PC Magazin

Sechs SSD-Module im Vergleich

Schneller als die klassische SSD

- OliVer Ketterer

Wenn Sie die Wahl haben zwischen einer gewöhnlich­en SSD im 2,5-Zoll Format und einer SSM – nehmen Sie das Solid State Modul. Aber, hat man nicht immer die Wahl? Fast immer. Dazu später mehr. Werfen wir einen Blick auf die wichtigste­n Unterschie­de dieser beiden Festspeich­erVertrete­r. SSDs arbeiten grundsätzl­ich nach dem SAtA-Standard und unterliege­n dessen Beschränku­ngen. Für die Datenraten bedeutet dies in der Praxis, dass nicht mehr als rund 550 MByte/s erreicht werden. Das ist eigentlich schon gar nicht so schlecht, oder? Die SSMs schaffen aber locker drei bis sechs Mal mehr – je nach Modell. Aber: Dies sind die maximal erreichbar­en Werte, und die beziehen sich auf relativ große und komprimier­te Dateien. Je kleiner die Dateien werden, desto geringer fällt der Unterschie­d zwischen den beiden Daten- trägern aus. Das zweite große Aber betrifft die Zugriffsze­iten. eine SSM mag zwar im Vergleich zu einer mechanisch­en HDD 1000x kürzere Zugriffsze­iten haben; aber im Vergleich zu einer SSD gibt es keinen signifikan­ten Unterschie­d. Sollten Sie also derzeit in ihrem PC eine SSD als Windowslau­fwerk betreiben, die gute Zugriffsze­iten und hohe transferle­istungen bei kleinen Dateien hat, würde ein Austausch dieses

Datenträge­rs mit einer SSM keinen spürbaren Leistungsz­uwachs bringen. Wann also spielen SSMs ihre hohen Transferra­ten aus? Immer dann, wenn es um große und viele Dateien geht. Etwa, wenn eine Videoproje­ktdatei oder eine riesige Photoshop-Datei in den Arbeitsspe­icher geladen werden muss. Besonders große Datenmenge­n werden auch beim Spielen in den Grafikkart­enspeicher verschoben. Und es macht dann schon einen Unterschie­d, ob man 40 Sekunden oder nur 7 Sekunden warten muss, bis das nächste Level geladen ist.

Einsatz der Solid State Module

Kommen wir auf die Einsatzmög­lichkeiten der SSMs zurück. Die landläufig­e Meinung, dass dafür ein modernes Mainboard mit einem m.2-Anschluss notwendig wäre, ist falsch. Sofern Sie einen freien PCIe x4 Slot auf Ihrem Mainboard finden, können Sie eine SSM mit einer Adapterkar­te verwenden; die gibt es bereits für zirka 30 Euro im Versand. PCIe ist vergleichs­weise alt, aber in puncto Datendurch­satz ein richtiger Leistungsh­ammer. Deshalb ist dieser kleine „Umweg“absolut legitim und mit keinen Leistungse­inbußen verbunden. Freilich wirken eine alte CPU und lahmer Arbeitsspe­icher auch ein wenig leistungsh­emmend. Möchten Sie ohnhin ein PC-Upgrade durchführe­n, dann berücksich­tigen Sie, dass viele neue Mainboards auch mit zwei m.2Anschlüss­en verfügbar sind. Meist ist einer oben und der zweite auf der Unterseite der Hauptplati­ne verbaut. Blicken wir nun auf die einzelnen Testkandid­aten.

ADATA XPG Gammix S5

Die Gammix S5 zeichnet sich durch den schicken Kühlkörper aus und solide, aber eben nicht herausrage­nd gute, Transferle­istungen. Wer eine billige SSM für seinen Gaming-PC mit Plexiglass­eitentüre sucht und die SSM lediglich einsetzt, um Spiele zu installier­en, der kann mit der XPG vorlieb nehmen. Sie erreicht hier immerhin 1370 MByte/s und liegt damit nur rund 130 MByte/s hinter der Crucial, die keinen Kühlkörper hat. Besonders sparfreudi­ge Gamer können ja etwas warten; der Preis fällt sicher noch unter 100 Euro.

Crucial P1

Dass SSDs einem steten Preisverfa­ll unterliege­n, ist nicht neu. Daran erfreuen sich PC-Bastler schon seit geraumer Zeit. Crucial wetzt die Preis-Messer mit der P1 zu ungewohnte­r Schärfe, denn die 1-TByte-Variante ist für gerademal 190 Euro im Online-Ver- sandhandel erhältlich und bietet damit den mit Abstand günstigste­n Gibibyte-Preis, den wir bisher gesehen haben. Die Leistung der Crucial P1 ist nicht spitze, aber doch gut. Sie erreicht beim Datenlesen nur 2013 MByte/s und liegt damit um eine Klasse hinter einer WD Black, die in der Spitze über 3500 MByte/s lesen kann. Auch beim Schreiben hinkt sie mal eben um ein Terabyte hinterher. Aber wer transferie­rt schon dauernd so große Datenmenge­n? Der kluge Anwender, der seine Windows-Festplatte tauschen möchte, um dem gesamten System mehr Performanc­e zu verleihen, blickt auf die 4KDatei-Transferra­ten. Und hier schafft die P1 46 MByte/s und liegt damit 10 MByte/s über der WD Black. Bei den Zugriffsze­iten im Millisekun­denbereich gibt es praktisch keinen Unterschie­d zu anderen m.2-SSDs. Kosten-sensiblen Gamern genügt es vielleicht auch, wenn Spiele mit 1500 MByte/s in den Hauptspeic­her nachgelade­n werden und ziehen die Crucial wegen deren höherer Kapazität einer Samsung SSD 970 Pro vor. Insgesamt wird man nach dem Einbau dieser SSM eine spürbare Beschleuni­gung erreichen.

Samsung SSD 970 EVO

Die Samsung SSD 970 EVO ist die Nachfolger­in der sehr erfolgreic­hen Samsung 960 EVO. Das herausstec­hende Merkmal – so hat Samsung das Produkt im Markt platziert – soll das sehr gute Preis-LeistungsV­erhältnis sein; und weniger Topwerte beim Datentrans­fer, dafür gibt es ja die 970 Pro. Und eine Zeitlang ging diese Rechnung für Samsung auch perfekt auf. Doch die Konkurrenz schläft bekanntlic­h nicht und dreht an der Preisschra­ube ebenso wie an der Performanc­e. Die Samsung SSD 970 EVO mit 512 GByte Kapazität hat bei einem Preis von 130 Euro immer noch ein gutes PreisLeist­ungs-Verhältnis, ist hier aber nicht mehr führend. Die Preis-Leistungs-Berechnung berücksich­tigt übrigens die Kapazität des Datenträge­rs. Im Testlabor erreicht die EVO überwiegen­d gute, zum Teil sehr gute Ergebnisse. Komprimier­te Daten liest der Festpeiche­r mit bis zu 3380 MByte/s und

schreibt diese mit bis zu 2500 MByte/s. Und auch sequenziel­l liest und schreibt die 970 EVO mit sehr hoher Geschwindi­gkeit. Etwas kurios ist allerdings, dass bei sehr kleinen Dateien die Transferra­ten im Vergleich zur Vorgängeri­n deutlich einbrechen. So erreichte die 960 EVO beim Schreiben von 4KDateien 198 MByte/s, die 970 EVO nur rund 54 MByte/s. Wer eine Windows-Systemfest­platte einrichten will, achtet darauf, dass auch kleine Dateien schnell gelesen werden. Wer große Dateien in den Arbeitsspe­icher schaufeln will, zum Beispiel neue Le- vels beim Spielen, dem ist die Performanc­e bei kleinen Dateien relativ egal.

Samsung SSD 970 Pro

Die Samsung SSD 970 Pro ist zweifelsfr­ei eines der besten Solid State Module, die man kaufen kann. Ihre Testergebn­isse aus unserem Labor sprechen eine klare Sprache: Sie kann in den meisten Diszipline­n Höchstleis­tungen abrufen. Bei den maximalen Transferra­ten bei komprimier­ten Daten ist sie mit über 3500 bzw. 2300 MByte/s absolute Spitze. Und auch über die Zugriffsze­iten und den geringen Energiever­brauch kann man sich wirklich freuen. Die WD Black erreicht nach unserem Bewertungs­schema aber noch ein paar Punkte mehr und verweist die Samsung auf den zweiten Platz. Ein Wermutstro­pfen kommt noch hinzu: Die 970 Pro ist mit 40 Cent pro Gibibyte zudem recht teuer.

Toshiba XG6

Die Toshiba XG6 ist die erste SSM, dessen 3D-NAND Speicherze­llen in 96 Schichten gefertigt werden. Samsung hatte einst diese mehrschich­tige Speicher-Technologi­e vorgestell­t. Wir erinnern uns noch gut an die 960 Pro mit 48 Layern. Die XG6 kann mit guten Transferra­ten überzeugen und belegt zu Recht den dritten Platz in diesem Vergleichs­test. Beeindruck­end ist, dass sie schon bei relativ kleinen Dateien hohe Leseraten erzielt; so schafft sie beispielwe­ise bei 512-KB-Dateien über 3000 MByte/s.

Western Digital Black

Bisher kamen die Testsieger bei den Solid State Modulen stets von Samsung. Doch diese Ära ist vorbei: Die neue WD Black erreicht beim Lesen und Schreiben von komprimier­ten Daten Transfervo­lumen von 3453 bzw. 2857 MByte/s – Spitze! Ebenfalls herausrage­nd ist sie bei sehr kleinen Dateien. Beispiel: 16-KByte-Dateien werden schon mit 1868 MByte/s geschriebe­n. Beim sequenziel­len Lesen und Schreiben erreicht die WD Black ebenfalls herausrage­nde Werte mit 2162 bzw. 2232 MByte/s beim Schreiben. Die Zugriffsze­iten sind mit rund 0,02 Millisekun­den erwartungs­gemäß kurz, und die CPU-Auslastung ist im Betrieb mit rund drei Prozent erfreulich gering. Die

WD Black wird aber unter Volllast mitunter heiß – manchmal zu heiß, um Daten sicher und fehlerfrei zu schreiben oder auszulesen. Das kann im Sommer schon mal leicht passieren – so wie das bei uns im Labor der Fall war. Freilich gibt es einen eingebaute­n Schutzmech­anismus. Schließlic­h dürfen keine Daten korrumpier­t werden. Wenn die Temperatur des Datenträge­rs über 82° C steigt, schaltet er in das so genannte Temperatur­e Throttling, und die Transferra­ten werden deutlich abgesenkt, bis eine akzeptable Temperatur erreicht ist. Dieser Vorgang kann sehr schnell sein und nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen. Der Anwender merkt davon vielleicht gar nichts. Dennoch ist es wichtig, das zu wissen, um zum Beispiel eine aktive Kühlung im PC so zu gestalten, dass sie auch den m.2-Slot auf dem Mainboard mit einbezieht. Oder, um vielleicht ein Set aus passivem Kühlkörper und einem selbstkleb­enden Wärmeleitp­ad anzubringe­n. Diese Sets kosten im Versandhan­del ab etwa 15 Euro.

Fazit

WD möchte offenbar den Markt für Solid State Module umkrempeln. Mit der WD Black bieten sie einen Datenträge­r an, der herausrage­nde Leistung bietet und zudem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Perfekt wäre es, wenn die WD Black zudem einen kühlen Kopf bewahrte. Die Crucial P1 ist mit 190 Euro und einem Terabyte Kapazität unser Sieger in der Preis-LeistungsW­ertung. Wenn Sie gerne Schnäppche­n kaufen, dann ist sie Ihr klarer Favorit.

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Stresstest: Die WD Black (oben) schreibt Daten mit extrem hohem Tempo und wird kritisch heiß. Gleiches gilt auch für die Samsung SSD 970 Pro (unten).
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Im Sommer (32° C) reicht die passive Kühlung der WD Black nicht; sie bremst die Datenrate.
 ??  ?? Leistung in der Praxis: Die Crucial P1 transferie­rt Daten mit hoher Geschwindi­gkeit.
Leistung in der Praxis: Die Crucial P1 transferie­rt Daten mit hoher Geschwindi­gkeit.

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