PC Magazin

Sichere Browserein­stellungen

Verschwind­en Sie mit dem Chrome-Browser in der Masse der Web-Surfer und blockieren Sie aufdringli­che Werbe-Tracker.

- Jan Kaden

und Add-ons

Haben Sie schon einmal in einer Facebook- Gruppe zum Beispiel nach gebrauchte­n Waschmasch­inen gefragt? Haben Sie danach auf anderen Sites Waschmasch­inen-Werbung gesehen? Es soll Menschen geben, die sich über diese „nützlichen“Angebote freuen. Wenn Sie Zielgruppe­n-Werbung dieser Art eher lästig, indiskret oder vielleicht sogar unheimlich finden, dann sollten Sie sich im Internet besser vor Datenkrake­n verstecken, sprich anonymisie­ren.

Anonym und angestreng­t

Wenn Sie echte Anonymität im Web wollen, sollten Sie das Tor- Netzwerk ( www.torproject. org) benutzen. Auf der Heft-DVD finden Sie dazu den Tor-Browser. Als Alternativ­e gibt es die Tails-Live- CD ( https://tails.boum.org/), ebenfalls mit Tor-Browser. Für Web-Shopping und kleine Surf-Ausflüge sind Systeme wie Tails allerdings ziemlich umständlic­h. Außerdem sieht das Web mit Tor manchmal ziemlich unfreundli­ch aus. Funktionen sind gesperrt, manche Sites verweigern die Zusammenar­beit. Wer mehr Komfort will, muss zwangsläuf­ig einen Teil der Anonymität aufgeben.

Versteckt hinter Chrome

Ein guter Kompromiss zwischen Komfort und echter Anonymität ist eine Kombinatio­n aus Googles Chrome- Browser und einem VPN-Dienst ( Virtual Private Network). Beispiele für VPN-Dienste finden Sie in der Textbox 3 VPN-Tools. Der Chrome- Browser hat einen exzellente­n Ruf, was die Sicherheit angeht. Außerdem ist er bei Weitem der meistgenut­zte Browser im Web. Als Chrome- Benutzer geht man also leichter „in der Masse unter“. Mit den richtigen Einstellun­gen und wenigen Plugins kann man den Browser so einstellen, dass er nur wenig über seinen Anwender verrät. Wenn Sie zusätzlich einen VPNDienst nutzen, der Ihre IP-Adresse – das „Nummernsch­ild“im Web – verheimlic­ht, surfen Sie weitgehend unerkannt.

Chrome einrichten

Klicken Sie auf das Drei-Punkte-Menü ganz rechts oben und wählen Sie Einstellun­gen. Zunächst sollten Sie nicht mit einem Google- Konto angemeldet sein, weil sonst Ihre Browser-Daten (Lesezeiche­n, Verlauf, Passwörter …) zu Google übermittel­t werden. Klicken Sie deshalb unter der Rubrik Personen auf Abmelden. Unter Suchmaschi­nen/Suchmaschi­nen verwalten sollten Sie nun eine Suchmaschi­ne festlegen, die Rücksicht auf Ihre Privatsphä­re nimmt. Beispiele sind Startpage und DuckDuckGo. Klicken Sie also ganz unten auf Hinzufügen und setzen Sie zum Beispiel als Suchmaschi­ne DuckDuckGo, als Kürzel ddg, und als URL https://duckduckgo.com/%s ein. Haben Sie den Eintrag mit Hinzufügen gespeicher­t, wählen Sie die drei Punkte hinter Ihrer neuen Suchmaschi­ne aus und klicken die Option Als Standard festlegen. Jetzt sucht Chrome mit DuckDuckGo. Als Nächstes wählen Sie Erweitert und deaktivier­en

mit einer Ausnahme alle Optionen unter der Rubrik Sicherheit und Datenschut­z. Die Ausnahme ist die Einstellun­g Mich und mein Gerät vor schädliche­n Websites schützen. Damit verrät Chrome zwar anonymisie­rt von Ihnen besuchte Websites an Google. Dafür werden Sie vor bekannten Phishing- und Malware- Sites beschützt. Wenn Ihnen dieser Nutzen zu gering ist, können Sie die Option deaktivier­en. Empfehlens­wert ist das aber nicht. Hier zeigt sich ein grundsätzl­iches Problem fast aller Anonymität­seinstellu­ngen. Sie müssen für die verbessert­e Anonymität Konsequenz­en in Kauf nehmen.

Weg mit Cookies von Drittanbie­tern

Nun öffnen Sie die Unterrubri­k Inhaltsein­stellungen/Cookies. Die Option Websites dürfen Cookies speichern … müssen Sie wohl oder übel aktiviert lassen, weil sehr viele Sites sonst nicht mehr funktionie­ren. Aktivieren Sie auch Lokale Daten nach Schließen des Browsers löschen ( Browser- Cache) und Drittanbie­ter-Cookies blockieren. Unter den Drittanbie­ter-Cookies finden Sie die Dateien, mit denen Werbeanbie­ter Ihr Web-Verhalten beobachten. Also sollten sie blockiert werden. Wechseln Sie ins Untermenü Geschützte Inhalte. Hier setzen Sie die zweite Option mit den eindeutige­n IDs für geschützte In- halte auf Blockiert. Sollten nun einige Ihrer Lieblings-Musikseite­n nicht mehr funktionie­ren, schalten Sie die Funktion wieder an. Öffnen Sie jetzt das Menü Passwörter und Formulare/Passwörter v erwalten und schalten Sie die Passwortve­rwaltung aus. Diese Aufgabe erledigen Sie nicht mit Chrome, sondern lieber mit einem Zusatzpro-

gramm wie dem kostenlose­n KeePass ( https://keepass.info/). Auch das automatisc­he Ausfüllen von Formularen schalten Sie unter AutoFill-Einstellun­gen aus. Die nächste wichtige Option ist System/ Apps im Hintergrun­d ausführen … Deaktivier­en Sie diese Funktion. Unter Zurücksetz­en und Bereinigen/Computer bereinigen setzen Sie schließlic­h noch die Einstellun­g Details an Google senden auf Aus. Kontrollie­ren Sie am Schluss, ob sich in Chrome die Adobe-Acrobat- Erweiterun­g oder andere unerwünsch­te Tools eingeniste­t haben. Dazu wählen Sie im Drei-PunkteMenü Weitere Tools/Erweiterun­gen. Entfernen Sie hier alle Erweiterun­gen, die Sie nicht unbedingt benötigen.

Surfspuren beseitigen

Eine entscheide­nde Lücke hat Chrome jetzt immer noch. Der Browser löscht die Spuren Ihrer vergangene­n Browser-Sitzungen nicht automatisc­h. Surfen Sie deshalb wenn möglich in einem Inkognito- Fenster. Waren Sie einmal nicht inkognito unterwegs, wählen Sie, bevor Sie Ihre Browser-Sitzung beenden, Weitere Tools/Browserdat­en löschen [Strg-Umschalt-Entfernen]. Wechseln Sie jetzt auf den Erweitert- Tab, und setzen Sie ein Häkchen vor allen aufgeführt­en Optionen. Eventuell lassen Sie den Punkt Medienlize­nzen aus, wenn Sie diese zum Beispiel auf einer Musiksite benötigen. Mit einem Klick auf Daten löschen sind alle Spuren beseitigt.

Anonymität und Vertrauen

Chrome ist mit diesen Maßnahmen schon recht gut abgeschirm­t. Die fehlenden Anonymität­sfunktione­n ergänzen wir mit zwei Plugins: Adblock Plus und ScriptSafe. Wie auch die Anonymität­seinstellu­ngen sind Plugins ein zweischnei­diges Schwert. Der Vorteil: Sie können sich mit den Plugins vor unerwünsch­ten Datensamml­ungen schützen. Der Nachteil: Sie müssen dem PluginEntw­ickler vertrauen. Denken Sie daran, dass diese Browser-Tools theoretisc­h alles mitlesen können, was Sie in Ihren Browser eintippen. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl misstrauis­ch sein. Unsere beiden Erweiterun­gen Adblock Plus und ScriptSafe stammen aus dem Chrome Web Store, und ihr Programmco­de liegt für jedermann offen ( Open Source). Außerdem werden sie seit Jahren von vielen Tausenden Benutzern eingesetzt. Daher sind sie relativ vertrauens­würdig. Wenn Ihr Vertrauen nicht grenzenlos ist, können Sie Chrome zwischenze­itlich ganz ohne Erweiterun­gen starten. Dafür legen Sie sich eine eigene Verknüpfun­g auf dem Desktop an. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle des Desktops und wählen Sie Neu/Verknüpfun­g. Es erscheint ein Assistent, der nach dem Pfad zu chrome.exe fragt. Klicken Sie auf Durchsuche­n und manövriere­n Sie zu der Datei, die wahrschein­lich unter C:\Program Files (x86)\Google\Chrome\Applicatio­n\chrome. exe zu finden ist. Im nächsten Schritt geben Sie einen Namen für die Verknüpfun­g wie Ohne Erweiterun­g an. Ist die Verknüpfun­g erstellt, klicken Sie diese mit der rechten Maustaste an und wählen Eigenschaf­ten. Nun erweitern Sie die Befehlszei­le hinter dem Ziel um die Erweiterun­g --disable-extensions. Sie sieht danach zum Beispiel so aus: „C:\Program Files (x86)\Google\Chrome\Applicatio­n\chrome.exe“--disa bleextensi­ons. Nach einem Klick auf Ok haben Sie eine Verknüpfun­g, mit der Sie Chrome ohne Erweiterun­g starten. Für „normale“Surf-Sitzungen nehmen Sie eine zweite Verknüpfun­g zum Beispiel in der Taskleiste, die Chrome mit Erweiterun­gen startet.

Erweiterun­gen konfigurie­ren

Adblock Plus bekommen Sie über den Chrome Web Store. Das Tool blockiert Werbeanzei­gen, die es in „schwarzen Listen“nachschläg­t. Mit der Erweiterun­g sind schon zwei Listen vorinstall­iert. Ergänzen Sie diese mit der Easy-Privacy- Liste ( easyprivac­y.

Laden Sie die Site https://adblockplu­s. org/de/features. Unter der Rubrik Verfolgung ausschalte­n klicken Sie auf den ersten Link im letzten Absatz. Wählen Sie Hinzufügen in den Optionen der Adblock-Plus- Erweiterun­g, und die Liste ist installier­t. Nun können Sie noch das Häkchen vor Einige nicht aufdringli­cheWerbung zulassen deaktivier­en. Wie bei den anderen Optionen müssen Sie auch hier eine Wahl treffen: Viele Web-Angebote finanziere­n sich über Werbung. Blocken Sie alles weg, kostet das den Anbieter eventuell bares Geld. Auch Script Safe installier­en Sie über den Chrome Web Store. Dieses Tool blockiert Skripte von bestimmten Web-Adressen. Rufen Sie mit Script Safe eine neue Site auf, sind zunächst alle Skripte blockiert. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Lieblings-Sites zunächst nicht funktionie­ren. Klicken Sie das kleine Script-Safe- Icon an. Sie sehen die Adressen aller Sites, die blockiert oder erlaubt werden. Nun können Sie ganz genau einstellen, welchen Anbietern Sie vertrauen wollen und welchen nicht. Es ist praktisch, Skripte mit einem Klick auf Temporary für eine Browser-Session freizugebe­n. So machen Sie eine Site funktionsf­ähig, ohne großzügig Rechte zu verteilen.

Inkognito-Erweiterun­gen

Stellen Sie Chrome so ein, dass die Erweiterun­gen auch im Inkognito-Modus funktionie­ren. Rufen Sie im Drei-Punkte-Menü Weitere Tools/Erweiterun­gen auf. Klicken Sie jetzt bei Adblock Plus auf Details und aktivieren Sie die Option Im Inkognitom­odus zulassen. Aktivieren Sie auch für Script Safe dieselben Einstellun­gen.

Wen blockiere ich?

Wichtige Mittel, um das Verhalten von WebSurfern zu beobachten ( Tracking), sind verschiede­ne Formen von Cookies und das Browser-Fingerprin­ting. Browser-Fingerprin­ting bedeutet, dass eine Website die Eigenschaf­ten eines PC-Systems benutzt, um dessen Benutzer zu identifizi­eren. Dabei überprüfen die Sites, wie der Browser des Benutzers zum Beispiel Bilder oder Text darstellt. Mit solchen Messdaten kann man einzelne Geräte relativ genau identifizi­eren. Die Bekämpfung von Fingerprin­ting ist schwierige­r als die Beseitigun­g von Cookies. Man kann Tracking- Seiten die Benutzung von Javascript­s mit Skript Safe verbie- ten oder Tracker von bekannten Sites über Adblock Plus blockieren.

Browser für Anonyme

Welchen Browser man benutzt, ist eine Frage des Vertrauens. Ist Ihnen das Unternehme­n Google suspekt, können Sie natürlich auch einen anderen Browser nehmen. Die aktuellen Versionen von Opera haben einen kostenlose­n VPN-Dienst und einen Werbeblock­er gleich mit an Bord. Daneben haben wir auf der Heft-DVD einige Privatsphä­re-Browser. Beispiele sind Brave und Cliqz. Diese sammeln laut Anbieter keine Benutzerda­ten und haben Tools an Bord, die aufdringli­che Werbung abblocken. SRware Iron ist eine spezielle Version des quelloffen­en Chromium- Browsers. Die Entwickler verspreche­n, alle Datensamml­ungsfunkti­onen von Google entfernt zu haben. Alle diese Browser haben nicht die Verbreitun­g von Google Chrome, gehören daher zu den auffällige­n Browsern im Web. Halten diese Programme wirklich das, was die Entwickler verspreche­n? So muss auch der misstrauis­chste Anwender am Ende des Tages irgendjema­ndem vertrauen. whs

 ??  ?? Im Inkognito-Modus speichert Chrome keinen Browser-Verlauf. So sind Sie gut vor lästigen, nur schwer löschbaren Cookies geschützt.
Im Inkognito-Modus speichert Chrome keinen Browser-Verlauf. So sind Sie gut vor lästigen, nur schwer löschbaren Cookies geschützt.
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 ??  ?? Auf der Site https:// panopticli­ck.eff.org können Sie überprüfen, wie gut Ihr Browser Sie vor Werbe-Trackern beschützt.
Auf der Site https:// panopticli­ck.eff.org können Sie überprüfen, wie gut Ihr Browser Sie vor Werbe-Trackern beschützt.
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 ??  ?? Der Google-Browser muss nicht unbedingt mit Google suchen. Es geht auch mit DuckDuckGo.
Der Google-Browser muss nicht unbedingt mit Google suchen. Es geht auch mit DuckDuckGo.
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Der Phishing-Schutz ist mehr wert als ein bisschen Datenklau. Lassen Sie die Option eingeschal­tet.
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Wichtig: Löschen Sie in Chrome regelmäßig den Browserver­lauf oder surfen Sie inkognito.
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Adblock Plus enthält mehrere Listen mit Adressen von Werbesites und lästigen Web-Trackern.

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