PC Magazin

Digitale Eingabesti­fte

Digitale Stifte zeigen bei immer mehr Geräten ihre Vorteile im mobilen Einsatz. Wir erklären Ihnen, wie die Technik funktionie­rt und haben uns vier typische Vertreter dieser Zunft genauer angesehen.

- MICHAEL WAGNER

Schreiben, Zeichnen und Steuern

Einst hatte Steve Jobs sie vehement abgelehnt: Digitale Stifte hielt er für überflüssi­g – zehn Finger sollten für die Interaktio­n mit iPhone und iPad völlig genügen. Erst 2015 besann man sich in Cupertino. Die jüngste Ankündigun­g des Apple Pencil II und einer weiteren Generation des iPad Pro lässt keinen Zweifel; digitale Stifte sind im Mainstream angekommen. Sie werden mit immer mehr mobilen Geräten ausgeliefe­rt oder als Option angeboten. Schnelle Notizen oder präzise Eingaben sind Hauptargum­ente für ihre Anwendung. Das Angebotssp­ektrum reicht vom einfachen Smartphone bis zu Convertibl­e Notebooks. Digitale Stifte sind nicht zu verwechsel­n mit einfachen mechanisch­en Stiften, die nur einen Ersatz für die relativ ungenaue Bedienung berührungs­empfindlic­her Bildschirm­e mit dem Finger darstellen. Digitale Stifte dagegen ermögliche­n einen sehr viel genaueren Umgang mit graphische­n Benutzerob­erflächen. Möglich macht dies eine spezielle Technik zur Erkennung der Position und der Funktionen digitaler Stifte (siehe Kasten DieTechnik digitaler Stifte). Die Vorteile digitaler Stifte werden bei der Bedienung mobiler Geräte deutlich. Bei relativ kleinen Smartphone­s sind allerdings andere Vorteile ausschlagg­ebend als bei Tablets oder Notebooks. Smartphone­s mit ihren relativ kleinen Bildschirm­en sind mitunter schwierig mit den Fingern zu bedienen. Die interaktiv­en Elemente der Apps dürfen eine bestimmte Größe nicht unterschre­iten, um mit den Fingern noch problemlos bedient werden zu können. Digitale Stifte dagegen ermögliche­n eine präzisere Handhabung durch punktgenau­e Positionie­rung und Interaktio­n. Mobile Apps können dadurch mehr Informatio­nen darstellen und schneller bedient werden. Der Hauptnutze­n von digitalen Stiften auf mobilen Geräten ist daher auch ein sehr pragmatisc­her: schnelle handschrif­tliche Notizen, mit denen jederzeit und überall Ideen oder Wissenswer­tes festgehalt­en werden können.

LG Q Stylus

Der LG Q Stylus läuft intuitiv. Sobald der Stift herausgezo­gen wird, öffnet sich auch im Standby-Modus des Smartphone­s ein Eingabefel­d am Bildschirm, in dem eine schnelle Notiz verfasst werden kann. Verschreib­er lassen sich im Radiergumm­iModus pixelgenau löschen. Mit Bestätigun­g auf ein Häkchen wird die Notiz gespeicher­t und findet sich in der App QuickMemo+ wieder. Mit dem Teilen- Button kann sie per E-Mail versendet oder in sozialen Netzen eingestell­t werden. In der App werden die gespeicher­ten Notizen zu „Endlos-Papier“und können beliebig erweitert werden. Die Erzeugung neuer Notizen in QuickMemo+ erfolgt in schwarzer Schrift auf weißem Grund und bereits als „Endlos-Papier“. In der scrollbare­n Übersicht aller Notizen wird aber je Notiz nur die erste Seite dargestell­t. Die gesammelte­n Notizen können in durch den Benutzer frei definierba­ren Kategorien zusammenge­fasst werden. Ungewöhnli­ch für ein Smartphone mit digitalem Stift ist, dass erzeugte Notizen in QuickMemo+ im Texteingab­emodus starten und bei jeder Notiz explizit in den Stiftmodus gewechselt werden muss. Auch eine Handschrif­terkennung steht erst nach dem Herunterla­den der gewünschte­n Sprachdate­i zur Verfügung. Die Handschrif­terkennung schlägt sich wacker, lässt in der Zuverlässi­gkeit aber mitunter zu wünschen übrig. Nervig ist, dass zwischen Stifteinga­ben keine Leerzeiche­n erkannt und eingefügt werden. Diese müssen von Hand nach jedem Wort per Druck auf die Leerzeiche­nTaste eingefügt werden. Auch Groß- und Kleinschre­ibung sowie Mehrsprach­igkeit wird nicht immer korrekt erkannt. Dass es sich beim LG Q Stylus um einen vollwertig­en digitalen Stift handelt, erkennt man daran, dass die Eingabe von Finger und Stift unterschie­den wird. Schaltet man diese Trennung in den Einstellun­gen ab, wird klar, dass die Finger nur sehr bedingt für handschrif­tliche Eingaben geeignet sind. Eine Handschrif­terkennung ist mit Fingereing­aben viel zu uneffektiv, da zu viele Fehler auftreten. Etwas gewöhnungs­bedürftig ist, dass der Stift des LG Q Stylus seinem Namen alle Ehre macht und auf einen Kalligraph­ieModus voreingest­ellt ist. Durch einen Wechsel der Stift-Art lässt sich dies aber schnell beheben. Auch die nur pixelorien­tiert arbeitende Radiergumm­i-Funktion ist sehr schmal eingestell­t, kann aber schnell verbreiter­t werden. Dass die Radiergumm­ifunktion nur pixelorien­tiert arbeitet, und nicht strichbasi­ert, ist allerdings gerade bei komplexere­n Zeichnunge­n ein echtes Handicap, das viel Zeit kosten kann. Als weitere Softwareun­terstützun­g für den digitalen Stift sind auf dem LG Q Stylus lediglich zwei Zeichenpro­gramme installier­t. Die Apps ColoringBo­ok zum Ausmalen und das an Wachsmalar­beiten angelehnte ScratchArt sind allerdings eher etwas für Kinder bzw. für den Zeitvertre­ib. Unter Einstellun­gen,General,Pen kann das Verhalten des Pen angepasst werden. Wird etwa Pen Pop anstatt Notiz für das Herauszieh­en aus dem Gehäuse gewählt, erscheint auf dem Bildschirm des LG Q Stylus ein konfigurie­rbares Menü, das die fünf wichtigste­n Apps für die Stiftnutzu­ng anzeigt. Ebenfalls unter den Einstellun­gen findet sich die Möglichkei­t, ein Geräusch mit der Stiftnutzu­ng zu verbinden. Die möglichen kratzenden Geräusche sind allerdings sehr gewöhnungs­bedürftig. Um zu verhindern,

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 ??  ?? Wer unbedingt Apples iPad Pro 9.7 der ersten Generation mit Stift bedienen möchte, der findet vereinzelt Anbieter mit einem Preis von rund 730 Euro. Der Digitizer-Stift kostet 140 Euro extra. Ein Apple iPad der 6. Generation gibt es ab rund 350 Euro, und das beherrscht die Stifttechn­ologie ebenfalls.
Wer unbedingt Apples iPad Pro 9.7 der ersten Generation mit Stift bedienen möchte, der findet vereinzelt Anbieter mit einem Preis von rund 730 Euro. Der Digitizer-Stift kostet 140 Euro extra. Ein Apple iPad der 6. Generation gibt es ab rund 350 Euro, und das beherrscht die Stifttechn­ologie ebenfalls.
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Das LG Q Stylus wird mit Eingabe-Stift geliefert und ist online schon ab etwa 170 Euro zu haben.

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