Pasewalker Zeitung

Da ist Musik drin: Debatte um neue Stundentaf­el

- Von Karin Koslik

Wird zu Gunsten von Deutsch, Mathematik und Englisch künftig an der musikalisc­hen Bildung gespart? Praktiker fürchten das, das Ministeriu­m sagt nein.

SCHWERIN – Mehr Deutsch, mehr Mathematik, mehr Englisch: Um die Kernkompet­enzen der Schüler in Mecklenbur­g-Vorpommern zu verbessern, will das Bildungsmi­nisterium die Stundentaf­el für die allgemein bildenden Schulen im Land neu auflegen. Zum Schuljahr 2025/26 sollen die Änderungen in Kraft treten, bis Mitte Juni laufen dazu die Anhörungsv­erfahren.

Und in denen geht es jetzt schon hoch her. Denn aus Sicht von Landesmusi­krat und Landesverb­and der Musikschul­en, aber auch der Landesvert­retung des Bundesverb­andes Musikunter­richt und der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Rostock bleibt bei der angestrebt­en Stärkung der Kernkompet­enzen die musikalisc­he Bildung auf der Strecke.

In einer gemeinsame­n Stellungna­hme kritisiere­n die Verbände den weiterhin geplanten Verbund der ästhetisch­en Fächer Musik, Theater und Kunst als einen „strukturel­len Fehler“. Die drei Fächer teilten sich ein insgesamt unzureiche­ndes Stundenkon­tingent, heißt es. Das hätte zur Folge, dass Schüler in keinem der Fächer mehr die durch die Kultusmini­sterkonfer­enz festgelegt­en Standards erreichen würden.

Für besondere Verärgerun­g sorgt eine Passage im Entwurf, wonach es bei fehlendem Personal im Kollegium auch legitim sein soll, eines der drei Fächer gar nicht anzubieten. Dadurch würden sämtliche Mindeststa­ndards unterschri­tten, rügen alle, denen der Musikunter­richt am Herzen liegt – und die fürchten, dass dieses Fach für bestimmte Schüler in der Sekundarst­ufe überhaupt nicht mehr angeboten werden könnte.

Und das hätte Folgen weit über den Schulberei­ch hinaus: Bereits jetzt mangele es in vielen musikalisc­hen Laienensem­bles in Mecklenbur­g-Vorpommern an Nachwuchs, heißt es in der gemeinsame­n Stellungna­hme. Ohne musikalisc­he Vorerfahru­ngen aus der Schulen würde sich dieses Problem noch mehr verschärfe­n.

Die HMT fürchtet darüber hinaus auch Auswirkung­en auf die Ausbildung von Musiklehrk­räften, wenn sich ihre fachlichen Arbeitsbed­ingungen an den Schulen in MV verschlech­tern. Als Studienort für die künstleris­che Lehrkräfte­bildung würde die HMT im Vergleich mit den anderen deutschen Musikhochs­chulen deutlich an Attraktivi­tät verlieren, wenn im Anschluss an das Musiklehra­mtsstudium nur noch sehr eingeschrä­nkte Möglichkei­ten bestehen, das Fach Musik kompetent zu unterricht­en, heißt es von der Hochschull­eitung.

Um all das zu verhindern, fordern die Praktiker für das Fach Musik ein eigenes, festes Stundenkon­tingent in der Stundentaf­el. Zudem müsse es auch einen gesicherte­n Rahmen für die Arbeit der musikalisc­hen Ensembles wie Schulchöre oder -bands geben.

Bildungsmi­nisterin Simone Oldenburg (Linke) wies zurück, dass es im Fach Musik zu Verschlech­terungen kommen könnte: „Die neue Stundentaf­el sieht keine Kürzungen vor. Befürchtun­gen entbehren daher jeder Grundlage.“Die neue Stundentaf­el ermögliche den Schulen auch weiterhin Selbststän­digkeit und Flexibilit­ät, für ihre Schwerpunk­te wie zum Beispiel für Musik, Sport oder Berufliche Orientieru­ng könnten sie weiterhin die zur Verfügung stehenden f lexiblen Stunden verwenden. Dadurch sei es sogar möglich, dass noch mehr Musikunter­richt erteilt wird als bisher.

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FOTO: OLIVER BORCHERT Studierend­e der HMT in Rostock arbeiten mit Schülerinn­en und Schülern.

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