Test: High-End-Rechner ab 1.300 Euro
Schnelle PCs nicht nur für Spielefans
E in knappes halbes Jahr ist seit unserem letzten Vergleichstest von Gaming-PCs vergangen. Ginge es um Standardrechner für das Büro, stünde heute mit Sicherheit kein neuer Vergleichstest auf dem Programm, denn in diesem Sektor ändert sich in einem so kurzen Zeitraum nichts Gravierendes. Anders jedoch sieht es im High-End-Bereich aus, zu dem GamingPCs natürlich zählen. Verrichteten in den Rechnern des Tests aus der Ausgabe 1/18 noch Core-i7-CPUs der siebten Generation ihre Arbeit, sind es nun Prozessoren der achten Generation, die für Bestwerte in unseren Benchmarktests sorgen sollen. Statt der vier Prozessorkerne eines i7-7700, der im Januartest in der Hälfte der Test- kandidaten zum Einsatz kam, sind es nun deren sechs, die den i7-8700K antreiben. Beim Onboard-Gra k-Chip der CPUs hat sich im Grunde nur der Name geändert: Aus einem HD630 wurde ein UHD630, der Nachfolger lässt sich unwesentlich höher takten. In der Praxis spielt das für GamingPCs ohnehin keine Rolle, denn es werden Gra kkarten eines völlig anderen Kalibers eingesetzt. Auch hier ist ein kurzer Blick zurück sinnvoll. Schnellste Gra kkarte des Tests im Januar war eine Nvidia Geforce GTX1060, im aktuellen Test kommen ausnahmslos schnellere Karten zum Einsatz. Die Hochrüstung hat natürlich auch Auswirkungen auf den Kaufpreis. Ging der teuerste Gaming-PC des letzten Tests noch
für 1.379 Euro über den Ladentisch, kostet der teuerste Rechner des aktuellen Tests etwa 900 Euro mehr. Los geht es allerdings bereits bei knapp 1.300 Euro, die Lenovo für seinen Legion Y720 Tower aufruft. Wie Sie weiter unten lesen können, ist der Preis für das Gebotene absolut angemessen, allerdings sind natürlich Abstriche bei der Leistung zu machen.
Spektakuläre Gehäuse und beleuchtete Komponenten sind P icht
Welche Komponenten in einem Rechner stecken, ist eine Sache, aber letztlich muss das ganze Paket auch äußerlich etwas her machen. Mit einem schlichten grauen oder schwarzen Gehäuse kann man auf der nächsten LAN-Party nämlich keinerlei Eindruck schinden. Man stelle sich einen Ferrari-Motor in der Karosserie eines Dacia Duster vor. Die Beschleunigung wäre großartig, doch irgendwie passt das Gesamtpaket nicht. Das wissen auch die Hersteller von Gaming-PCs, und sie lassen daher bei der Gehäuseentwicklung einige ihrer kreativsten Designer von der Leine. Das Resultat sind dann zumeist leuchtende, blinkende Kästen, die aussehen, als wären sie aus einem Raumschiff ausgeliehen. Diese Optik muss einem natürlich gefallen, aber beeindruckend ist das, was etwa Acer oder MSI bieten, unabhängig davon allemal. Die Qualität der Gehäuse ist unterm Strich in der von uns getesteten Preisklasse zwischen 1.300 und 2.300 Euro ohnehin hervorragend, krasse Ausreißer gab es nicht. Auch die Verarbeitung kann sich durchweg sehen lassen, die Kabel sind sauber verarbeitet, und alles funktionierte absolut tadellos.
Acer Predator Orion 9000 P09-600
Optisch ist der Acer Predator Orion ein absoluter Hingucker. Das riesige Gehäuse lässt sich dank zweier Griffe vergleichsweise einfach aus dem Karton heben, der in etwa die Größe einer halben Waschmaschine hat. Eingeschaltet ist der Rechner spektakulär anzuschauen, denn er leuchtet wunderschön und macht jede Menge her. Zum Gehäuse farblich passend liefert Acer hochwertige Eingabegeräte mit, die Tastatur ist dabei ebenfalls beleuchtet. Schaut man ins Innere des Gehäuses, wird deutlich, dass Acer für den ausgerufenen Preis von 2.000 Euro nicht die allerschnellsten Komponenten verbauen kann. So kommt in unserem Testgerät „nur“ein i5-8600K zum Einsatz, und die Gra kkarte ist eine Geforce GTX1070. Lediglich acht GByte RAM sind verbaut, und die Festplatte bietet mit einem TByte nur die Hälfte des Speicherplatzes der anderen Testkandidaten. Gleiches gilt für die SSD, die bei 128 GByte Kapazität gerade noch das notwendige Minimum liefert. Wer mehr Leistung benötigt, der sollte ein paar hundert Euro drau egen und eher beim Orion mit i7-8700K-Przessor, 32 GByte RAM und Geforce GTX1080Ti zuschlagen. Der Preis für dieses Leistungsmonster liegt dann allerdings bei etwa 2.700 Euro, doch in unseren Augen macht diese Mehrausgabe für wirkliche Gaming-Fans Sinn. In der von uns getesteten Variante reicht es für den Predator Orion dagegen „nur“für die Note gut sowie den fünften Platz. Das Potenzial für weitaus mehr ist vorhanden, zumal das monströse Gehäuse, das über Rollen auf der Hinterseite für den eleganten Transport
verfügt, jede Menge Raum für Erweiterungen bietet und sich in Sachen Qualität vor keinem Konkurrenten verstecken muss.
Lenovo Legion Y720 Tower
Als einziger Rechner im Testfeld ist der Legion von Lenovo nicht mit Intel-, sondern mit AMD-Komponenten ausgestattet. Neben einem Ryzen 7 1800X, der über acht Prozessorkerne verfügt, kommt auch eine Gra kkarte des Herstellers zum Einsatz. Die Radeon RX570 ist das zweitschnellste Modell der 500er-Serie, verfügt in der von Lenovo verbauten Variante jedoch lediglich über vier statt acht GByte Speicher. Auch beim Hauptspeicher gibt sich der Hersteller eher sparsam und gönnt dem PC mit acht GByte lediglich das Minimum dessen, was für einen Gaming-PC gerade noch als sinnvoll angesehen werden kann. Die SSD stammt von Samsung, ist sehr schnell, aber mit 128 GByte Kapazität eher klein geraten. Auch wenn der Lenovo-Rechner im Testlabor nicht ganz mit den besten Konkurrenten mithalten kann, bietet der Rechner unterm Strich dennoch ein sehr attraktives Gesamtpaket. Das liegt zum einen am vergleichsweise niedrigen Kaufpreis und zum anderen an der Möglichkeit, den Rechner durch einen weiteren RAM-Riegel deutlich zu beschleunigen. Zudem ist der Legion in Sachen Stromverbrauch der bei Weitem genügsamste Rechner des gesamten Testfeldes. Angesichts der hohen Strompreise in unserem Land ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Als einer der weni- gen Rechner liefert Lenovo seinen Legion übrigens mit Maus und Tastatur aus und erspart dem Käufer damit Zusatzkosten. Ein DVD-Brenner ist ebenso an Bord wie ein Kartenleser. Vor allem Letzterer ist bei den getesteten Rechnern eine Seltenheit.
Wortmann Terra PC Gamer 6350
Im Vergleich zur Konkurrenz wirkt der Wortmann-Rechner rein äußerlich eher unscheinbar. Das Gehäuse gleich dem eines klassischen Bürorechners, auf Gimmicks wie leuchtende Gehäusefronten oder Glaswände verzichtet der Terra. Dafür sind die inneren Werte des Rechners spektakulär, denn zu einem vergleichsweise günstigen Preis bietet Wortmann jede Menge aktuelle Hardware der neuesten Generation. So kommt neben einem Intel Core i7-8700K auch eine Geforce 1070Ti zum Einsatz, die den Rechner bei den Benchmarktests absolut konkurrenzfähig machen. Zwar sind die beiden PCs von Dubaro und MSI nahezu durchgehend noch etwas schneller, doch liegen andererseits auch recht deutliche Unterschiede im Kaufpreis dazwischen. Das Ausstattungspaket des Terra stimmt vor allem auch deshalb, weil der Hersteller Maus, Tastatur, DVD-Brenner und Kartenleser mitliefert beziehungsweise eingebaut hat und weder bei der Festplattenkapazität noch beim Arbeitsspeicher spart. Man merkt dem 6350 deutlich an, dass sich der Hersteller sehr viel Mühe bei der Zusammenstellung der Komponenten gegeben hat. Größere Schwächen sucht man daher vergebens – wer mit dem eher unspektakulären Gehäuse leben kann, wird sicher nicht enttäuscht werden.
MSI In nite X VR8RE-018
Der In nite X von MSI gehört zu den eher spacigen Rechnern mit auffälligem Gehäuse. Die Front des Rechners leuchtet schick, die Seitenwand aus Blech kann für noch mehr Lichteffekte durch eine Glaswand er-
setzt werden. Letztere liegt dem PC bei und ist in wenigen Sekunden montiert. Ein Blick ins Innere offenbart: MSI hat bei diesem Rechner keine Kosten und Mühen gescheut und jede Menge erstklassiger Komponenten eingebaut. Dazu gehören neben der Coffee-Lake-CPU Core i7-8700K von Intel auch eine otte Geforce GTX1080 von Nvidia sowie 16 GByte RAM. Zusätzlicher Speicher lässt sich problemlos einbauen, zwei der vier Slots sind frei. Auch an einen DVD-Brenner hat MSI gedacht, dieser verbirgt sich hinter einer Klappe in Form eines spitz zulaufenden Raumschiffs. Das Gehäuse, bei dem eventuell der hohe Kunststoffanteil bemängelt werden könnte, besitzt einen Tragegriff an der Rückseite, was das Auspacken und den Transport deutlich erleichtert. Die schwere Gra kkarte ist nicht wie sonst üblich direkt auf das Mainboard gesteckt, sondern sie wurde vertikal verbaut und per Kabel mit dem Board verbunden. Das soll die mechanische Stabilität des Systems erhöhen und Beschädigungen beim Transport verhindern. Das System ist mit einer ganzen Reihe von Lüftern ausgestattet, das Gehäuse selbst verfügt über zwei separate Kühlkammern für die CPU und die Gra keinheit. Dieses Design, das die Kühlung optimieren soll, funktionierte unterm Strich sehr gut und arbeitete nahezu lautlos. Eingabegeräte liefert MSI nicht mit.
Dubaro Gamer PC XXL
Der Testsieger kommt von der Firma Dubaro aus dem rheinischen Ratingen. Wie es sich für einen anständigen Gamer gehört, ist das hochwertige Gehäuse beleuchtet und mit einer durchsichtigen Seitenwand ausgestattet. Im Inneren arbeiten eine sehr schnelle CPU und die schnellste Gra kkarte, die Nvidia im Moment zu bieten hat. Die GTX1080Ti verfügt über 11 GByte Speicher und kostet im Handel je nach Hersteller von etwa 800 Euro an aufwärts. Im Vergleich zur regulären 1080 ohne Ti ist das ein Aufpreis von etwa 250 Euro. Auch bei den Speicherplatten hat Dubaro nicht gespart und dem Rechner neben einer HDD mit zwei TByte Kapazität eine rasend schnelle Samsung 960-EVO im M.2-Format spendiert. Sieht man sich den Kaufpreis des Rechners von knapp unter 2.000 Euro an, wird allerdings klar, dass der Hersteller irgendwo sparen muss, um den Preispunkt treffen zu können. Und das tut er an drei Stellen. Zum einen wird der PC ohne Betriebssystem ge- liefert, ein Windows 10 Home schlägt mit 50 Euro zu Buche. Eingabegeräte be nden sich nicht im Lieferumfang, und das Gehäuse bietet keinerlei Einbaumöglichkeiten für ein optisches Laufwerk oder einen Kartenleser. Unterm Strich sichert sich Dubaro aber dennoch knapp den Testsieg, weil der Rechner die gesamte Konkurrenz leistungsmäßig in den Schatten stellen kann.
Fazit
Es war ein harter Kampf um den Testsieg, den letztlich der Dubaro Gamer PC XXL für sich entscheiden konnte. Gegen ein System mit Geforce GTX1080Ti war kein Kraut gewachsen, auch wenn es wegen der Einsparungen in der Ausstattung einige Punktabzüge gab. Es ist jedoch wesentlich preiswerter, ein Windows oder eine Tastatur nachzukaufen oder einen zusätzlichen RAM-Riegel einzusetzen, als eine Gra kkarte durch ein schnelleres Modell zu ersetzen. Unterm Strich ist man aber mit keinem unserer Testkandidaten schlecht bedient, denn jeder hat seine Vor- und Nachteile. Der Lenovo etwa ermöglicht einen recht preiswerten Einstieg in die Gaming-Welt, während der Acer Predator mit einem unglaublichen Gehäuse und zahllosen Erweiterungsmöglichkeiten protzt. Der Rechner von Wortmann bietet ein tolles Gesamtpaket ohne nennenswerte Schwächen, und der MSI In nite X überzeugt durch seine Ausstattung und das ausgeklügelte Design, zu dem separate Kühlkammern und eine stabile, vertikal eingebaute Gra kkarte gehören. hl
Dubaro sichert sich unterm Strich den Testsieg, Gamer PC XXL weil der des Herstellers die gesamte Schatten Konkurrenz leistungsmäßig in den stellen kann.