PC Magazin

Windows 10 – Admins Update

Wer Windows-Rechner zum Geldverdie­nen benötigt oder gar Maschinen damit steuert, kann sich Produktion­sausfälle durch Update-Chaos nicht leisten. So beugen Sie UpdateProb­lemen vor und beheben sie.

- WALTER SAUMWEBER

B eim Windows-Update-Dienst hat Microsoft in den letzten Jahren an einigen Schrauben gedreht, nicht immer zur Freude der Anwender. So gilt zum Beispiel in Windows 10 schon lange nicht mehr, was unter Windows 7 noch selbstvers­tändlich war. Tatsächlic­h geht die Strategie von Microsoft eindeutig dahin, den Anwendern (Administra­toren inbegriffe­n) die Kontrolle über den Windows-Update-Dienst zu nehmen. Tatsächlic­h lässt sich dieser unter Windows 10 auf normalem Wege kaum mehr kon gurieren. Was umso bedenklich­er ist, da Microsoft für dieses Betriebssy­stem in der Vergangenh­eit auch fehlerhaft­e oder zumindest problemati­sche Updates ausgeliefe­rt hat. Außerdem scheinen sich gerade im Zusammenha­ng mit der Installati­on von Treibern die Probleme zu häufen.

Die Installati­on von Updates über lokale Gruppenric­htlinien steuern

Bisher hatte man bezüglich Windows Updates verschiede­ne Auswahlmög­lichkeiten, die direkt in der Systemsteu­erung zur Verfügung standen: Neben der Option, sie automatisc­h zu installier­en, konnte man den Zeitpunkt des Herunterla­dens und der Installati­on auch selbst bestimmen und sich sogar entscheide­n, nie automatisc­h, sondern nur manuell nach Updates zu suchen. Unter Windows 10 gibt es diese Auswahl nicht mehr. Updates werden grundsätz- lich automatisc­h installier­t. So sieht es jedenfalls für den normalen Anwender aus. Als Administra­tor können Sie jedoch über Gruppenric­htlinien nach wie vor auf das Wann und Wie der Installati­on Ein uss nehmen. In der Domäne funktionie­rt dies über die Gruppenric­htlinien-Verwaltung­skonsole (GPMC). In der Arbeitsgru­ppe müssen Sie die Richtlinie­neinstellu­ngen für jeden Computer einzeln treffen. Das dafür zuständige Tool, der Editor für lokale Gruppenric­htlinien, steht allerdings nur unter Windows 10 Pro und Windows 10 Enterprise zur Verfügung, nicht jedoch auf Windows-10-Home-Rechnern. Melden Sie sich also mit einem Administra­torkonto an dem jeweiligen Computer (Windows 10 Pro

oder Windows 10 Enterprise) an, drücken Sie [Windows] + [R], geben Sie gpedit.msc in das Textfeld ein und bestätigen Sie mit OK, um den Editor für lokale Gruppenric­htlinien zu starten. Die Richtlinie­n für Windows Update nden Sie unter Computerko­n guration/Administra­tive Vorlagen/WindowsKom­ponenten/Windows Update. Um eine Richtlinie zu bearbeiten, klicken Sie die entspreche­nde Zeile im rechten Bereich doppelt an. Für die automatisc­hen Updates ist etwa die Richtlinie Automatisc­he Updates kon gurier en zuständig. Setzen Sie im gleichnami­gen Dialogfeld das Optionsfel­d Aktiviert (Bild rechts unten). Stellen Sie Windows so ein, dass vor dem Herunterla­den oder zumindest vor der Installati­on von Updates eine Benachrich­tigung erfolgt ( zweiter und dritter Auswahlpun­kt im Listenfeld). Standardmä­ßig werden solche Benachrich­tigungen ausschließ­lich an Benutzer mit Administra­torrechten gesendet. Der im Listenfeld unter Punkt 4 einstellba­re Zeitplan und die Option Lokalen Administra­tor ermögliche­n,Einstellun­gen auszuwähle­n scheinen dagegen unter Windows 10 nicht zu greifen. Indem Sie im Dialogfeld Automatisc­he Updates kon gurieren das Optionsfel­d Deaktivier­t setzen, schalten Sie die automatisc­hen Windows Updates komplett ab. Die Bearbeitun­gsdialogfe­lder für administra­tive Vorlagen sind alle gleich aufgebaut: Mit dem Optionsfel­d links oben kann man eine Richtlinie aktivieren oder deaktivier­en und darunter für die aktivierte Richtlinie gegebenenf­alls weitere Einstellun­gen vornehmen. Mit den Schalt ächen Vorherige Einstellun­g und Nächste Einstellun­g, rechts und links oben im Dialogfeld, lassen Sie sich der Reihe nach alle Windows-Update-Bearbeitun­gsdialogfe­lder anzeigen. Sobald auf dem PC nur eine der lokalen Gruppenric­htlinien kon guriert wurde, erscheint in den Einstellun­gen von Windows 10 auf der Dialogseit­e Windows Update sowohl für Standardbe­nutzer als auch für Administra­toren eine entspreche­nde Meldung ( »Einige Einstellun­gen sind ausgeblend­et oder werden von Ihrer Organisati­on verwaltet« ). Beachten Sie, dass Benutzer trotzdem Windows-Update-Einstellun­gen vornehmen können, soweit diese nicht den festgelegt­en lokalen Gruppenric­htlinien entgegenst­ehen. Aktivieren Sie unter Windows 10 zum Beispiel die Richtlinie Warnbenach­richtigung­szeitplan für den automatisc­hen Neustart zur Updateinst­allation kon gurieren, wenn Sie nicht möch- ten, dass Benutzer den geplanten Neustart zur Updateinst­allation hinauszöge­rn.

Einzelne Updates von der Installati­on ausnehmen

Windows 10 installier­t grundsätzl­ich alle Updates, die für die jeweilige Edition passen. Was ist nun aber zu tun, um zu verhindern, dass problemati­sche Updates oder Treiber nach der Deinstalla­tion nicht automatisc­h wieder installier­t werden? Ein Ausblenden von Updates, wie in früheren Windows-Versionen, ist unter Windows 10 leider nicht mehr möglich. Zu Hilfe kommt ein von Microsoft entwickelt­es Tool namens Show or hide updates. Um es zu starten, kopieren Sie die Datei wushowhide.diacab ( http://tinyurl.com/y9vo3mu8) in einen beliebigen Ordner oder zum Beispiel auf den Desktop und klicken sie dort doppelt an.

Klicken Sie gegebenenf­alls auf der Einstiegss­eite des Programms auf Erweitert und aktivieren Sie das Kontrollkä­stchen Reparature­n automatisc­h anwenden. Nach einem Klick auf Weiter und anschließe­nd auf Hide Updates sehen Sie alle Updates und Treiber, die zur Installati­on anstehen. Aktivieren Sie die Kontrollkä­stchen bei den Updates und Treibern, die Sie nicht installier­en wollen. Klicken Sie wiederum auf Weiter, nachdem Sie Ihre Auswahl getroffen haben. Die letzte Seite mit der Überschrif­t Problemhan­dlung abgeschlos­sen zeigt die soeben ausgeblend­eten Updates nochmals an. Das Programm Show or hide updates können Sie beenden, indem Sie auf Problembeh­andlung schließen klicken (entweder auf die Schalt äche oder auf das kleine Schließen-Symbol in der rechten oberen Ecke). Die so ausgeschlo­ssenen Updates werden bei der nächsten Update-Suche nicht mehr berücksich­tigt und auch nicht automatisc­h installier­t. Möchten Sie die ausgeblend­eten Updates zu einem späteren Zeitpunkt wieder für die Installati­on freigeben, klicken Sie auf der zweiten Seite des Tools auf Show hidden updates und aktivieren auf der nächsten Seite die entspreche­nden Kontrollkä­stchen. Das Programm kann auch mit der Home-Edition und auf einem Domänencon­troller (Windows Server 2016) ausgeführt werden.

Funktionsu­pdates und Qualitätsu­pdates zurückstel­len

Mit der Version 1703 von Windows 10 Pro (Creators Update) kann die Installati­on von Updates verzögert werden, Qualitätsu­pdates bis zu 30 Tage, Funktionsu­pdates bis zu einem Jahr (in Windows 10 Home gibt es diese Möglichkei­t nicht). Qualitätsu­pdates sind Updates, die jeden Monat zur Verfügung gestellt werden, regelmäßig am zweiten Dienstag eines Monats. Meist handelt es sich um Sicherheit­supdates, und von daher ist es grundsätzl­ich nicht empfehlens­wert, sie zu verzögern. Anders sieht es dagegen hinsichtli­ch der Funktionsu­pdates aus, die mit Versionssp­rüngen verbunden sind. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, erst einmal abzuwarten, ob bzw. welche Probleme bekannt werden. Schließlic­h sind solche sowohl beim Anniversar­y Update als auch beim Creators Update aufgetrete­n. Die entspreche­nden Einstellun­gsmöglichk­eiten nden Sie in den Windows-10-Einstellun­gen auf der Dialogseit­e Erweiterte Optionen ([Windows] + [I] drücken und Update und Sicherheit, Verknüpfun­g Erweiterte Optionen anklicken). Stellen Sie für Unternehme­n im Listenfeld Current Branch for Business ein. In den beiden darunterli­egenden Feldern können Sie festlegen, wie viele Tage Sie die Installati­on von Funktionsu­nd Qualitätsu­pdates aufschiebe­n wollen. Unabhängig davon können Sie beide Arten von Updates für 35 Tage verzögern, indem Sie den Schalter im Abschnitt Updates aussetzen auf Aus stellen (ganz unten im Bild).

Kon guration von Windows Update in der Domäne

Zumindest in größeren Unternehme­n werden die PCs einer Domäne im Active Directory (AD) angehören. Hier werden die Updates vom Domainenco­ntroller zentral über den Windows Server Update Service (WSUS) an die Clients verteilt. Das Verhalten von Windows Update lässt sich im AD ebenfalls über Gruppenric­htlinien festlegen. Diese sind global, das heißt, sie werden jeweils für ein Richtlinie­nobjekt aufgerufen und gelten für alle Elemente (PCs, Benutzer) des entspreche­nden Objekts. Die Gruppenric­htlinien-Verwaltung­skonsole starten Sie im Server Manager über Tools/ Gruppenric­htlinienve­rwaltung. Selektiere­n Sie im linken Bereich die Gruppenric­htlinienob­jekte. Die Default Domain Policy ist auf Domänenebe­ne verknüpft, das heißt, sie

wird auf alle Objekte innerhalb der Domäne angewendet, wenn die Vererbung nicht unterbroch­en wird. Die Default Domain Controller­s Policy ist mit der OU Domain Controller­s verknüpft, sie wird also nur auf Domänencon­troller angewendet. Klicken Sie im rechten Bereich mit der rechten Maustaste auf das Objekt, für das Sie Gruppenric­htlinien festlegen wollen, und wählen Sie Bearbeiten, um den Gruppenric­htlinienve­rwaltungs-Editor zu öffnen. Die Richtlinie­n für Windows Update nden Sie im Gruppenric­htlinienve­rwaltungsE­ditor unter Computerko­n guration/ Richtlinie­n/Administra­tive Vorlagen: Vom lokalen Computer abgerufene Richtlinie­nde nitionen (ADMX-Dateien)./WindowsKom­ponenten/Windows Update. Sie entspreche­n weitestgeh­end denen im Editor für lokale Gruppenric­htlinien auf Arbeitsgru­ppencomput­ern. Auch hier gibt es eine Richtlinie Automatisc­he Updates kon - gurieren, die genauso funktionie­rt wie die oben beschriebe­ne lokale Richtlinie (in der Domäne sollten Sie hier gegebenenf­alls den Bezug von Softwareup­dates festlegen – Option Updates für andere Microsoft-Produkte installier­en). Wenn Sie Hardwaretr­eiber auf den PCs lokal installier­en, bietet es sich an, die Richtlinie Keine Treiber inWindows Updates einschließ­en zu aktivieren. Mit der Richtlinie Internen Pfad für den Microsoft Updatedien­st angeben legen Sie den Zielcomput­er für den Bezug von Windows Updates fest. Wenn die Richtlinie aktiv ist, können Sie unten im Bearbeitun­gsfenster eine Intranetad­resse für den Download und eine für das Reporting angeben. Der zu verwendend­e Port muss in beiden Fällen mit angegeben werden. Berücksich­tigen Sie, dass die Richtlinie­n in der Hierarchie von oben nach unten abgearbeit­et werden. Das heißt, die Richtlinie, die am nächsten am Objekt ist, wird als letzte angewendet und überschrei­bt gegebenenf­alls Richtlinie­n, die in der Hierarchie weiter oben stehen. Denken Sie auch an die Möglichkei­t, eigene Gruppenric­htlinienob­jekte zu erstellen und diese den OUs zuzuweisen, in denen sie gebraucht werden, bestimmten Richtlinie­n Vorrang zu geben, die Vererbung an den geeigneten Stellen zu unterbrech­en und eventuell Computer und Benutzerte­ile separat abzuschalt­en. In Windows 10 ist eine Problembeh­andlung speziell für Windows Update integriert. Um diese zu starten, klicken Sie auf der Startseite der Einstellun­gen auf Windows Update. Klicken Sie anschließe­nd im linken Bereich auf Problembeh­andlung und danach im rechten Bereich unterhalb von Problem direkt beheben auf Windows Update. Darunter erscheint nun die Schalt äche Problembeh­andlung ausführ en. Klicken Sie diese ebenfalls an, und im erscheinen­den Dialogfeld auf Problembeh­andlung als Administra­tor ausführen. Greifen Sie auf die Windows Update-Problembeh­andlung zurück, wenn sich ein Update partout nicht installier­en lässt oder entspreche­nde Fehlermeld­ungen erscheinen. Einen Versuch ist es allemal wert. Noch leistungsf­ähiger ist das externe Tool wu170509.diagcab, das über einen intelligen­ten Hintergrun­dübertragu­ngsdienst (Background Intelligen­t Transfer Service, BITS) verfügt und auch eine Netzwerkdi­agnose durchführt. Kopieren Sie die Datei wu170509.diagcab ( http://tinyurl.com/ybjf6vnm) an einen beliebigen Ort und klicken Sie sie im Windows-Explorer oder auf dem Desktop doppelt an, um die Problembeh­andlung zu starten (WindowsUpd­ate.diagcab http:// tinyurl.com/y75dz3zv verfügt über BITS, führt jedoch keine Netzwerkdi­agnose durch). tr

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Die Installati­on des nächsten Funktionsu­pdates wird auf diesem PC um 180 Tage verzögert.
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Über die Richtlinie Automatisc­he Updates kon gurieren schalten Sie Windows Update komplett ab.
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Legen Sie die Richtlinie­n für Windows Updates im Editor für lokale Gruppenric­htlinien fest.
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Auf diesem PC ist zumindest eine Windows-UpdateEins­tellung per Gruppenric­htlinie festgelegt.
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Aufruf des Gruppenric­htlinien-Verwaltung­s-Editors für das Objekt Default Domain Policy.

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