Pro -Fotos mit einem Klick
Die gesammelten Nik-Tools sind bei Gra kern extrem begehrt – insbesondere seitdem sie kostenlos erhältlich sind: Alle Effekte funktionieren bestechend einfach und sind dennoch wirksam und präzise.
W arum gratis? Google hat die Tool-Suite gekauft – für wie viele Millionen wissen wir nicht. Seit letztem Jahr stehen alle Tools zum freien Downloaden im Netz – als ein großes Paket mit über 400 MByte. Doch viele Anwender haben das nicht wahrgenommen. Die Tools kosten ja nichts – da können sie ja nichts taugen, oder? Mitnichten, meinen wir. Diese Toolsammlung ist absolut empfehlenswert. Vielleicht mit der kleinen Einschränkung, dass Google gerne Daten sammelt – und das tut das Unternehmen natürlich auch mit den Nik-Tools. Dennoch, die Sammlung ist bei Bildbearbeitern so erfolgreich, weil sie unter anderem die sogenannte U-PointTechnologie einsetzt, vornehmlich bei den Viveza-2-Filtern. Das muss man wörtlich aus dem Englischen übersetzen, um es zu verstehen. U steht für you, also Sie oder Du, und Point für darauf zeigen. Man zeigt also auf das, was man verändern will. Das passiert mit Kontrollpunkten, die man in ein Bild setzt, um genau die darunterliegenden Bildinformationen zu verändern. Und zwar in einem selbst gewählten Radius, der weit über den gesetzten Punkt hinausgehen kann. Das klingt simpel und ist es auch in der Umsetzung. Doch der Effekt und die daraus resultierenden Möglichkeiten sind beeindruckend. Sehr beliebt ist aber auch Color Efex Pro 4, das für sich selbst genommen schon enorm viele Filter für Landschaften, Porträts und mehr bereitstellt. Diese Filtersammlung arbeitet entweder mit der U-
Point-Technologie oder mit Pinseln und auf Wunsch mit Ebenen. Bevor wir ein paar Beispiele geben, sollten Sie noch wissen, dass wir die Google Nik Collection problemlos auf Windows 10 installieren konnten, obgleich eine Systemp ege von Google nicht mehr betrieben wird. Die Nik-Tools bestehen aus vielen kleinen Programmen, wir setzen sie als sogenannte Plugin-Filter für Adobe Photoshop bis Version CC2015 ein. Sie funktionieren aber auch mit Lightroom oder Elements, mit Ausnahme von HDR Efex Pro 2. Im Internet kursieren sogar Anleitungen für den Stand-alone-Einsatz. Alle Möglichkeiten dieser Kollektion können wir hier nicht vorstellen, aber wir können Ihnen eine Einführung in die Arbeitsweise geben und Ihnen damit Lust auf diese Toolsammlung machen.
Arbeiten mit der U-Point-Technologie und den Kontrollpunkten
Ein häu ger Einsatzbereich des Plugins Viveza 2 von Nik sind Fotos, die einen besonders hohen Dynamikumfang aufweisen, also solche, die sehr dunkle und sehr helle Stellen im Bild haben. Zwei solcher Beispiele haben wir als Aufmacher eingesetzt. Betrachten wir zunächst das Bergszenario. Für eine gewöhnliche Digitalkamera ist es heute unmöglich, einen sehr hellen Himmel und einen dunklen Wald gleichzeitig korrekt zu belichten. Wahrschein- lich ist deshalb die HDR-Fotogra e so beliebt geworden, aber das nur am Rande. Das Auge sieht aber sowohl Zeichnung im Himmel als auch im Wald bzw. der Wiese. Insbesondere wenn Sie das RAW-Format beim Fotogra eren einsetzen, können Sie Bildinformationen, die nur ganz schwach vorliegen, so verstärken, dass das Foto dem nahekommt, was das Auge sieht bzw. zum Aufnahmezeitpunkt gesehen hat. Beim Bergbild sind wir folgendermaßen vorgegangen: Die Originaldatei haben wir in Photoshop geladen und dann Viveza 2 direkt in Photoshop aufgerufen. Noch ein Hinweis: Natürlich können Sie beim RAWImport schon etliche Optimierungen vornehmen. Das Problem ist aber, dass diese Optimierungen immer nur für das gesamte Bild anwendbar sind und nicht lokal. Im Viveza-Bearbeitungsfenster setzen wir einen Kontrollpunkt in den linken oberen Bereich des Himmels und verschieben die Regler Kontrast, Sättigung, Struktur und Blau ins Positive, Schattenanpassungen und Helligkeit ins Negative. Damit haben wir einen schönen blauen Himmel erstellt – allerdings nur im Radius des Kontrollpunktes, den Sie natürlich extrem großziehen können. Damit würden Sie aber auch Bildbereiche – zumindest ein wenig – beein ussen, die aber in eine andere Richtung verändert werden sollen. Unser Tipp: Mit der Tastenkombination [Strg]+[D] duplizieren Sie den Kontrollpunkt mit den gleichen Reglerein-
stellungen und können diesen verschieben. Übrigens: Bildbereiche, die Sie nicht anfassen wollen, können Sie mit einem gesetzten Kontrollpunkt schützen. Für die Wolken, die Bäume, die Heuhütte und die Wiese haben wir dasselbe Schema angewendet, um mehr Strukturen und Klarheit ins Bild zu bringen. Unsere Vorgehensweise hat sich auch bei dem zweiten Aufmacherbild nicht geändert. Das sogenannte Low-Key-Porträt zeigte zu wenig Zeichnung in den hellen Bildelementen und wurde insgesamt zu stark belichtet vom Fotografen. Die gesamte linke Bildseite haben wir mit Kontrollpunkten abgedunkelt, um den typischen Low-KeyEffekt zu erzielen. Noch ein Tipp: Auch im Viveza-Fenster können Sie sehr nahe an ein Bildelement heranzoomen, um etwa das Weiß in einem Auge zu verstärken. Die Kreisgröße korrekt einzustellen, ist aber oftmals schwer. Hier kann es helfen, die Maus feiner einzustellen.
Arbeiten mit dem eingebetteten Pinselwerkzeug und mit Ebenen
Das Arbeiten mit den Kontrollpunkten geht schnell und einfach. Doch manchmal möchte man die Bildveränderungen präziser anpassen. Dafür haben die Nik-Filter die Möglichkeit, mit Pinseln und Ebenen zu arbeiten. Auch hier wurde aber darauf geachtet, dass alles sehr einfach zu handhaben ist. Im Beispiel oben wollen wir mit dem Dynamic Skin Softener aus der Color Efex 4 Pro Filtersuite die Haut des Models retouchieren. Dazu haben wir den Splitscreen im Filterfenster aufgerufen, mit der Pipette auf eine Hautpartie geklickt, die uns gefällt und dann die Regler für die unterschiedlichen Detailgrößen so eingestellt, dass es zu einer homogenen Hautober äche kommt, ohne die feinen Details zu verlieren. Das war in diesem Beispiel besonders schwierig, offenbar war es bei der Aufnahme sehr kalt. Ist der gewünschte Effekt erreicht, klickt man nicht auf OK, sondern auf Pinsel. Daraufhin wird in Photoshop eine Ebene angelegt, und ein Malen-Menü erscheint im Filterdialogfenster des Filters. Dieser erlaubt das Hineinmalen des Effektes und auch das Radieren. Natürlich können Sie wie gewohnt mit den Pinseloptionen, mit den Ebenenoptionen, der Deckkraft usw. arbeiten, wenn Sie mit dem Malen-Dialog fertig sind.
Die Arbeitsweise ist klar – weitere Möglichkeiten warten auf Sie
D ne 2 ist ein Tool, mit dem Sie Rauschen in Bildern herausrechnen oder auch Unschärfen hinzufügen können. Mit HDR Efex Pro 2 erzeugen Sie aus einer Bildreihe ein HDRFoto. Die notwendige Belichtungsreihe sollten Sie bei vorgewählter Blende und mit Stativ machen. Analog Efex Pro 2 erlaubt das künstliche Altern von Fotos mit verschiedenen Voreinstellungen, die Sie natürlich noch verändern können. Bei Color Efex Pro 4 haben wir nur einen von über 50 Filtern vorgestellt. Hier sollten Sie einfach mal weitere ausprobieren – es macht viel Spaß. Silver Efex Pro 2 ist ein Schwarz-Weiß-Konverter, der bereits 38 Presets mitbringt, und mit Sharpener Pro 3 können Sie Fotos prima nachschärfen. Das geht sogar mit RAW-Bildern vor dem Export ins JPEG-Format. ok