Windows-Reset
Auch Computer brauchen manchmal einen Neuanfang. Mit diesen Tricks und Tools wird Ihr Windows wieder frisch wie bei der ersten Installation.
Immer so sauber wie am ersten Tag
Sehen Sie einmal unter Apps und Features im Startmenü nach, wie viele C++-Runtime- Versionen und MSXML-Parser auf Ihrem Windows-10- PC installiert sind. Brauchen Sie zusätzlich wirklich eine Java- Runtime und eine komplette PythonUmgebung? Spielen Sie noch alle Spiele, und brauchen Sie alle Tools? Software-Müll ist nicht nur uneffektiv; er kann auch Probleme verursachen. Zum Beispiel, wenn Reste einer Testversion die Installation einer Vollversion verhindern. Wenn Programme an einer falschen Runtime-Version scheitern oder sich zig Hintergrundprozesse gegenseitig behindern. Dann wünscht man sich als Anwender einen Neuanfang im PC-Leben. Seien Sie getrost: Es gibt mehrere Methoden, an ein sauberes Windows zu kommen, die wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen.
Sauber halten und sauber machen
Wenn Sie Ihr System sauber machen wollen, finden Sie im Internet eine große Anzahl kostenloser und kostenpflichtiger Uninstaller-Tools: CCleaner ( www.ccleaner.com), Ashampoo Uninstaller ( www.ashampoo.de), Revo Uninstaller ( www.revouninstaller.com), AVG TuneUp
und Avira System Speedup Pr o ( www. avira.com/de/avira-system-speedup), um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Programme versprechen, unnötige Dateien und Einträge in der System-Registry zu beseitigen. Das Revo- und das Ashampoo- Produkt bieten zusätzlich eine ProtokollFunktion, mit der man die Installation einer Software beaufsichtigen kann. So soll es einfacher sein, alle Dateien eines Programms und Änderungen an Systemeinstellungen bei der Installation rückgängig zu machen. Generell machen die Installer von Windows 10 gute Arbeit, wenn es darum geht, unnütze Software zu beseitigen. Zusätzlich hat Windows ein eigenes Reinigungsprogramm. Klicken Sie das zu reinigende Laufwerk rechts an, und wählen Sie Eigenschaften. Wechseln Sie auf den Reiter Allgemein, und klicken Sie auf Bereinigen. Nachdem Sie die Schaltfläche Systemdateien bereinigen betätigt haben, wählen Sie im oberen Menü alle angezeigten Punkte aus und klicken auf OK. Danach ist der schlimmste Dateimüll beseitigt. Wozu benötigt man da noch eigene Uninstaller?
Zwei Gründe: Manchmal stürzen schlecht programmierte Deinstallationsprogramme ab, und man muss Dateileichen per Hand entfernen. Auch Ad- und Spyware lässt sich häufig nicht deinstallieren. Hier ist zusätzlich zum Uninstaller ein Antiviren-Programm empfehlenswert. Außerdem können Uninstaller Ihre Privatsphäre schützen: Manchmal werden bei einer Deinstallation zwar die Dateien eines Programms entfernt; Benutzereinstellungen, Spielstände, Registrierungsdaten und andere Informationen bleiben aber erhalten. Das kann bei einer erneuten Installation praktisch sein, weil Sie da anfangen können, wo Sie aufgehört haben. Wer dieses „Gedächtnis“aber nicht will, sollte versuchen, die Einstellungen mit einem Uninstaller zu entfernen.
Automatisch auf Anfang
Aufräumen mit oder ohne Uninstaller ist mühselig. Außerdem hat man immer das Risiko, zu viel zu löschen. Ein fehlender Registry-Eintrag kann genügen, und man bekommt kryptische Fehlermeldungen. Besser wäre es, wenn es Tools gäbe, die automatisch aufräumen. Beispiele für solche Programme sind PC Sheriff ( www. schwarz-distribution.de, 39 Euro) und Deep Freeze ( www.faronics.com, 42,33 Euro). Diese Programme speichern einen oder mehrere Systemzustände Ihres Computers. Systemzustand bedeutet: alle auf dem System vorhandenen Dateien inklusive Betriebssystem und sämtliche Einstellungen. Danach können Sie manuell oder sogar automatisch Ihren PC auf diesen Ausgangszustand zurückversetzen. PC Sheriff lässt sich zum Beispiel so einstellen, dass der PC automatisch bei einem Neustart wieder im Ausgangszustand ist. In der Zwischenzeit können Sie normal an Ihrem PC arbeiten oder neue Programme installieren. Nach dem Neustart ist der Computer wieder wie vorher. Wollen Sie die Veränderungen behalten, zum Beispiel nach einem Betriebssystem-Update, müssen Sie einen neuen Ausgangszustand speichern. Das verlangt vom Anwender Mitdenken. Sonst löscht das Tool beim Zurücksetzen radikal alle Updates, neue Programme und eventuell wichtige Dateien. Aus diesem Grund hat PC Sheriff Easy zum Beispiel eine eigene Funktion, die das Creator- Update von Windows 10 erkennt. Wird das Update installiert, deaktiviert sich PC Sheriff automatisch selbst, bis die Windows- Aktualisierung komplett ist. Gedacht sind diese Programme für Firmen, Schulungsräume oder Internet-Cafés. Ver- sierte Privatanwender können damit aber auch ihren Rechner vor Veränderungen, zum Beispiel durch Kinder, absichern.
Virtuelle Zeitmaschine
Sind Ihnen diese Programme zu kompliziert oder auch zu teuer, gibt es noch eine günstigere Lösung: Benutzen Sie einen virtuellen PC wie Oracles VirtualBox. Damit erhalten Sie eine Arbeitsumgebung, in der Sie nach Herzenslust installieren und deinstallieren können, ohne Ihren Arbeitsrech- ner irgendwie zu verändern. Java-Runtimes, Test-Installationen von Office-Paketen und System-Utilities gehören in einen virtuellen Test-PC, wo Sie das Arbeits-System nicht belasten können. Übrigens ist auch die virtuelle Umgebung immer wie neu. Denn Sie können das in VirtualBox installierte Betriebssystem mit einem Mausklick auf seinen Anfangszustand zurücksetzen. Haben Sie eine Installations-DVD für Windows, können Sie das Betriebssystem direkt in VirtualBox installieren. Klicken Sie dafür auf Neu, vergeben Sie einen Namen für den virtuellen Computer und überprüfen Sie die Standardvorgaben des virtuellen PC. Reservieren Sie nicht zu viel Hauptspeicher für den virtuellen PC, sonst bremsen Sie Ihr Gast-System aus. Zu wenig Hauptspeicher hemmt dagegen den virtuellen PC. Ein Richtwert für die richtige Größe ist die Hälfte des Systemspeichers. Stimmt alles, richten Sie mit einem Klick auf Erzeugen den virtuellen PC ein.
Die neue virtuelle Maschine erscheint im Hauptmenü von VirtualBox. Wählen Sie diese aus, und klicken Sie auf Starten. Die Maschine fährt hoch und verlangt zunächst einen Datenträger, von dem Sie booten kann. Geben Sie hier das Laufwerk Ihrer Windows- DVD an, und Windows wird im virtuellen PC installiert. Nach der Installation wählen Sie als erstes Maschine/Sicherungspunkt erstellen. Nun haben Sie einen Ausgangszustand, zu dem Sie jederzeit zurückkehren können. Wollen Sie den PC zurücksetzen, klicken Sie im Startmenü von VirtualBox im Feld rechts unter der Rubrik Sicherungspunkte auf das Kamerasymbol. VirtualBox zeigt daraufhin alle Sicherungspunkte für die ausgewählte virtuelle Maschine an. Wählen Sie zuerst den gewünschten Sicherungspunkt und dann das Icon Wiederherstellen. Sie werden gefragt, ob Sie einen Snapshot des aktuellen Zustands erstellen möchten, bevor Sie zum Sicherungspunkt zurückkehren. In unserem Fall wollen Sie das nicht. Entfernen Sie den Haken vor Sicherungspunkt des aktuellen VM-Zustands erstellen, und klicken Sie auf Zurücksetzen. Beachten Sie beim Erstellen von virtuellen PCs die Lizenzbedingungen von Microsoft. Die virtuellen Kopien Ihres Betriebssystems dürfen nur auf demselben lokalen PC eingesetzt werden wie das OriginalBetriebssystem. So soll verhindert werden, dass mehrere physische PCs mit nur einer Windows- Lizenz betrieben werden. Sollten Sie einen Laptop oder PC ohne Installations-DVD, nur mit einem NotfallImage, gekauft haben, können Sie auch einen legalen, fertig konfigurierten virtuellen PC bei Microsoft herunterladen. Gehen Sie auf die Site https://developer.microsoft.com/ en-us/microsoft-edge/tools/vms/. Wählen Sie hier unter Virtual machine die WindowsVersion, die Sie gerne benutzen wollen, und unter Platform VirtualBox. Anschließend laden Sie die gewünschte Appliance als ZipDatei herunter. Aber Vorsicht! Die Lizenz für diesen virtuellen PC läuft nur 90 Tage. Windows-7- und Windows-8.1- Rechner können drei Mal um weitere 90 Tage verlängert werden. Setzen Sie also gleich zu Anfang einen Schnappschuss, und bewahren Sie den heruntergeladenen Zip-Ordner auf. So können Sie Ihr Windows nach Ablauf der Probezeit schnell wieder neu aufsetzen. Bei unseren Tests verordnete VirtualBox der Windows-7- Appliance zu viel Arbeitsspeicher (mehr als 50 Prozent des Systemspeichers), dafür aber zu wenig Grafikspeicher (weniger als 18 MByte). Dadurch konnte die Appliance nicht starten. Nach einer Korrektur der Einstellungen lief sie jedoch einwandfrei.
Sauberes System mit Images
Imaging-Programme legen ein komplettes Abbild Ihres Betriebssystems und aller vorhandenen Dateien an. In so einem Image können Sie also den Zustand Ihres Systems zu einem gewissen Zeitpunkt einfrieren. Windows 10 hat bereits ein Imaging-Programm an Bord, daneben gibt es kostenlose Tools wie den Paragon Festplatten Manager oder EaseUS Todo Backup. Wer noch mehr Funktionen haben will, kann zu kostenpflichtigen Programmen wie Acronis True Image ( www.acronis.de, ab 49,99 Euro) oder den kostenpflichtigen Versionen von Paragon und EaseUS greifen. Eine Warnung vorneweg: Auch wenn die Imaging-Programme zuverlässig arbeiten, können zerstörerische Fehler passieren. Zum Beispiel, wenn man ein Image auf die falsche Partition kopiert oder wichtige Systempartitionen beim Kopieren auslässt. Neben einem Image sollten Sie deshalb auch immer ein Backup Ihrer wichtigen Dateien anlegen und griffbereit haben. Im Unter-
schied zum Windows-Imaging-Programm bringen die erwähnten Tools bereits Funktionen zum Datei-Backup mit. Sie bekommen also alles aus einer Hand. Images sind besonders praktisch, wenn Sie wichtige Dateien, mit denen Sie arbeiten, auf eine eigene Datenpartition, zum Beispiel D:, legen. Dann können Sie ein frisches Betriebssystem-Image auf C: kopieren und gleich weiterarbeiten, ohne erst ein Datei-Backup zurückkopieren zu müssen.
Imaging mit Windows
Wenn Sie gerade einen PC neu gekauft oder aufgesetzt haben, ist die beste Zeit, um ein Image der Betriebssystem-Partition anzulegen. Wenn Ihr System noch nicht lange in Benutzung ist, reicht es wahrscheinlich, es mit den oben erwähnten Uninstallern zu säubern. Deinstallieren Sie alle Spiele, Programme und sonstige Software, die Sie nicht ständig benutzen. Arbeitsdateien, Musik und Videos haben in einem sauberen Windows-Image nichts verloren. Schließlich wollen Sie nicht noch nach Monaten irgendwelche veralteten Word- Dateien auf Ihrem Rechner wiederfinden. Wenn Sie noch keine eigene Datenpartition haben, verschieben Sie diese Daten vorübergehend auf ein Sicherungsmedium oder eine Backup-Partition, sodass sie nicht im Image landen. Ist das Aufräumen zu aufwändig, stellen Sie mit den weiter unten gezeigten Verfahren ein sauberes Windows her. Bevor Sie das Image-Tool von Windows benutzen, sollten Sie zunächst ein externes Speichermedium anschließen, am besten eine USB-Festplatte. Das eigentliche Imaging-Tool finden Sie, wenn Sie in Windows 10 das Windows- Symbol rechts unten anklicken und Einstellungen/Update und Sicherheit wählen. Links klicken Sie jetzt die Rubrik Sicherung an und wählen Weitere Optionen. Im nächsten Fenster klicken Sie auf Siehe erweiterte Einstellungen. Ein weiteres Fenster erscheint, in dem Sie unten links den Link Systemabbildsicherung wählen. Mit einem Klick auf Systemabbild erstellen sind Sie am Ziel. Ein Assistent führt Sie durch die Arbeitsschritte. Wenn es Zeit zum Windows- Reset wird, schließen Sie den externen Datenträger an und klicken wieder das Windows- Symbol rechts an. Diesmal navigieren Sie zu Einstellungen/Update und Sicherheit/Wiederherstellen. Klicken Sie auf Jetzt neu starten, und das Betriebssystem startet mit einem Boot-Menü. Hier wählen Sie Problembehandlung/Erweiterte Optionen/Sys-
temimage-Wiederherstellung. Nun fragt Sie Windows nach dem Benutzerkonto und dem dazugehörigen Passwort. Ist das erledigt, können Sie mithilfe eines Assistenten das angelegte Image zurückkopieren und haben wieder ein sauberes Windows- System auf Ihrem Rechner.
Windows frisch machen
Manchmal ist ein Windows- System so vermüllt, dass die saubere Deinstallation aller Programme zu mühsam wäre. Genau dafür ist die Windows-Auffrischen- Funktion gedacht. Sie deinstalliert die gesamte Software, die nicht zum Betriebssystem gehört, lässt aber Ihre Dokumente, Musik und Videos unangetastet. Rufen Sie wie oben gezeigt das Menü Einstellungen/Update und Sicherheit/Wiederherstellung auf. Unter der Überschrift Diesen PC zurüc ksetzen klicken Sie auf Los geht‘s. Windows zeigt Ihnen jetzt an, welche Programme entfernt werden. Das ist gut zu wissen; trotzdem sollten Sie sich nicht zu sehr darauf verlassen. Auch vor einer Auffrischungs-Aktion sollte man unbedingt ein Backup der wichtigen Daten haben, falls diese von Windows „aufgeräumt“werden.
Der radikale Neuanfang
Viele Rechner – ob Desktop oder Laptop – kauft man heutzutage ohne InstallationsDVD, dafür aber mit einem Recovery-Image. Wenn Sie dieses Image wiederherstellen, ist Ihr Rechner wieder auf Werkszustand – ohne Updates, ohne Ihre Programme und ohne Daten. Um dieses Image wiederherzustellen, rufen Sie beim Start des Rechners mit einer Taste oder Tastenkombination ein spezielles Tool auf. Die Tastenkombination ist für jeden Hersteller anders. Konsultieren Sie das Manual Ihres Rechners oder das Web. Häufig sind es die Tasten [Alt+F10], [F10], [F4] oder [F11].