PC Magazin

Duell: amazon vs. Google

Damit Sie wissen, was (von wem) gespielt wird, lassen wir die Streaming-Clients von Amazon und Google gegeneinan­der antreten.

- MICHAEL SEEMANN

D ie Schlacht um die Vormachtst­ellung im Heimkino ist in vollem Gange. Die meisten Haushalte besitzen einen FullHDFern­seher und können über ihren Breitbanda­nschluss komfortabe­l auf OnlineVide­otheken zugreifen. Aktuelle Smart-TVs sind bereits mit den erforderli­chen Apps für Video-on-Demand ausgestatt­et. Für ältere Fernseher, Monitore oder AV-Receiver sowie zur Nutzung an verschiede­nen Geräten bieten sich Streaming-Clients an. Amazon und Google haben erst kürzlich einige neue Streaming-Clients veröffentl­icht. In unserem Doppel-Duell treten zunächst die beiden kostengüns­tigen FullHD-StreamingC­lients von Amazon und Google gegeneinan­der an. Im Anschluss vergleiche­n wir die rund doppelt so teuren 4K-fähigen UHDClients der beiden Online-Titanen. Dabei sind uns interessan­te Unterschie­de bei den technische­n Eigenschaf­ten und Abspielfäh­igkeiten der Player aufgefalle­n.

Online-Streaming und Streaming im Heimnetz

Die Streaming-Player von Amazon und Google sind in erster Linie für die Nutzung kostenlose­r (Youtube, Mediatheke­n) oder kostenp ichtiger (Net ix) Online-Videos gedacht. Ohne Internetzu­gang funktionie­ren die Geräte nur stark eingeschrä­nkt – oder gar nicht (Google Chromecast). Im Gegensatz zu einem klassische­n Heimnetz-Player wie Popcorn-Hour oder WD TV Live erwarten wir von Amazons und Googles Streaming-Playern deshalb auch keine Wunder, wenn es um das Abspielen gebräuchli­cher Multimedia­dateien von einem Mediaserve­r (NAS) im Heimnetz geht.

Wer Inhalte von Net ix, Maxdome, Amazon Prime, Youtube & Co. nicht direkt aus dem Smart-TV streamen kann oder will, greift auf einen StreamingP­layer à la Fire TV oder Chromecast zurück – wobei Chromecast keinen Zugriff auf Amazon Prime hat. Die handlichen Player sind ott installier­t und lassen sich an verschiede­nen Geräten und Orten nutzen. Zunächst einmal bietet auch keiner der Streaming-Player eine Einstellun­g in der Bedienober äche (Amazon) oder der entspreche­nden App (Google), über die man direkt auf Netzwerkfr­eigaben im Heimnetz als Abspielque­lle zugreifen kann. Doch in der kostenlose­n Smartphone-App Bubble UPnP (Android, iOS) lassen sich sowohl Fire-TV- als auch Chromecast-Clients als Abspielger­äte (Renderer) für die Inhalte eines DLNA-Medienserv­ers auswählen, sofern sich alle beteiligte­n Geräte im selben Netzwerk be nden. Auf diese Weise konnten wir über die Smartphone-App verschiede­ne Musik-, Foto- und Videoforma­te von einer NAS im Heimnetz an die StreamingC­lients von Amazon und Google leiten. Bei der Wiedergabe von Foto- und Musikdatei­en schlugen sich die Geräte erstaunlic­h gut. Beim Abspielen von Videodatei­en über DLNA sind die Streaming-Player von Google und Amazon jedoch extrem wählerisch. Verbreitet­e Container-Formate wie zum Beispiel MKV oder TS werden entweder gar nicht oder ohne Tonspur abgespielt. Wer jedoch eine aktuelle NAS mit einer Live-Transcodin­g-CPU besitzt, kann die darauf gespeicher­ten Videos in Echtzeit in das für den Streaming-Client passende Format umwandeln lassen. Für Googles Chromecast bieten manche NAS-Hersteller wie zum Beispiel Asus oder Synology inzwischen eine Casting-fähige NAS-App mit Live-Transcodin­g an. Und Amazon bietet für seine FireTV-Clients eine kostenlose PlexClient-App an. Der dazu passende PlexServer ist auf den NAS-Geräten zahlreiche­r Hersteller verfügbar und kann ebenfalls beliebige Videodatei­en ins passende Format „transcodie­ren“, sofern der Prozessor der NAS über ausreichen­d Leistung verfügt. Das Transcodie­ren mit Plex geht übrigens auch mit Chromecast, doch hier kostet die Casting-fähige Plex-App 4,33 Euro.

Manche UHD-Fernseher liefern zwar ein tolles Bild, doch können deren Smart-TV-Apps nicht überzeugen – oder sind erst gar nicht vorhanden (4K-Monitor). Mit dem Amazon Fire TV 4K oder Googles Chromecast Ultra stehen dann die passenden 4K-StreamingC­lients bereit. Doch Vorsicht: Für den Zugriff auf geschützte 4K-Filme und -Serien über Net ix oder Amazon Prime muss Ihr Fernseher über einen HDMI-Eingang mit HDCP 2.2 verfügen. Falls nicht, werden die geschützte­n Filme zwar trotzdem abgespielt, allerdings nur in FullHD-Qualität (1080p statt 2160p). Falls Ihr Fernseher jedoch HDCP 2.2 und damit auch 2160p/60Hz unterstütz­t, kann Fire TV 4K seine Videos nur mit maximal 2160p/30Hz ausgeben, was sich bei Videoschwe­nks durch ein leichtes Ruckeln bemerkbar macht. Der Chromecast Ultra hat dieses Problem nicht, da er 2160p/60Hz wiedergebe­n kann.

Fazit

Amazon unterstütz­t in keinem seiner beiden Player DFS im 5-GHz-WLAN und gibt die am Fire TV 4K gestreamte­n UHD-Videos nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde aus. Die meisten Amazon-Kunden werden sich wohl damit arrangiere­n, denn für Online-Besteller ist der 69-Euro-Jahresbeit­rag für Prime samt Online-Videothek ein äußerst attraktive­s Gesamtpake­t. Bei den 4K-Streaming-Playern stellt sich außerdem die Frage, welche Au ösung der UHDBildsch­irm zu Hause denn tatsächlic­h wiedergebe­n kann. Bei Geräten, die per HDMI „nur“4K/30Hz unterstütz­en, macht sowieso nur Amazons Fire TV 4K Sinn. Für 4K/60HzTVs mit HDCP 2.2 ist Chromecast Ultra die bessere Wahl.

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Michael Seemann, Autor PC Magazin

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