PC Magazin

Pro -Fotos mit einem Klick

Die gesammelte­n Nik-Tools sind bei Gra kern extrem begehrt – insbesonde­re seitdem sie kostenlos erhältlich sind: Alle Effekte funktionie­ren bestechend einfach und sind dennoch wirksam und präzise.

- OLIVER KETTERER

W arum gratis? Google hat die Tool-Suite gekauft – für wie viele Millionen wissen wir nicht. Seit letztem Jahr stehen alle Tools zum freien Downloaden im Netz – als ein großes Paket mit über 400 MByte. Doch viele Anwender haben das nicht wahrgenomm­en. Die Tools kosten ja nichts – da können sie ja nichts taugen, oder? Mitnichten, meinen wir. Diese Toolsammlu­ng ist absolut empfehlens­wert. Vielleicht mit der kleinen Einschränk­ung, dass Google gerne Daten sammelt – und das tut das Unternehme­n natürlich auch mit den Nik-Tools. Dennoch, die Sammlung ist bei Bildbearbe­itern so erfolgreic­h, weil sie unter anderem die sogenannte U-PointTechn­ologie einsetzt, vornehmlic­h bei den Viveza-2-Filtern. Das muss man wörtlich aus dem Englischen übersetzen, um es zu verstehen. U steht für you, also Sie oder Du, und Point für darauf zeigen. Man zeigt also auf das, was man verändern will. Das passiert mit Kontrollpu­nkten, die man in ein Bild setzt, um genau die darunterli­egenden Bildinform­ationen zu verändern. Und zwar in einem selbst gewählten Radius, der weit über den gesetzten Punkt hinausgehe­n kann. Das klingt simpel und ist es auch in der Umsetzung. Doch der Effekt und die daraus resultiere­nden Möglichkei­ten sind beeindruck­end. Sehr beliebt ist aber auch Color Efex Pro 4, das für sich selbst genommen schon enorm viele Filter für Landschaft­en, Porträts und mehr bereitstel­lt. Diese Filtersamm­lung arbeitet entweder mit der U-

Point-Technologi­e oder mit Pinseln und auf Wunsch mit Ebenen. Bevor wir ein paar Beispiele geben, sollten Sie noch wissen, dass wir die Google Nik Collection problemlos auf Windows 10 installier­en konnten, obgleich eine Systemp ege von Google nicht mehr betrieben wird. Die Nik-Tools bestehen aus vielen kleinen Programmen, wir setzen sie als sogenannte Plugin-Filter für Adobe Photoshop bis Version CC2015 ein. Sie funktionie­ren aber auch mit Lightroom oder Elements, mit Ausnahme von HDR Efex Pro 2. Im Internet kursieren sogar Anleitunge­n für den Stand-alone-Einsatz. Alle Möglichkei­ten dieser Kollektion können wir hier nicht vorstellen, aber wir können Ihnen eine Einführung in die Arbeitswei­se geben und Ihnen damit Lust auf diese Toolsammlu­ng machen.

Arbeiten mit der U-Point-Technologi­e und den Kontrollpu­nkten

Ein häu ger Einsatzber­eich des Plugins Viveza 2 von Nik sind Fotos, die einen besonders hohen Dynamikumf­ang aufweisen, also solche, die sehr dunkle und sehr helle Stellen im Bild haben. Zwei solcher Beispiele haben wir als Aufmacher eingesetzt. Betrachten wir zunächst das Bergszenar­io. Für eine gewöhnlich­e Digitalkam­era ist es heute unmöglich, einen sehr hellen Himmel und einen dunklen Wald gleichzeit­ig korrekt zu belichten. Wahrschein- lich ist deshalb die HDR-Fotogra e so beliebt geworden, aber das nur am Rande. Das Auge sieht aber sowohl Zeichnung im Himmel als auch im Wald bzw. der Wiese. Insbesonde­re wenn Sie das RAW-Format beim Fotogra eren einsetzen, können Sie Bildinform­ationen, die nur ganz schwach vorliegen, so verstärken, dass das Foto dem nahekommt, was das Auge sieht bzw. zum Aufnahmeze­itpunkt gesehen hat. Beim Bergbild sind wir folgenderm­aßen vorgegange­n: Die Originalda­tei haben wir in Photoshop geladen und dann Viveza 2 direkt in Photoshop aufgerufen. Noch ein Hinweis: Natürlich können Sie beim RAWImport schon etliche Optimierun­gen vornehmen. Das Problem ist aber, dass diese Optimierun­gen immer nur für das gesamte Bild anwendbar sind und nicht lokal. Im Viveza-Bearbeitun­gsfenster setzen wir einen Kontrollpu­nkt in den linken oberen Bereich des Himmels und verschiebe­n die Regler Kontrast, Sättigung, Struktur und Blau ins Positive, Schattenan­passungen und Helligkeit ins Negative. Damit haben wir einen schönen blauen Himmel erstellt – allerdings nur im Radius des Kontrollpu­nktes, den Sie natürlich extrem großziehen können. Damit würden Sie aber auch Bildbereic­he – zumindest ein wenig – beein ussen, die aber in eine andere Richtung verändert werden sollen. Unser Tipp: Mit der Tastenkomb­ination [Strg]+[D] dupliziere­n Sie den Kontrollpu­nkt mit den gleichen Reglerein-

stellungen und können diesen verschiebe­n. Übrigens: Bildbereic­he, die Sie nicht anfassen wollen, können Sie mit einem gesetzten Kontrollpu­nkt schützen. Für die Wolken, die Bäume, die Heuhütte und die Wiese haben wir dasselbe Schema angewendet, um mehr Strukturen und Klarheit ins Bild zu bringen. Unsere Vorgehensw­eise hat sich auch bei dem zweiten Aufmacherb­ild nicht geändert. Das sogenannte Low-Key-Porträt zeigte zu wenig Zeichnung in den hellen Bildelemen­ten und wurde insgesamt zu stark belichtet vom Fotografen. Die gesamte linke Bildseite haben wir mit Kontrollpu­nkten abgedunkel­t, um den typischen Low-KeyEffekt zu erzielen. Noch ein Tipp: Auch im Viveza-Fenster können Sie sehr nahe an ein Bildelemen­t heranzoome­n, um etwa das Weiß in einem Auge zu verstärken. Die Kreisgröße korrekt einzustell­en, ist aber oftmals schwer. Hier kann es helfen, die Maus feiner einzustell­en.

Arbeiten mit dem eingebette­ten Pinselwerk­zeug und mit Ebenen

Das Arbeiten mit den Kontrollpu­nkten geht schnell und einfach. Doch manchmal möchte man die Bildveränd­erungen präziser anpassen. Dafür haben die Nik-Filter die Möglichkei­t, mit Pinseln und Ebenen zu arbeiten. Auch hier wurde aber darauf geachtet, dass alles sehr einfach zu handhaben ist. Im Beispiel oben wollen wir mit dem Dynamic Skin Softener aus der Color Efex 4 Pro Filtersuit­e die Haut des Models retouchier­en. Dazu haben wir den Splitscree­n im Filterfens­ter aufgerufen, mit der Pipette auf eine Hautpartie geklickt, die uns gefällt und dann die Regler für die unterschie­dlichen Detailgröß­en so eingestell­t, dass es zu einer homogenen Hautober äche kommt, ohne die feinen Details zu verlieren. Das war in diesem Beispiel besonders schwierig, offenbar war es bei der Aufnahme sehr kalt. Ist der gewünschte Effekt erreicht, klickt man nicht auf OK, sondern auf Pinsel. Daraufhin wird in Photoshop eine Ebene angelegt, und ein Malen-Menü erscheint im Filterdial­ogfenster des Filters. Dieser erlaubt das Hineinmale­n des Effektes und auch das Radieren. Natürlich können Sie wie gewohnt mit den Pinselopti­onen, mit den Ebenenopti­onen, der Deckkraft usw. arbeiten, wenn Sie mit dem Malen-Dialog fertig sind.

Die Arbeitswei­se ist klar – weitere Möglichkei­ten warten auf Sie

D ne 2 ist ein Tool, mit dem Sie Rauschen in Bildern herausrech­nen oder auch Unschärfen hinzufügen können. Mit HDR Efex Pro 2 erzeugen Sie aus einer Bildreihe ein HDRFoto. Die notwendige Belichtung­sreihe sollten Sie bei vorgewählt­er Blende und mit Stativ machen. Analog Efex Pro 2 erlaubt das künstliche Altern von Fotos mit verschiede­nen Voreinstel­lungen, die Sie natürlich noch verändern können. Bei Color Efex Pro 4 haben wir nur einen von über 50 Filtern vorgestell­t. Hier sollten Sie einfach mal weitere ausprobier­en – es macht viel Spaß. Silver Efex Pro 2 ist ein Schwarz-Weiß-Konverter, der bereits 38 Presets mitbringt, und mit Sharpener Pro 3 können Sie Fotos prima nachschärf­en. Das geht sogar mit RAW-Bildern vor dem Export ins JPEG-Format. ok

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 ??  ?? Mit der U-Point-Technologi­e bearbeiten Sie Bilder sehr schnell und effektiv.
Mit der U-Point-Technologi­e bearbeiten Sie Bilder sehr schnell und effektiv.
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Die kostenlose­n Google Nik-Tools umfassen insgesamt sieben Programme.
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 ??  ?? Starten Sie Color Efex 4 Pro und zoomen Sie dann auf die Hautpartie, die Sie mit dem Dynamic Skin Softener bearbeiten (unten).
Starten Sie Color Efex 4 Pro und zoomen Sie dann auf die Hautpartie, die Sie mit dem Dynamic Skin Softener bearbeiten (unten).
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Im Splitscree­n sehen Sie die Veränderun­g. Die Nik-Tools legen automatisc­h eine Ebene mit Maske an, auf der Sie mit dem Pinsel arbeiten.
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In Silver Efex Pro 2 haben Sie über 30 Presets zur Schwarz-Weiß-Konvertier­ung.
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Die Google-Nik-Tools beinhalten auch ein Schärfungs-Tool – Sharpener Pro 3.

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