Wenn das Internet lahmt
Ihr Internet-Zugang erreicht die im Vertrag versprochene Geschwindigkeit nicht? Sie surfen statt mit High-Speed eher im Schneckentempo durchs Web? Dann gehen Sie am besten gleich dagegen vor.
Mehr Spaß mit Videos und Downloads
Dass es im Bereich der Digitalisierung in Deutschland nicht zum Besten steht, dürfte allgemein bekannt sein. Ein Beispiel gefällig? Im Sommer lagen die durchschnittlichen Downloadgeschwindigkeiten hierzulande bei etwa 24 Mbit/s und damit im internationalen Ländervergleich auf Rang 25. Die ersten drei Plätze auf der Rangliste belegen Singapur (60 Mbit/s), Schweden (46) und Dänemark (43). Auch Rumänien (Rang 5) liegt mit 38,6 Mbit/s weit vor Deutschland. 24 Mbit/s sind wenig – versprochen wird allerdings zumeist viel mehr. Anfang Dezember haben wir einige unserer Leser nach der Geschwindigkeit ihres Internetzuganges gefragt. Konkret ging es darum, für den Dauertest eines Netzwerkproduktes im Heft Nutzer mit möglichst schneller Internetleitung auszuwählen. Viele der Antworten machten uns nachdenklich. „Ich habe einen Vertrag für einen 50-MBit/s-Zugang. In der Praxis kommen bei mir aber nur 14 Mbit/s an,“schrieb beispielsweise ein Leser. Ein anderer mit vertraglich zugesicherten 100 Mbit/s berichtet, er komme auf gerade mal 19 Prozent davon. Den Beweis dafür finden Sie im Bild rechts unten auf dieser Seite. Dass Kunden nicht immer das bekommen, was Unternehmen versprechen, ist natürlich alles andere als ein neues Phänomen. Wer beispielsweise schon einmal versucht hat, auf die von einem PKW-Hersteller versprochenen Verbrauchswerte zu kommen, der weiß, dass das so gut wie unmöglich ist. Trotzdem lässt man die Hersteller gewähren und mit unrealistischen Werten Werbung machen – für den Käufer ist der Gegenbeweis nämlich meist unmöglich zu erbringen. Zudem handelt es sich beim PKW-Beispiel selbstverständlich um keinen garantierten Spritverbrauch, denn dieser hängt nämlich von vielen Faktoren ab, etwa der Fahrweise, dem Verkehr oder dem Gewicht der Zuladung. Mit einem Internetzugang verhält es sich leider ganz ähnlich. Auch hier werden schön klingende Werte versprochen und zumeist mit dem Zusatz bis zu versehen. Verkauft wird also ein Internetzugang, der im Normalfall keinesfalls schneller ist als die angepriesenen 50, 100 oder 200 Mbit/s, aber in sehr vielen Fällen leider ganz erheblich langsamer.
Wie schnell ist Ihr Zugang wirklich?
Bevor Sie nun versuchen, Ihren Zugang beispielsweise mithilfe veränderter Routereinstellungen zu beschleunigen, sollten Sie zunächst einmal überprüfen, wie schnell Ihr Zugang wirklich ist. Wir empfehlen zu diesem Zweck das Tool Breitbandmessung, das Sie auf Ihrer Heft-DVD im Tool-Paket Internet-Tuning finden. Hierbei handelt es sich um ein offizielles Programm der Bundesnetzagentur zur Feststellung von Geschwindigkeitsdaten von Internetzugängen. Alternativ können Sie die Messung über die Webseite breitbandmessung.de auch aus Ihrem Browser heraus starten. Empfohlen wird, dass Sie Ihren Rechner für eine möglichst exakte Messung per LANKabel direkt mit Ihrem Router verbinden. Eine WLAN-Verbindung könnte das Ergebnis dagegen möglicherweise verfälschen. Weiterhin sollten Sie eventuell geöffnete Anwendungen schließen, ihren Rechner am Stromnetz und nicht per Akku betreiben, einen möglicherweise eingeschalteten Stromsparmodus deaktivieren und auch kein Powerline nutzen. In den weiteren Schritten müssen Sie noch Ihre Postleitzahl eingeben, Ihren Provider aus einer Liste auswählen sowie den von Ihnen genutzten Tarif angeben. Denken Sie über eine Kündigung Ihres Internetvertrages wegen nicht erbrachter Leistung nach, geben wir Ihnen den Tipp, den Test mehrfach durchzuführen und sicherzustellen, dass alle geforderten Einstellungen korrekt vorgenommen wurden. Nur so erhalten Sie am Ende
auch ein wirklich belastbares Ergebnis, das Sie für eine Kündigung als Beweismittel einbringen können. Wie Sie bei einer Kündigung genau vorgehen müssen, lesen Sie im Kasten rechts oben auf der vorherigen Seite. Erklärend muss an dieser Stelle allerdings hinzugefügt werden, dass sich aus dem Messen von Geschwindigkeiten und der Aufforderung zur Nachbesserung kein Rechtsanspruch ergibt, der sich mit Sicherheit vor Gericht durchsetzen lässt. Reagiert Ihr Provider nicht oder nur unbefriedigend auf Ihre Aufforderung zur Nachbesserung oder ignoriert er gar Ihre Kündigung beziehungsweise akzeptiert er diese nicht, wenden Sie sich zur Unterstützung am besten an die Verbraucherzentrale. Zudem sollten Sie über Ihren Fall auf der MarktwächterWebseite ( bit.ly/2QpBLJU) berichten. Diese Seite wird ebenfalls von der Verbraucherzentrale betrieben. Wenn Sie nicht zum letzten Mittel, der Vertragskündigung, greifen möchten, können Sie versuchen, durch die Optimierung der Einstellungen von Router und Computer oder die Wahl eines schnelleren Browsers mehr Leistung aus der Leitung zu kitzeln.
So beschleunigen Sie Ihren Router
Ganz klar: Wenn die Download-Geschwindigkeit Ihres Zugangs 10 Mbit/s beträgt, wird Ihr Zugang durch keinen der folgenden Tipps schneller als das. Aber oft werden die Leistungen zusätzlich und völlig unnötig durch andere Umstände ausgebremst, wie beispielsweise durch schlecht postierte WLAN-Hotspots. Hier sollten Sie unbedingt einen Standort wählen, der möglichst dicht am Empfänger liegt. Verwenden Sie, wenn möglich, also lieber ein längeres LAN-Kabel zwischen Router und Hotspot, um die Entfernung zum Empfänger des Signals möglichst kurz zu halten. Probieren Sie darüber hinaus, ob ein anderer Funkkanal vielleicht eine Verbesserung bringt. Die Fritzbox zeigt, ebenso wie viele andere Router, grafisch an, wie viele andere WLAN-Router im jeweiligen Kanal funken. Statt dem Router die Wahl zu überlassen, wählen Sie selbst einen Kanal mit möglichst geringem Datenverkehr aus. Anzumerken ist noch, dass viele Router kein besonders starkes WLAN-Signal aussenden. Es kommt daher beim Empfang oftmals zu unnötigen Beeinträchtigungen bei Signalstärke und Geschwindigkeit. Wer nicht auf alternative Lösungen wie beispielsweise Powerline zugreifen kann oder möchte, der sollte über einen WLANAccess-Point mit mehr Leistung nachdenken. Empfehlenswert sind beispielsweise die Access Points von Ubiquity, wie etwa der Unify AP AC Pro. Der wird per LAN-Kabel mit dem Router verbunden und ersetzt die WLAN-Funktion des Routers, die abgeschaltet werden kann. Access Points wie der oben erwähnte beherrschen natürlich auch den momentan schnellsten WLANStandard 802.11ac. Ist Ihr Router schon ein paar Jahre alt und funkt er daher noch nicht
mit diesem Standard, schlagen Sie quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie können nämlich den alten Router problemlos weiter nutzen und funken trotzdem so schnell wie momentan möglich.
Alte Hardware aussortieren
Wie bereits oben erwähnt, ist 802.11ac das neueste und schnellste WLAN-Protokoll. Die Vorläufer trugen die Bezeichnungen n, g und b. Zwar können Sie alte Funkhardware auch in einem ac-Netz nutzen; allerdings richtet sich das Netz immer nach der ältesten Hardware und bremst alle anderen Teilnehmer im Funk-Netzwerk aus. Wenn Ihnen ein möglichst schnelles WLAN-Netz wichtig ist, sollten Sie die langsamer funkenden Endgeräte aussortieren und durch aktuelle, schnelle ersetzen. Alternativ hilft es auch schon, die alten Geräte nur dann einzuschalten, wenn Sie diese wirklich nutzen möchten. Danach schalten Sie diese wieder ab. Das spart Strom und beschleunigt obendrein das Funknetz.
Den Browser auf Trab bringen
Früher war der Geschwindigkeitsunterschied zwischen den Browsern noch größer als heute. Trotzdem gibt es immer noch Unterschiede. Da Browser kostenfrei sind, empfehlen wir, einfach einmal auszutesten, welcher Browser bei Ihnen am besten funktioniert. Löschen Sie zudem regelmäßig die von Ihrem Browser gespeicherten Cookies, und halten Sie den Browser über Updates regelmäßig auf dem neuesten Stand. Schauen Sie die installierten Addons, Apps und Plugins durch, und deinstallieren Sie diejenigen, die Sie nicht zwingend benötigen beziehungsweise überhaupt nicht nutzen. Übrigens ist eine Neuinstallation des Browsers oftmals eine bessere Idee als einen überladenen Browser zu verschlanken. Da die Lesezeichen meist ohnehin in der Cloud gespeichert werden, geht nichts wichtiges verloren. Alternativ können Sie die Bookmarks natürlich auch exportieren und nach der Neuinstallation wieder importieren. Über die Einstellungen der Browser können Sie verhindern, dass Daten „zur Produktverbesserung“an Seitenbetreiber gesendet werden. Das ist nicht nur aus Datenschutzgründen eine gute Idee, es spart auch Bandbreite.
Schnell, schneller, 1.1.1.1
DNS-Server sind zentraler Bestandteil des weltweiten Internets. Die Aufgabe dieser Server ist es, die im Browser eingegebene URL – wie etwa pc-magazin.de – in die korrekte IP zu übersetzen. Je schneller ein DNS-Server diese Aufgabe bewerkstelligen kann, desto schneller wird die angesurfte Seite auf dem Bildschirm angezeigt. Bis vor einiger Zeit galt der Nameserver 8.8.8.8 von Google als der schnellste im Web. Wer die im Browser voreingestellte DNS, die oft dem Provider gehört, durch die von Google ersetzt, surft faktisch in fast allen Fällen spürbar schneller. Seit einiger Zeit gibt es mit der 1.1.1.1 des US-Anbieters Cloudflare nun einen neuen Platzhirsch unter den DNS-Servern, der auch in unseren Tests nochmals für einen Leistungsschub sorgen konnte. In fast allen Routern lässt sich über die Einstellungen problemlos ein anderer DNS-Server eingeben. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Speedport-LTE-Router der Deutschen Telekom. Übrigens können Sie die 1.1.1.1 auch im Mobilfunknetz nutzen: Seit kurzem gibt es entsprechende Apps für Android und iOS in den jeweiligen Shops. Faktisch wird hier ein VPN installiert, das den Datenverkehr über die IP 1.1.1.1 leitet. Unterm Strich bauten sich nahezu alle besuchten Webseiten in unseren Tests wesentlich schneller auf als zuvor. Cloudflare gibt übrigens an, man speichere keine IP-Daten und lösche alle Logs nach 24 Stunden. Das Ganze soll für eine hohe Datensicherheit sorgen, über die man sich bei Nutzung der 8.8.8.8 von Google sicher schon einmal Gedanken machen darf. Ob man Cloudflare letztlich trauen kann oder sollte, muss – das ist klar – jeder für sich selbst entscheiden. Wer aber nicht möchte, dass jeder Seitenaufruf über die Server eines US-Unternehmens läuft und deswegen nicht mit Google sucht und auf den Chrome-Browser verzichtet, der kann sich im Web nach EUAlternativen umsehen. Dabei stößt man auf spezielle Software, wie beispielsweise Namebench. Mit diesem Tool können Sie den schnellsten DNS-Server für Ihren Standort ermitteln. Das Ganze hat allerdings ein Manko: Namebench ist ein Google-Projekt, und daher dürfte die häufigste Empfehlung vermutlich – Sie haben richtig geraten – 8.8.8.8 lauten.