Sechs SSD-Module im Vergleich
Schneller als die klassische SSD
Wenn Sie die Wahl haben zwischen einer gewöhnlichen SSD im 2,5-Zoll Format und einer SSM – nehmen Sie das Solid State Modul. Aber, hat man nicht immer die Wahl? Fast immer. Dazu später mehr. Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Unterschiede dieser beiden FestspeicherVertreter. SSDs arbeiten grundsätzlich nach dem SAtA-Standard und unterliegen dessen Beschränkungen. Für die Datenraten bedeutet dies in der Praxis, dass nicht mehr als rund 550 MByte/s erreicht werden. Das ist eigentlich schon gar nicht so schlecht, oder? Die SSMs schaffen aber locker drei bis sechs Mal mehr – je nach Modell. Aber: Dies sind die maximal erreichbaren Werte, und die beziehen sich auf relativ große und komprimierte Dateien. Je kleiner die Dateien werden, desto geringer fällt der Unterschied zwischen den beiden Daten- trägern aus. Das zweite große Aber betrifft die Zugriffszeiten. eine SSM mag zwar im Vergleich zu einer mechanischen HDD 1000x kürzere Zugriffszeiten haben; aber im Vergleich zu einer SSD gibt es keinen signifikanten Unterschied. Sollten Sie also derzeit in ihrem PC eine SSD als Windowslaufwerk betreiben, die gute Zugriffszeiten und hohe transferleistungen bei kleinen Dateien hat, würde ein Austausch dieses
Datenträgers mit einer SSM keinen spürbaren Leistungszuwachs bringen. Wann also spielen SSMs ihre hohen Transferraten aus? Immer dann, wenn es um große und viele Dateien geht. Etwa, wenn eine Videoprojektdatei oder eine riesige Photoshop-Datei in den Arbeitsspeicher geladen werden muss. Besonders große Datenmengen werden auch beim Spielen in den Grafikkartenspeicher verschoben. Und es macht dann schon einen Unterschied, ob man 40 Sekunden oder nur 7 Sekunden warten muss, bis das nächste Level geladen ist.
Einsatz der Solid State Module
Kommen wir auf die Einsatzmöglichkeiten der SSMs zurück. Die landläufige Meinung, dass dafür ein modernes Mainboard mit einem m.2-Anschluss notwendig wäre, ist falsch. Sofern Sie einen freien PCIe x4 Slot auf Ihrem Mainboard finden, können Sie eine SSM mit einer Adapterkarte verwenden; die gibt es bereits für zirka 30 Euro im Versand. PCIe ist vergleichsweise alt, aber in puncto Datendurchsatz ein richtiger Leistungshammer. Deshalb ist dieser kleine „Umweg“absolut legitim und mit keinen Leistungseinbußen verbunden. Freilich wirken eine alte CPU und lahmer Arbeitsspeicher auch ein wenig leistungshemmend. Möchten Sie ohnhin ein PC-Upgrade durchführen, dann berücksichtigen Sie, dass viele neue Mainboards auch mit zwei m.2Anschlüssen verfügbar sind. Meist ist einer oben und der zweite auf der Unterseite der Hauptplatine verbaut. Blicken wir nun auf die einzelnen Testkandidaten.
ADATA XPG Gammix S5
Die Gammix S5 zeichnet sich durch den schicken Kühlkörper aus und solide, aber eben nicht herausragend gute, Transferleistungen. Wer eine billige SSM für seinen Gaming-PC mit Plexiglasseitentüre sucht und die SSM lediglich einsetzt, um Spiele zu installieren, der kann mit der XPG vorlieb nehmen. Sie erreicht hier immerhin 1370 MByte/s und liegt damit nur rund 130 MByte/s hinter der Crucial, die keinen Kühlkörper hat. Besonders sparfreudige Gamer können ja etwas warten; der Preis fällt sicher noch unter 100 Euro.
Crucial P1
Dass SSDs einem steten Preisverfall unterliegen, ist nicht neu. Daran erfreuen sich PC-Bastler schon seit geraumer Zeit. Crucial wetzt die Preis-Messer mit der P1 zu ungewohnter Schärfe, denn die 1-TByte-Variante ist für gerademal 190 Euro im Online-Ver- sandhandel erhältlich und bietet damit den mit Abstand günstigsten Gibibyte-Preis, den wir bisher gesehen haben. Die Leistung der Crucial P1 ist nicht spitze, aber doch gut. Sie erreicht beim Datenlesen nur 2013 MByte/s und liegt damit um eine Klasse hinter einer WD Black, die in der Spitze über 3500 MByte/s lesen kann. Auch beim Schreiben hinkt sie mal eben um ein Terabyte hinterher. Aber wer transferiert schon dauernd so große Datenmengen? Der kluge Anwender, der seine Windows-Festplatte tauschen möchte, um dem gesamten System mehr Performance zu verleihen, blickt auf die 4KDatei-Transferraten. Und hier schafft die P1 46 MByte/s und liegt damit 10 MByte/s über der WD Black. Bei den Zugriffszeiten im Millisekundenbereich gibt es praktisch keinen Unterschied zu anderen m.2-SSDs. Kosten-sensiblen Gamern genügt es vielleicht auch, wenn Spiele mit 1500 MByte/s in den Hauptspeicher nachgeladen werden und ziehen die Crucial wegen deren höherer Kapazität einer Samsung SSD 970 Pro vor. Insgesamt wird man nach dem Einbau dieser SSM eine spürbare Beschleunigung erreichen.
Samsung SSD 970 EVO
Die Samsung SSD 970 EVO ist die Nachfolgerin der sehr erfolgreichen Samsung 960 EVO. Das herausstechende Merkmal – so hat Samsung das Produkt im Markt platziert – soll das sehr gute Preis-LeistungsVerhältnis sein; und weniger Topwerte beim Datentransfer, dafür gibt es ja die 970 Pro. Und eine Zeitlang ging diese Rechnung für Samsung auch perfekt auf. Doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und dreht an der Preisschraube ebenso wie an der Performance. Die Samsung SSD 970 EVO mit 512 GByte Kapazität hat bei einem Preis von 130 Euro immer noch ein gutes PreisLeistungs-Verhältnis, ist hier aber nicht mehr führend. Die Preis-Leistungs-Berechnung berücksichtigt übrigens die Kapazität des Datenträgers. Im Testlabor erreicht die EVO überwiegend gute, zum Teil sehr gute Ergebnisse. Komprimierte Daten liest der Festpeicher mit bis zu 3380 MByte/s und
schreibt diese mit bis zu 2500 MByte/s. Und auch sequenziell liest und schreibt die 970 EVO mit sehr hoher Geschwindigkeit. Etwas kurios ist allerdings, dass bei sehr kleinen Dateien die Transferraten im Vergleich zur Vorgängerin deutlich einbrechen. So erreichte die 960 EVO beim Schreiben von 4KDateien 198 MByte/s, die 970 EVO nur rund 54 MByte/s. Wer eine Windows-Systemfestplatte einrichten will, achtet darauf, dass auch kleine Dateien schnell gelesen werden. Wer große Dateien in den Arbeitsspeicher schaufeln will, zum Beispiel neue Le- vels beim Spielen, dem ist die Performance bei kleinen Dateien relativ egal.
Samsung SSD 970 Pro
Die Samsung SSD 970 Pro ist zweifelsfrei eines der besten Solid State Module, die man kaufen kann. Ihre Testergebnisse aus unserem Labor sprechen eine klare Sprache: Sie kann in den meisten Disziplinen Höchstleistungen abrufen. Bei den maximalen Transferraten bei komprimierten Daten ist sie mit über 3500 bzw. 2300 MByte/s absolute Spitze. Und auch über die Zugriffszeiten und den geringen Energieverbrauch kann man sich wirklich freuen. Die WD Black erreicht nach unserem Bewertungsschema aber noch ein paar Punkte mehr und verweist die Samsung auf den zweiten Platz. Ein Wermutstropfen kommt noch hinzu: Die 970 Pro ist mit 40 Cent pro Gibibyte zudem recht teuer.
Toshiba XG6
Die Toshiba XG6 ist die erste SSM, dessen 3D-NAND Speicherzellen in 96 Schichten gefertigt werden. Samsung hatte einst diese mehrschichtige Speicher-Technologie vorgestellt. Wir erinnern uns noch gut an die 960 Pro mit 48 Layern. Die XG6 kann mit guten Transferraten überzeugen und belegt zu Recht den dritten Platz in diesem Vergleichstest. Beeindruckend ist, dass sie schon bei relativ kleinen Dateien hohe Leseraten erzielt; so schafft sie beispielweise bei 512-KB-Dateien über 3000 MByte/s.
Western Digital Black
Bisher kamen die Testsieger bei den Solid State Modulen stets von Samsung. Doch diese Ära ist vorbei: Die neue WD Black erreicht beim Lesen und Schreiben von komprimierten Daten Transfervolumen von 3453 bzw. 2857 MByte/s – Spitze! Ebenfalls herausragend ist sie bei sehr kleinen Dateien. Beispiel: 16-KByte-Dateien werden schon mit 1868 MByte/s geschrieben. Beim sequenziellen Lesen und Schreiben erreicht die WD Black ebenfalls herausragende Werte mit 2162 bzw. 2232 MByte/s beim Schreiben. Die Zugriffszeiten sind mit rund 0,02 Millisekunden erwartungsgemäß kurz, und die CPU-Auslastung ist im Betrieb mit rund drei Prozent erfreulich gering. Die
WD Black wird aber unter Volllast mitunter heiß – manchmal zu heiß, um Daten sicher und fehlerfrei zu schreiben oder auszulesen. Das kann im Sommer schon mal leicht passieren – so wie das bei uns im Labor der Fall war. Freilich gibt es einen eingebauten Schutzmechanismus. Schließlich dürfen keine Daten korrumpiert werden. Wenn die Temperatur des Datenträgers über 82° C steigt, schaltet er in das so genannte Temperature Throttling, und die Transferraten werden deutlich abgesenkt, bis eine akzeptable Temperatur erreicht ist. Dieser Vorgang kann sehr schnell sein und nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen. Der Anwender merkt davon vielleicht gar nichts. Dennoch ist es wichtig, das zu wissen, um zum Beispiel eine aktive Kühlung im PC so zu gestalten, dass sie auch den m.2-Slot auf dem Mainboard mit einbezieht. Oder, um vielleicht ein Set aus passivem Kühlkörper und einem selbstklebenden Wärmeleitpad anzubringen. Diese Sets kosten im Versandhandel ab etwa 15 Euro.
Fazit
WD möchte offenbar den Markt für Solid State Module umkrempeln. Mit der WD Black bieten sie einen Datenträger an, der herausragende Leistung bietet und zudem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Perfekt wäre es, wenn die WD Black zudem einen kühlen Kopf bewahrte. Die Crucial P1 ist mit 190 Euro und einem Terabyte Kapazität unser Sieger in der Preis-LeistungsWertung. Wenn Sie gerne Schnäppchen kaufen, dann ist sie Ihr klarer Favorit.