Duell: amazon vs. Google
Damit Sie wissen, was (von wem) gespielt wird, lassen wir die Streaming-Clients von Amazon und Google gegeneinander antreten.
D ie Schlacht um die Vormachtstellung im Heimkino ist in vollem Gange. Die meisten Haushalte besitzen einen FullHDFernseher und können über ihren Breitbandanschluss komfortabel auf OnlineVideotheken zugreifen. Aktuelle Smart-TVs sind bereits mit den erforderlichen Apps für Video-on-Demand ausgestattet. Für ältere Fernseher, Monitore oder AV-Receiver sowie zur Nutzung an verschiedenen Geräten bieten sich Streaming-Clients an. Amazon und Google haben erst kürzlich einige neue Streaming-Clients veröffentlicht. In unserem Doppel-Duell treten zunächst die beiden kostengünstigen FullHD-StreamingClients von Amazon und Google gegeneinander an. Im Anschluss vergleichen wir die rund doppelt so teuren 4K-fähigen UHDClients der beiden Online-Titanen. Dabei sind uns interessante Unterschiede bei den technischen Eigenschaften und Abspielfähigkeiten der Player aufgefallen.
Online-Streaming und Streaming im Heimnetz
Die Streaming-Player von Amazon und Google sind in erster Linie für die Nutzung kostenloser (Youtube, Mediatheken) oder kostenp ichtiger (Net ix) Online-Videos gedacht. Ohne Internetzugang funktionieren die Geräte nur stark eingeschränkt – oder gar nicht (Google Chromecast). Im Gegensatz zu einem klassischen Heimnetz-Player wie Popcorn-Hour oder WD TV Live erwarten wir von Amazons und Googles Streaming-Playern deshalb auch keine Wunder, wenn es um das Abspielen gebräuchlicher Multimediadateien von einem Mediaserver (NAS) im Heimnetz geht.
Wer Inhalte von Net ix, Maxdome, Amazon Prime, Youtube & Co. nicht direkt aus dem Smart-TV streamen kann oder will, greift auf einen StreamingPlayer à la Fire TV oder Chromecast zurück – wobei Chromecast keinen Zugriff auf Amazon Prime hat. Die handlichen Player sind ott installiert und lassen sich an verschiedenen Geräten und Orten nutzen. Zunächst einmal bietet auch keiner der Streaming-Player eine Einstellung in der Bedienober äche (Amazon) oder der entsprechenden App (Google), über die man direkt auf Netzwerkfreigaben im Heimnetz als Abspielquelle zugreifen kann. Doch in der kostenlosen Smartphone-App Bubble UPnP (Android, iOS) lassen sich sowohl Fire-TV- als auch Chromecast-Clients als Abspielgeräte (Renderer) für die Inhalte eines DLNA-Medienservers auswählen, sofern sich alle beteiligten Geräte im selben Netzwerk be nden. Auf diese Weise konnten wir über die Smartphone-App verschiedene Musik-, Foto- und Videoformate von einer NAS im Heimnetz an die StreamingClients von Amazon und Google leiten. Bei der Wiedergabe von Foto- und Musikdateien schlugen sich die Geräte erstaunlich gut. Beim Abspielen von Videodateien über DLNA sind die Streaming-Player von Google und Amazon jedoch extrem wählerisch. Verbreitete Container-Formate wie zum Beispiel MKV oder TS werden entweder gar nicht oder ohne Tonspur abgespielt. Wer jedoch eine aktuelle NAS mit einer Live-Transcoding-CPU besitzt, kann die darauf gespeicherten Videos in Echtzeit in das für den Streaming-Client passende Format umwandeln lassen. Für Googles Chromecast bieten manche NAS-Hersteller wie zum Beispiel Asus oder Synology inzwischen eine Casting-fähige NAS-App mit Live-Transcoding an. Und Amazon bietet für seine FireTV-Clients eine kostenlose PlexClient-App an. Der dazu passende PlexServer ist auf den NAS-Geräten zahlreicher Hersteller verfügbar und kann ebenfalls beliebige Videodateien ins passende Format „transcodieren“, sofern der Prozessor der NAS über ausreichend Leistung verfügt. Das Transcodieren mit Plex geht übrigens auch mit Chromecast, doch hier kostet die Casting-fähige Plex-App 4,33 Euro.
Manche UHD-Fernseher liefern zwar ein tolles Bild, doch können deren Smart-TV-Apps nicht überzeugen – oder sind erst gar nicht vorhanden (4K-Monitor). Mit dem Amazon Fire TV 4K oder Googles Chromecast Ultra stehen dann die passenden 4K-StreamingClients bereit. Doch Vorsicht: Für den Zugriff auf geschützte 4K-Filme und -Serien über Net ix oder Amazon Prime muss Ihr Fernseher über einen HDMI-Eingang mit HDCP 2.2 verfügen. Falls nicht, werden die geschützten Filme zwar trotzdem abgespielt, allerdings nur in FullHD-Qualität (1080p statt 2160p). Falls Ihr Fernseher jedoch HDCP 2.2 und damit auch 2160p/60Hz unterstützt, kann Fire TV 4K seine Videos nur mit maximal 2160p/30Hz ausgeben, was sich bei Videoschwenks durch ein leichtes Ruckeln bemerkbar macht. Der Chromecast Ultra hat dieses Problem nicht, da er 2160p/60Hz wiedergeben kann.
Fazit
Amazon unterstützt in keinem seiner beiden Player DFS im 5-GHz-WLAN und gibt die am Fire TV 4K gestreamten UHD-Videos nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde aus. Die meisten Amazon-Kunden werden sich wohl damit arrangieren, denn für Online-Besteller ist der 69-Euro-Jahresbeitrag für Prime samt Online-Videothek ein äußerst attraktives Gesamtpaket. Bei den 4K-Streaming-Playern stellt sich außerdem die Frage, welche Au ösung der UHDBildschirm zu Hause denn tatsächlich wiedergeben kann. Bei Geräten, die per HDMI „nur“4K/30Hz unterstützen, macht sowieso nur Amazons Fire TV 4K Sinn. Für 4K/60HzTVs mit HDCP 2.2 ist Chromecast Ultra die bessere Wahl.