Mehr Musik
Musik-Streaming-Dienste bieten eine riesige Auswahl und viele Möglichkeiten, neue Musik zu entdecken.
Ds im Schrank braucht heute niemand mehr, und kaufen muss man Songs auch nicht. Viel bequemer ist es, Lieder und ganze Alben zu streamen und dafür ein monatliches Abo abzuschließen. Diverse Anbieter buhlen um Kunden. Alle haben eine riesige Musikbibliothek mit mindestens 35 Millionen Songs im Programm. Aber es gibt große Unterschiede bei den sonstigen Funktionen, bei der Bedienbarkeit und der Vernetzung. Wir haben zehn Dienste getestet.
Spotify: Der Alleskönner
Der Platzhirsch trumpft durch seine vielen Funktionen und die sehr gute Vernetzung auf. Es gibt diverse Apps, und fast jede aktuelle Audioanlage bzw. jeder Smart TV sind kompatibel. Spotify macht es Abonnenten in dem übersichtlichen Player einfach, neue Musik zu entdecken. Nutzer können zu jedem Künstler, Genre oder Lied ein Radioprogramm starten. Zudem generiert Spotify auf Basis des eigenen Geschmacks einen wöchentlichen Mix der Woche. Eine weitere Besonderheit: Man hört Musik passend zu Stimmung, Aktivität oder Tageszeit, etwa bei schlechter Laune oder Kaffeetrinken am Morgen. Zu jeder Band gibt es Infos, neben der Biografie auch anstehende Konzerte und ähnliche Künstler. Man sieht, in welchen Playlists der Künstler auftaucht, und kann diese abonnieren. Ebenso folgen Abonnenten einer Band sowie Nutzern und empfehlen Lieder via Social Media. Sie können Playlists gemeinsam mit Freunden bearbeiten. Spotify bietet einen Gratistarif mit Werbung und schlechterer Soundqualität. Einziges Manko: Die eigene Song-Bibliothek lässt sich zwar in der Software über Lokale Musik integrieren und Playlists zuordnen. Um die Songs aber auch mobil zu hören, ist ein Umweg nötig: Man muss sie aus Playlists auf das Telefon herunterladen.
Deezer: Der Herausforderer
Der größte Konkurrent für Spotify im Test ist der französische Anbieter Deezer mit ähnlichem Angebot. Es gibt Radioprogram-
me, die auf Künstlern oder Genres basieren, oder Playlists fürs Fitness-Workout. Der Player ist zwar übersichtlich, einige Funktionen sind aber versteckt. Gut ist die Songtext-Funktion gelungen, erkennbar am Mikrofon. Die Vernetzung von Deezer über Apps und mit anderen Geräten ist vielfältig möglich. Angezeigt werden Künstler-Biografien und Toptitel sowie ähnliche Künstler. Man folgt Bands und Nutzern und empfiehlt Songs. Ein paar Spotify-Funktionen fehlen, etwa Playlists nach Tageszeit. Dafür bringt Deezer Flow mit, einen persönlichen Soundtrack aus bekannten und vorgeschlagenen Liedern. Außerdem ist es einfacher, Songs von der Festplatte auch auf anderen Geräten zu hören: Sie fügen sie in der Software über Meine Musik – Mehr – Meine MP3s hinzu. Wie groß der Speicher dafür ist, verrät Deezer nicht. Eine Besonderheit ist der Hifi-Tarif für 20 Euro: Songs werden verlustfrei im Flac-Format abgespielt. Deezer hat ein Kostenlosangebot – mit den gleichen Einschränkungen wie Spotify.
Tidal: Kuratiertes und Exklusives
Die Anteilseigner von Tidal wie Jay-Z, Jack White und Daft Punk wollen vieles anders machen: Der Dienst punktet mit exklusiven Inhalten. Weitere Besonderheiten: Tidal hat auch Musikvideos im Programm und setzt auf kuratierte Inhalte. So gibt es handverlesene Playlists sowie Serien mit Hintergrundinfos und Interviews. Wie Deezer bietet Tidal einen Hifi-Tarif mit verlustfreier Musik im Flac-Format für 20 Euro im Monat, für Familien sind es 30 Euro. Ein KostenlosTarif fehlt dafür. Tidal liefert Biografien von Künstlern, zeigt deren Social-Media-Inhalte im Player an und spielt ein Radioprogramm anhand von Band Song, Genre oder Aktivität. Außerdem kann man Tickets kaufen, Bands und Nutzern folgen und Lieder empfehlen. Ebenfalls gut ist die Vernetzung mit anderen Geräten. Leider ist es nicht möglich, Songs aus der persönlichen Sammlung hinzuzufügen. Auf automatische Wiedergabelisten wie Spotifys Mix oder Deezers Flow muss man verzichten. Zudem ist der Player unübersichtlicher: Tidal-Empfehlungen stehen gleichwertig neben der eigenen Musik.
Apple Music: Nur mit iTunes
Apples Streamingdienst lässt sich am Computer ausschließlich zusammen mit iTunes nutzen – das nervt. Auch die Vernetzungsmöglichkeiten konzentrieren sich auf die hauseigenen Geräte Apple TV, Apple Watch und Home Pod. Das Streamen via Airplay ist aber ebenso möglich wie die Nutzung auf
Sonos- und Android-Geräten. Apple Music lässt sich auch über Siri steuern. Der Player ist nahtlos in iTunes integriert. Viele Features sind aber erst nach mehreren Klicks erreichbar. Apple Music zeigt Biografien an und schlägt ähnliche Künstler vor. Zudem kann man ein Radio starten, das sich an Band, Song, Genre oder aktueller Aktivität orientiert. Nutzer folgen Bands sowie Mitgliedern und ergänzen bis zu 100.000 Titel von der Festplatte. Eine Besonderheit ist der Radiosender Beats 1, den Musiker wie Pharrel Williams moderieren. Apple setzt zudem auf handverlesene Empfehlungen, die man bei Für Dich findet. Die Datenrate liegt mit 256 kbit/s unter der von Deezer und Spotify. Allerdings verwendet Apple den AAC-Codec, mit dem Klangunterschiede kaum feststellbar sind. Eine Gratisversion gibt es nicht.
Google Play Music: Alles persönlich
Googles Musikdienst ist der Dienst, der am besten auf die Bedürfnisse der Nutzer
reagiert. Play Musik erstellt Radioprogramme und Playlists nach Stimmung, Tageszeit und Standort – je nachdem, ob man im Home Office, im Auto oder im Fitnesstudio ist, gibt’s andere Songs. So gut kann das kein anderer Anbieter. Ebenfalls top: Nutzer können Songs von der Festplatte in die Cloud laden. Google bietet Platz für 50.000 Songs. Google Play Music gibt’s nicht als Software, nur als Chrome-App. Die Funktionen des Players sind minimalistisch: Nutzer generieren zwar ein Radio, das auf Band oder Song basiert. Man kann aber Lieder nicht in Warteschlangen einreihen und Musikern nicht folgen. Songs streamt man via Googles Chromecast-Stick an andere Geräte, darüber hinaus wird wenig Hardware unterstützt. Beim Gratisangebot kann man eigene Songs hören, der Zugriff auf andere Inhalte ist eingeschränkt.
Amazon: Vorteile für Prime-Kunden
Amazons Streamingdienst kann zwar jeder nutzen, für Prime-Kunden ist eine ab-
gespeckte Variante gratis. Mehr gibt’s im Unlimited-Paket mit ähnlichen Funktionen wie bei der Konkurrenz. Ein paar Features fehlen, etwa Künstler-Bios oder die Möglichkeit, diesen zu folgen. Dafür gibt es Radiosender auch für Sparten wie Gothic & Wave und Bundesliga-Livestreams. Den Dienst steuert man über die Alexa-Assistentin, es gibt auch sonst Schnittstellen zu hauseigenen Gerärten. Leider kann man nicht länger die eigene Musikbibliothek in die Cloud laden.
Qobuz: Für Anspruchsvolle
Die Zielgruppe von Qobuz sind anspruchsvolle Hörer. Der Streamingdienst setzt auf handverlesene Tipps und ein redaktionelles Magazin mit Artikeln zu Künstlern, Genres und Labels. Bei den sonstigen Funktionen ist Qobuz allerdings minimalistisch: Man erstellt Playlists und teilt Songs. Ein passendes Radio zu Bands oder Songs gibt es nicht, eigene Songs kann man nicht ergänzen. Qobuz bietet mehrere Tarife ab 20 Euro/Monat mit Musik in Hifi-Qualität.
Napster/Aldi Life Musik: Fast-Klone
Aldi Life Musik hat den billigsten Monatstarif im Programm. Der Dienst kooperiert mit Napster und hat fast die gleichen Inhalte und Funktionen. Der Player als WindowsApp ist wenig ansprechend: Bezeichnun- gen wie Archiv oder Liste abspielen klingen staubtrocken. Erst mit Klick auf den Nutzernamen erscheint eine Profilseite mit Favoriten sowie Trends, basierend auf bisherigen Hörgewohnheiten. Es ist nicht möglich, Songs in Warteschlangen einzureihen und nacheinander abzuspielen. Das Angebot ist allerdings gut: Wer will, startet einen Sender anhand eines Songs oder Künstlers und lässt sich Biografie und ähnliche Bands anzeigen. Im Reiter Ähnliche User sieht man, wer diese Musik auch mag – und kann sich inspirieren lassen. Leider kann man Künstlern nicht folgen und keine eigene Musik hochladen. Empfehlungen fallen sparsam aus, die Hardware-Unterstützung ist geringer als bei Spotify, Deezer und Tidal, und es gibt weder Gratis- noch Familientarif. Napster kann auf mehr Geräten im Wohnzimmer genutzt werden, unter anderem werden Geräte von Yamaha, Teufel und Samsung unterstützt. Darüber hinaus darf der Dienst auf mehr verknüpften Geräten laufen: Bis sechs sind möglich, wobei nur eines jeweils online sein darf. Bei Aldi Life Musik sind es nur drei.
Juke: Einfach gestrickt
Was Musikkatalog und Preis angeht, befindet sich Juke auf einem Level mit der Konkurrenz. Jedoch gibt’s beim StreamingPortal von Media-Saturn Abstriche bei der Bedienung. Webseite und Apps sind unübersichtlich und einfach gestrickt. Beim Klick auf Genres erscheinen Kacheln wie Reggae oder Blues. Wenig intuitiv: Soll ein automatisches Programm basierend auf einem Genre ablaufen, muss man auf Radios klicken. Infos zu Interpreten, Texten oder mehr gibt es nicht. Juke liefert nur ähnliche Künstler. Eigene Songs lassen sich nicht hochladen. Das größte Problem im Test war aber, dass die Wiedergabe oft abbrach und der Dienst nur langsam reagierte. tr