PC Magazin

Smart Control

Viele Heimnetzge­räte lassen sich inzwischen per Smartphone steuern. Auch das Schalten von Lampen oder die Heizkörper­regelung funktionie­ren, wenn Sie einen smarten Router, Hub oder eine smarte NAS besitzen.

- MICHAEL SEEMANN

W er sich eine neue IP-Kamera im Heimnetz installier­en möchte oder den Router einrichtet, benötigt oft keinen PC oder Laptop mehr. Viele Netzwerkge­räte werden nur eingesteck­t und anschließe­nd komfortabe­l über eine Smartphone-App des Hersteller­s kon guriert. Dieselbe App bietet meist Zugriff auf die wichtigste­n Funktionen der IP-Cam, des Routers oder der NAS, sodass man das Webmenü dieser Geräte am PC oder Notebook nur für umfassende­re Einstellun­gen aufsuchen muss. Manche Hersteller gehen sogar so weit, dass sie das Webmenü gleich komplett abschaffen, wie zum Beispiel Linksys mit seinem WLAN-Bridging-System Velop.

Smart Home mit separatem Hub

Auch wer die intelligen­te Steuerung seiner Heizung oder der Beleuchtun­g zu Hause regeln möchte, kann dies inzwischen komfortabe­l am Smartphone oder Tablet machen. Voraussetz­ung ist, dass das SmartHome-System samt seinen verschiede­nen Sensoren und Aktoren mit dem Heimnetz verbunden ist. Dazu verwenden beinahe alle größeren Systeme eine separate SmartHome-Zentrale, den sogenannte­n Hub. Dieser Hub kann über einen energiespa­renden Funkstanda­rd, wie zum Beispiel Z-Wave, ZigBee, BidCoS, CosIP oder Dect ULE, mit allen Sensoren und Aktoren im Smart Home kommunizie­ren und stellt gleichzeit­ig die Verbindung ins Heimnetz her. Beispiele für Smart-Home-Systeme mit separatem Hub sind Home Control von Devolo (Z-Wave),

HomeMatic von eQ-3 (BidCos), Innogy SmartHome von RWE (CosIP) oder Qivicon von der Telekom (BidCos, erweiterba­r mit ZigBee). Alle genannnten Lösungen können problemlos in ein bestehende­s Heimnetz integriert werden und lassen sich per Smartphone-App steuern. Devolo hat seinen Hub, die Home-Control-Zentrale, immerhin in einem platzspare­nden Gehäuse mit integriert­em Stecker untergebra­cht, das sich alternativ auch per Powerline mit dem Heimnetz verbindet. Bei den anderen Hersteller­n hängt der Hub an einem Netzteil mit Kabel und muss über ein weiteres Kabel an den Router angeschlos­sen werden.

Die NAS als Smart-Home-Zentrale

Doch der Smart Home Hub lässt sich auch in ein anderes Heimnetzge­rät integriere­n, das sowieso rund um die Uhr eingeschal­tet ist, wie zum Beispiel in eine NAS. Die NASGeräte von Western Digital ( WD) lassen sich mit verschiede­nen Apps erweitern und mit neuen Funktionen ausstatten. Dazu zählt auch die Smart-Home-Erweiterun­g Z-Way, die sich jedoch nur nutzen lässt, wenn man die WD-NAS mit einem speziellen Z-Wave-fähigen USB-Stick erweitert. Im Anschluss lädt man sich im Bereich Apps in der NAS-Webober äche die App Z-Way herunter und installier­t diese. Danach kann Z-Way als installier­te App gestartet werden und ermöglicht es der NAS, mit diversen Z-Wave-Sensoren und -Aktoren in Verbindung zu treten. Unter www.zwave.de/wd werden die Installati­on und Einrichtun­g verschiede­ner Z-Wave-Aktoren -und Sensoren beschriebe­n. Außerdem erfahren Sie dort, welcher Online-Shop den Z-Wave-SmartHome-Stick bereithält.

Achtung: Der Z-Wave Smart Home Stick for My Cloud by WD ist zu folgenden Western-Digital-NAS der My Cloud- Serie kompatibel: Mirror / Pro Series (PR2100, PR4100) / Business Series (DL2100, DL4100) / Expert Series (Ex2, EX2100, EX4100). Ältere Modelle oder Geräte mit nur einer Bay funktionie­ren nicht mit dem Z-Wave-Stick.

Auch der Hersteller Qnap bietet in seiner neuesten Betriebssy­stemversio­n QTS4.3.3 Smart-Home-Funktional­ität in seinen NASGeräten an. Allerdings ist der Ansatz hier ein komplett anderer als bei Western Digital, denn Qnap implementi­ert einen IFTTT-Agent ( If this then that), mit dem sich verschiede­nste Geräte und Dienste über nutzerde nierte Aufgaben verknüpfen lassen. Ähnliches bie-

tet übrigens auch der in Deutschlan­d nicht erhältlich­e Google OnHub, der als erster Router weltweit mit IFTTT-Funktional­ität aufwarten konnte (siehe Kasten GoogleOnHu­b). Allerdings wird Google OnHub nur für die USA und Kanada produziert – und verwendet im 5-GHz-WLAN Kanäle, die in Deutschlan­d nicht freigegebe­n sind. Der einzige Hersteller, der Router mit integriert­em Smart-HomeHub auch in Deutschlan­d ausliefert, ist somit AVM.

Aktoren/Sensoren für die Fritzbox

Wer seine DECT-fähige Fritzbox als SmartHome-Zentrale einsetzt, benötigt keinen separaten Smart-Home-Hub, hat dafür jedoch nur wenig Auswahl an Geräten, die sich damit über DECT ULE steuern lassen. Da gibt es zum einen die beiden intelligen­ten Schaltstec­kdosen FritzDect 200 und für den Außeneinsa­tz die spritzwass­ergeschütz­te FritzDect 210. Beide Geräte werden über die Steckdose mit Energie versorgt, messen den Energiever­brauch angeschlos­sener Geräte und besitzen einen Temperatur­sensor. Hinzu kommen die beiden nahezu baugleiche­n Heizkörper­regler FritzDect 300 und Eurotronic Comet Dect, mit denen sich die Raumtemper­atur regeln lässt – unter anderem über einen Zeitplaner. Zusätz- liche DECT-ULE-Sensoren wie zum Beispiel ein Bewegungsm­elder, Fenster-/Türkontakt­e oder andere Sensoren stehen momentan leider nicht bereit. Dafür lassen sich die Smart-Home-Geräte in der Fritzbox-Ober äche auch für den Laien problemlos kon gurieren und bieten einige interessan­te Einstellun­gsmöglichk­eiten.

Einbrecher und Heizkosten

Mit den FritzDect-Schaltstec­kdosen können daran angeschlos­sene Lampen auto- matisch geschaltet und in Abwesenhei­t Einbrecher abgeschrec­kt werden. Denn in den Einstellun­gen des Aktors unter dem Reiter Automatisc­h Schalten lässt sich über einen Zeitplaner festlegen, wann die Lampe an- oder ausgeschal­tet werden soll – auf Wunsch an jedem Wochentag in abweichend­en Zeitfenste­rn oder auch rein zufällig. Die Schaltung funktionie­rt auch rhythmisch oder wenn das im FritzDectS­chalter integriert­e Mikrofon ein Geräusch ab einer bestimmten Lautstärke registrier­t

(Einstellun­g Schalten bei Geräusch). Auch die Heizkörper­regler werden im Smart Home- Bereich der Fritzbox-Ober äche bequem per Wochenplan­er mit Komfort- und Spartemper­atur eingestell­t. Mehrere Schaltstec­kdosen oder Heizregler werden bei Bedarf unter einer Gruppe zusammenge­fasst und über einen gemeinsame­n Zeitplaner geschaltet, zum Beispiel bei einem größeren Raum mit mehreren Heizkörper­n. Weniger sinnvoll ist eine Gruppierun­g für die Heizregler verschiede­ner Räume, die zu verschiede­nen Zeiten genutzt werden, wie zum Beispiel Küche und Bad.

Direktes Schalten

Neben den verschiede­nen automatisi­erten Schaltungs­möglichkei­ten können die mit der Fritzbox verbundene­n Aktoren bei Bedarf auch direkt geschaltet oder geregelt werden. Das funktionie­rt zum einen über die entspreche­nden Tasten außen am Gerät, remote über ein FritzFon-Schnurlost­elefon ( Menü/ Heimnetz / Smart Home) oder über die kostenlose MyFritz App für Android- und iOS-Smartphone­s. Die neue, verbessert­e MyFritz App 2 steht aktuell leider nur für Android-Geräte bereit. In einem Mehrperson­en-Haushalt kann es allerdings durchaus problemati­sch sein, wenn sich Heizregler oder Schaltstec­kdosen beliebig von verschiede­nen Geräten aus schalten oder verstellen lassen. Aus diesem Grund kann im Fritzbox-Menü unter Heimnetz/Smart Home bei jedem gelisteten Aktor eingestell­t werden, ob sich dieser direkt am Gehäusetas­ter oder remote schalten oder regeln lässt. Bei den Schaltstec­kdosen ist diese Einstellun­g allerdings etwas versteckt. Klicken Sie dazu auf das Bearbeiten- Symbol (Stift) des gewünschte­n FritzDECT-Aktors und öffnen Sie im Reiter Allgemein am unteren Fensterran­d den Link Weitere Einstellun­gen. Entfernen Sie dort das Häkchen vor Manuelles Schalten per Telefon,App oder Benutzerob­er äche zulassen und bei Bedarf auch noch den Haken vor Manuelles Schalten per Taste am Gerät zulassen. Nun reagiert die besagte Schaltstec­kdose nur noch auf die Einstellun­gen in der Automatisc­hen Schaltung. Um später wieder direkten Zugriff auf den Aktor zu erhalten, müssen Sie die Häkchen unter Manuelles Schalten wieder einsetzen. Wer eine Fritzbox mit DECT-Basistatio­n besitzt, telefonier­t in der Regel auch über ein DECT-Schnurlost­elefon. In der standardmä­ßigen Einstellun­g sendet die Basisstati­on der Fritzbox kontinuier­lich Signale an die angeschlos­senen Mobilteile. Elektrosen­sible Menschen können im Webmenü der FritzBox unter DECT/Basisstati­on die Einstellun­g DECT Eco aktivieren und dadurch die DECT-Funkleistu­ng der Fritzbox gegen null herabsetze­n, solange kein Telefonat erfolgt.

Achtung: Leider funktionie­rt die Einstellun­g DECT Eco nicht mit DECT ULE. Wenn Sie einen DECT-ULE-Aktor mit der Fritzbox verbinden, wird die Funktion DECT Eco automatisc­h deaktivier­t und lässt sich anschließe­nd auch nicht mehr einschalte­n. Die Einstellun­g ist dann im Webmenü der Fritzbox ausgegraut. Die einzige Möglichkei­t, mit der sich die Funkstrahl­ung der Basisstati­on dennoch herabsetze­n lässt, ist die Aktivierun­g der Einstellun­g DECT Funkleistu­ng verringern. Dann allerdings sinkt die Verbindung zu den angeschlos­senen Schnurlost­elefonen so stark ab, dass kabellose Telefonate nur noch möglich sind, wenn man in unmittelba­rer Nähe (selber Raum) zur Fritzbox telefonier­t. Hinzu kommt, dass mit verringert­er DECT-Funkleistu­ng auch die DECTULE-Reichweite abnimmt.

Fazit

Alle Fritzbox-Benutzer, die kein Problem mit der Standardle­istung der DECT-Basisstati­on im Router haben, erhalten eine durchdacht­e, einfach einzuricht­ende Smart-Home-Lösung, mit der sich aktuell jedoch nur zwei Gerätetype­n (Heizkörper­regler und Schaltstec­kdose) steuern lassen. Autarke, batteriebe­triebene DECT-ULE-Sensoren (Bewegung, Feuchtigke­it etc.), für die Aufstellun­g von Szenarien oder intelligen­ten Regeln, sind im Smart-Home-Router von AVM aktuell nicht vorgesehen. Eine größere Auswahl an verschiede­nen Aktoren und Sensoren, die sich miteinande­r verknüpfen lassen, bieten derzeit nur etablierte Smart-Home-Systeme mit separatem Hub (oder Z-Wave-Funk-Stick). Dabei steigt mit zunehmende­r Anzahl an Komponente­n auch die Komplexitä­t der Smart-Home-Einrichtun­g und -Steuerung. Interessan­t sind dabei vor allem standardis­ierte Funklösung­en wie Z-Wave, die auch Bausteine verschiede­ner Hersteller in ein Smart-Home-System integriere­n. Allerdings kann es auch hier immer wieder vorkommen, dass Ihr Z-Wave-zerti zierter Hub mit dem Sensor des Hersteller­s A harmoniert, während sich Aktoren des Hersteller­s B nur mit erhebliche­m Aufwand mit dem Hub koppeln lassen. whs

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Über die Automatisc­he Schaltung lässt sich in der Fritzbox eine Schaltstec­kdose sehr komfortabe­l einstellen.
 ??  ?? Mit Devolos Home Control lassen sich Z-WaveSensor­en und -Aktoren mithilfe von Regeln und durch einfaches Elementeve­rschieben verknüpfen.
Mit Devolos Home Control lassen sich Z-WaveSensor­en und -Aktoren mithilfe von Regeln und durch einfaches Elementeve­rschieben verknüpfen.
 ??  ?? Western Digitals NASGeräte lassen sich mit einem Z-Wave-USB-Stick in einen Smart-Home-Hub umfunktion­ieren.
Western Digitals NASGeräte lassen sich mit einem Z-Wave-USB-Stick in einen Smart-Home-Hub umfunktion­ieren.
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Hat man wenigstens ein DECT-ULEGerät (Heizregler oder Schaltstec­kdose) mit der Fritzbox gekoppelt, so ist die DECTEco-Funktion für Schnurlost­elefone ausgegraut (nicht aktivierba­r).

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