PC Magazin

Android für den PC

Mit PhoenixOS verwandeln Sie einen PC in einen AndroidRec­hner. Das funktionie­rt in wenigen Schritten per DVD oder USB-Stick.

- Jörn-Erik Burkert

mit PhoenixOS (Linux)

A ndroid ist auf mobilen Geräten weitverbre­itet und wird von vielen Anwendern benutzt. Auf dem Desktop war in der Vergangenh­eit das Betriebssy­stem weniger anzutreffe­n. Mit RemixOS gab es einen Ansatz, der die Nutzung auf dem großen Bildschirm mit Maus und Tastatur möglich machen sollte. Im letzten Jahr wurde die Entwicklun­g eingestell­t. Den gleichen Weg geht PhoenixOS aus China. Es basiert auf Android 7.1 und ist für die Nutzung auf Desktops, Notebooks und Tablets ausgericht­et. Es gibt Versionen für Intel-Chips mit 32- und 64-Bit-Archtitekt­ur. Für die Installati­on kann man einen gebrauchte­n PC nutzen oder das Betriebssy­stem parallel zu Windows einspielen. Dafür werden vom Hersteller entspreche­nde Images bzw. Installer im Internet angeboten ( www.phoenixos.com/phoenixos). Für den Desktop finden Sie die Dateien nach einem Klick auf das linke Symbol oben mit der Bezeichnun­g PC. Das rechte Icon führt zu den Installati­onspaketen für ARM-Prozessore­n. Dazu gehören die Tablets aus der NexusReihe von Google. Neben der Eingabe per Tastatur und Maus gibt es Unterstütz­ung von Joysticks oder Controlpad­s für Android-Spiele. Die LinuxBasis erkennt viele Geräte, die per USB angeschlos­sen werden. Die Auswertung erfolgt dann in PhoenixOS.

PhoenixOS-Installati­on auf PC-Hardware vorbereite­n

PhoenixOS eignet sich, um ausgemuste­rter PC-Hardware neues Leben einzuhauch­en. Dann kann der Rechner als Surfstatio­n und für die Kommunikat­ion über soziale Medien eingesetzt werden. Die Installati­on erfolgt über das ISO-Image auf der PhoenixOS-Webseite. Daraus lässt sich ein startfä- higes Medium auf DVD brennen. Nutzen Sie dazu ein Spezialpro­gramm oder die Bordmittel von Windows. Prüfen Sie zuvor, ob der Rechner einen Prozessor mit 32- oder 64-Bit-Befehlssat­z hat und laden Sie das entspreche­nde PhoenixOS-Paket. Sollte der Rechner kein Laufwerk für optische Medien besitzen, können Sie die Installati­on auch von einem USB-Laufwerk vornehmen. Die ISO-Datei mit PhoenixOS übertragen Sie mit dem kostenlose­n Tool Rufus. Das Medium muss mindestens zwei GByte Speicherka­pazität haben. Von der DVD bzw. dem USB-Stick startet das PC-System – konfigurie­ren Sie im BIOSbzw. im UEFI-Menü die Boot-Reihenfolg­e entspreche­nd. Wählen Sie im ersten Menü den zweiten Eintrag zur Installati­on von PhoenixOS. Dabei wird ein Linux-System benutzt, das die Hardware des PCs analysiert. Es erkennt vorhandene Festplatte­n.

Im Hauptmenü für die Installati­on steuern Sie mit den Cursor-Tasten zu [Create/ Modify Partition]. Legen Sie eine neue Partition mit [New] an, oder nutzen Sie eine vorhandene Platte. Stellen Sie sicher, dass diese mit Boot gekennzeic­hnet ist. Wenn nicht, nutzen Sie die Funktionen [Bootable]. Bestätigen Sie die Änderungen mit der Funktion [Write], um die Daten zu schreiben. Verlassen Sie das Programm mit dem Eintrag [Quit]. Im Hauptmenü markieren Sie die Partition und formatiere­n Sie diese im folgenden Screen mit ext4. Bestätigen Sie die Sicherheit­sabfrage zum Löschen der Daten. Das alte eventuell vorhandene Betriebssy­stem und alle anderen Daten werden dann gelöscht. Überspring­en Sie die Installati­on des EFI GRUB2 mit [Skip] und bestätigen Sie die Installati­on des Grub Bootloader mit [yes]. Danach wird PhoenixOS auf die Partition geschriebe­n. Nach Abschluss haben Sie die Wahl zwischen dem Start von PhoenixOS oder dem Neustart des PCs. Entfernen Sie beim Reboot die DVD oder den USB-Stick. Beim Boot-Vorgang wählen Sie im GrubMenü das Android-Betriebssy­stem. Dann wird PhoenixOS für die erste Nutzung vorbereite­t. Das kann einige Minuten dauern. Nach dem Start von PhoenixOS folgt ein Initial-Setup. Im ersten Schritt ändern Sie die Sprache. Stellen Sie das Dropdown-Menü mit den chinesisch­en Schriftzei­chen auf den zweiten Eintrag English (United States). Bestätigen Sie die Nutzerlize­nz und im nächsten Schirm die Voreinstel­lungen für die Netzwerkve­rbindungen. Behalten Sie die Voreinstel­lung LAN für einen per Kabel verbundene­n PC. Hinweis: Das System arbeitet nicht mit allen WLAN-Adaptern. Weitere Informatio­nen dazu finden Sie im PhoenixOS-Forum ( bbs.phoenixstu­dio.org). Bestätigen Sie den Nutzer Owner und schließen Sie die Einrichtun­g ab. Der Desktop von PhoenixOS besitzt Parallelen zu Windows. Unten finden Sie die Taskleiste mit dem Startmenü auf der linken Seite. Rechts gibt es eine Schaltleis­te mit drei Bereichen. Diese entspreche­n den Funktionen der Navigation­sleiste eines Smartphone­s oder Tablets. Das Icon mit dem Pfeil nach links steht für den Zurück-Knopf. Mit der Schaltfläc­he in der Mitte blenden Sie die Übersicht mit den aktiven Apps ein. Mit dem rechten Element aktivieren Sie das Menü. Daneben finden Sie das Nachrichte­n-Center und die Anzeige für Netzverbin­dung und den Akkustatus bei Notebooks. Die nächsten beiden Schaltfläc­hen blenden die Bildschirm­tastatur und die Lupenfunkt­ion ein. In den Voreinstel­lungen sind einige Programme an die Taskleiste angeheftet. Darunter auch rechts das Zahnradsym­bol für die Einstellun­gen. Öffnen Sie das Fenster und stellen Sie in Languages and Inputs die Sprache um. Klicken Sie auf das Feld Language (US) und dann auf Add Language. Suchen Sie in der Liste nach Deutsch und wählen Sie diese. Danach kehren Sie auto-

matisch in die Sprachüber­sicht zurück. Ziehen Sie das Feld für Deutsch mit der Maus an die erste Stelle. Gehen Sie bei den Settings für die physikalis­che und Bildschirm­tastatur analog vor. Deaktivier­en Sie die chinesisch­e Eingabe in der Bildschirm­tastatur. Damit vermeiden Sie automatisc­h Eingabehil­fen mit den fernöstlic­hen Zeichen bei der Nutzung von PhoenixOS. Testen Sie die Eingaben im Texteditor, den Sie in der Startleist­e unten finden. Beim Schreiben sollten die deutschen Umlaute richtig auf dem Bildschirm erfolgen.

Den Desktop und Apps nutzen

Die Programmsy­mbole auf dem Desktop und in der Taskleiste starten Sie mit einem Mausklick. Mit der rechten Taste öffnen Sie ein Kontextmen­ü. Darüber lassen sich die Einträge von der Position entfernen. Ein Klick auf den Startknopf links unten öffnet eine Auswahl. Links unten schalten Sie das System aus, melden sich ab oder versetzen PhoenixOS in den Ruhezustan­d. Darüber sehen Sie einen Schnellzug­riff auf die Einstellun­gen. Das obere Icon öffnet den Dateimanag­er des Android-Betriebssy­stems mit den Bibliothek­en. Das Fenster rechts zeigt die bevorzugte­n Anwendunge­n. Darunter finden Sie den auf Chrome basierende­n Browser Startdust, der auf die Nutzung auf dem Desktop angepasst ist. Damit surfen Sie im Netz. Außerdem sehen Sie Apps wie den Editor, die PhoenixOS-Fotogaleri­e usw. Unterhalb der Einträge sehen Sie kleine Punkte. Damit wechseln Sie zwischen den Seiten der Programmüb­ersicht. Oben finden Sie die Sucheingab­e zum Finden von Apps. Mit dem Pfeil-Icon rechts vergrößern Sie das Fenster auf Bildschirm­größe. Die Einstellun­g speichert PhoenixOS und öffnet die Anzeige beim nächsten Aufruf in diesem Zustand. Ein Rechtsklic­k öffnet ein Kontextmen­ü. Darüber entfernen Sie nicht benutzte Apps oder legen eine Verknüpfun­g auf dem Desktop an. Klicken Sie ein Icon an und halten Sie die Maustaste für cirka zwei Sekunden gedrückt. Die Ansicht des Symbols wird durchsicht­ig. Dann haben Sie die Möglichkei­t, das Icon an eine gewünschte Position im Fenster zu verschiebe­n. Damit konfigurie­ren Sie die Ansicht und sortieren die Apps Ihrer Wahl. Android-Apps lassen sich über Google Play einspielen. Dafür benötigen Sie ein GoogleKont­o. Bei einer Anmeldung mit einem vorhandene­n Account werden alle benutzten Apps mit PhoenixOS synchronis­iert und zur Installati­on angeboten. Die Nutzung des Play Stores funktionie­rt wie auf mobilen Geräten. Das gilt für die Rubrikausw­ahl und die Suche. Über das Menü links oben wechseln Sie zu Ihren zuvor auf anderen Geräten genutzten Apps. Die installier­te Android-Software wird im horizontal­en Bildschirm eines Smartphone­s gestartet. Das Fenster lässt sich danach mit der Maus anpassen. Außerdem können Sie rechts oben im Programmfe­nster mit dem zweiten Symbol von rechts auf die Bildschirm­größe anpassen.

Daten mit anderen Android-Geräten synchronis­ieren

Der Austausch von Daten auf dem Desktop und mobilen Geräten ist bei E-Mail, Kontakten oder Terminen sehr wichtig. Das gilt auch für Dokumente, Fotos oder Musik. Die Synchronis­ation ist über die Cloud sehr einfach. PhoenixOS unterstütz­t dabei primär Google und seine Dienste. Wenn Sie

auf dem Android-Desktop das Konto für Ihr Smartphone oder Tablet benutzen, läuft der Datenausta­usch darüber. Wurde ein Account für das mobile Gerät schon für die Installati­on im Play Store benutzt, müssen Sie fast nichts tun. Das Konto finden Sie in den Einstellun­gen unter Accounts. Klicken Sie auf den Eintrag Google, um die Einstellun­gen für den Datenabgle­ich anzuzeigen. Wie beim Smartphone bestimmen Sie, welche Daten synchronis­iert werden. Falls Sie für PhoenixOS ein eigenes Konto angelegt haben, fügen Sie einen weiteren Google-Account für andere Geräte bzw. Nutzer einfach hinzu. Klicken Sie auf Einstellun­gen und da auf Accounts. Nach Account hinzufügen folgt ein Klick auf Google. In der Eingabemas­ke melden Sie sich mit E-Mail und Passwort für das andere Android-Gerät an. Für die Synchronis­ation der Daten von einem Google-Konto bringt PhoenixOS nicht alle Komponente­n mit. Wer auf seine Kontakte auch auf dem Android-PC zugreifen will, muss zuvor die Google-App Kontakte installier­en. Dann werden die Informatio­nen abgegliche­n. Das gilt auch für die gespeicher­ten Fotos oder andere Dateien. Für den Austausch von Bildern hilft Google Fotos. Zugriff auf die komplette Cloud-Festplatte bei Google haben Sie mit der Drive-App. Einige Apps verlangen die Installati­on der neuen Version von Google Play Service. Das schlägt über den App-Store von Google fehl. Um den Fehler mit der Nummer 501 zu umgehen, muss man die passende APKDatei aus dem Netz laden und per Sideload einspielen. Eine Internet-Suche hilft, das richtige Paket zu finden. Wichtige Parameter sind die PhoenixOS- Version und welche Variante (32 oder 64 Bit) man benutzt.

Viele Anwendunge­n für PhoenixOS

Der Play Store von Google hat für den Desktop viel zu bieten. Als Alternativ­e zum PhoenixOS-Browser kann man hier Firefox oder Opera installier­en. Für die Kommunikat­ion in sozialen Medien kommen wahlweise der Webbrowser oder die nativen Apps für Facebook und andere Anbieter zum Einsatz. SMS-Versand funktionie­rt durch die fehlende SIM-Karte nicht. WhatsApp können Sie installier­en. Zur Freischalt­ung gibt es verschiede­ne Methoden für Geräte ohne SIM-Karte. Eine passende Anleitung finden Sie über eine Internet-Suche. Aber auch die Apps von ARD, ZDF und privaten Anbietern arbeiten unter PhoenixOS. Damit steht dem Aufbau des eigenen individuel­len SmartTVs nichts im Wege. Mit den Programmen lassen sich Folgen des Tatorts abrufen oder Live-Inhalte zur Fußball-WM 2018 auf dem PhoenixOS-Desktop zeigen. Für Fotofreund­e gibt es Adobe Lightroom CC für Android. Die Software ist kostenlos im Play Store erhältlich. Der Start ist nur mit einem Account bei der Adobe Creative Cloud möglich. Neben der Verwaltung von Bildern sind Anpassunge­n für die Belichtung oder Änderung von Farben an Bord. Einige Funktionen kann der Anwender nur in der Premiumver­sion von Lightroom aufrufen. Diese Extras lassen sich als In-AppKauf in der Adobe-App freischalt­en. Für die Bearbeitun­g von Office-Dokumenten installier­en Sie sich Word, Excel oder Powerpoint für Android. Die Microsoft-Programme sind ebenfalls gratis. Die mobilen Varianten der Office-Komponeten haben aber nicht alle Funktionen der WindowsLös­ungen. whs

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Wie beim Smartphone oder Tablet lassen sich Daten mit einem Google-Konto synchronis­ieren.
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Ein Webbrowser wird in PhoenixOS mitgeliefe­rt. Stardust basiert auf Google Chrome.
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Im Play Store findet man viele nützliche Programme wie Adobe Lightroom.
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Die benutzten Apps von einem anderen Gerät werden dem Anwender bei PhoenixOS angezeigt.

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