Mesh-Telefonie mit der Fritzbox Alte Fritzbox als Mesh-Repeater nutzen
Werfen Sie Ihren alten Router nicht weg! Womöglich können Sie diesen nicht nur als zusätzlichen Access-Point einsetzen, sondern auch als Telefonanlage. Wir erklären, wie diese neue Technik von AVM funktioniert.
Früher war nicht alles besser. Denken Sie mal an die Erleichterungen beim mobilen Telefonieren im europäischen Ausland. Selbst für Länder wie Rumänien muss man keine lokale SIM-Karte mehr kaufen. Obgleich das nie ein Problem darstellte, ist es heute möglich, mit seinen gewohnten Konditionen zu telefonieren und zu surfen. Auch der Zwang, nur denjenigen Router einzusetzen, welcher vom Internet-Service-Provider zur Verfügung gestellt oder bei Vertragsabschluss zum Kauf angeboten wurde, ist gefallen. Und das ist auch wirklich gut so. Die neue Routerfreiheit erschließt Ihnen deutlich mehr Möglichkeiten, Ihr Heimnetz zu erweitern und zu optimieren. Die sogenannte MeshTelefonie bietet derzeit nur das Unternehmen AVM für seine Produkte an, und das auch leider nicht für alle. Damit es funktioniert, muss aber nicht zwingend Fritz! auf dem Router stehen. Provider wie 1&1 bieten exakt dieselbe Funktionalität in ihren Routern an, wenn diese von AVM gebaut wurden. AVM hat uns auf Nachfrage mehrfach versichert, dass die Router bei 1&1 absolut baugleich sind. Aber was ist eigentlich Mesh-Telefonie? Als Mesh-Telefonie bezeichnet man ein Netzwerk aus zwei Routern, die entweder per WLAN oder besser per LAN-Kabel verbunden sind, an die Telefone angeschlossen sind. Der Vorteil ist, dass es sich dabei nicht um unterschiedliche Telefon-Netze handelt, sondern um ein und dasselbe, obwohl man eben unterschiedliche Zugangspunkte hat. Prüfen Sie, ob Ihr bestehender Router für die Mesh-Telefonie geeignet ist. Lesen Sie dazu auch den Kasten auf der nächsten Seite.
Anschluss des neuen Kabel-Routers, den Sie privat gekauft haben
Wichtig: Bevor Sie irgendetwas an Ihrem alten Netzwerk oder AVM-Router verändern, empfehlen wir Ihnen, ein Firmware-Update zu machen. Das wird Ihnen im Laufe der späteren Installation einiges erleichtern. Außerdem haben Sie dann Gewissheit über die Tauglichkeit Ihres Routers für die Mesh-Telefonie. Fangen wir also an, und gehen wir von Folgendem aus: Sie sind beispielsweise ehemaliger Kabel-Deutschland-Kunde und jetzt zwangsweise Kunde bei Vodafone. In diesem Fall können Sie den neuen Router direkt anschließen und mithilfe einer LAN- oder WLAN-Verbindung zum Router auf das AVM-Routerinterface gehen und die Initialisierung starten. Im Laufe dieser gelangt man zum Hinweis, die Seite avm.de/laeuft aufzurufen. Über diese wird man automatisch zur Aktivierung seines Anbieters, in unserem Beispiel Vodafone, weitergeleitet. Hier benötigt man dann zwingend die Kundennummer und einen Aktivierungscode. Geschickt ist es, wenn man sich diesen schon vorher zusenden lässt. Denn wenn der alte Router abgebaut ist, geht das meist nur mehr per Hotspot über das Mobiltelefon. Nach Bestätigung der Geschäftsbedingungen und diversen Sicherheitshinweisen wird Ihr Router fast schon freigeschaltet. Jetzt werden Ihnen noch die SIP-Daten mit einem Passwort angezeigt, die Sie sich per PDF herunterladen, notieren oder am besten in eine Textdatei kopieren sollten. Nach einem Neustart sollte der neue Router nun für den Internetzugang eingerichtet sein.
Telefonnummern einrichten
Als Sie Ihren Zwangsrouter erhielten, war dieser wahrscheinlich schon mit Ihrer Telefonnummer vorkonfiguriert – oder auch mit mehreren Nummern. Dies ist bei Ihrem neuen Geräte jetzt nicht der Fall, und Sie müssen dem neuen Router die Nummern mitteilen. Tragen Sie alle Ihnen zugewiesenen Rufnummern ein. Diese haben Sie sich ja als PDF gespeichert bzw. kopiert. Im nächsten Schritt prüft der Router, ob die Telefonverbindungen auch funktionieren. Das Betriebssystem von AVM erlaubt Ihnen, die Einstellungen für die Telefonie vielfältig zu ändern. So können Sie etwa bei mehreren Rufnummern diejenige auswählen, die dem Angerufenen angezeigt wird, wenn dem Telefon oder Faxgerät keine eigene Nummer zugewiesen wurde, oder Sie können auch die Haus-interne Telefonie unterbinden.
WLAN einrichten
Gehen Sie im Menü auf WLAN, Funknetz, und ersetzen Sie den Standardeintrag FRITZ!Box XXX mit dem Namen Ihres ursprünglichen WLANs. Bestätigen Sie das mit dem Übernehmen-Knopf. Grundsätzlich können Sie den Namen (SSID) Ihres WLANs selbst wählen, das kann auch etwas Ausgefallenes sein wie Land of Mordor! Enter and you die! Wählen Sie aber den ursprünglichen Namen, und setzen Sie das ursprüngliche Passwort im Menüpunkt WLAN, Sicherheit, dann sollten sich alle
Ihre mobilen Geräte problemlos wieder ins Netzwerk einloggen können. Jeder AVMRouter hat einen aufgedruckten WLANSchlüssel, der natürlich für jeden zugänglich ist, der zum Router kommt. Wenn Sie diese Möglichkeit für den neuen Router erhalten wollen, dann dürfen Sie nicht das ursprüngliche Passwort festlegen, müssen aber jedes Smartphone oder jedes Tablet neu mit dem WLAN verbinden. AVM bietet eine komfortable Anmeldung per QR-Code. Im Menü WLAN, Funknetz wird ein solcher Code angezeigt. Die weitverbreitete App QR-Scanner funktioniert dafür gut – beim ersten Anmelden. Ändert sich danach die SSID oder das Passwort, verweigert die Software das Überschreiben der Zugangsdaten des bereits registrierten Mobilgerätes. Mit der FRITZ!App WLAN haben Sie keine Probleme dieser Art; den QR-Scan finden Sie direkt im Hauptmenü. Und weil diese App von AVM noch andere Vorteile bietet, empfehlen wir Ihnen die Installation.
Firmware-Update auch beim neuen Router machen
Grundsätzlich sollten Sie darauf achten, dass die Firmware der Fritzbox aktuell ist. Für die Einrichtung von Telefonie-Mesh benötigen Sie ohnehin mindestens die Versionsnummer 7.X. Dies müssen Sie unbedingt auch bei dem neuen Router überprüfen, da nicht alle Modelle stets mit der jüngsten Firmware ausgeliefert werden. Grundsätzlich stoßen Sie ein Update an unter: System, Update und den Knopf Neues Fritz!OS suchen. Übrigens: Unter dem Menüpunkt Update gibt es zwei Reiter; einen, um ein Update zu suchen und anzustoßen, FRITZ!OS-Version, und einen zweiten mit dem Namen Auto-Update. Hier haben Sie die Wahl, Updates automatisch installieren zu lassen. Nach der Initialisierung eines FW-Updates warten Sie so lange, bis sich das Anmeldefenster zeigt. Erst dann brechen Sie den Assistenten ab, klicken links im Menü auf Übersicht und notieren sich die Verbindungsgeschwindigkeit, die Ihnen Ihr Internetprovider zur Verfügung stellt. Die brauchen wir später noch.
Zweiten AVM-Router vorbereiten
Ihren alten Kabel- oder DSL-Router müssen Sie zunächst für die Funktion als Zweitrou
ter konfigurieren. Nicht alle älteren AVMRouter können mit dem aktuellen Fritz!OS 7.X bespielt werden. Sollten Sie einen älteren AVM-Router haben, auf dem kein Update auf 7.X möglich ist, beispielsweise den 6360, dann wird auch kein Telefonie-Mesh funktionieren. Trennen Sie alle Verbindungen zum Zweit-Router und schließen dann lediglich das Netzkabel und ein LAN-Kabel an einem der meist gelben LAN-Ports an, welches Sie mit Ihrem Laptop oder PC verbinden. Mindestens ein LAN-Kabel liegt jeder Fritz!Box bei. Jetzt geben Sie wie gewohnt in Ihrer Browser-Adressleiste Fritz. box ein und warten – es kann etwas dauern – bis die Log-in-Seite erscheint. Das alte Passwort haben Sie sicherlich parat, oder aber das originale Passwort vom unterseitig angebrachten Aufkleber ist noch gültig. Sollte Sie der Assistent empfangen, dann können Sie diesen abbrechen; Sie wollen ja auf dem alten Router keine DSL- oder Kabel-Verbindung zum Internet herstellen, sondern das Internet des neuen Routers mitbenutzen. Klicken Sie auf Internet, Zugangsdaten, und wählen Sie im ersten Pull-down-Menü Internetanbieter und weitere Internetanbieter und im zweiten Feld andere Internetanbieter. Bei Anschluss wählen Sie den dritten Eintrag Anschluss an externes Modem oder Router. Bei Betriebsart klicken Sie Vorhandene Internetverbindung mitbenutzen (WLAN Mesh / IP-Client-Modus) an. Geben Sie die Verbindungsgeschwindigkeit an. Schließlich müssen Sie unbedingt noch unter Verbindungseinstellungen den Hostnamen des alten Routers ändern, zum Beispiel in office, damit zwischen dem neuen und dem alten Router kein Konflikt entsteht. Sie erhalten jetzt noch zwei Warnungen, und nach der Bestätigung ist Ihre Verbindung zur alten Fritz!Box unterbrochen. Jetzt müssen Sie sie über die gewählte Anschlussart an Ihr Netzwerk anschließen, im Beispiel per LAN-Kabel an den Port 1.
Alten Router nachträglich upgraden
Sollten Sie keine Möglichkeit gehabt haben, zuerst ein Firmware-Update bzw. eine Überprüfung der Version bei Ihrem alten Router zu machen, weil Sie einen neuen Router schon betreiben, dann können Sie dies auch nachträglich tun. Solche Fälle kommen natürlich vor; zum Beispiel, wenn Sie den ISP-Router nicht austauschen und sich lediglich einen günstigen Zweitrouter beschaffen. Es mag zunächst etwas unlogisch klingen, aber das FW-Update des Zweit-Routers geht am leichtesten, wenn man nicht analog des ersten Updates vorgeht. Wenn der neue Router bereits installiert ist und Sie ein Netzwerk eingerichtet haben, dann kann der alte Router sich nicht wie gewohnt direkt ins Internet begeben. Sicherlich gäbe es Lösungen, den Router über einen Smartphone-Hotspot oder dergleichen ins Internet zu bringen und dann einen Zugriff auf die Weboberfläche herzustellen. Doch davon raten wir ab. Die einfache Lösung besteht darin, den alten Router als Zweitgerät zu konfigurieren – was wir ja schon getan haben mit der Vorbereitung – und danach das Firmware-Update vom ersten Router aus anzuschmeißen. Wenn Sie diesen nachträglichen Weg gehen müssen und Sie nicht recherchiert haben, ob der Zweit-Router mit AVMs OS 7.X klar kommt, kann es freilich sein, dass ein höheres Update als 6.X nicht stattfindet, und dieser Router zu alt ist für Telefonie-Mesh. Wir gehen also jetzt davon aus, dass beide Router sich im Netzwerk befinden und Sie sich über die Weboberfläche mit dem ersten Router verbunden haben. Klicken Sie auf Übersicht und dann auf den alten Router, der unter Heimnetz gelistet sein sollte, und zwar mit der Modellbezeichnung und dem Hostnamen, den Sie vergeben haben. Jetzt müssen Sie sich am zweiten Router mit Passwort anmelden. In der Adressleiste des Browsers sehen Sie die IP-Adresse, die der erste Router per DHCP vergeben hat, und unter Heimnetz sollte der erste Rou
ter namentlich gelistet sein. Klicken Sie auf System, Update. Hier wird Ihnen der aktuelle Stand der Firmware angezeigt und wann diese aufgespielt wurde. Sollten Sie automatische Suche nicht aktiviert haben, dann müssen Sie nun mit einem Klick auf den Button Neues FRITZ!OS suchen den Upgrade-Prozess einleiten. Nachdem Sie die neueste Firmware installiert haben und diese mindestens Version 7.X ist, können Sie mit dem Einrichten der Mesh-Telefonie beginnen.
Mesh-Telefonie einrichten
Gehen Sie auf Heimnetz, Mesh und wählen dort den Reiter Mesh-Einstellungen. Hier wählen wir in unserem Beispiel per LAN. Wollen Sie Ihre beiden Fritzboxen per WLAN verbinden, dann wählen Sie diese Option. Bestätigen Sie mit Übernehmen, und drücken Sie nun an beiden Routern die WPS-Taste. Jetzt wechseln Sie zurück auf den ersten Router. Dazu können Sie ganz bequem in der Übersicht auf dessen Namen klicken, und die Passwortabfrage wird erscheinen. Stellen Sie sicher, dass alle Rufnummern dem neuen Router bekannt sind; dazu gehen Sie auf Telefonie, Eigene Rufnummern. Wechseln Sie nun über Heimnetz und Mesh in die Mesh-Einstellungen. Hier sollte Ihr Zweitrouter ganz unten gelistet sein mit dem Hostnamen, den Sie vergeben haben. Falls noch nicht geschehen, müssen Sie diesen freischalten. Dazu ist eine zusätzliche Authentifizierung notwendig. Wie Sie vorgehen, wird Ihnen im Dialogfenster angegeben; das kann per Telefon oder per Tasten am Router erfolgen. Sollten Sie Probleme mit der Freischaltung des Zweitrouters für den Telefonie-Mesh-Betrieb haben, dann können Sie die zweite Sicherheitsabfrage auch ausschalten unter System, Fritz!BoxBenutzer und dem Reiter Anmeldung im Heimnetz. Im letzten Eintrag Bestätigen entfernen Sie das Häkchen. Aber auch dazu muß zunächst die zweite Authentifizierung erfolgen. Wenn das dreimal schief läuft, dann verlangt der Router 60 Minuten Pause vor dem nächsten Versuch. Sie sollten nach der Freischaltung des zweiten Routers als Mesh Repeater die zusätzliche Sicherheitsabfrage wieder aktivieren. Man soll potenziellen Eindringlingen nicht die Türe öffnen.
Der Rest läuft fast automatisch
Alle Einstellungen zum Telefonie- und WLAN-Mesh erfolgen jetzt ausschließlich über den ersten Router, den Mesh Master. Dieser spiegelt quasi sein Profil auf den Mesh Repeater, und Sie müssen nichts weiter machen. Ein paar Regeln für das Telefonie-Mesh kann man aber schon einstellen.
Anpassung der Mesh-Telefonie
Sie können selbstverständlich die automatische Verteilung von Rufnummern durch den Mesh Master an alle Mesh Repeater auch unterbinden. Die entsprechenden Einstellungen finden Sie unter Heimnetz, Mesh und Mesh-Einstellungen. So können zum Beispiel zunächst alle Rufnummern, bis zu 20 Stück sind möglich, automatisch auf die Mesh Repeater übertragen. Anschließend deaktivieren Sie die automatische Verteilung und löschen dann diejenigen Nummerneinträge auf demjenigen Router, wo die Telefone nicht klingeln sollen. Der einzige Nachteil ist, dass Nummern, die ab diesem Zeitpunkt zum Mesh Master dazukommen, nicht automatisch verteilt werden. Aber wie oft kommt das schon vor? Anrufe vom Mesh Repeater sind nur ins Inland und zu Notrufnummern möglich – das ist die Grundeinstellung. Das können Sie aber über Telefonie, Eigene Rufnummern, Anschlusseinstellungen und Sicherheit ändern. Wählen Sie Auswahl ändern, und deaktivieren Sie die Einschränkung. Die interne Telefonie aktivieren Sie mit einem Rundruf (**9) von jedem Telefon aus. Die Router merken sich dann die vorhandenen Telefone im Mesh.