Arbeitskampf im Pasewalker Krankenhaus nimmt Fahrt auf
100 Mitarbeiter der Asklepios-Klinik haben am Mittwoch gestreikt - doppelt so viele wie beim ersten Mal. Verdi droht mit Schlimmerem, die Geschäftsführung bleibt trotzdem hart.
PASEWALK – Der Zorn mancher Mitarbeiter der Asklepios-Klinik in Pasewalk wächst. Rund 100 von ihnen haben am Mittwoch gestreikt - doppelt so viele wie beim ersten Streik Ende April. Es ging ihnen darum, dass nicht nur Ärzte, sondern alle Tarif lohn erhalten. Außerdem forderten sie eine höhere Inf lationsausgleichszahlung.
Mit Warnwesten, Trillerpfeifen, Trommeln, Hupen und Plakaten gingen sie durch die Stadt. „Wir sind mehr wert“, war auf einem der Schilder zu lesen, genauso wie „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, „Wir sind keine zweite Klasse“oder „Fairer Lohn für alle“.
Wie heikel es werden kann, wenn Mediziner nicht mehr arbeiten, wurde spätestens zu dem Zeitpunkt klar, als ein medizinischer Notfall im Pasewalker Krankenhaus eintraf. Schnell unterbrachten einige Mitarbeiter ihren Arbeitskampf, um dem Kranken zu helfen. „Das hätten wir nicht machen müssen, aber wir waren kulant“, sagte Friedrich Gottschewski von der Gewerkschaft Verdi. Andernfalls hätte der Patient in ein anderes Krankenhaus gebracht werden müssen. Asklepios-Regionalgeschäftsführer Guido Lenz wusste die Geste nach eigenen Angaben zu schätzen.
Weiter gingen beide Parteien aber nicht aufeinander zu. Er sei nach wie vor nicht bereit, mit Verdi zu verhandeln aus einem einfachen Grund. „Ich kann nicht mehr Geld ausgeben, als ich habe.“Während andere Häuser nämlich mit Steuergeldern finanziert werden, müsse sein privatwirtschaftliches Unternehmen kostendeckend arbeiten. „Es geht um den Erhalt des Hauses. Wenn das nicht gelingt, hat niemand etwas davon - weder Patienten noch Beschäftigte noch der Konzern. Wir müssen trotz steigender Kosten den Standort sichern.“
Der Klinik-Chef betonte erneut, dass er nicht versteht, warum Verdi ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zum Streik aufruft. 1000 Euro Inf lationsausgleich seien längst überwiesen worden, und zwar an alle Mitarbeiter, nicht nur wie von Verdi gefordert an Gewerkschaftsmitglieder.
Auch seien Gehaltserhöhungen vereinbart worden, die ab dem 1. Juli umgesetzt werden sollen. Bisher habe die Geschäftsführung gut mit dem Betriebsrat zusammengearbeitet und weiteren Verbesserungen für das Personal offen gegenüber gestanden. „Wir wollen die Leute nicht schlecht bezahlen. Das ist gar nicht die Idee.“Dass sich Verdi jetzt einmischt, sei hingegen eher kontraproduktiv.
Die Arbeitnehmervertretung zeigte sich weiter streiklustig. „Die Geschäftsführung hat Beton angerührt, ist verdammt stur, es ist unangenehm. Wir gehen mit ganz großen Schritten auf einen mehrtägigen Streik zu, gruselig“, sagte Gottschewski. Innerhalb der Belegschaft zeichne sich ab, dass beim nächsten Mal noch mehr Leute streiken. Schon dieses Mal habe der Krankenhausbetrieb „ganz schön geruckelt“.
Eine gute Nachricht hatte Guido Lenz dennoch zu verkünden. Just während des Streiks kam auf der Entbindungsstation gesund und munter das 100. Baby des Jahres zur Welt. Und Klinik-Sprecherin Steffi Kapell erinnerte daran, dass Gesundheitsvorsorge im Vordergrund stehe, und ermunterte anlässlich des Herrentags vor allem Männer, lieber einmal mehr zum Arzt zu gehen.
„Männer galten lange klischeehaft als das starke Geschlecht. Allerdings zeigen Studien, dass Männer einer höheren Gesundheitsbelastung ausgesetzt sind, gleichzeitig aber der Gesundheit weniger Bedeutung beimessen als Frauen. Grund dafür sollen traditionelle Geschlechterrollen sein. Diese veralteten Denkweisen und Scham müssen in 2024 nicht mehr den Umgang mit Prävention bestimmen.“Hautkrebsscreening und Darmkrebsvorsorge durch Koloskopien, aber auch die jährliche Vorstellung bei einem Urologen seien anzuraten. Nur ein Bruchteil der Männer nehme diese Leistung der Krankenkassen in Anspruch, obwohl hier die Grundlage der Krebsfrüherkennung der Genitalien, Prostata und des Enddarms liege. Laut der deutschen Krebsgesellschaft sei Prostatakrebs die häufigste Tumorerkrankung und sogar die zweithäufigste Todesursache bei Männern in Deutschland.
Der Streik ging nach Auskunft von Gottschewski am Nachmittag planmäßig zu Ende. Der Nachtdienst habe regulär seine Arbeit angetreten.