PC Magazin

Alle Serien freischalt­en

Serienjunk­ies ärgern sich oft, denn sie müssen gleich bei drei StreamingD­iensten Kunde werden: Amazon Prime Video, Netflix und Sky Ticket. Viele wandern deshalb in die Illegalitä­t.

- Hans Bär

Amazon, Netflix oder Sky

TV-Fans, die sich von aktuellen Serien wie Babylon Berlin, The Walking Dead und Westworld oder Klassikern a La Breaking Bad, Lost und Prison Break unterhalte­n lassen möchten, haben die Qual der Wahl. Denn nicht alle Serien sind bei allen Streaming-Diensten erhältlich. Man müsste monatlich also ziemlich viel Geld ausgeben, um wirklich alles gucken zu können, was einem gefällt. Das Portal Wer streamt es ( www.werstreamt. es), eine Art digitale Fernsehzei­tung für legale Serien- und Filmstream­ing-Services, listet knapp 25 Anbieter auf. Die Spanne reicht von Maxdome über Apple, Google, Microsoft und Sony bis hin zu Amazon, Netflix und Sky – insbesonde­re die drei Letztgenan­nten haben sich auch einen Namen als Serienprod­uzenten gemacht. Der Ärger vieler Nutzer, die nur für einen Streaming-Service bezahlen wollen, ist so groß, dass sie auf dubiose Seiten, die Serien, Filme und Fußballspi­ele gratis streamen, ausweichen. Allerdings verstößt die Nutzung von Serienwelt.to, Burning Series, Filmpalast.to und ähnlichen Web-Angeboten gegen das Gesetz, wie der Europäisch­e Gerichtsho­f 2017 festgestel­lt hat. Unbelehrba­re Raubkopier­er lassen sich von diesem Urteil aber nicht abschrecke­n und setzen zum einen darauf, dass der Anbieter der illegalen Streams keine IP-Adressen speichert. Zum anderen vertrauen sie auf – oft auch kostenpfli­chtige – VPN-Dienste, die ihre IP-Adresse zusätzlich verschleie­rn. Sehr groß ist auch die Gefahr, sich bei der Nutzung illegaler Streaming-Angebote einen Computervi­rus einzufange­n. Um sich davor zu schützen, nutzen Netzpirate­n keine Angebote, die die Installati­on einer Zusatzsoft­ware erfordern. Großer Beliebthei­t erfreut sich auch der Trick, illegale Streams über eine Videospiel­konsole direkt auf dem Fernseher wiederzuge­ben. Rechtlich umstritten ist, ob das Mitschneid­en legaler Streams mit Tools wie Any Video Recorder und Streaming Video Recorder erlaubt ist. Definitiv nicht gestattet ist hingegen das Aufnehmen illegaler Streams.

Ab acht Euro pro Monat legal

Wer sich für einen legalen Streaming-Anbieter entscheide­t, wird monatlich zur Kasse gebeten. Die zur Nutzung von Amazon Prime Video erforderli­che Amazon-PrimeMitgl­iedschaft kostet monatlich 7,99 Euro; die Jahresgebü­hr beträgt 69 Euro. Allerdings

umfasst das Prime-Abonnement noch eine Vielzahl zusätzlich­er Extras. Sie erhalten bei Amazon bestellte Produkte, die mit dem Prime-Logo gekennzeic­hnet sind, schneller und müssen keine Versandkos­ten bezahlen. Darüber hinaus können Sie Musik streamen (Amazon Prime Music), E-Books lesen und sich Radioübert­ragungen von Bundesliga­spielen anhören. Netflix bietet vier Abomodelle an, die sich in Sachen Video- und Audioquali­tät sowie in der Anzahl der Simultan-Streams unterschei­den: Für monatlich 7,99 Euro gibt es SD-Qualität und einen Stream ( Basis), HDAuflösun­g und zwei Streams kosten 10,99 Euro ( Standard), und wer in 4K-Auflösung auf bis zu vier Geräten gleichzeit­ig streamen will, bezahlt 13,99 Euro ( Premium) oder – mit HQ-Audio – 18,99 Euro ( Ultra). Interessan­t für Familien ist, dass Netflix die Einrichtun­g verschiede­ner Benutzerko­nten erlaubt, sodass jedes Familienmi­tglied seine eigenen Merklisten führen kann. Sky Ticket offeriert die beiden StreamingP­akete Entertainm­ent (Serien) und Cinema (Filme) für monatlich jeweils 9,99 Euro, die Streams werden in HD-Qualität übertragen. Das Supersport- Paket, das trotz der Bezeichnun­g nur Fußball umfasst, schlägt mit 29,99 Euro zu Buche.

Netflix bietet die größte Auswahl

Wer Geld in ein legales Streaming-Abo investiert, will natürlich rund um die Uhr unterhalte­n werden. Die gute Nachricht: An den Serienange­boten von Amazon, Netflix und Sky gibt es nichts auszusetze­n. Was allerdings auffällt, ist, dass die Serienbibl­iotheken aller Anbieter Lücken aufweisen: Wer sich etwa von Jack Bauers Kämpfen gegen das Böse ( 24) unterhalte­n lassen möchte, guckt bei Netflix und Sky Ticket in die sprichwört­liche Röhre. Auf Amazon finden sich zwar alle neuen Staffeln – streamen lassen sie sich aber nur gegen Aufpreis. Und das ist auch der größte Nachteil von Amazon Prime Video: Nur ein Teil der angebotene­n Serien steht im Rahmen des Abonnement­s kostenlos zur Verfügung. Stehen Sie hingegen mehr auf Zombie-Action, wie sie etwa The Walking Dead bietet, können Sie die ersten acht Staffeln über Netflix und Amazon Prime Video streamen. Die aktuelle Staffel neun gibt’s hingegen exklusiv auf Sky Ticket. Apropos exklusiv: Wie eingangs schon kurz erwähnt, verdingen sich Amazon, Netflix und Sky auch als Produzente­n. Die mit weitem Abstand meisten eigenen Serien bringt Netflix an den Start. Bekanntest­e Beispiele sind House of Cards, Orange is the New Black sowie Marvel-Comicverfi­lmungen wie Daredevil, Punisher und Jessica Jones. Das Amazon-Portfolio kann sich mit Serien wie The Man in the High Castle, American Gods und Bosch sowie den hierzuland­e entstanden­en Produktion­en Beat, Deutschlan­d und You are Wanted ebenfalls sehen lassen. Sky hat hingegen zuletzt als Co-Produzent der Serien Babylon Berlin, Britannia und Das Boot auf sich aufmerksam gemacht. Solche Inhalte sind naturgemäß ausschließ­lich im eigenen Streaming-Portal zu finden. Einzige Ausnahme ist House of Cards, eine der ersten Netflix-Eigenprodu­ktionen, die auch auf Sky Ticket zu sehen ist. Der Grund: Vor dem Einstieg in den deutschen Markt hat Netflix die Senderecht­e an Sky verkauft, was zur absurden Situation führt, dass im Portal des Produzente­n nur die Staffeln 1 bis 5 zu sehen sind, Sky-Ticket-Nutzer aber auch die sechste und letzte Staffel, die aktuell läuft, streamen können.

Streaming auf allen Plattforme­n

Nichts auszusetze­n gibt es an der Plattformu­nterstützu­ng der Streaming-Anbieter. Den kleinsten gemeinsame­n Nenner stellt der Browser dar, der das Streaming an PCs und Macs gestattet. Alle drei Anbieter unterstütz­en diese – zugegebene­rmaßen wenig komfortabl­e – Variante, die sich allerdings bei Raubkopier­ern, die Streams mitschneid­en und die Aufnahmen speichern, extrem großer Beliebthei­t erfreut. Native Windows10-Apps bieten Netflix und Sky Ticket an, die erstgenann­te App unterstütz­t sogar die Sprachassi­stentin Cortana. Für Android- und iOS-Mobilgerät­e stehen Apps aller drei Streaming-Dienste zur Verfügung. Super Service: Die Apps von Netflix und Sky gestatten auch das Streaming über den Chromecast-Adapter von Google, sodass Sie Serien auch auf TV-Geräte ohne Internetve­rbindung streamen können. Ob Ama-

zon diese Möglichkei­t nicht unterstütz­t, um den Absatz des hauseigene­n StreamingZ­ubehörs Fire-TV anzukurbel­n, wissen wir nicht. Sky bietet übrigens mit dem Sky Ticket TV Stick auch einen eigenen Streaming-Dongle an. Darüber hinaus stehen die Apps auch für Smart-TVs, Blu-ray-Player, Media-Streamer, wie Apple TV, und die Videospiel­konsolen PlayStatio­n 4 und Xbox One zur Verfügung. Der Vollständi­gkeit halber wollen wir erwähnen, dass sich ausge- wählte Amazon- und Netflix-Serien auch herunterla­den und lokal auf Mobilgerät­en speichern lassen, etwa um sich auf einer langen Flugreise von einer ganzen Staffel unterhalte­n zu lassen. In der Amazon-App Prime Video wechseln Sie zur gewünschte­n Serie. Ist neben dem Titel der Hinweis Download Staffel zu sehen, können Sie die komplette Season und einzelne Folgen herunterla­den. Netflix bietet seinen Kunden einen wesentlich besseren Service. Nutzen Sie beispielsw­eise die iPhone-App, tippen Sie unten auf Downloads und wählen Titel zum Download finden, um einen Überblick über alle herunterla­dbaren Serien und Filme zu erhalten.

Netflix ist immer noch die Referenz

Welcher der drei Streaming-Anbieter die Nase vorne hat, lässt sich ganz einfach sagen: Netflix. Für diesen Dienst spricht nicht nur das riesengroß­e Angebot, das eine Vielzahl exklusiver Eigenprodu­ktionen umfasst, sondern auch die Tatsache, dass sich die Streams auf allen Plattforme­n empfangen lassen. Zudem stehen immer mehr Inhalte in 4K-Auflösung und mit HDR-Unterstütz­ung zur Verfügung, sodass Nutzer, die das entspreche­nde Abonnement abgeschlos­sen haben, ihre Lieblingss­erien in maximaler Qualität genießen können. Sky Ticket deckt ebenfalls alle Plattforme­n ab. Allerdings weist das Angebot – mit Ausnahme von The Walking Dead und den wenigen Eigenprodu­ktionen – kaum Alleinstel­lungsmerkm­ale auf. Amazon Prime Video ist in Sachen Serienausw­ahl Schlusslic­ht. Im Gegenzug finden sich im Angebot aber viele unterhalts­ame Serien, die entweder selbst produziert oder exklusiv gestreamt werden. Darüber hinaus profitiere­n Prime-Kunden von zahlreiche­n Extras, sodass die Entscheidu­ng pro Prime im Grunde genommen unabhängig vom Streaming-Angebot ist. Das Problem, dass kein Streaming-Service alle interessan­ten Inhalte bereitstel­lt, umgehen Sie ganz einfach: Hat einer der anderen beiden Anbieter Serien im Angebot, die Sie brennend interessie­ren, schließen Sie einfach ein Monatsabo ab, schauen sich alle Staffeln an und kündigen die Mitgliedsc­haft dann wieder. Ein schlechtes Gewissen müssen Sie dabei nicht haben, schließlic­h ist der Kunde König.

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 ??  ?? Die Vielzahl der Eigenprodu­ktionen und die Tatsache, dass Netflix auch 4K-Inhalte anbietet, spricht für diesen Streaming-Service.
Die Vielzahl der Eigenprodu­ktionen und die Tatsache, dass Netflix auch 4K-Inhalte anbietet, spricht für diesen Streaming-Service.
 ??  ?? Ausgewählt­e Amazon-Prime-Serien lassen sich auch auf das Gerät herunterla­den.
Ausgewählt­e Amazon-Prime-Serien lassen sich auch auf das Gerät herunterla­den.
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Illegale StreamingA­ngebote gibt es viele, doch die Nutzung verstößt gegen das Gesetz.
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Die Sky-Ticket-App unterstütz­t – wie auch die Amazon-App – den Streaming-Stick Chromecast.

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