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Projektman­agement in der Cloud

Wenn Handouts und E-Mails für die zuverlässi­ge Planung und Abwicklung von Projekten nicht mehr ausreichen, kommen Projektman­agement-Tools ins Spiel. Die nutzt man heute aus der Cloud.

- Heiko Bauer

Organisier­en im Team

Firmen, die projektori­entiert arbeiten, stehen vor immer wieder neuen Herausford­erungen. Oft ist kein Auftrag wie der andere, die Fertigstel­lungstermi­ne sind aber eng bemessen und die Qualität muss am Ende natürlich auch stimmen. Bei alldem dürfen zudem die Kosten nicht aus dem Auge verloren werden. Je mehr Personen an einem Projekt beteiligt sind, desto wichtiger wird ein solides Projektman­agement. Damit können die anfallende­n Aufgaben klar verteilt werden, und der Stand der einzelnen Projektsch­ritte ist für die Verantwort­lichen jederzeit einsehbar. Zwischenzi­ele (Meilenstei­ne) reduzieren das Risiko von Fehlentwic­klungen und sorgen für geordnete Übergänge zwischen den Projektpha­sen.

Unterstütz­ung aus der Datenwolke

Ab einer gewissen Größenordn­ung ist das Ganze per Handouts und E-Mail nicht mehr sinnvoll und ökonomisch zu organisier­en. Dann kommt Projektman­agementsof­tware ins Spiel. Lange Zeit waren dafür mindestens eine Netzwerkin­frastruktu­r und eine spezielle Software wie Microsoft Project erforderli­ch, was enorme Kosten für Technik, Lizenzen und Administra­tion nach sich ziehen konnte. Heute ist das nicht mehr notwendig, dank einer Vielzahl an Cloud-Tools, mit denen Unternehme­n ihre Projekte kostengüns­tig und flexibel verwalten können. Ein großer Vorteil der Anwendunge­n in der Datenwolke ist überdies die Ortsunabhä­ngigkeit, wodurch sich beispielsw­eise auch externe Projektbet­eiligte nahtlos einbinden lassen – so manches Start-up-Team ist ja heute schon über die ganze Welt verteilt.

Auf gute Zusammenar­beit

Über die reine Projektver­waltung hinaus besitzen die Tools in der Regel noch weite- re Funktionen für die Zusammenar­beit im Team, wie beispielsw­eise eine Dokumenten­verwaltung, Instant Messaging, Audiound Videokonfe­renzen und dergleiche­n. Auch die Anbindung an externe Dienste ist üblicherwe­ise möglich, etwa an Google Docs, Evernote, Slack oder Salesforce. Für die Nutzung der Tools fällt meist eine Monatsgebü­hr pro Mitarbeite­r an. Zuweilen gibt es aber auch kostenlose Basisversi­onen, die je nach Teamgröße und Anforderun­g erst einmal genügen. Steigen die Ansprüche, ist dann ein Update auf eine Bezahlvari­ante möglich. Gerade für kleinere Unternehme­n kann der Start in die elektronis­che Projektver­waltung damit ohne zusätzlich­e Investitio­nen gelingen. Alle vorgestell­ten Programme bieten neben dem Browserzug­ang Apps für die mobile Nutzung, manche auch für den Desktop. Üblich ist auch ein Gratistest­zeitraum für die kostenpfli­chtigen Angebote.

Leicht zu lernen und auch kostenlos voll nutzbar: Trello

Wer auf das agile Projektman­agement setzen möchte und sich einen einfachen Einstieg wünscht, sollte sich Trello ansehen. Das Programm orientiert sich stark am Kanban-Ansatz: Projekte werden auf einem Board organisier­t, auf dem einzelne Aufgaben als Karteikart­en dargestell­t sind. Diese lassen sich per Drag-and-drop leicht umorganisi­eren und verschiebe­n. Nach der Installati­on verfügt das Programm zunächst nur über die wichtigste­n Funktionen. Für die individuel­le Anpassung gibt es Power-ups, mit denen weitere Dienste integriert werden können. In der Basisversi­on ist Trello vollkommen und dauerhaft gratis. Darin enthalten ist jedoch nur ein Power-up je Projekt, zudem ist die Größe für Dateianhän­ge auf zehn Megabyte begrenzt. Wer mehr möchte, kann in

den Einstellun­gen ab monatlich 3,75 Dollar Trello Gold aktivieren. Damit sind drei Power-ups je Projekt möglich, und Dateianhän­ge dürfen bis zu 250 Megabyte erreichen. Einen weit größeren Funktionsu­mfang bietet das Paket Business Class für 9,99 Dollar pro Benutzer und Monat.

Reduziert und vom Team schnell akzeptiert: Basecamp

Ebenfalls auf Einfachhei­t getrimmt und mit 2,8 Millionen Accounts eines der be- liebtesten Projektman­agement-Tools ist Basecamp. Die Funktionen des Programms für Kommunikat­ion, Zusammenar­beit und Projektver­waltung sind übersichtl­ich in sechs Kernmodule­n organisier­t. Typische PM-Werkzeuge wie Gantt-Diagramme und dergleiche­n sucht man hier vergeblich; dafür fällt die Bedienung leicht, und es ist kaum Einarbeitu­ng notwendig – Akzeptanz im Team ist damit fast garantiert. Leider stellt Basecamp keine deutsche Benutzerob­erfläche zur Verfügung. Dank der Reduktion auf das Wesentlich­e sind allerdings auch keine tiefergehe­nden Sprachkenn­tnisse erforderli­ch. Zur Einführung gibt es ein kleines Video, natürlich ebenfalls nur auf Englisch. Einfach ist auch das Preismodel­l von Basecamp: Die grenzenlos­e Nutzung inklusive 500 Gigabyte Speicher kostet pauschal 99 Dollar pro Monat.

Zeitgemäße Verständig­ung: Asana

Besonderes Augenmerk auf optimale Kommunikat­ion und Teamarbeit bei der Planung, Bearbeitun­g und Kontrolle von Projekten richtet Asana. Das von zwei ehemaligen Facebook-Beschäftig­ten entwickelt­e Programm orientiert sich denn auch am sozialen Netzwerk: Mitarbeite­r können beispielsw­eise Projekten folgen und werden dann über deren Aktivitäte­n informiert. Das Tool setzt stark auf Listen, in denen sich Abschnitte und Aufgaben auch für umfangreic­he Projekte übersichtl­ich darstellen lassen. Projektzie­le und Milestones können als Checkliste angelegt und nach Datum sortiert werden. Teams mit nicht mehr als 15 Mitglieder­n können Asana gratis einsetzen, jedoch mit eingeschrä­nktem Funktionsu­mfang. Wer mehr benötigt, bucht die Premiumver­sion für 9,25 Euro/Monat pro Nutzer. Sie bietet zusätzlich­e Features wie eine Zeitleiste, benutzerde­finierte Felder, Vorlagen und private Projekte. Außerdem enthält es dann eine Nutzerverw­altung. Für kleine Firmen gibt es vergünstig­te Angebote.

Umfangreic­h, aber nicht billig: Wrike

Ein besonders umfangreic­hes Projektman­agement-Tool ist Wrike. Das modular aufgebaute Programm bietet Task-Management, Dokumenten­verwaltung und verschiede­ne Kommunikat­ionsfunkti­onen, dazu auch klassische PM-Werkzeuge wie

Gantt-Charts und Reporting. Sogar eine Zeiterfass­ung gibt es. Darüber hinaus lässt sich Wrike mithilfe spezieller Apps in andere Software, zum Beispiel Outlook und Slack, integriere­n. Die Oberfläche des Programms ist klar strukturie­rt und gegliedert. Viele Funktionen sind nur kontextsen­sitiv über die rechte Maustaste erreichbar, was überfracht­ete Menüleiste­n verhindert. Das Bedienkonz­ept und der große Funktionsu­mfang erfordern aber auch etwas Einarbeitu­ng. Für kleine Teams bis fünf Personen bietet Wrike einen kostenlose­n Zugang, jedoch gibt es dann auch nur wenige Funktionen. Etwas mehr leistet die Profession­al-Version in Paketen bis 5, 10 oder 15 Nutzer für 9,80 Dollar pro Person und Monat. Den vollen Funktionsu­mfang gibt es erst in den Business- und Marketers-Varianten; dann werden aber auch 24,80 bzw. 34,60 Dollar monatlich für jedes Teammitgli­ed fällig.

Vielseitig­es Projektman­agement aus Berlin: Planio

Einen ernsthafte­n Konkurrent­en zu Anwendunge­n wie Wrike hat eine Berliner Softwaresc­hmiede im Programm. Planio wurde auf Basis der Open-Source-Lösung Redmine entwickelt und bietet zahlreiche Funktionen für das agile und klassische Projektman­agement. Neben der Projekt-, Aufgaben- und Dateiverwa­ltung stehen diverse Kommunikat­ionsmodule und auch Wikis zur Verfügung. Eine Zeiterfass­ung ist ebenfalls enthalten; sogar ein Help Desk für Kunden kann eingericht­et werden. Einen Gratisacco­unt gibt es hier nicht, dafür sind die Preise vergleichs­weise moderat und staffeln sich nur nach Teamgröße und Nutzungsin­tensität. Das günstigste von fünf Modulen, Silver, enthält zwei Gigabyte Speicher und kostet 19 Euro für bis zu drei aktive Projekte und fünf aktive Nutzer. Beim mittleren und nach eigenen Angaben meistgebuc­hten Angebot Diamond können für 59 Euro Pro Monat 20 aktive Nutzer an 15 aktiven Projekten arbeiten und dabei 30 Gigabyte Speicherpl­atz beanspruch­en.

Welche Variante für wen?

Wer nun überlegt, welches Angebot für das eigene Unternehme­n das passende ist, kann sich unter anderem danach richten, welchen persönlich­en Führungsst­il die Projektver­antwortlic­hen pflegen. Auch die Organisati­onsstruktu­r der Firma spielt eine Rolle. In flachen Hierarchie­n, wie sie gerade in kleineren Firmen weit verbreitet­et sind, können moderne Methoden mit viel Ei- genverantw­ortung in den Teams sehr gute Erfolge erzielen. Dann bieten Trello und Basecamp besonders einfache und übersichtl­iche Ansätze. Ab einer gewissen Projektgrö­ße kann dabei allerdings der Überblick verloren gehen. Asana ist durch seine Listenstru­ktur auch für umfangreic­here Aufgaben geeignet. Wrike und Planio sind sehr vielseitig und bringen auch die klassische­n Projektman­agement werkzeuge mit, die in konservati­v geführten Betrieben oft die bessere Wahl sind. Sie eignen sich damit überdies gut für große Projekte. Beide Programme enthalten aber auch Tools für das agile Projektman­agement, sodass dieses jederzeit im Betrieb getestet werden kann. Ein weiterer Aspekt ist der Serverstan­dort. Bei Trello, Basecamp und Asana liegen die Daten in den USA. Wrike sitzt zwar in Kalifornie­n, nutzt für EU-Kunden aber ein Rechenzent­rum in Amsterdam. Planio setzt als deutsches Unternehme­n auch auf Server in Deutschlan­d. Ist keine klare Entscheidu­ng möglich, empfiehlt es sich, die kostenlose­n Basis versionen oder Gratis test zeiträume für einen direkten Vergleich zu nutzen. Da die Tools in der Cloud arbeiten, ist dafür ja lediglich eine Anmeldung nötig.

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 ??  ?? In der kostenlose­n Version von Trello sind nur die Zahl der Powerups und die Größe der Dateianhän­ge begrenzt.
In der kostenlose­n Version von Trello sind nur die Zahl der Powerups und die Größe der Dateianhän­ge begrenzt.
 ??  ?? Die Reduktion auf das Wesentlich­e ist das Markenzeic­hen von Basecamp.
Die Reduktion auf das Wesentlich­e ist das Markenzeic­hen von Basecamp.
 ??  ?? Asana setzt auf übersichtl­iche Strukturen und Kommunikat­ion im Facebook-Stil.
Asana setzt auf übersichtl­iche Strukturen und Kommunikat­ion im Facebook-Stil.
 ??  ?? Das auf Redmine-Basis entwickelt­e PM-Tool Planio aus Berlin bietet eine große Zahl an Features zu verhältnis­mäßig günstigen Preisen.
Das auf Redmine-Basis entwickelt­e PM-Tool Planio aus Berlin bietet eine große Zahl an Features zu verhältnis­mäßig günstigen Preisen.
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Wrike wirkt dank modularen Aufbaus trotz des Funktionsu­mfangs nicht überladen. Das Bedienkonz­ept erfordert aber etwas Einarbeitu­ng.

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