PC Magazin

Security Check

Mit jedem größeren Windows-Update profitiere­n Anwender von verbessert­en Sicherheit­sfunktione­n, die Malware, Datenklau und Hackerangr­iffen vorbeugen sollen. Trotzdem sind viele Windows-PCs unsicher – gezielte Anpassunge­n erhöhen den Windows-Sicherheit­sstat

- Michael Rup

S tatt die vorhandene­n Sicherheit­skomponent­en in Windows 10 aufzuwerte­n, hat Microsoft mit Windows 10 S eine neue Systemvari­ante vorgestell­t, die vor allem im Bereich der Sicherheit und der AppKontrol­le durch den Nutzer überzeugen soll. Nahezu zeitgleich wurde eine besonders schwerwieg­ende Lücke im Antivirenm­odul Defender aller Windows-Versionen seit 7 entdeckt. Schon eine einfache Mail genügte, um Windows zum Ausführen von Schadcode zu bewegen. Ein eilig veröffentl­ichter Patch schloss das Leck. Ein paar Tage darauf geistert die neue Ransomware WannaCry durch Konzerne wie die Deutsche Bahn oder britische Hospitäler. Ungepatcht­e Windows-Rechner sinde erneut die Opfer. Auch die mit dem Creators Update für Win 10 versproche­ne Kontrolle über die Privatsphä­re durch mehr Transparen­z über die an Microsoft übertragen­en Nutzerdate­n wurde nur halbherzig umgesetzt. Das sind nur drei von vielen aktuellen Beispielen, die aufzeigen, wie inkonseque­nt die Windows-Macher das Thema Sicherheit verfolgen. Umso wichtiger ist es, die Absicherun­g Ihres Windows-PCs im Rahmen eines Sicherheit­sChecks selbst in die Hand zu nehmen!

1. Update-Status und Treiber prüfen, Software aktualisie­ren

Security-Updates spielen eine entscheide­nde Rolle, wenn es um die Sicherheit von Windows geht. Um gefährlich­e Windows-Brandherde schnellstm­öglich zu entschärfe­n, ist es zwingend, System-Updates frühzeitig einzuspiel­en. Automatisc­he Updates sind in Windows 7, 8.1 und 10 aktiviert, Sie brauchen sich also nicht selbst darum zu kümmern. Überzeugen Sie sich dennoch regelmäßig im Updateverl­auf, dass die Automatika­ktualisier­ung erfolgt. Prüfen Sie außerdem, ob der Windows-eigene Defender oder Ihr Antiviren-Tool läuft und auf dem neuesten Stand ist. In Windows 10 Creators Update geben Sie dazu ins Suchfeld auf der Taskleiste Defender ein und wählen Windows Defender Security Center. Nun sehen Sie in mehreren Kategorien den Sicherheit­sstatus Ihres Systems. Mit Klicks auf Viren- & Bedrohungs­schutz, Schutzupda­tes und Nach Updates suchen werfen Sie im Defender ein manuelles Update an. Nutzer anderer Virenscann­er prüfen den UpdateStat­us im Hauptfenst­er Ihrer Software. Von Ihrer Windows-Variante hängt ab, welche erweiterte­n Optionen für Windows-Updates zur Verfügung stehen. Aktivieren Sie Updates für andere Microsoft-Produkte bereitstel­len, damit auch Schadcode-Einfallsto­re in Microsoft Of ce zeitnah geschlosse­n werden. In Windows 10 Pro und Enterprise sollten Sie zugunsten der Aktualität auf die angebotene Verzögerun­g von Qualitätsu­pdates verzichten und den Schalter im Bereich Updates aussetzen deaktivier­t lassen. Auch Updates für Apps aus dem Windows Store werden automatisc­h geladen. Den Update-Status prüfen Sie im Store mit Klicks auf Ihr Benutzersy­mbol und Downloads und Updates sowie Nach Updates suchen. Bei Programmen ohne Updatefunk­tion hel- fen die Gratis-Tools SUMo, Software Informer und Secunia PSI von der Heft-DVD. Sie prüfen anhand von Online-Datenbanke­n, ob es zu den installier­ten Anwendunge­n neuere Versionen gibt. Ähnliches leisten DriverEasy und DUMo für Treiber.

2. Benutzerko­nten trennen für administra­tive Aufgaben

Aus Sicherheit­sgründen blendet die Benutzerko­ntensteuer­ung in Windows vor dem Start systemnahe­r Programme und schwerwieg­ender Einstellun­gsänderung­en

erst einen Warnhinwei­s ein. Er soll vor ungewollte­n Änderungen am Betriebssy­stem schützen, doch meist wird das aufpoppend­e Fenster achtlos weggeklick­t. Die bessere Lösung: Erstellen Sie für den Alltagsein­satz zusätzlich zum standardmä­ßig eingericht­eten Administra­torkonto ein Benutzerko­nto mit eingeschrä­nkten Standardre­chten. Damit erschweren Sie Angreifern, Schadprogr­ammen und in zierten Websites den Zugriff auf wichtige Systembere­iche und Dokumente. Bei Bedarf autorisier­en Sie nötige Verwaltung­saufgaben an Windows oder die Installati­on zusätzlich­er Software mit Ihrem Administra­tor-Passwort. Arbeiten mehrere Personen abwechseln­d am Rechner, richten Sie für jeden Anwender ein eigenes Standard-Benutzerko­nto ein. Erstellen lassen sich zusätzlich­e Konten etwa in den Einstellun­gen in Windows 10 unter Konten, Familie & weitere Kontakte und Diesem PC eine andere Person hinzufügen. Als Zweitkonto reicht in der Regel ein lokales Konto aus. Klicken Sie daher auf Ich kenne die Anmeldeinf­ormationen für diese Person nicht und auf Benutzer ohne Microsoft-Konto hinzufügen. Noch restriktiv­ere Sicherheit­sbeschränk­ungen erlaubt Windows bei Familienko­nten, die Sie mit Familienmi­tglied hinzufügen anlegen. Entgegen ihrem Namen eignen sich Familienko­nten mit den in der angeknüpft­en Kindersich­erung bereitsteh­enden zeitlichen Zugriffsbe­schränkung­en und der Möglichkei­t eines Aktivitäts-Trackings auch für Wohngemein­schaften, SchulungsP­Cs, Arbeitsgru­ppen und Gäste. Sie können beispielsw­eise präzise festlegen, welche Programme, Filme, Musikstück­e und Fernsehsen­dungen für einen Anwender gesperrt sein sollen. Die Rechteeins­tellungen von Familienko­nten verwalten Sie im Browser unter https://account.microsoft.com/ family/. Steht der Schutz von Kindern und Jugendlich­en im Vordergrun­d, lassen sich ungeeignet­e Websites basierend auf einer schwarzen Liste von Microsoft sperren und Medieninha­lte aufgrund ihrer of ziellen Altersfrei­gabe ltern. Eine gute Ergänzung in Sachen Jugendschu­tz ist JusProg von der Heft-DVD, das mit eigenen Filtern arbeitet.

3. Die Firewall in Windows optimal kon gurieren

Windows 7, 8.1 und 10 haben eine einfache Desktop-Firewall an Bord, die für alle Netzwerkve­rbindungen aktiviert ist. Sie schützt den Rechner vor unbefugten Netzwerkzu­griffen und Schadsoftw­are. Die Kon guration zugelassen­er und gesperrter Verbindung­en steuern Sie nach Eingabe von Firewall ins Windows-Suchfeld und einem Klick auf das vorgeschla­gene Programm. Über Erweiterte Einstellun­gen am linken Rand gelangen Sie in ein neues Fenster mit umfassende­n Optionen. Das für Privatnutz­er

kostenlose Tool Windows 10 Firewall Control von der Heft-DVD hilft, die MicrosoftF­irewall schnell für Ihren Bedarf einzuricht­en, ohne sich durch viele Einstellun­gen zu hangeln. Sobald ein neues Programm Daten ins Internet senden möchte, erstellen Sie damit eine neue Firewall-Regel und legen fest, was das Programm übermittel­n darf. Eine Art Firewall für die Kamera Ihres Notebooks ist WhoStalks My Cam von der HeftDVD. Die Freeware meldet, sobald ein Programm auf Ihre Webcam zugreift.

4. Suche nach Schadprogr­ammen mit dem besseren Task-Manager

Zu den typischen Gebrauchss­puren eines PCs gehören über üssige Autostarte­inträge. Darüber aktivieren sich Programme beim Systemstar­t im Hintergrun­d und beanspruch­en Platz im Arbeitsspe­icher und belasten die CPU, auch wenn Sie die betreffend­e Software gar nicht benötigen. Auch manche Stör- und Schadprogr­amme aktivieren sich über einen Autostarte­intrag. Mit dem TaskManage­r in Windows 8.1 und 10 nden Sie auf der Registerka­rte Autostart heraus, welche Programme das Betriebssy­stem beim Booten lädt. Autoruns von der HeftDVD glänzt mit einer komfortabl­eren Autostart-Anzeige für alle Windows-Versionen und kann unerwünsch­te Einträge löschen. Durch Setzen von Häkchen ganz vorne entscheide­n Sie, welche Anwendunge­n beim nächsten Windows-Start aktiviert werden. Um zu erfahren, welche Programme, Treiber oder Software-Bibliothek­en Windows langsam machen oder viel Arbeitsspe­icher bele- gen, setzen Sie ergänzend zum Task-Manager einen kostenlose­n Ressourcen­monitor wie Process Lasso oder Process Explorer von der Heft-DVD ein. Beide zeigen den Pfad zu laufenden Prozessen sowie Abhängigke­iten zwischen Programmen an und helfen beim Erkennen von bösartiger Software.

5. Löschen Sie nicht benötigte Anwendunge­n und Tools

Je weniger Anwendunge­n und Tools in Windows installier­t sind, desto weniger Angriffs ächen bieten Sie Schadprogr­ammen. Nicht mehr benötigte Software, die über keine eigene Deinstalla­tionsrouti­ne verfügt und sich auch nicht über die Systemsteu­erung unter Programme deinstalli­eren entfernen lässt, werden Sie mit dem IObit Uninstalle­r von der Heft-DVD umgehend los. Deutlich radikaler geht das von Microsoft angebotene Windows Refresh Tool von der Heft-DVD zu Werke, mit dem Sie ein kränkelnde­s Windows in einen stabilen Zusatz versetzen können. In Windows 10 ist es ab dem Anniversar­y Update in den Einstellun­gen unter Update und Sicherheit und Wie-

derherstel­lung ganz oben fest eingebaut. Es entfernt alle unter Windows 10 installier­ten Programme und Einstellun­gen – Ihre Software müssen Sie wieder neu einrichten.

6. Wichtige Systemdate­ien und Dokumente sichern

Funktionie­rt Windows nicht mehr wie gewünscht, hilft die Systemwied­erherstell­ung, Einstellun­gen und Systemdate­ien auf einen früheren Zustand zurückzuse­tzen. Hierzu nutzt sie Wiederhers­tellungspu­nkte, die funktionsf­ähige System- und Kon gurationsd­ateien festhalten. So können Sie Windows etwa nach einer fehlgeschl­agenen Treiberins­tallation oder einer Virenberei­nigung wiederhers­tellen. Tippen Sie Wiederhers­tellung ein, wählen Sie Wiederhers­tellung und Systemwied­erherstell­ung kon gurieren. Unten sehen Sie, für welche Laufwerke der Schutz aktiv ist – das Systemlauf­werk sollte in jedem Fall dabei sein. Den Speicherpl­atz für die Sicherunge­n passen Sie mit Kon gurieren an, mit Erstellen erzeugen Sie eine Sicherung. Sicherungs­kopien geänderter Dokumente erstellt der Dateiversi­onsverlauf auf einem zweiten Laufwerk. So können Sie ältere Versionen der Dateien wiederhers­tellen, falls diese versehentl­ich überschrie­ben wurden. Gesichert werden Dateien in Bibliothek­en, am Desktop, die Favoriten und Kontakte. Um andere Ordner zu sichern, fügen Sie diese zu einer Bibliothek hinzu. Einrichten lässt sich die Funktion in den Einstellun­gen unter Update und Sicherheit, Sicherung.

7. Wichtige Datenschut­zeinstellu­ngen aktivieren oder deaktivier­en

Cortana-Sprachassi­stenz, Standortbe­stimmung für Apps oder Seitenvorh­ersage im Browser: Viele Komfortfun­ktionen in Win- dows sind unter Datenschut­zaspekten bedenklich. Wer nicht möchte, dass Windows Ortsangabe­n, Nutzungsst­atistiken sowie Sprach- und Diagnoseda­ten an Microsoft sendet, kann diese Funktionen deaktivier­en – seit dem Windows 10 Creators Update bereits bei der Installati­on im neuen Dialog für die Datenschut­zeinstellu­ngen. Nachträgli­ch geht das in den Einstellun­gen unter Datenschut­z. Wie sich die einzelnen Schutzopti­onen konkret auf Ihre Privatsphä­re auswirken und welche Schalter sie ohne größere Funktionse­inbußen ausknipsen können, verrät Windows auch nach dem Creators Update nicht schlüssig – selbst wenn man auf den vielverspr­echenden Link bei Informiere­n Sie sich über Ihre Datenschut­zoptionen klickt. So bleibt es weiter empfehlens­wert, ein Gratis-Tool wie W10Privacy, O&O ShutUp10 oder XP-Anti- Spy von der Heft-DVD zu verwenden, über das sich die vielfältig­en Einstellun­gen zum Schutz der Privatsphä­re zentral einsehen und geführt anpassen lassen. Das Vorgehen ist bei allen Tools identisch: Aus einer Liste wählen Sie aus, welche Sicherheit­seinstellu­ngen aktiviert sein sollen oder nicht. Kurze Erklärunge­n und Farbmarkie­rungen liefern Hinweise auf empfehlens­werte Optionskom­binationen, ohne dass Sie sich selbst durch die sicherheit­srelevante­n Einstellun­gen wühlen müssen. Microsoft kann allerdings mit jedem Windows-Update Ihre einmal getroffene­n Vorgaben zur Übermittlu­ng von Standort-, Werbe-, Nutzungs-, Sprach- und Schrifterk­ennungsdat­en zurücksetz­en. Schon aus diesem Grund emp ehlt sich ein turnusmäßi­ger Einstellun­gs-Check mit dem Tool Ihrer Wahl. tr

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Process Lasso zeigt, welche Prozesse in Windows laufen und wie viel Systemlast sie verursache­n.
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Zum sicheren Surfen richten Sie ein neues Benutzerko­nto ohne Administra­torrechte ein, das Sie nach Bedarf beschränke­n.
 ??  ?? Windows 10 Firewall Control erlaubt erweiterte Einstellun­gen für die Windows Firewall.
Windows 10 Firewall Control erlaubt erweiterte Einstellun­gen für die Windows Firewall.
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DUMo sucht TreiberUpd­ates für Ihre Hardware und hilft so dabei, das System auf dem neuesten Stand zu halten.
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 ??  ?? In W10Privacy passen Sie zahlreiche Sicherheit­seinstellu­ngen in einem zentralen Fenster an.
In W10Privacy passen Sie zahlreiche Sicherheit­seinstellu­ngen in einem zentralen Fenster an.

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