Turbo-Handy
Höher, schneller, weiter. Leider ebbt die Leistung von Android-Geräten ab, je mehr man sie benutzt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Smartphone oder Tablet wieder in Topform bringen.
O b Sie derzeit der Versuchung widerstehen, auf neue, schnellere Hardware zu aktualisieren oder sich Ihr Android-Handy nach Monaten oder Jahren regelmäßiger Benutzung langsam anfühlt – wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Geräte wieder auf Vordermann bringen. Beachten Sie aber, dass einige der folgenden Tweaks nicht unbedingt für Ihr Gerät geeignet sein könnten. Probieren geht über studieren. Die Leistung unseres Testhandys (ein zwölf Monate altes LG Nexus 5X) ließ sind nach Anwendung der meisten Tipps deutlich verbessern. Besitzer von älteren oder schwächeren Telefonen sollten aber auch auf ihre Kosten kommen.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Je nach Nutzung kann man die Behäbigkeit eines Android-Handys auf etliche Gründe zurückführen: eine bestimmte schwerfällige App, zu viele Apps auf einmal, das System an sich … Mit einem Diagnoseprogramm wie Trepn Pro ler von Qualcomm sehen Sie in Echtzeit, wie stark jeder Kern Ihrer CPU belastet wird. Zudem zeigt die App einen Überblick über den Netzwerkverkehr für Daten und WLAN, RAM-Nutzung und mehr. Trepn kann auch App-spezi sche oder systemweite Pro le erstellen und enthält verschiedene Methoden zur Anzeige von akkumulierten Daten. Sie können Ihre pro lierten Daten für die Of ine-Anzeige und -Analyse speichern und erhalten sogar Performance-Overlays für laufende Apps. Damit erkennen Sie, ob bestimmte Aufgaben für Leistungseinbrüche verantwortlich sind. Sobald Sie sich ein Bild über den Ist-Zustand Ihres AndroidGeräts gemacht haben, können Sie sich den folgenden Lösungen zuwenden.
Platz schaffen
All die geknipsten Fotos und installierten Apps können ihren Tribut von Ihrem Telefon fordern. Damit ein Android-Smartphone reibungslos läuft, braucht es nämlich etwas freien Zwischenspeicher. Wenn dieses Grundkontingent nicht vorhanden ist, tut sich das System beim Laden schwer. Unter Einstellungen/Speicher überprüfen Sie, wie viel Platz noch übrig ist. Mindestens 10 Prozent Ihres Gesamtspeichers sollten jederzeit frei sein. Ist dies nicht der Fall, tippen Sie im Speicher-Menü auf den Legacy-Knopf (drei vertikale Punkte) und dann auf Speicherplatz freigeben. Hier sehen Sie, welche Apps Sie am wenigsten nutzen – diese kommen als Löschkandidaten infra- ge. Hat Ihr Smartphone einen SD-Kartenslot, können Sie die Programme aber auch auf den externen Speicher verschieben. Beachten Sie aber, dass die Performance mancher Apps von der SD-Karte aus schlechter ausfallen kann. Wiederum andere Apps lassen sich erst gar nicht auf die SD-Karte verschieben, darunter auch der Favorit unter den Messenger-Apps, Whatsapp. Dem Prozess, wie man die populäre Kurznachrichten-App trotzdem auf SD-Karte verschiebt, haben wir auf der nächsten Seite einen eigenen Info-Kasten gewidmet.
Root-Zugang hilft, ist aber nicht unbedingt notwendig
Vorinstallierte Apps, die Sie nicht brauchen, lassen sich ohne Weiteres leider nicht löschen. Dazu brauchen Sie Root-Zugang für das Smartphone. Dieser lässt sich in der Regel relativ einfach freischalten – der Prozess kann aber je nach Modell unterschiedlich funktionieren. Suchen Sie im Internet also einfach nach Hersteller und Modellnummer Ihres Telefons und dem Begriff „rooten“. Nachdem das Gerät gerootet wurde, lassen sich alle ungenutzten Apps entfernen. Das schließt aber auch SystemApps mit ein, ohne die Android nicht richtig funktioniert. Seien Sie also vorsichtig beim Löschen! Falls Sie Ihr Smartphone nicht rooten wollen, können Sie unliebsame Apps, die nicht deinstalliert werden können, einfach deaktivieren. Wählen Sie das Programm unter Einstellungen/Apps aus und tippen Sie dann auf deaktivieren. Aber nicht nur Apps verstopfen wichtigen Speicherplatz. Im Speicherplatz freigebenMenü sehen Sie auch, wie viel davon her- untergeladene Dateien einnehmen. Dort sollten wirklich nur Dateien sein, die Sie regelmäßig benutzen, alles andere ist verzichtbar. Fotos und Bilddateien, sofern diese nicht zu privat oder unerlässlich sind, können Sie außerdem in die Cloud verschieben, wo Sie diese bei Bedarf abrufen, ohne dass der lokale Speicher darunter leiden muss. Google Fotos etwa lädt Bilder völlig automatisch hoch. Mit Kopie auf dem Ger ät löschen machen Sie den lokalen Speicher wieder frei.
Finger weg vom App-Cache
Doch Vorsicht: Kommen Sie nicht in Versuchung, womöglich den App-Cache zu leeren (unter Einstellungen/Speicher). Das Löschen dieser Daten, auf die Ihre Apps häu g zugreifen, hat zur Folge, dass diese langsamer laufen, während der Cache wie-
der aufgefüllt wird. Und darüber hinaus verbrauchen Cache-Dateien in der Regel sowieso nicht allzu viel Speicher, sodass diese Maßnahme noch nicht einmal effektiv ist.
SD-Karte beschleunigen
Wenn Sie ein Android mit SD-Karte besitzen, benutzen Sie diese wahrscheinlich oft und ausgiebig. Häu ge Schreib- und Leseaktionen können das Speichermedium aber leider verlangsamen. Um das zu beheben, müssen wir zunächst ein Backup der gespeicherten Daten anlegen, die Karte formatieren und danach alle Daten wiederherstellen. Vorsicht: Unter Umständen riskieren Sie dadurch den Verlust von vorübergehend gespeicherten Informationen wie Spielständen, Benutzerinformationen oder Browser-Chroniken. Falls Sie also eine App auf der SD-Karte haben, die Google Cloud Saves nicht unterstützt, sollten Sie diese vorübergehend in den internen Speicher verschieben und nach fertiger Formatierung wiederherstellen. Ist dies erledigt, wenden wir uns der SDKarte zu. Fahren Sie das Android-Gerät herunter und nehmen Sie die SD-Karte aus dem Gerät. Um die Karte an Ihren PC an- zuschließen, brauchen Sie entweder einen kompatiblen lokalen Steckplatz oder einen SD-Karten-Adapter mit USB-Stecker. Sobald die Karte angeschlossen ist, sollte der Rechner die Karte als Speichermedium erkannt haben. Nun kopieren Sie den gesamten Inhalt der SD-Karte in einen neuen Backup- Ordner auf dem PC. Als Nächstes stecken Sie die SD-Karte wieder in Ihr Android und fahren es hoch. In Einstellungen/Speicher nden Sie nun Ihre SD-Karte und wählen die Formatieren-Option, die alle Daten restlos löscht. Nun können Sie die SD-Karte wie oben beschrieben wieder entnehmen, an den PC anschließen und die Dateien des Backup-Ordners wiederherstellen. Wenn Sie die SD-Karte nun wieder verwenden wollen, wird Ihnen auffallen, dass einige Apps zu fehlen scheinen. Die Dateien sind natürlich immer noch da, doch das System weiß nicht, wo sie zu nden sind. Dieses Problem beheben Sie, indem Sie diese Apps vom Google Play Store nochmals installieren.
Startscreen aufräumen
Widgets auf Ihrem Startbildschirm können immens nützlich sein, aber sie verbrauchen auch einen großen Anteil an Ressourcen, da sie ständig aktiv sind. Wenn Ihr Android-Gerät langsamer und langsamer wird, sollten Sie sich überlegen, welche Widgets wirklich nützlich sind und auf welche man vielleicht verzichten könnte. Unnötige Animationen und Extras können eine ähnliche
Wirkung auf die Leistung haben. Ziehen Sie deshalb einen neuen Startscreen-Launcher als Ersatz für Ihren bisherigen Launcher in Erwägung. Die folgenden Apps sind besonders auf Stabilität, niedrigen Speicherverbrauch und Kon gurierbarkeit ausgelegt: Apex Launcher, APUS Launcher, Cheetah Launcher und Holo Launcher (mehr Details zu diesen Apps im Kasten auf dieser Seite). Wichtig ist aber vor allen Dingen, dass Sie den richtigen Launcher für sich nden. Probieren Sie also nach Lust und Laune aus und haben Sie ein Auge auf die DiagnoseTools von Trepn Pro ler.
Unnötige Animationen deaktivieren
Die Einsparungen hören beim Startscreen aber noch lange nicht auf. Die Animationen von Android lassen sich bis ins kleinste Detail kon gurieren. Dazu müssen Sie zunächst auf das Menü Entwickleroptionen zugreifen. Es ist standardmäßig versteckt, sodass Android-Nutzer nicht darüber stolpern, es sei denn, sie sind tatsächlich auf der Suche danach. Um dieses Menü aufzurufen, scrollen Sie in den Einstellungen ganz nach unten bis zum Punkt Über das Telefon/Über das Tablet. Hier tippen Sie mehrere Male auf das Feld Build Nummer, bis Android verkündet, dass Sie nun ein Entwickler sind. Nun können Sie auf einen neuen Menüpunkt in Einstellungen zugreifen: Entwickleroptionen. Hier suchen Sie nach den Unterpunkten Maßstab Fensteranimationen,Maßstab Übergangsanimationen und Maßstab für Animatorzeit. Diese lassen sich herunterskalieren oder sogar abschal- ten. Der Unterschied zwischen größeren und kleineren Animationen mag gering erscheinen, aber ganzheitlich lässt sich damit viel Rechenleistung einsparen. Die weiteren Entwickleroptionen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie das Betriebssystem mitunter grundlegend verändern.
Apps schließen und RAM freimachen
Erfahrene Windows-Benutzer sind es gewohnt, Programme nach getaner Arbeit direkt zu schließen, um Arbeitsspeicher freizumachen. Mit Android kann das gleiche Verhalten aber dafür sorgen, dass das Öffnen von Apps verlangsamt wird. Innerhalb von Android werden Apps ins RAM gespeichert, damit später umso schneller darauf zugegriffen werden kann. Besonders bei komplexen und aufwendigen Apps dauert der erstmalige Start bedeutend länger, als wenn das Programm vorher bereits am Laufen war. Ein möglichst freier Arbeitsspeicher ist natürlich immer noch wichtig für reibungslose Leistung, und Ihre Liste an Apps, die im RAM gespeichert sind, sollte nicht allzu lang sein. Allerdings sollten Sie beim Schließen von Anwendungen darauf achten, ob Sie diese womöglich bald wieder öffnen werden. Häu g benutzte Apps wie E-MailManager oder Terminplaner können also problemlos im Hintergrund laufen, während Sie Spiele ruhig schließen können, nachdem Sie fertig mit ihnen sind. Unter Einstellungen/Apps/Arbeitsspeicher sehen Sie außerdem, wie es um Ihr RAM steht, und bekommen Statistiken zum Verbrauch angezeigt. whs