Top-Fotos mit Künstlicher Intelligenz
Foto-Profis sind begeistert von intelligenten Funktionen zur automatischen Motiverkennung und smarten Bildverbesserung durch KI. Diese gibt es inzwischen in vielen Tools.
Bilder clever verwalten und optimieren
Künstliche Intelligenz ist der aktuelle Trend in der IT-Industrie. In vielen Bereichen trifft man auf die Abkürzung KI oder AI für die englische Übersetzung Artificial Intelligence. Bei solchen Systemen handelt es sich um lernende Maschinen für die automatische Abwicklung von Prozessen. Ein Computer soll eigenständig auf Situationen reagieren und Probleme behandeln können. Im Bereich der sozialen Medien wird Künstliche Intelligenz heute für die Erkennung von Fake News eingesetzt. Facebook und andere Anbieter arbeiten mit Algorithmen, um gefälschte Nachrichten zu erkennen und gezielte Aktionen von Troll-Fabriken abzuwehren. Damit will man das Niveau auf den Portalen erhöhen und den Nutzer vor Fehlinformationen schützen. Weitere Anwendungen für Künstliche Intelligenz sind Schrifterkennung, Anti-Virus-Pakete oder die Gesichtserkennung. KI spielt aber auch bei modernen Sprachsteuerungen wie Amazon Alexa oder Apple Siri eine große Rolle. Diese arbeiten mit der Cloud und entscheiden beispielsweise anhand von geografischen Vorgaben über die Antworten zu einer Suchanfrage. In der Praxis arbeiten alle großen IT-Unternehmen an Frameworks und Systemen für die Entwicklung von Software mit KI-Funktionalität. Die Pakete werden meist kostenlos im Internet für Entwickler zur Verfügung gestellt. Beispiele sind TensorFlow von Google ( www.tensorflow.org ) oder Azure KI von Microsoft ( www.azure.ai). Der Einsatz von künstlicher Intelligenz beschränkt sich aber nicht nur auf Datensätze, sondern drängt auch in den visuellen Bereich für Foto und Video vor. Branchenführer Adobe hat ebenfalls das Potenzial von Künstlicher Intelligenz erkannt. Das Unternehmen arbeitet mittlerweile mit der Technologie im Bereich Gestaltung und beim Handling von Dokumenten. Unter der Bezeichnung Sensei gibt es quer durch die Produktlinie Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Der Name für die Adobe-KI kommt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt der Lehrende. Eines der ersten Einsatzgebiete war die Fotodatenbank Adobe Stock, wo Sensei für die Katalogisierung und Einordnung der
Formate verwendet wurde. Mit Hilfe von KI werden optisch ähnliche Motive gefunden oder Bilder mit ähnlichem Farbspektrum identifiziert. Durch solche Mechanismen soll die Archivierung schneller werden und keine speziellen menschlichen Kuratoren für die ständig wachsende Sammlung erfordern. Eingeschlossen ist bei diesem Prozess die Indizierung der Bilder mit Metadaten, um die Textsuche in der Datenbank noch leistungsfähiger zu machen. Der Anwender findet durch die maschinelle Indizierung der Bilder schneller Motive über die Stichwörter und bekommt exaktere Vorschläge zu ähnlichen Motiven.
Adobe Lightroom und Photoshop arbeiten bereits mit Sensei
Mittlerweile hat Sensei seinen Weg auch in andere Komponenten der Creative Cloud gefunden. Adobe Lightroom Classic für den Windows-Desktop besitzt zur Anpassung von Bildern einen Automatikmodus. Dieser arbeitet auf Basis von Sensei und nimmt selbstständig Optimierungen bei der Entwicklung vor. Die Ergebnisse sind sehr gut bzw. eine Basis für die manuelle Anpassung nach den Vorstellungen des Fotografen. Sensei findet man auch in der Cloud-basierenden Version Adobe Lightroom CC, die es für mobile Geräte und den Desktop gibt. Werden hier Fotos in der Adobe Cloud gespeichert, kommt Sensei wie bei Adobe Stock zum Zuge: Die Inhalte der Fotos werden in der Cloud durch Sensei analysiert und bei der Suche in Lightroom CC werden Motive mit Hilfe von KI erkannt. Dabei setzt Sensei in der Cloud auf das Wissen und die Informationen, die bei der Sortierung von Adobe Stock gesammelt wurden. Lightroom CC erkennt dann Motive, etwa Wasser oder Wellen, in der Sammlung des Anwenders. Die KI-Suche nach Motiven funktioniert aber nicht mit lokal gespeicherten Da- ten auf einer Festplatte des Fotografen. Für diese Situation ist nur die Filterung nach vergebenen Stichwörtern vorgesehen. Auch beim Adobe-Flagschiff Photoshop CC hilft Sensei dem Anwender inzwischen bei der Arbeit. Die Funktion zum Freistellen eines Objekts arbeitet mit Künstlicher Intelligenz. Das funktioniert in der Praxis sehr gut. Der eine Mausklick spart bei der Auswahl von Personen oder Objekten viel Zeit. Mit den Feineinstellungen lassen ich eventuell verpasste Bereiche in eine Auswahl oder Maske einschließen. Laut Adobe wird bei den Gesichtsanpassungen mit dem Verflüssigen- Werkzeug auch Sensei für die Erkennung und Bearbeitung eingesetzt. Eine spezielle Vision für Photoshop mit Sensei stellte Adobe auf der Max-Konferenz 2017 vor. Hier wurde der KI-Workflow beim Design demonstriert. Ein eingescannter Entwurf wurde hier analysiert und anhand des Motivs passende Bilder aus Adobe Stock vorgeschlagen. Das soll in Zukunft die Arbeit beim Prototyping oder der Gestaltung von Dokumenten beschleunigen. Die Technik hinter der Demo basiert auf Algorithmen und dem Machine Learning von Sensei für die Fotodatenbank von Adobe. Die Daten werden über die Cloud gefunden und dem Anwender beim Design vorgeschlagen. Die Entwicklung bei der Integration von Sensei in Photoshop wird durch Adobe weiter vorangetrieben. Auf der Adobe Max 2018 Mitte Oktober wurden heuer neue Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz vorgestellt. Beim Photoshop CC wird es nun beim inhaltbasierenden Füllen Unterstützung von Adobe Sensei geben. Dabei greift die KI auf das Wissen aus der Bilddatenbank zurück und erzeugt eine präzise Füllung mit passendem Inhalt. Das soll dem Anwender helfen, schneller Bilder für die Nutzung anzupassen und bestmögliche Ergebnisse beim Entfernen von Objekten zu erzielen. Dabei wird er durch einen erweiterten
Optionen-Panel unterstützt. Die Operation mit Unterstützung von Sensei funktioniert nahezu automatisch und hebt die Korrekturen bei Bildern auf ein neues Niveau. Wie schon beim automatischen Maskieren wurde die neue Funktion kurz nach der Max-Konferenz 2018 mit einem PhotoshopUpdate den Nutzern zur Verfügung gestellt. Entwicklern wird auch der Zugriff auf Sensei durch Adobe für Zusatzprogramme angeboten. Dazu gibt es ein Programm für Developer, wo man Zugriff auf die SenseiAPI bekommt. Man muss sich bei Adobe I/O ( www.adobe.io) registrieren, um die Funktionalität von Sensei für eigene Erweiterungen in Adobe-Produkten nutzen zu können.
Auch andere Hersteller mit KI bei der Bildbearbeitung
Fotografieren ist durch Smartphones im Trend. Nicht jeder Anwender will aber gleich zum Bearbeitungsprofi werden, um seine Fotos zu verbessern. Das hat das Team von Photolemur ( www.photolemur.com) erkannt. Bei diesem kleinen Tool arbeitet Künstliche Intelligenz im Hintergrund. Diese wertet mit Hilfe von Algorithmen das Motiv aus und nimmt automatisch Verbesserungen vor. Die Ergebnisse überzeugen mit knackigen Farben und tollen Kontrasten in den finalen Bildern. In der aktuellen Version 3 wurde das Programm noch einmal aufgebohrt. Es erkennt nun auch Gesichter und führt einen Beauty-Prozess aus. Dabei werden Verbesserungen bei der Haut automatisch vorgenommen und kleine Schönheitsfehler entfernt. Der Anwender kann zusätzlich per Mausklick mit Hilfe von KI die Augen anpassen und diese optisch hervorheben. Photolemur zeigt, wie künstliche Intelligenz bei Fotos auch für den Durchschnittsanwender hilfreich ist. Die Fotobearbeitung Luminar 2018 von Skylum ( www.skylum.com) besitzt mit dem November-Update auch ein KI-Modul. Der Sky Enhancer verbessert die Bildbereiche für den Himmel. Das funktioniert sehr einfach und intuitiv per Schieberegler. Bei diesen Arbeitsschritten muss der Nutzer keine Bereiche maskieren oder separate Ebenen anlegen. Luminar erkennt automatisch die passenden Teile und wendet die Anpassungen darauf an. Das beschleunigt den Workflow bei der Entwicklung von RAW-Bildern und ist eine Entlastung für den Fotografen. Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass Künstliche Intelligenz hoch effizient sein kann und dem Anwender viel Arbeit abnimmt. Man kann damit rechnen, dass in weiteren Bereichen der Fotobearbeitung die KI viele Aufgaben übernimmt und damit die Ergebnisse bei der Retusche bzw. Verbesserung noch überzeugender werden. Durch die ständige Anbindung an die Cloud wird das früher oder später auch auf mobilen Geräten in Apps zur Selbstverständlichkeit. Dann kann man schon direkt nach der Aufnahme mit dem Smartphone seine Bilder per Fingertipp verbessern. Diese Richtung wird durch die Ankündigung von Adobe Photoshop für das iPad mit Sensei-Funktionen für 2019 bestätigt. Der Nachteil für den Betrachter: Er kann nicht mehr sicher sein, wie sehr ein Foto von der Originalsituation abweicht.