Sichere Browsereinstellungen
Verschwinden Sie mit dem Chrome-Browser in der Masse der Web-Surfer und blockieren Sie aufdringliche Werbe-Tracker.
und Add-ons
Haben Sie schon einmal in einer Facebook- Gruppe zum Beispiel nach gebrauchten Waschmaschinen gefragt? Haben Sie danach auf anderen Sites Waschmaschinen-Werbung gesehen? Es soll Menschen geben, die sich über diese „nützlichen“Angebote freuen. Wenn Sie Zielgruppen-Werbung dieser Art eher lästig, indiskret oder vielleicht sogar unheimlich finden, dann sollten Sie sich im Internet besser vor Datenkraken verstecken, sprich anonymisieren.
Anonym und angestrengt
Wenn Sie echte Anonymität im Web wollen, sollten Sie das Tor- Netzwerk ( www.torproject. org) benutzen. Auf der Heft-DVD finden Sie dazu den Tor-Browser. Als Alternative gibt es die Tails-Live- CD ( https://tails.boum.org/), ebenfalls mit Tor-Browser. Für Web-Shopping und kleine Surf-Ausflüge sind Systeme wie Tails allerdings ziemlich umständlich. Außerdem sieht das Web mit Tor manchmal ziemlich unfreundlich aus. Funktionen sind gesperrt, manche Sites verweigern die Zusammenarbeit. Wer mehr Komfort will, muss zwangsläufig einen Teil der Anonymität aufgeben.
Versteckt hinter Chrome
Ein guter Kompromiss zwischen Komfort und echter Anonymität ist eine Kombination aus Googles Chrome- Browser und einem VPN-Dienst ( Virtual Private Network). Beispiele für VPN-Dienste finden Sie in der Textbox 3 VPN-Tools. Der Chrome- Browser hat einen exzellenten Ruf, was die Sicherheit angeht. Außerdem ist er bei Weitem der meistgenutzte Browser im Web. Als Chrome- Benutzer geht man also leichter „in der Masse unter“. Mit den richtigen Einstellungen und wenigen Plugins kann man den Browser so einstellen, dass er nur wenig über seinen Anwender verrät. Wenn Sie zusätzlich einen VPNDienst nutzen, der Ihre IP-Adresse – das „Nummernschild“im Web – verheimlicht, surfen Sie weitgehend unerkannt.
Chrome einrichten
Klicken Sie auf das Drei-Punkte-Menü ganz rechts oben und wählen Sie Einstellungen. Zunächst sollten Sie nicht mit einem Google- Konto angemeldet sein, weil sonst Ihre Browser-Daten (Lesezeichen, Verlauf, Passwörter …) zu Google übermittelt werden. Klicken Sie deshalb unter der Rubrik Personen auf Abmelden. Unter Suchmaschinen/Suchmaschinen verwalten sollten Sie nun eine Suchmaschine festlegen, die Rücksicht auf Ihre Privatsphäre nimmt. Beispiele sind Startpage und DuckDuckGo. Klicken Sie also ganz unten auf Hinzufügen und setzen Sie zum Beispiel als Suchmaschine DuckDuckGo, als Kürzel ddg, und als URL https://duckduckgo.com/%s ein. Haben Sie den Eintrag mit Hinzufügen gespeichert, wählen Sie die drei Punkte hinter Ihrer neuen Suchmaschine aus und klicken die Option Als Standard festlegen. Jetzt sucht Chrome mit DuckDuckGo. Als Nächstes wählen Sie Erweitert und deaktivieren
mit einer Ausnahme alle Optionen unter der Rubrik Sicherheit und Datenschutz. Die Ausnahme ist die Einstellung Mich und mein Gerät vor schädlichen Websites schützen. Damit verrät Chrome zwar anonymisiert von Ihnen besuchte Websites an Google. Dafür werden Sie vor bekannten Phishing- und Malware- Sites beschützt. Wenn Ihnen dieser Nutzen zu gering ist, können Sie die Option deaktivieren. Empfehlenswert ist das aber nicht. Hier zeigt sich ein grundsätzliches Problem fast aller Anonymitätseinstellungen. Sie müssen für die verbesserte Anonymität Konsequenzen in Kauf nehmen.
Weg mit Cookies von Drittanbietern
Nun öffnen Sie die Unterrubrik Inhaltseinstellungen/Cookies. Die Option Websites dürfen Cookies speichern … müssen Sie wohl oder übel aktiviert lassen, weil sehr viele Sites sonst nicht mehr funktionieren. Aktivieren Sie auch Lokale Daten nach Schließen des Browsers löschen ( Browser- Cache) und Drittanbieter-Cookies blockieren. Unter den Drittanbieter-Cookies finden Sie die Dateien, mit denen Werbeanbieter Ihr Web-Verhalten beobachten. Also sollten sie blockiert werden. Wechseln Sie ins Untermenü Geschützte Inhalte. Hier setzen Sie die zweite Option mit den eindeutigen IDs für geschützte In- halte auf Blockiert. Sollten nun einige Ihrer Lieblings-Musikseiten nicht mehr funktionieren, schalten Sie die Funktion wieder an. Öffnen Sie jetzt das Menü Passwörter und Formulare/Passwörter v erwalten und schalten Sie die Passwortverwaltung aus. Diese Aufgabe erledigen Sie nicht mit Chrome, sondern lieber mit einem Zusatzpro-
gramm wie dem kostenlosen KeePass ( https://keepass.info/). Auch das automatische Ausfüllen von Formularen schalten Sie unter AutoFill-Einstellungen aus. Die nächste wichtige Option ist System/ Apps im Hintergrund ausführen … Deaktivieren Sie diese Funktion. Unter Zurücksetzen und Bereinigen/Computer bereinigen setzen Sie schließlich noch die Einstellung Details an Google senden auf Aus. Kontrollieren Sie am Schluss, ob sich in Chrome die Adobe-Acrobat- Erweiterung oder andere unerwünschte Tools eingenistet haben. Dazu wählen Sie im Drei-PunkteMenü Weitere Tools/Erweiterungen. Entfernen Sie hier alle Erweiterungen, die Sie nicht unbedingt benötigen.
Surfspuren beseitigen
Eine entscheidende Lücke hat Chrome jetzt immer noch. Der Browser löscht die Spuren Ihrer vergangenen Browser-Sitzungen nicht automatisch. Surfen Sie deshalb wenn möglich in einem Inkognito- Fenster. Waren Sie einmal nicht inkognito unterwegs, wählen Sie, bevor Sie Ihre Browser-Sitzung beenden, Weitere Tools/Browserdaten löschen [Strg-Umschalt-Entfernen]. Wechseln Sie jetzt auf den Erweitert- Tab, und setzen Sie ein Häkchen vor allen aufgeführten Optionen. Eventuell lassen Sie den Punkt Medienlizenzen aus, wenn Sie diese zum Beispiel auf einer Musiksite benötigen. Mit einem Klick auf Daten löschen sind alle Spuren beseitigt.
Anonymität und Vertrauen
Chrome ist mit diesen Maßnahmen schon recht gut abgeschirmt. Die fehlenden Anonymitätsfunktionen ergänzen wir mit zwei Plugins: Adblock Plus und ScriptSafe. Wie auch die Anonymitätseinstellungen sind Plugins ein zweischneidiges Schwert. Der Vorteil: Sie können sich mit den Plugins vor unerwünschten Datensammlungen schützen. Der Nachteil: Sie müssen dem PluginEntwickler vertrauen. Denken Sie daran, dass diese Browser-Tools theoretisch alles mitlesen können, was Sie in Ihren Browser eintippen. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl misstrauisch sein. Unsere beiden Erweiterungen Adblock Plus und ScriptSafe stammen aus dem Chrome Web Store, und ihr Programmcode liegt für jedermann offen ( Open Source). Außerdem werden sie seit Jahren von vielen Tausenden Benutzern eingesetzt. Daher sind sie relativ vertrauenswürdig. Wenn Ihr Vertrauen nicht grenzenlos ist, können Sie Chrome zwischenzeitlich ganz ohne Erweiterungen starten. Dafür legen Sie sich eine eigene Verknüpfung auf dem Desktop an. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle des Desktops und wählen Sie Neu/Verknüpfung. Es erscheint ein Assistent, der nach dem Pfad zu chrome.exe fragt. Klicken Sie auf Durchsuchen und manövrieren Sie zu der Datei, die wahrscheinlich unter C:\Program Files (x86)\Google\Chrome\Application\chrome. exe zu finden ist. Im nächsten Schritt geben Sie einen Namen für die Verknüpfung wie Ohne Erweiterung an. Ist die Verknüpfung erstellt, klicken Sie diese mit der rechten Maustaste an und wählen Eigenschaften. Nun erweitern Sie die Befehlszeile hinter dem Ziel um die Erweiterung --disable-extensions. Sie sieht danach zum Beispiel so aus: „C:\Program Files (x86)\Google\Chrome\Application\chrome.exe“--disa bleextensions. Nach einem Klick auf Ok haben Sie eine Verknüpfung, mit der Sie Chrome ohne Erweiterung starten. Für „normale“Surf-Sitzungen nehmen Sie eine zweite Verknüpfung zum Beispiel in der Taskleiste, die Chrome mit Erweiterungen startet.
Erweiterungen konfigurieren
Adblock Plus bekommen Sie über den Chrome Web Store. Das Tool blockiert Werbeanzeigen, die es in „schwarzen Listen“nachschlägt. Mit der Erweiterung sind schon zwei Listen vorinstalliert. Ergänzen Sie diese mit der Easy-Privacy- Liste ( easyprivacy.
Laden Sie die Site https://adblockplus. org/de/features. Unter der Rubrik Verfolgung ausschalten klicken Sie auf den ersten Link im letzten Absatz. Wählen Sie Hinzufügen in den Optionen der Adblock-Plus- Erweiterung, und die Liste ist installiert. Nun können Sie noch das Häkchen vor Einige nicht aufdringlicheWerbung zulassen deaktivieren. Wie bei den anderen Optionen müssen Sie auch hier eine Wahl treffen: Viele Web-Angebote finanzieren sich über Werbung. Blocken Sie alles weg, kostet das den Anbieter eventuell bares Geld. Auch Script Safe installieren Sie über den Chrome Web Store. Dieses Tool blockiert Skripte von bestimmten Web-Adressen. Rufen Sie mit Script Safe eine neue Site auf, sind zunächst alle Skripte blockiert. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Lieblings-Sites zunächst nicht funktionieren. Klicken Sie das kleine Script-Safe- Icon an. Sie sehen die Adressen aller Sites, die blockiert oder erlaubt werden. Nun können Sie ganz genau einstellen, welchen Anbietern Sie vertrauen wollen und welchen nicht. Es ist praktisch, Skripte mit einem Klick auf Temporary für eine Browser-Session freizugeben. So machen Sie eine Site funktionsfähig, ohne großzügig Rechte zu verteilen.
Inkognito-Erweiterungen
Stellen Sie Chrome so ein, dass die Erweiterungen auch im Inkognito-Modus funktionieren. Rufen Sie im Drei-Punkte-Menü Weitere Tools/Erweiterungen auf. Klicken Sie jetzt bei Adblock Plus auf Details und aktivieren Sie die Option Im Inkognitomodus zulassen. Aktivieren Sie auch für Script Safe dieselben Einstellungen.
Wen blockiere ich?
Wichtige Mittel, um das Verhalten von WebSurfern zu beobachten ( Tracking), sind verschiedene Formen von Cookies und das Browser-Fingerprinting. Browser-Fingerprinting bedeutet, dass eine Website die Eigenschaften eines PC-Systems benutzt, um dessen Benutzer zu identifizieren. Dabei überprüfen die Sites, wie der Browser des Benutzers zum Beispiel Bilder oder Text darstellt. Mit solchen Messdaten kann man einzelne Geräte relativ genau identifizieren. Die Bekämpfung von Fingerprinting ist schwieriger als die Beseitigung von Cookies. Man kann Tracking- Seiten die Benutzung von Javascripts mit Skript Safe verbie- ten oder Tracker von bekannten Sites über Adblock Plus blockieren.
Browser für Anonyme
Welchen Browser man benutzt, ist eine Frage des Vertrauens. Ist Ihnen das Unternehmen Google suspekt, können Sie natürlich auch einen anderen Browser nehmen. Die aktuellen Versionen von Opera haben einen kostenlosen VPN-Dienst und einen Werbeblocker gleich mit an Bord. Daneben haben wir auf der Heft-DVD einige Privatsphäre-Browser. Beispiele sind Brave und Cliqz. Diese sammeln laut Anbieter keine Benutzerdaten und haben Tools an Bord, die aufdringliche Werbung abblocken. SRware Iron ist eine spezielle Version des quelloffenen Chromium- Browsers. Die Entwickler versprechen, alle Datensammlungsfunktionen von Google entfernt zu haben. Alle diese Browser haben nicht die Verbreitung von Google Chrome, gehören daher zu den auffälligen Browsern im Web. Halten diese Programme wirklich das, was die Entwickler versprechen? So muss auch der misstrauischste Anwender am Ende des Tages irgendjemandem vertrauen. whs