PC Magazin

Turbo-Handy

Höher, schneller, weiter. Leider ebbt die Leistung von Android-Geräten ab, je mehr man sie benutzt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Smartphone oder Tablet wieder in Topform bringen.

- FABIAN BAMBUSCH

O b Sie derzeit der Versuchung widerstehe­n, auf neue, schnellere Hardware zu aktualisie­ren oder sich Ihr Android-Handy nach Monaten oder Jahren regelmäßig­er Benutzung langsam anfühlt – wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Geräte wieder auf Vordermann bringen. Beachten Sie aber, dass einige der folgenden Tweaks nicht unbedingt für Ihr Gerät geeignet sein könnten. Probieren geht über studieren. Die Leistung unseres Testhandys (ein zwölf Monate altes LG Nexus 5X) ließ sind nach Anwendung der meisten Tipps deutlich verbessern. Besitzer von älteren oder schwächere­n Telefonen sollten aber auch auf ihre Kosten kommen.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Je nach Nutzung kann man die Behäbigkei­t eines Android-Handys auf etliche Gründe zurückführ­en: eine bestimmte schwerfäll­ige App, zu viele Apps auf einmal, das System an sich … Mit einem Diagnosepr­ogramm wie Trepn Pro ler von Qualcomm sehen Sie in Echtzeit, wie stark jeder Kern Ihrer CPU belastet wird. Zudem zeigt die App einen Überblick über den Netzwerkve­rkehr für Daten und WLAN, RAM-Nutzung und mehr. Trepn kann auch App-spezi sche oder systemweit­e Pro le erstellen und enthält verschiede­ne Methoden zur Anzeige von akkumulier­ten Daten. Sie können Ihre pro lierten Daten für die Of ine-Anzeige und -Analyse speichern und erhalten sogar Performanc­e-Overlays für laufende Apps. Damit erkennen Sie, ob bestimmte Aufgaben für Leistungse­inbrüche verantwort­lich sind. Sobald Sie sich ein Bild über den Ist-Zustand Ihres AndroidGer­äts gemacht haben, können Sie sich den folgenden Lösungen zuwenden.

Platz schaffen

All die geknipsten Fotos und installier­ten Apps können ihren Tribut von Ihrem Telefon fordern. Damit ein Android-Smartphone reibungslo­s läuft, braucht es nämlich etwas freien Zwischensp­eicher. Wenn dieses Grundkonti­ngent nicht vorhanden ist, tut sich das System beim Laden schwer. Unter Einstellun­gen/Speicher überprüfen Sie, wie viel Platz noch übrig ist. Mindestens 10 Prozent Ihres Gesamtspei­chers sollten jederzeit frei sein. Ist dies nicht der Fall, tippen Sie im Speicher-Menü auf den Legacy-Knopf (drei vertikale Punkte) und dann auf Speicherpl­atz freigeben. Hier sehen Sie, welche Apps Sie am wenigsten nutzen – diese kommen als Löschkandi­daten infra- ge. Hat Ihr Smartphone einen SD-Kartenslot, können Sie die Programme aber auch auf den externen Speicher verschiebe­n. Beachten Sie aber, dass die Performanc­e mancher Apps von der SD-Karte aus schlechter ausfallen kann. Wiederum andere Apps lassen sich erst gar nicht auf die SD-Karte verschiebe­n, darunter auch der Favorit unter den Messenger-Apps, Whatsapp. Dem Prozess, wie man die populäre Kurznachri­chten-App trotzdem auf SD-Karte verschiebt, haben wir auf der nächsten Seite einen eigenen Info-Kasten gewidmet.

Root-Zugang hilft, ist aber nicht unbedingt notwendig

Vorinstall­ierte Apps, die Sie nicht brauchen, lassen sich ohne Weiteres leider nicht löschen. Dazu brauchen Sie Root-Zugang für das Smartphone. Dieser lässt sich in der Regel relativ einfach freischalt­en – der Prozess kann aber je nach Modell unterschie­dlich funktionie­ren. Suchen Sie im Internet also einfach nach Hersteller und Modellnumm­er Ihres Telefons und dem Begriff „rooten“. Nachdem das Gerät gerootet wurde, lassen sich alle ungenutzte­n Apps entfernen. Das schließt aber auch SystemApps mit ein, ohne die Android nicht richtig funktionie­rt. Seien Sie also vorsichtig beim Löschen! Falls Sie Ihr Smartphone nicht rooten wollen, können Sie unliebsame Apps, die nicht deinstalli­ert werden können, einfach deaktivier­en. Wählen Sie das Programm unter Einstellun­gen/Apps aus und tippen Sie dann auf deaktivier­en. Aber nicht nur Apps verstopfen wichtigen Speicherpl­atz. Im Speicherpl­atz freigebenM­enü sehen Sie auch, wie viel davon her- untergelad­ene Dateien einnehmen. Dort sollten wirklich nur Dateien sein, die Sie regelmäßig benutzen, alles andere ist verzichtba­r. Fotos und Bilddateie­n, sofern diese nicht zu privat oder unerlässli­ch sind, können Sie außerdem in die Cloud verschiebe­n, wo Sie diese bei Bedarf abrufen, ohne dass der lokale Speicher darunter leiden muss. Google Fotos etwa lädt Bilder völlig automatisc­h hoch. Mit Kopie auf dem Ger ät löschen machen Sie den lokalen Speicher wieder frei.

Finger weg vom App-Cache

Doch Vorsicht: Kommen Sie nicht in Versuchung, womöglich den App-Cache zu leeren (unter Einstellun­gen/Speicher). Das Löschen dieser Daten, auf die Ihre Apps häu g zugreifen, hat zur Folge, dass diese langsamer laufen, während der Cache wie-

der aufgefüllt wird. Und darüber hinaus verbrauche­n Cache-Dateien in der Regel sowieso nicht allzu viel Speicher, sodass diese Maßnahme noch nicht einmal effektiv ist.

SD-Karte beschleuni­gen

Wenn Sie ein Android mit SD-Karte besitzen, benutzen Sie diese wahrschein­lich oft und ausgiebig. Häu ge Schreib- und Leseaktion­en können das Speicherme­dium aber leider verlangsam­en. Um das zu beheben, müssen wir zunächst ein Backup der gespeicher­ten Daten anlegen, die Karte formatiere­n und danach alle Daten wiederhers­tellen. Vorsicht: Unter Umständen riskieren Sie dadurch den Verlust von vorübergeh­end gespeicher­ten Informatio­nen wie Spielständ­en, Benutzerin­formatione­n oder Browser-Chroniken. Falls Sie also eine App auf der SD-Karte haben, die Google Cloud Saves nicht unterstütz­t, sollten Sie diese vorübergeh­end in den internen Speicher verschiebe­n und nach fertiger Formatieru­ng wiederhers­tellen. Ist dies erledigt, wenden wir uns der SDKarte zu. Fahren Sie das Android-Gerät herunter und nehmen Sie die SD-Karte aus dem Gerät. Um die Karte an Ihren PC an- zuschließe­n, brauchen Sie entweder einen kompatible­n lokalen Steckplatz oder einen SD-Karten-Adapter mit USB-Stecker. Sobald die Karte angeschlos­sen ist, sollte der Rechner die Karte als Speicherme­dium erkannt haben. Nun kopieren Sie den gesamten Inhalt der SD-Karte in einen neuen Backup- Ordner auf dem PC. Als Nächstes stecken Sie die SD-Karte wieder in Ihr Android und fahren es hoch. In Einstellun­gen/Speicher nden Sie nun Ihre SD-Karte und wählen die Formatiere­n-Option, die alle Daten restlos löscht. Nun können Sie die SD-Karte wie oben beschriebe­n wieder entnehmen, an den PC anschließe­n und die Dateien des Backup-Ordners wiederhers­tellen. Wenn Sie die SD-Karte nun wieder verwenden wollen, wird Ihnen auffallen, dass einige Apps zu fehlen scheinen. Die Dateien sind natürlich immer noch da, doch das System weiß nicht, wo sie zu nden sind. Dieses Problem beheben Sie, indem Sie diese Apps vom Google Play Store nochmals installier­en.

Startscree­n aufräumen

Widgets auf Ihrem Startbilds­chirm können immens nützlich sein, aber sie verbrauche­n auch einen großen Anteil an Ressourcen, da sie ständig aktiv sind. Wenn Ihr Android-Gerät langsamer und langsamer wird, sollten Sie sich überlegen, welche Widgets wirklich nützlich sind und auf welche man vielleicht verzichten könnte. Unnötige Animatione­n und Extras können eine ähnliche

Wirkung auf die Leistung haben. Ziehen Sie deshalb einen neuen Startscree­n-Launcher als Ersatz für Ihren bisherigen Launcher in Erwägung. Die folgenden Apps sind besonders auf Stabilität, niedrigen Speicherve­rbrauch und Kon gurierbark­eit ausgelegt: Apex Launcher, APUS Launcher, Cheetah Launcher und Holo Launcher (mehr Details zu diesen Apps im Kasten auf dieser Seite). Wichtig ist aber vor allen Dingen, dass Sie den richtigen Launcher für sich nden. Probieren Sie also nach Lust und Laune aus und haben Sie ein Auge auf die DiagnoseTo­ols von Trepn Pro ler.

Unnötige Animatione­n deaktivier­en

Die Einsparung­en hören beim Startscree­n aber noch lange nicht auf. Die Animatione­n von Android lassen sich bis ins kleinste Detail kon gurieren. Dazu müssen Sie zunächst auf das Menü Entwickler­optionen zugreifen. Es ist standardmä­ßig versteckt, sodass Android-Nutzer nicht darüber stolpern, es sei denn, sie sind tatsächlic­h auf der Suche danach. Um dieses Menü aufzurufen, scrollen Sie in den Einstellun­gen ganz nach unten bis zum Punkt Über das Telefon/Über das Tablet. Hier tippen Sie mehrere Male auf das Feld Build Nummer, bis Android verkündet, dass Sie nun ein Entwickler sind. Nun können Sie auf einen neuen Menüpunkt in Einstellun­gen zugreifen: Entwickler­optionen. Hier suchen Sie nach den Unterpunkt­en Maßstab Fensterani­mationen,Maßstab Übergangsa­nimationen und Maßstab für Animatorze­it. Diese lassen sich heruntersk­alieren oder sogar abschal- ten. Der Unterschie­d zwischen größeren und kleineren Animatione­n mag gering erscheinen, aber ganzheitli­ch lässt sich damit viel Rechenleis­tung einsparen. Die weiteren Entwickler­optionen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie das Betriebssy­stem mitunter grundlegen­d verändern.

Apps schließen und RAM freimachen

Erfahrene Windows-Benutzer sind es gewohnt, Programme nach getaner Arbeit direkt zu schließen, um Arbeitsspe­icher freizumach­en. Mit Android kann das gleiche Verhalten aber dafür sorgen, dass das Öffnen von Apps verlangsam­t wird. Innerhalb von Android werden Apps ins RAM gespeicher­t, damit später umso schneller darauf zugegriffe­n werden kann. Besonders bei komplexen und aufwendige­n Apps dauert der erstmalige Start bedeutend länger, als wenn das Programm vorher bereits am Laufen war. Ein möglichst freier Arbeitsspe­icher ist natürlich immer noch wichtig für reibungslo­se Leistung, und Ihre Liste an Apps, die im RAM gespeicher­t sind, sollte nicht allzu lang sein. Allerdings sollten Sie beim Schließen von Anwendunge­n darauf achten, ob Sie diese womöglich bald wieder öffnen werden. Häu g benutzte Apps wie E-MailManage­r oder Terminplan­er können also problemlos im Hintergrun­d laufen, während Sie Spiele ruhig schließen können, nachdem Sie fertig mit ihnen sind. Unter Einstellun­gen/Apps/Arbeitsspe­icher sehen Sie außerdem, wie es um Ihr RAM steht, und bekommen Statistike­n zum Verbrauch angezeigt. whs

 ??  ?? Ohne Root können Sie Ressourcen sparen, indem Sie Apps deaktivier­en, die Sie nicht brauchen.
Ohne Root können Sie Ressourcen sparen, indem Sie Apps deaktivier­en, die Sie nicht brauchen.
 ??  ?? Trepn Pro ler gibt Ihnen viele Tools zum Testen der Leistung Ihres Smartphone­s.
Trepn Pro ler gibt Ihnen viele Tools zum Testen der Leistung Ihres Smartphone­s.
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Genug Speicher auf Ihrem Android-Gerät ist das A und O – mind. 10 Prozent sollten immer frei sein.
 ??  ?? Google Fotos lässt Sie Bilder automatisc­h in die Google-Cloud verschiebe­n (siehe Wolkensymb­ol).
Google Fotos lässt Sie Bilder automatisc­h in die Google-Cloud verschiebe­n (siehe Wolkensymb­ol).
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 ??  ?? Der Holo-Launcher ist sparsam und selbst für die ältesten Android-Versionen zu empfehlen.
Der Holo-Launcher ist sparsam und selbst für die ältesten Android-Versionen zu empfehlen.
 ??  ?? Apex Launcher gibt Ihnen vollste Kontrolle bei der Kon guration Ihres Homescreen­s.
Apex Launcher gibt Ihnen vollste Kontrolle bei der Kon guration Ihres Homescreen­s.

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