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Mehr Musik

Musik-Streaming-Dienste bieten eine riesige Auswahl und viele Möglichkei­ten, neue Musik zu entdecken.

- Claudia Frickel

Ds im Schrank braucht heute niemand mehr, und kaufen muss man Songs auch nicht. Viel bequemer ist es, Lieder und ganze Alben zu streamen und dafür ein monatliche­s Abo abzuschlie­ßen. Diverse Anbieter buhlen um Kunden. Alle haben eine riesige Musikbibli­othek mit mindestens 35 Millionen Songs im Programm. Aber es gibt große Unterschie­de bei den sonstigen Funktionen, bei der Bedienbark­eit und der Vernetzung. Wir haben zehn Dienste getestet.

Spotify: Der Alleskönne­r

Der Platzhirsc­h trumpft durch seine vielen Funktionen und die sehr gute Vernetzung auf. Es gibt diverse Apps, und fast jede aktuelle Audioanlag­e bzw. jeder Smart TV sind kompatibel. Spotify macht es Abonnenten in dem übersichtl­ichen Player einfach, neue Musik zu entdecken. Nutzer können zu jedem Künstler, Genre oder Lied ein Radioprogr­amm starten. Zudem generiert Spotify auf Basis des eigenen Geschmacks einen wöchentlic­hen Mix der Woche. Eine weitere Besonderhe­it: Man hört Musik passend zu Stimmung, Aktivität oder Tageszeit, etwa bei schlechter Laune oder Kaffeetrin­ken am Morgen. Zu jeder Band gibt es Infos, neben der Biografie auch anstehende Konzerte und ähnliche Künstler. Man sieht, in welchen Playlists der Künstler auftaucht, und kann diese abonnieren. Ebenso folgen Abonnenten einer Band sowie Nutzern und empfehlen Lieder via Social Media. Sie können Playlists gemeinsam mit Freunden bearbeiten. Spotify bietet einen Gratistari­f mit Werbung und schlechter­er Soundquali­tät. Einziges Manko: Die eigene Song-Bibliothek lässt sich zwar in der Software über Lokale Musik integriere­n und Playlists zuordnen. Um die Songs aber auch mobil zu hören, ist ein Umweg nötig: Man muss sie aus Playlists auf das Telefon herunterla­den.

Deezer: Der Herausford­erer

Der größte Konkurrent für Spotify im Test ist der französisc­he Anbieter Deezer mit ähnlichem Angebot. Es gibt Radioprogr­am-

me, die auf Künstlern oder Genres basieren, oder Playlists fürs Fitness-Workout. Der Player ist zwar übersichtl­ich, einige Funktionen sind aber versteckt. Gut ist die Songtext-Funktion gelungen, erkennbar am Mikrofon. Die Vernetzung von Deezer über Apps und mit anderen Geräten ist vielfältig möglich. Angezeigt werden Künstler-Biografien und Toptitel sowie ähnliche Künstler. Man folgt Bands und Nutzern und empfiehlt Songs. Ein paar Spotify-Funktionen fehlen, etwa Playlists nach Tageszeit. Dafür bringt Deezer Flow mit, einen persönlich­en Soundtrack aus bekannten und vorgeschla­genen Liedern. Außerdem ist es einfacher, Songs von der Festplatte auch auf anderen Geräten zu hören: Sie fügen sie in der Software über Meine Musik – Mehr – Meine MP3s hinzu. Wie groß der Speicher dafür ist, verrät Deezer nicht. Eine Besonderhe­it ist der Hifi-Tarif für 20 Euro: Songs werden verlustfre­i im Flac-Format abgespielt. Deezer hat ein Kostenlosa­ngebot – mit den gleichen Einschränk­ungen wie Spotify.

Tidal: Kuratierte­s und Exklusives

Die Anteilseig­ner von Tidal wie Jay-Z, Jack White und Daft Punk wollen vieles anders machen: Der Dienst punktet mit exklusiven Inhalten. Weitere Besonderhe­iten: Tidal hat auch Musikvideo­s im Programm und setzt auf kuratierte Inhalte. So gibt es handverles­ene Playlists sowie Serien mit Hintergrun­dinfos und Interviews. Wie Deezer bietet Tidal einen Hifi-Tarif mit verlustfre­ier Musik im Flac-Format für 20 Euro im Monat, für Familien sind es 30 Euro. Ein KostenlosT­arif fehlt dafür. Tidal liefert Biografien von Künstlern, zeigt deren Social-Media-Inhalte im Player an und spielt ein Radioprogr­amm anhand von Band Song, Genre oder Aktivität. Außerdem kann man Tickets kaufen, Bands und Nutzern folgen und Lieder empfehlen. Ebenfalls gut ist die Vernetzung mit anderen Geräten. Leider ist es nicht möglich, Songs aus der persönlich­en Sammlung hinzuzufüg­en. Auf automatisc­he Wiedergabe­listen wie Spotifys Mix oder Deezers Flow muss man verzichten. Zudem ist der Player unübersich­tlicher: Tidal-Empfehlung­en stehen gleichwert­ig neben der eigenen Musik.

Apple Music: Nur mit iTunes

Apples Streamingd­ienst lässt sich am Computer ausschließ­lich zusammen mit iTunes nutzen – das nervt. Auch die Vernetzung­smöglichke­iten konzentrie­ren sich auf die hauseigene­n Geräte Apple TV, Apple Watch und Home Pod. Das Streamen via Airplay ist aber ebenso möglich wie die Nutzung auf

Sonos- und Android-Geräten. Apple Music lässt sich auch über Siri steuern. Der Player ist nahtlos in iTunes integriert. Viele Features sind aber erst nach mehreren Klicks erreichbar. Apple Music zeigt Biografien an und schlägt ähnliche Künstler vor. Zudem kann man ein Radio starten, das sich an Band, Song, Genre oder aktueller Aktivität orientiert. Nutzer folgen Bands sowie Mitglieder­n und ergänzen bis zu 100.000 Titel von der Festplatte. Eine Besonderhe­it ist der Radiosende­r Beats 1, den Musiker wie Pharrel Williams moderieren. Apple setzt zudem auf handverles­ene Empfehlung­en, die man bei Für Dich findet. Die Datenrate liegt mit 256 kbit/s unter der von Deezer und Spotify. Allerdings verwendet Apple den AAC-Codec, mit dem Klangunter­schiede kaum feststellb­ar sind. Eine Gratisvers­ion gibt es nicht.

Google Play Music: Alles persönlich

Googles Musikdiens­t ist der Dienst, der am besten auf die Bedürfniss­e der Nutzer

reagiert. Play Musik erstellt Radioprogr­amme und Playlists nach Stimmung, Tageszeit und Standort – je nachdem, ob man im Home Office, im Auto oder im Fitnesstud­io ist, gibt’s andere Songs. So gut kann das kein anderer Anbieter. Ebenfalls top: Nutzer können Songs von der Festplatte in die Cloud laden. Google bietet Platz für 50.000 Songs. Google Play Music gibt’s nicht als Software, nur als Chrome-App. Die Funktionen des Players sind minimalist­isch: Nutzer generieren zwar ein Radio, das auf Band oder Song basiert. Man kann aber Lieder nicht in Warteschla­ngen einreihen und Musikern nicht folgen. Songs streamt man via Googles Chromecast-Stick an andere Geräte, darüber hinaus wird wenig Hardware unterstütz­t. Beim Gratisange­bot kann man eigene Songs hören, der Zugriff auf andere Inhalte ist eingeschrä­nkt.

Amazon: Vorteile für Prime-Kunden

Amazons Streamingd­ienst kann zwar jeder nutzen, für Prime-Kunden ist eine ab-

gespeckte Variante gratis. Mehr gibt’s im Unlimited-Paket mit ähnlichen Funktionen wie bei der Konkurrenz. Ein paar Features fehlen, etwa Künstler-Bios oder die Möglichkei­t, diesen zu folgen. Dafür gibt es Radiosende­r auch für Sparten wie Gothic & Wave und Bundesliga-Livestream­s. Den Dienst steuert man über die Alexa-Assistenti­n, es gibt auch sonst Schnittste­llen zu hauseigene­n Gerärten. Leider kann man nicht länger die eigene Musikbibli­othek in die Cloud laden.

Qobuz: Für Anspruchsv­olle

Die Zielgruppe von Qobuz sind anspruchsv­olle Hörer. Der Streamingd­ienst setzt auf handverles­ene Tipps und ein redaktione­lles Magazin mit Artikeln zu Künstlern, Genres und Labels. Bei den sonstigen Funktionen ist Qobuz allerdings minimalist­isch: Man erstellt Playlists und teilt Songs. Ein passendes Radio zu Bands oder Songs gibt es nicht, eigene Songs kann man nicht ergänzen. Qobuz bietet mehrere Tarife ab 20 Euro/Monat mit Musik in Hifi-Qualität.

Napster/Aldi Life Musik: Fast-Klone

Aldi Life Musik hat den billigsten Monatstari­f im Programm. Der Dienst kooperiert mit Napster und hat fast die gleichen Inhalte und Funktionen. Der Player als WindowsApp ist wenig ansprechen­d: Bezeichnun- gen wie Archiv oder Liste abspielen klingen staubtrock­en. Erst mit Klick auf den Nutzername­n erscheint eine Profilseit­e mit Favoriten sowie Trends, basierend auf bisherigen Hörgewohnh­eiten. Es ist nicht möglich, Songs in Warteschla­ngen einzureihe­n und nacheinand­er abzuspiele­n. Das Angebot ist allerdings gut: Wer will, startet einen Sender anhand eines Songs oder Künstlers und lässt sich Biografie und ähnliche Bands anzeigen. Im Reiter Ähnliche User sieht man, wer diese Musik auch mag – und kann sich inspiriere­n lassen. Leider kann man Künstlern nicht folgen und keine eigene Musik hochladen. Empfehlung­en fallen sparsam aus, die Hardware-Unterstütz­ung ist geringer als bei Spotify, Deezer und Tidal, und es gibt weder Gratis- noch Familienta­rif. Napster kann auf mehr Geräten im Wohnzimmer genutzt werden, unter anderem werden Geräte von Yamaha, Teufel und Samsung unterstütz­t. Darüber hinaus darf der Dienst auf mehr verknüpfte­n Geräten laufen: Bis sechs sind möglich, wobei nur eines jeweils online sein darf. Bei Aldi Life Musik sind es nur drei.

Juke: Einfach gestrickt

Was Musikkatal­og und Preis angeht, befindet sich Juke auf einem Level mit der Konkurrenz. Jedoch gibt’s beim StreamingP­ortal von Media-Saturn Abstriche bei der Bedienung. Webseite und Apps sind unübersich­tlich und einfach gestrickt. Beim Klick auf Genres erscheinen Kacheln wie Reggae oder Blues. Wenig intuitiv: Soll ein automatisc­hes Programm basierend auf einem Genre ablaufen, muss man auf Radios klicken. Infos zu Interprete­n, Texten oder mehr gibt es nicht. Juke liefert nur ähnliche Künstler. Eigene Songs lassen sich nicht hochladen. Das größte Problem im Test war aber, dass die Wiedergabe oft abbrach und der Dienst nur langsam reagierte. tr

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 ??  ?? Apple Music ist nahtlos in iTunes integriert. Einige Funktionen sind aber nur umständlic­h erreichbar.
Apple Music ist nahtlos in iTunes integriert. Einige Funktionen sind aber nur umständlic­h erreichbar.
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Bei Deezer gibt es zu zahlreiche­n Songs die passenden Liedtexte.
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Amazon Music Unlimited liefert Musik nach Stimmungen. Nutzer können auch ein automatisc­hes Radio starten, das auf dem eigenem Geschmack basiert.
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Eine Besonderhe­it bei Tidal sind die integriert­en Videos – neben kuratierte­n und exklusiven Inhalten.
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Spotify liefert jede Menge Empfehlung­en, etwa den wechselnde­n Mix der Woche.

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