorbewegung «. Lorenz hat ein paar Jahre als Artdirektor gearbeitet, merkte aber, dass die Themen Outdoor und Nachhaltigkeit ihn viel mehr in ihren Bann zogen. Er fing an, eigene Produkte herzustellen, zum Beispiel ein Tool, mit dem Surfer das Wachs auf dem Board abziehen und aufrauen können. Er verarbeitete dafür Furnierreste und alte Skateboards, verleimt mit umweltfreundlichem Kleber. Inzwischen hat Lorenz – selbst Wanderer, Snowboarder, Surfer – auch einen Rucksack und eine Jacke in urbanem Look gestaltet.
Das Produktdesign ist nur ein Teil seiner Arbeit, denn parallel entwickelt er Inhalte für Jeckybeng’s Diary (www.jeckybeng.com/diary). Seine Fotos von einem verschleierten See nicht weit entfernt von seinem Zuhause machen die feinen Strukturen der Natur sichtbar und wirken zugleich wie surreale Traumbilder (im Artikel »Nebelwandern«). Die Blogbeiträge sind vielfältig und basieren auch auf Kooperationen und Interviews mit anderen OutdoorEnthusiasten. Über die sozialen Medien geht Lorenz auf Gleichgesinnte zu, beispielsweise den portugiesischen Illustrator Mario Pinheiro, der dann den Appell »Go Shit In The Woods!« als TShirtaufdruck für Jeckybeng zeichnete. Das Kreativduo Sehnsucht Berlin, das sich von herkömmlicher Werbung verabschiedet hat, um kurze visuelle Geschichten für nachhaltig orientierte Firmen zu entwickeln, nahm die Jeckybengjacke mit auf seine Winterreise nach Norwegen und dokumentierte fotografisch den echten Einsatz in eisiger Kälte, was für sehr viel authentischere Bilder sorgte als jedes Shooting mit Models.
Inzwischen hat Moritz Lorenz Verstärkung durch zwei Partner, Thomas Lang und Dominik Fuss, die ihr Knowhow in Sachen Ecommerce und Nachhaltigkeit einbringen. Jeckybeng verwendet Materialien wie Merinooder Biobaumwolle und produziert zum Beispiel in einer Strickerei im Hunsrück, die in dritter Generation geführt wird. Aus Sicht von Lorenz sind viele Outdoorklamotten »total overengineered«. Wenn man die richtigen Stoffe und die richtige Verarbeitung wähle, seien diese Hightechmembranen häufig gar nicht nötig. »Für uns ist es selbst verständlich, dass das Thema Outdoor Hand in Hand mit Nachhaltigkeit gehen muss – was bisher in der Branche nicht der Fall ist.« Das Beispiel Jeckybeng macht klar: Wenn Outdoormarken nicht konsequent auf die Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte setzen, ist es unglaubwürdig, in der Kommunikation das Einssein mit der Natur zu zelebrieren.