Die bessere Liste
Mindmaps bieten eine schnelle und besonders anschauliche Art, Ideen zu sammeln und zu strukturieren. Intuitiv entfalten Sie damit Ihre Projekte.
S ind Sie ein Freund von Listen jeglicher Art? Ich bin es: Merklisten, Einkaufslisten, Urlaubspacklisten, Ideenlisten, To-do-Listen, Projektlisten, Meeting-Vorbereitungs-Listen, Wie-ändere-ich-mein-Leben-Listen usw. – vielleicht, weil ich ein bisschen vergesslich bin oder mich gelegentlich komplexen Anforderungen im Beruf gegenübersehe. Hier gilt es, Ordnung zu schaffen und eine gut strukturierte Übersicht über alle Aspekte zu bekommen. Besonders sorgenfrei fühlt man sich, wenn man mit einem Blick den aktuellen Stand eines Vorhabens erfassen kann. Dafür sind normale Listen oft zu einfach, zu eindimensional. Es gibt nur oben, unten und irgendwie mittendrin. Das gleicht dem Versuch, mit einem dicken Pinsel einen Rembrandt zu malen, was wenig erquicklich dürfte. Sehr viel erfreulicher sind Mindmaps, quasi das ligrane Pinselset des Listenkünstlers. Mind Mapping eröffnet dem Listenfreund eine Vielzahl neuer Dimensionen: Er verwaltet mehrere Listen – theoretisch sogar alle – in einer, er strukturiert seine Ideen mehrdimensional und differenziert sie aus. Und er kann Prioritäten hervorheben. Die Strukturen lassen sich im Prozess jederzeit umgruppieren, verschieben und mit neuen Zusammenhängen versehen. Kurz, es gibt kaum eine übersichtlichere und kreativere Art, sein Hirn zu sortieren als mit einer Mindmap. Die Ur-Idee der Mindmap ist, Gedanken in ihrer assoziativen Kette festzuhalten, also in der Folge, in der sie aus dem Geist quillen – als Fluss von Gedanken, bei der eine Idee auf der anderen beruht. Diese Verkettungen legt der Mindmapper in Äste nie-
der, die sich nach außen verzweigen. Ganze Äste oder einzelne Zweige lassen sich verschieben, kombinieren, auf eine andere Ebene stellen, zerp ücken und neu zusammensetzen. So gewinnen die Ideen schnell visuell an Struktur und nden sich in einer praktikablen und eben sehr übersichtlichen Form. Diese Grundform der Mindmap erinnert an ein Baumdiagramm, mit dem Unterschied, dass nicht nur ein Stamm nach oben wächst, sondern viele in alle Richtungen – ein Ideengestrüpp.
Digitaler Partyplaner
Die prozessorientierte Arbeit mit Mindmaps funktioniert eigentlich nur mit einer Software (früher musste man auf dem Boden knien und Tapetenrollen bekritzeln – da war mir meine Karteikärtchenwirtschaft lieber), denn nur digital begleitet die Ideensammlung das komplette Projekt, wächst mit ihm, passt sich geänderten Anforderungen an, spiegelt zu jeder Zeit die Parameter des Vorhabens und bleibt fortdauernd unverzichtbar. Für die meisten Zwecke – und für den Einstieg allemal – reicht das kostenlose Freemind 1.0 ( freemind.sourceforge.net) aus. Es basiert auf Java und bietet auf der Webseite einen Windows-Installer, der Java bereits enthält. Weitere fertige Versionen gibt es für Linux oder Mac. Wenn Sie das Programm nach der Installation starten, sehen Sie eine leere Mindmap vor sich – mit einem ovalen Feld Neue Mindmap. Wenn Sie dieses anklicken, können Sie es bearbeiten. Tragen Sie zum Beispiel Party ein. Mit Strg + S speichern Sie das Projekt, party.mm lautet der vorgeschlagene Name (die Projektdatei nden Sie unter Extras zum Heft auf DVD). Nun fügen Sie einen Ast ( auch Knoten genannt) hinzu, am besten mit der EinfgTaste. Fehlt diese auf Ihrer (Laptop-)Tastatur, wählen Sie mit der rechten Maustaste im Kontextmenü Neuer Unterknoten. Den neuen Ast nennen Sie Gäste. Mit einem neuen Einfg hängen Sie an den vorhandenen Ast einen Zweig, zum Beispiel Paul (ein Gast eben). Nun wollen Sie parallel zu Paul weitere Gäste anfügen und nicht weiter verzweigen. Statt Einfg drücken Sie Enter und fügen Elvira unter Paul hinzu usw. Nun setzen Sie parallel zu Gäste einen weiteren Knoten hinzu: Hotels. Dieser erscheint unterhalb von Gäste. Nun fügen Sie mit Einfg und Enter ein paar Hotels hinzu – und Ihre Mindmap nimmt langsam Formen an. Falls Sie mit der Optik oder der Struktur nicht zufrieden sind, haben Sie eine Reihe von Sortiermöglichkeiten. Sie können beispielsweise Hotels nach oben schieben: Strg + Pfeil-nach-oben. (Während „ lt + Pfeil-nach-oben die Ansicht vergrößert). Beim Verschieben nimmt Freemind alle Zweige eines Astes mit, also alle Hotels, die Sie zugefügt haben. Ähnlich können Sie die Hotels in die richtige Reihenfolge bringen (etwa nach Preis oder Entfernung sortiert). Elemente lassen sich aber auch mit der Maus verschieben. Schnappen Sie sich zum Beispiel den ganzen Knoten Hotels und ziehen Sie ihn von rechts nach links ( Party leuchtet dann links grau auf). Nun wandern alle Hotels auf die andere Seite des Hauptknotens – zur besseren Übersicht. Umsortieren lassen sich auch einzelne Gäste, um Sie zum Beispiel nach und nach auf die Hotels zu verteilen. Sie haben immer im Blick, wer wo eingebucht ist oder wer noch einen Schlafplatz braucht.
Einen Knoten löschen, das geht am einfachsten mit Entf. Abgearbeitete To-dos verschwinden auf diese Weise von der Liste und für immer aus dem Kopf.
Tipp: Wenn Sie den Text eines Knotens ändern wollen, ist das kein Problem, solange noch keine Zweige an ihm hängen. Denn dann lässt er sich nicht mehr mit einem Klick ändern, sondern nur noch mit der F2-Taste.
Die dritte Dimension
Die zweidimensionale Struktur steht nun. Für Einzelfälle lässt sich noch eine dritte ergänzen, in Form von direkten Querverbindungen zwischen zwei Knoten, als dünne Line. Zum Beispiel soll Heike sich um die Party-Location kümmern. Heike würde theoretisch also beim Ast Gäste als auch beim Ast Aufgaben erscheinen. Um hier eine visuelle Verbindung zu schaffen, markieren Sie erst den einen Knoten, dann mit Strg den zweiten, sodass beide grau hinterlegt sind. Nun tippen Sie fertig ist die Linie. Im Kontextmenü mit der rechten Maustaste bekommen Sie zur Linie ein paar weitere Optionen, zum Beispiel versehen Sie die Linie mit Pfeilen, ändern ihre Stärke oder löschen sie wieder. Diese Querverweise sollten Sie sparsam einsetzen, denn sie gehen stark zulasten der Übersichtlichkeit. Soweit zu den harten Fakten, der Rest ist ein bisschen Spielerei mit Farben, Schriftgrößen und Astdicken. Sehr hilfreich sind die Symbole auf der linke Seite des Programms. Mit grünen Haken und roten Kreuzen markieren Sie beispielsweise den Erfolg eines bestimmten Vorhabens (Restaurant Sushis Heaven hat etwa Ruhetag). So gibt es Smileys, bunte Ziffern, Blitze, Ampeln, Fähnchen etc. für jeden Bedarf. Wollen Sie ein Symbol löschen, wählen Sie das kleine rote x ganz oben in der Symbolleiste.
Pro -Tools und Cloud-Dienste
Freemind als Freeware richtet sich klar an private Anwender und einfache Ideensammlungen. Professionellen Ansprüchen dient Mindjet ( www.mindjet.de), das aber auch gleich mit 415 Euro zu Buche schlägt. Dafür bekommt der Business-Anwender viele Vorlagen, Diagramme, Organigramme, Präsentationsmodi und Tools für die höhere Projektplanung. Eine sehr schöne Android- und iOS-App gibt es dazu. In unserem letzten Test (Heft 1/17) erhielt Mindjet 93 Punkte und ein Sehr gut. Eine weitere Gruppe an Mind Mappern tummelt sich in der Cloud. Der Vorteil ist klar: Der Reisende kann über den Browser von überall aus auf seine Maps zugreifen. Gut gefallen hat uns das Online-Tool von Mindmeister ( www.mindmeister.com), das von den Funktionen her Freemind in nichts nachsteht. Drei Maps sind kostenlos, für sechs Euro im Monat gibt es dann unbegrenztes Mappen und mehr Funktionen (etwa PDF-Export oder Bilder-Upload). Obwohl Mindmeister im Browser läuft, bietet der Hersteller mobiloptimierte Apps. Einer der größten Mängel von Freemind ist tatsächlich das Fehlen einer brauchbaren App für das Smartphone. Im Vergleich mit den Apps von Mindjet oder Mindmeister nden sich im Google-Store eher Notlösungen. Am besten ge el uns noch Z-Mind ( bit.ly/2jtnvTb), das Freemind-Dateien öffnen und bearbeiten kann. Am Tablet ist die gra sche Variante schlicht, aber brauchbar, am Smartphone sollte der Anwender die Listenansicht wählen – die Liste hat uns wieder … whs