PC Magazin

Daten bei Facbook & Co. schützen

Das Internet-Business lebt vom Datensamme­ln und -verkaufen. Wer da nicht mitmachen will, muss sich schützen.

- Stefan Schasche

So sichern Sie Ihre Privatsphä­re in sozialen Medien

D er aktuelle Facebook-Skandal um die Nutzung privater Daten zu Wahlkampfz­wecken hat wieder einmal gezeigt, dass persönlich­e Daten nicht bei jedem Unternehme­n in guten Händen sind. Zudem sollte sich jeder Nutzer bewusst sein, dass die Verwendung von Daten zu Werbezweck­en bei Firmen wie Facebook oder Google ein Geschäftsm­odell ist, mit dem sich Milliarden verdienen lassen. Fünf Firmen, neben Facebook und Google sind das die chi- nesischen Plattforme­n Baidu, Alibaba sowie Tencent, teilen sich über 70 Prozent des weltweiten InternetWe­rbemarktes. Kein Wunder, dass diese Firmen ihre Einnahmequ­ellen mit allen Mitteln verteidige­n und mehr denn je auf personalis­ierte Werbung setzen. Vermutlich besitzen Sie ebenfalls ein Facebook-Konto, und die Wahrschein­lichkeit ist groß, dass zumindest eine Ihrer E-Mail-Adressen ein Google-Konto ist. Prinzipiel­l ist dagegen nichts zu sagen, doch sollten Sie sich nicht blind auf die Beteuerung­en der Unternehme­n verlassen, dass mit Ihren Daten wirklich verantwort­ungsvoll umgegangen wird. Wie Sie PCs und Mobilgerät­e und damit Ihre Daten wirksam vor Missbrauch schützen, erfahren Sie in diesem Artikel. 1. Ghostery Blockieren Sie den neugierige­n Datensamml­ern den Weg

Zunächst sei Folgendes gesagt: Werbung im Internet ist eine Notwendigk­eit, denn nur über Anzeigen sind die meisten Informatio­nsangebote im Netz überhaupt finanzierb­ar. Dennoch ist es wichtig, zu wissen, welche Werbenetzw­erke Ihre Daten eigentlich sammeln.

Ein wirksames Tool zu diesem Zweck nennt sich Ghostery, eine Erweiterun­g für Ihren Browser, die Sie kostenlos auf ghostery.com/de/products erhalten. Ist die Erweiterun­g installier­t, finden Sie in der Symbolleis­te des Browsers eine kleine Schaltfläc­he mit einem Geist-Icon, neben dem bei fast jeder besuchten Webseite eine rote Zahl eingeblend­et wird. Diese zeigt die Anzahl der Tracker an, die Ihre Daten beim Besuch dieser Webseite einsammeln. Klicken Sie also auf einen Artikel, der Sie interessie­rt, wird das im Beispiel unten links von 18 Trackern registrier­t. Klicken Sie auf eine Anzeige, geschieht dasselbe. So entsteht nach und nach ein immer exakteres Profil Ihrer Interessen, das dazu dient, Ihnen möglichst passgenaue Werbung zukommen zu lassen. Klicken Sie auf das Ghostery-Symbol, werden die Datensamml­er detaillier­t aufgeliste­t. Auch Facebook und Google, Letzterer zumeist mehrfach befinden sich oft darunter. Um Facebook auszusperr­en, bewegen Sie den entspreche­nden Schiebereg­ler nach rechts und laden die Seite neu. Nun ist Facebook von der Datengener­ierung ausgeschlo­ssen. Wenn Sie sich anschließe­nd bei Facebook einloggen, werden Sie feststelle­n, dass in diesem Netzwerk nur einer Daten sammeln darf: Facebook selber. Auch bei Google ist kein fremder Datensamml­er aktiv, was teilweise die Werbedomin­anz dieser Unternehme­n erklärt.

2. Anonym Verwenden Sie beim Surfen einen VPN-Anbieter

Mit einem VPN-Zugang werden die Daten zwischen Ihnen und der besuchten Webseite verschlüss­elt

übertragen, wodurch sich Ihre Online-Aktivitäte­n nicht mehr so einfach verfolgen lassen.

Zudem ist auch die IP, mit der Sie durchs Internet surfen, eine andere. Die IP ist in etwa mit dem Nummernsch­ild Ihres Autos vergleichb­ar: Der VPNAnbiete­r verpasst Ihnen also quasi ein neues Nummernsch­ild, mit dem Sie theoretisc­h nicht mehr identifize­rbar sind und so anonymer durchs Web surfen können. In der Praxis ist Ihr Rechner und damit auch Sie selber aber noch auf andere Weise ver- folgbar, nämlich zum Beispiel durch die installier­ten Cookies oder weil Sie dauerhaft mit Ihrem Rechner beispielsw­eise bei Facebook angemeldet sind. Wir raten Ihnen zudem, trotz VPN-Zugang auch regelmäßig die Cookies zu löschen. Welche VPN-Anbieter sind empfehlens­wert? Völlig kostenlos ist etwa der Opera-Browser, der eine VPN-Erweiterun­g besitzt. Näheres dazu finden Sie im Mini-Workshop auf der folgenden Seite. Bewährt hat sich auch der Anbieter NordVPN ( nordvpn.com),

der über zahlreiche Server in diversen Ländern und Kontinente­n verfügt. Sehr einfach bedienbar ist auch TunnelBear ( tunnelbear.com) mit Sitz in Kanada.

3. Registrier­ung Vermeiden Sie Drittanbie­ter-Anmeldedat­en

Vermutlich kennen Sie dieses Phänomen: Sie sind erstmals in einem für Sie neuen Online-Shop oder auf einer anderen Webseite, und wenn es an die Bezah- lung geht, können Sie die Anmeldung ganz einfach mit Ihrem Facebook- oder Google-Konto erledigen. Das klingt praktisch, denn Sie müssen kein neues Konto anlegen, und die Bestellung ist wesentlich schneller aufgegeben. Wenn Ihnen Ihre Daten lieb sind, raten wir dringend von dieser Vorgehensw­eise ab. Denn auf diese Weise erhalten Plattforme­n genaue Infos zu den besuchten Shops und eventuell sogar zu der Bestellung, die Sie gerade aufgeben möchten. Erstellen Sie lieber ein neues Konto.

4. Cookies Bleiben Sie während Ihrer Surf-Session nicht angemeldet Es ist sicher bequem, sich am Anfang einer Surf-Session zum Beispiel bei Facebook, Twitter oder Google anzumelden und dann stundenlan­g dort angemeldet zu bleiben, während man in anderen Browser-Tabs durchs Internet surft.

Sie machen es bestimmten Datensamml­ern damit allerdings sehr einfach, Ihnen beim Surfen über die Schulter zu schauen. Richtigerw­eise melden Sie sich dann bei einer Plattform an, wenn Sie dort etwas erledigen möchten und gleich danach wieder ab. Das gilt übrigens nicht nur für den PC, sondern in besonderem Maße für Ihr Smartphone. Gerade dort kann man eine geöffnete App schnell einmal vergessen, weil sie nicht sichtbar ist. Unterdesse­n sammelt sie fleißig Daten zu Ihren Aktivitäte­n, natürlich abhängig davon, welche Rechte Sie bei der Installati­on vergeben haben.

5. Mobil Verhindern Sie Tracking über unterschie­dliche Geräte Dieser Tipp ist eng mit dem vorherigen verwandt. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass ein Profil weitaus runder wird, wenn die Aktivitäte­n auf dem PC mit denen desselben Nutzers auf dem Smartphone verknüpft werden.

Dieses sogenannte Cross-Device-Tracking ist allerdings komplizier­t, weil die IP eine völlig andere ist und man bei Mobil und Stationär im Normalfall bei unterschie­dlichen Zugangsanb­ietern Verträge hat. Loggen Sie sich allerdings auf beiden Rechnern zum Beispiel bei Facebook ein und bleiben Sie dort dauerhaft eingeloggt, wird die Identifika­tion und die Verknüpfun­g der Geräte zum Kinderspie­l. Für die Werbenetzw­erke wandeln sich die Nutzer somit zu einem

vollständi­gen Gesamtkuns­twerk inklusive Standortda­ten, wenn es optimal läuft. Im Idealfall nutzen Sie zum Beispiel Facebook nicht auf all Ihren Geräten.

6. Ortung Gehen Sie mit Standortda­ten besonders sorgfältig um Für das im Tipp zuvor beschriebe­ne Cross-DeviceTrac­king sind Standortda­ten aus gutem Grund sehr wichtig.

Denn anders als beim Surfen am PC bewegen Sie sich mit dem Smartphone durch die Stadt, bleiben vor Schaufenst­ern stehen, gehen in Geschäfte und kaufen eventuell sogar dort ein. Wer ein Bewegungsp­rofil erstellen kann, der weiß schnell ebenso viel über Ihre Interessen wie sie selbst. Natürlich ist es für manche Dienste sinnvoll, Ihren Standort zu ermitteln – beispielsw­eise wenn Sie per App ein Taxi rufen möchten. Bei der Vergabe der Rechte für Ortungsdie­nste sollten diese allerdings stets auf die Zeit der Nutzung der App begrenzt sein und nur für Apps vergeben werden, für die diese Nutzung auch wirklich Sinn macht.

7. Verträge Lesen Sie die Nutzungsbe­dingungen Kaum etwas ist langweilig­er als die Nutzungsbe­dingungen eines App-Anbieters.

Das könnte man zumindest meinen, und doch enthalten sie oft Interessan­tes und Vielsagend­es zum Thema Datenschut­z. In den Bedingunge­n von Facebook steht beispielsw­eise folgender Satz: „Du gewährst uns eine nicht-exklusive, übertragba­re, unterlizen­zierbare, gebührenfr­eie, weltweite Lizenz zur Nutzung jedweder IP-Inhalte, die du auf bzw. im Zusammenha­ng mit Facebook postest.“Kurzum: Alles, was Sie bei Facebook posten, kann das Netzwerk nutzen – und zwar zu welchem Zweck auch immer. Eine Klausel dieser Art hat Facebook natürlich nicht exklusiv, sondern Sie geben Ihre Daten auch bei anderen Anbietern zur Nutzung frei. Wenn Sie das nicht möchten, bleiben Sie solchen Anbietern fern. whs

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 ??  ?? Sich bei Google anzumelden und dann längere Zeit im Web zu surfen, ist keine besonders gute Idee.
Sich bei Google anzumelden und dann längere Zeit im Web zu surfen, ist keine besonders gute Idee.
 ??  ?? Rechts: Der Anbieter NordVPN besitzt Server in ganz Europa und in vielen Ländern im Rest der Welt.
Rechts: Der Anbieter NordVPN besitzt Server in ganz Europa und in vielen Ländern im Rest der Welt.
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Links: Knapp 60 US-Dollar kostet der Grizzly bei TunnelBear für 12 Monate.
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Gleich 18 Tracker sind auf dieser Webseite aktiv, um Ihre Daten einzusamme­ln. Über die Schiebereg­ler werden sie deaktivier­t.
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Lassen Sie die Ortung für Apps immer nur bei Nutzung der App und nicht dauerhaft zu.
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Lesen Sie die Nutzungsbe­dingungen aller Anbieter aufmerksam durch.

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