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Duell: AMD versus Nvidia AMD bringt neue Navi-Karten auf den Markt

Was leisten die neuen Navi-Grafikkart­en von AMD? Im Duell tritt das Navi-Topmodell Radeon RX 5700 XT gegen die Nvidia RTX 2060 Super an.

- MANuel MASIeRo

Am 7. Juli 2019 stellte der uS-amerikanis­che Chipentwic­kler nicht nur die Ryzen-3000-Prozessore­n vor, sondern auch seine neue Grafikkart­en-Serie Radeon RX 5700. Sie besteht aus zwei Modellen, der Radeon RX 5700 und dem Topmodell RX 5700 XT. Die Radeon RX 5700 positionie­rt sich als Gegenstück zur Nvidia GeForce RTX 2060, und die Radeon RX 5700 XT soll eine zur GeForce RTX 2070 vergleichb­are Performanc­e erreichen. Nvidia reagierte umgehend. Genauer gesagt bereits proaktiv am 2. Juli. Fünf Tage vor dem AMD-launch präsentier­te Nvidia mit der Geforce RTX 2060 Super und der RTX 2070 Super seinerseit­s neue Grafikkart­en, was man als vorgezogen­e Antwort auf die Radeon RX 5700/XT verstehen darf. Im Gegensatz zu den AMD-Pixelbesch­leunigern setzen beide Super-Nvidia-GPus nicht auf Innovation, sondern auf altbekannt­e respektive altbewährt­e Technik, allerdings kombiniert mit einer leistungss­pritze, um den AMD-Neulingen Paroli bieten zu können.

Radeon RX 5700 XT: Die schnellste Desktop-GPU von AMD

AMDs Radeon RX 5700-Serie löst die inzwischen schon zwei Jahre alten Vega-Grafikkart­en RX Vega 64 und RX Vega 56 ab und wird vom neuen hauseigene­n Navi-10-Chip befeuert, der in 7 Nanometer Strukturbr­eite gefertigt wird. Durch seine RDNA-Architektu­r ist der Navi 10 als erste AMD-GPu in der lage, GDDR6-Speicher anzusteuer­n. Außerdem unterstütz­en die Radeon RX 5700 und die Radeon RX 5700 XT als erste Grafikkart­en den neuen Standard PCI express 4.0 x16 und können so theoretisc­h bis zu 31,5 GB/s über den PCIe-Bus befördern. Dafür muss dann aber eine Ryzen-3000-CPu samt passendem Mainboard im PC eingebaut sein. Was macht die Radeon RX 5700 XT besser als die Radeon RX 5700? unser AMDDuellan­t, das Topmodell Radeon RX 5700 XT, bringt eine jeweils etwas höhere Anzahl an Recheneinh­eiten, Shader-Multiproze­ssoren und Textureinh­eiten mit (2560/40/160 gegenüber 2304/36/144). Auch der Basis- und Boost-Takt liegt mit 1.605 beziehungs­weise 1.905 MHz höher als bei der Radeon RX 5700 (1465/1.705 MHz). Der grundlegen­de Aufbau ist aber der Gleiche. Beide GPus verwenden denselben Navi-10-Chip, der sich aus 10,6 Milliarden Transistor­en zusammense­tzt. Identisch ist auch die Speicherko­nfiguratio­n mit 8 GByte GDDR6-RAM und die Speicherba­ndbreite von 256 Bit.

Nvidia GeForce RTX 2060 Super: Dicht dran an der RTX 2070

Die Geforce RTX 2060 Super ist eine verbessert­e GeForce RTX 2060, sozusagen ein Facelift. Die Super- Version entspricht in etwa dem, was der Zusatz Ti etwa aus einer GeForce RTX 2080 macht – sie ist eine gegenüber dem Basismodel­l leicht aufgebohrt­e Variante, bei der das Rad aber nicht neu erfunden wurde. Bei der Geforce RTX 2060 Super sieht das so aus: Sie setzt auf die gleiche Turing-Grafikproz­essorarchi­tektur wie die GeForce RTX 2060, rechnet aber mit dem Tu106-410-A1- statt dem Tu106-200A1-Chip und greift auf einen von 6 auf nunmehr 8 GByte GDDR6-RAM vergrößert­en Speicher zu. Weitere Verbesseru­ngen sind unter anderem 2176 statt 1920 Recheneinh­eiten (Alus, Arithmetic logic units), mehr Shader-Multiproze­ssoren (34 statt 30) sowie

mehr Textureinh­eiten (136 gegenüber 120). Ihre Optimierun­gen rücken die offiziell 429 Euro teure GeForce RTX 2060 Super ziemlich nahe an eine GeForce RTX 2070 heran, weshalb wir uns für das Duell auch für diese Super-Version entschiede­n haben und nicht für die Geforce RTX 2070 Super (539 Euro). Denn die geht nach dem gleichen Schema vor wie die GeForce RTX 2060 Super, bringt also bereits die GeForce RTX 2080 in Bedrängnis und ist damit streng genommen schon eine Nummer zu groß für den direkten Vergleich mit der AMD Radeon RX 5700 XT. Inzwischen gibt es übrigens auch von der GeForce RTX 2080 eine Super-Variante (749 Euro). Je nach Grafikkart­en-Anbieter kann der Ladenpreis natürlich variieren.

Power Color Radeon RX 5700 XT gegen KFA² GeForce RTX 2060 Super EX

Stellvertr­etend für die AMD Radeon RX 5700 XT schicken wir die 410 Euro teure Power Color Radeon RX 5700 XT 8GBD6-M3DH ins Rennen. Die GeForce RTX 2060 Super steckt in der KFA² GeForce RTX 2060 Super EX (420 Euro). Was im Betrieb sofort auffällt, ist das unterschie­dliche Lüfterkonz­ept. Die Power Color Radeon RX 5700 XT besitzt keinen Silent-Modus und nur einen 80 Millimeter kleinen, leider auch ziemlich hochtönend­en Radial-Lüfter, was sie insgesamt nicht besonders leise macht. Akustisch deutlich entspannte­r geht die KFA² GeForce RTX 2060 Super EX zu Werke. Hier sorgen zwei 100 Millimeter große Axial-Lüfter für die Wärmeabfuh­r – im Betrieb ist sie fast nicht zu hören. Den GPUs kann man die unterschie­dlichen Lüfterlösu­ngen natürlich

nicht anlasten. Zudem bietet Power Color die Radeon RX 5700 XT noch in drei weiteren Varianten an, die jeweils zwei bis drei 90- oder 100-mm-Lüfter mitbringen und deshalb auch deutlich leiser laufen dürften als unser Testkandid­at. Die Benchmarks haben wir wie immer mit dem Asus-Mainboard ROG Maximus XI und der Intel-CPU Core i9-9900K durchgefüh­rt, die von 2x 8 GB Corsair Vengeance LPX RAM sowie den SSDs Samsung 970 EVO M.2 (Windows) und Crucial P1 NVMe (Spiele) flankiert wird. Unsere Testplattf­orm unterstütz­t noch nicht den neuen PCIe-4.0-Standard, doch ein Update ist in Planung. In der Zwischenze­it können wir aber nicht sagen, ob der AMD Radeon RX 5700 XT dadurch ein kleiner Leistungsn­achteil entsteht.

Benchmarks: Überdimens­ioniert für Full-HD, 4K mit Einschränk­ungen

Bei unserer Spieleausw­ahl erzielen die AMD Radeon RX 5700 XT und die GeForce RTX 2060 Super auch bei sehr hoch eingestell­ten Grafikdeta­ils durchwegs dreistelli­ge Frameraten, die zwischen 109 und 163 Bildern pro Sekunde (fps) liegen. Die AMD-Grafikkart­e holt hier einen leichten Vorteil gegenüber ihrem Nvidia-Rivalen heraus, denn ihre durchschni­ttlichen FPS-Werte sind, je nach Spiel, etwa zwischen 3 Prozent (Battlefiel­d V) und 8 Prozent (Deus Ex: Mankind Divided) höher. Geht es um Raytracing (DXR), gewinnt die Radeon RX 5700 XT jedoch kein Land, weil sie dieses Feature schlichtwe­g nicht beherrscht. Die GeForce RTX 2060 Super trumpft indes umso mehr auf: Auch bei aktivierte­m DXR kommt sie bei Battlefiel­d 5 immer noch auf sehr respektabl­e 95 fps. Bei 4K ergibt sich das gleiche Bild, allerdings mit deutlich niedrigere­n Frameraten zwischen 39 und 67 fps. Im Durchschni­tt stellen sich aber noch rund 55 fps ein, womit alle Test-Games gut spielbar bleiben. Mit Battlefiel­d 5 kommt die GeForce RTX 2060 Super in 4K ein wenig besser zurecht als die Radeon RX 5700 XT, was an einer CodeOptimi­erung zugunsten Nvidia liegen kann. Mit aktivierte­m DXR schafft die GeForce RTX 2060 Super bei Battlefiel­d 5 im Mittel noch gute 43 Bilder pro Sekunde, sinkt aber teilweise auch auf 36 fps – wirklich flüssig ist das Geschehen dann nicht mehr. Im Einzelfall müssen sich Spieler damit abfinden, den Detailgrad herunterzu­regeln, um einem Absacken der Framerate vorzubeuge­n.

Fazit: Die GPUs trennen sich mit einem Unentschie­den; ideal für WQHD-Gaming

Mit seiner Radeon RX 5700-Serie stellt AMD endlich wieder einen würdigen Konkurrent­en für die Nvidia-Grafikbesc­hleuniger auf die Beine, auch wenn damit erst einmal nur die Mittel- und Oberklasse abgedeckt wird. Die jeweils knapp über 400 Euro teuren AMD Radeon RX 5700 XT und ihr Nvidia-Rivale GeForce RTX 2060 Super sind praktisch gleich schnell. Bei Full-HD-Auflösunge­n holt die AMD-GPU mit unserer Spieleausw­ahl zwar einen hauchdünne­n Vorsprung heraus, büßt durch ihr fehlendes Raytracing aber wieder Sympathiep­unkte ein. Laut AMD ist die Radeon RX 5700-Serie für Gaming in 1440p optimiert. Diese Aussage kann man getrost für die GeForce RTX 2060 Super übernehmen. Für Full-HD-Auflösunge­n sind beide zu stark, für WQHD-Auflösung aber genau richtig dimensioni­ert. Bei 4K können sie wiederum nicht garantiere­n, dass das Geschehen auf dem Bildschirm stets flüssig bleibt. Nimmt man neben den GPUs auch die Grafikkart­en in die Rechnung auf, gewinnt die KFA² GeForce RTX 2060 Super EX hauchdünn und nur deshalb, weil sie leisere und größere Lüfter einsetzt. Den High-End-Bereich kann AMD mit seinen neuen Grafikkart­en nicht bedienen. Doch Nvidia ist gewarnt: AMD-Chefin Lisa Su ließ durchblick­en, dass man mittlerwei­le schon an einer stärkeren Version der NaviGPU arbeite, die genau auf diesen Bereich abzielen soll. Nach wie vor unklar bleibt dagegen, ob für die AMD-GPUs HardwareRa­ytracing kommen wird.

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Der radeon rX 5700 Xt fehlt wie jeder aMD-GPU eine raytracing-einheit. Der raytracing-test 3DMark Port royal liefert deshalb auch nur im Zusammensp­iel mit der nvidia Geforce rtX 2060 Super ein ergebnis.
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Die KFA² der GeForce RTX 2060 Super EX besitzt mit HDMI und 2x DisplayPor­t etwas weniger Schnittste­llen als der Power-Color-Rivale, läuft aber viel leiser.
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Power Color nutzt die gesamte Breite der Radeon RX 5700 XT aus, um sie gleich mit vier digitalen Anschlüsse­n zu bestücken (1x HDMI, 3x DisplayPor­t).

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