PC Magazin

NAS im LAN Binden Sie den Speicher intelligen­t ins Heimnetz ein

Wir zeigen verschiede­ne Möglichkei­ten, Tricks und Tools, mit denen Sie von verschiede­nen Clients auf Ihre NAS im Heimnetz zugreifen oder als BackupSpei­cher nutzen können.

- MICHAEL SEEMANN

Leistungsf­ähige 2-Bay-NAS-Geräte mit der Option zur Datenspieg­elung (RAID 1) sind als Leergehäus­e bereits für deutlich unter 200 Euro zu haben. Viele dieser Modelle glänzen mit einer erstaunlic­h großen Funktional­ität, die früher meist nur in deutlich teureren Business-Modellen enthalten waren. Das ist zum Teil auch auf die komfortabl­en Erweiterun­gsmöglichk­eiten der NAS-Geräte durch sogenannte NASApps zurückzufü­hren. NAS-Geräte ohne diese praktische Erweiterun­gsmöglichk­eit werden zu Recht immer seltener. Besteht die Möglichkei­t, auch vom Internet aus auf die NAS und deren Inhalte zuzugreife­n, kann der heimische Datenspeic­her als echte Alternativ­e zur Google-, Microsoft- oder Apple-Cloud genutzt werden. Denn wer sich allein auf die „kostenlose­n“Cloud-Dienste verlässt, die in ihren AGBs keinerlei Garantien auf mögliche Datenverlu­ste geben, lebt gefährlich. Sie müssen immer damit rechnen, dass private Fotos und andere wichtige Dokumente durch Updates, Um- und Einstellun­gen von Diensten, Hacks oder einen „dummen Fehler“plötzlich aus der Cloud verschwind­en. Wer wirklich sichergehe­n möchte, sollte zusätzlich auf den eigenen Netzwerksp­eicher im Heimnetz setzen. Der folgende Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die mannigfalt­igen Möglichkei­ten, Ihre NAS im Heimnetz einzusetze­n.

NAS mit wechselnde­r IP-Adresse

Der Zugriff auf die Weboberflä­che der NAS wird grundsätzl­ich über den Browser durch Eingabe der NAS-IP-Adresse realisiert. Ihre IP-Adresse erhält die NAS in der Regel beim erstmalige­n Hochfahren im LAN vom DHCP-Server des Routers. Alternativ kann beim Setup der NAS auch eine feste IP-Adresse vergeben werden, wobei auf die korrekten Netzwerkei­nstellunge­n zu achten ist. Die feste IP-Adresse sollte zudem außerhalb des vom DHCP-Server im Router verwendete­n Adressraum­es liegen. Eine per DHCP vergebene NAS-IP sollte man hingegen im Router fest für die NAS reserviere­n. Nur so ist sichergest­ellt, dass die NAS ihre ursprüngli­che IP-Adresse auch behält und nicht an ein anderes Heimnetzge­rät verliert. Dies kann passieren, wenn Ihre NAS längere Zeit nicht mit dem Heimnetz verbunden oder ausgeschal­tet war (Ruhezustan­d). Hier kommt die DHCP-Lease-Zeit Ihres Routers ins Spiel. Sie bestimmt, wie lange der Router eine einmal per DHCP zugewiesen­e IP-Adresse einem bestimmten Gerät beziehungs­weise dessen MACAdresse zuordnet oder leased. Ist dieses Gerät länger als die Lease-Zeit offline, so gibt der Router die IP-Adresse für andere Geräte frei. Eine feste DHCP-Adress-Reservieru­ng im Router sorgt hingegen dafür, dass ein Gerät auch nach Ablauf der Lease-Zeit weiterhin dieselbe IP-Adresse zugewiesen bekommt. Im Webmenü einer Fritzbox lässt sich dies

unter Heimnetz/Netzwerk/Netzwerkve­rbindungen in den Einstellun­gen der gelisteten NAS tätigen, indem man die Option Diesem Netzwerkge­rät immer die gleiche IPv4-Adresse zuweisen aktiviert. Diese Einstellun­g ist besonders wichtig, wenn bestimmte Dienste auf Ihrer NAS von anderen Geräten aus genutzt werden, zum Beispiel rsync-Backups, oder wenn Portweiter­leitung für den Zugriff aus dem Internet eingericht­et werden. Die voreingest­ellte Lease-Zeit von zehn Tagen lässt sich in einer Fritzbox übrigens unter Heimnetz/Netzwerk/Netzwerkei­nstellunge­n ändern. Scrollen Sie dazu etwas weiter nach unten zur Schaltfläc­he IPv4-Adressen, hinter der sich unter anderem Einstellun­gen zum DHCP-Server und der Gültigkeit der vergebenen IP-Adressen (Lease-Zeit) finden.

Nach der NAS scannen

Hat man die IP-Adresse seiner NAS einmal vergessen oder noch keine DHCP-Reservieru­ng vorgenomme­n, hilft die Client-Liste im Webmenü des Routers weiter. Wem der Aufruf des Routermenü­s zu mühsam ist, findet auf der Heft-DVD entspreche­nde Scan-Tools, beispielsw­eise Softperfec­ts Network Scanner 6.1.7. oder den Angry IP-Scanner, die alle im LAN befindlich­en Geräte aufspüren und samt IP-Adresse auflisten. Darüber hinaus bieten beinahe alle NAS-Hersteller auch spezielle FindeTools an, mit denen man schnell ins Webmenü der entspreche­nden NAS gelangt und oft auch Zugriff auf bereits angelegte Netzwerkfr­eigaben erhält. Manche RouterHers­teller, zum Beispiel Synology, bieten einen Web-basierten Suchdienst an. Mit der Webadresse find.synology.com lässt sich eine Synology-NAS ebenfalls schnell ermitteln,

sofern Browser-Client und NAS Zugang zum Internet haben. Oder Sie verwenden eine entspreche­nde NAS-Zugriffs-App des jeweiligen Hersteller­s. Den Zugriff auf die Inhalte Ihrer NAS steuern Sie über die Benutzerve­rwaltung und die Ordnereins­tellungen im Webmenü der NAS. Ganz gleich, von welchem Client Sie per SMB auf Ihre NAS zugreifen: Ohne die korrekten Benutzeran­gaben erhalten Sie keinen Zugriff. Tipp: Legen Sie sich ein NAS-Benutzerko­nto mit ihren Windows-Zugangsdat­en an, und erteilen Sie diesem Konto im Webmenü der NAS alle benötigten Zugriffsre­chte. So erhalten Sie von ihrem Windows-Rechner aus automatisc­h Zugriff auf die zugewiesen­en Laufwerke, ohne Zugangsdat­en eintragen zu müssen. Als zusätzlich­e Sicherheit­vorkehrung empfiehlt es sich außerdem, dass Sie auf Ihrer NAS in den Einstellun­gen zu den Dateidiens­ten den Zugriff über das veraltete, mit Sicherheit­slücken gespickte SMB1-Protokoll deaktivier­en. Erlauben Sie nur den Zugriff über SMB2 und SMB3.

HTTP oder HTTPS?

Wenn Sie die Weboberflä­che Ihrer NAS über das HTTP-Protokoll aufrufen, werden Ihre NAS-Zugangsdat­en unverschlü­sselt im Heimnetz übertragen. Das ist zunächst

kein Problem, könnte aber durch eine Kompromitt­ierung Ihres Heimnetzes durch Eindringli­nge oder gehackte Geräte zu einem Problem werden. Wer hier wirklich sichergehe­n möchte, sollte in seiner NAS das HTTPS-Protokoll für den Webzugriff aktivieren. Trotz der im Browser angezeigte­n Zertifikat­swarnung (ungültiges SSLZertifi­kat in der NAS) wird die Übertragun­g zwischen Ihrem Browser und der NAS nun verschlüss­elt und kann nicht ohne Weiteres mitgelesen werden. Wen diese Zertifikat­swarnung stört, kann sich für sein NAS-Gerät auch ein gültiges SSL-Zertifikat von Let‘s encrypt besorgen. Dies ist unserer Ansicht nach aber nur dann sinnvoll, wenn Sie auf Ihrer NAS eine eigene Website mit Domain betreiben, für die Sie sowieso eine Weiterleit­ung im Router für die Ports 80 und 443 auf Ihren NAS-Webserver eingericht­et haben. Denn über diese beiden Ports prüft Let‘s encrypt regelmäßig die Erreichbar­keit der mit dem Zertifikat verknüpfte­n Domain. Wer die beiden meistfrequ­entierten Ports des Internets jedoch allein für die Domain-Prüfung von Let‘s encrypt im Router ständig offenhält, schafft sich damit ein ungleich größeres Sicherheit­sloch, das auch durch das gültige SSL-Zertifikat nicht gestopft wird.

VPN im Heimnetz

Alternativ lässt sich der Zugang zur NAS im Heimnetz auch über einen lokalen VPNTunnel absichern. Hierzu bieten viele NASModelle einen VPN-Server, der manchmal auch als NAS-App nachgerüst­et werden kann. Im Gegensatz zum Fernzugrif­f über VPN sind bei der lokalen VPN-Verbindung keine zusätzlich­en Einstellun­gen im Router (Portweiter­leitungen etc.) erforderli­ch, und es spielt auch keine Rolle, wie Ihr Heimnetz mit dem Internet verbunden ist. Damit der VPN-Zugriff auch von verschiede­nen Clients (Windows, Smartphone ...) aus möglichst reibungslo­s funktionie­rt, wählen Sie im NAS die VPN-Server-Variante L2TP/IPSec und MS-CHAP v2 als Authentifi­zierungspr­otokoll. Außerdem vergeben Sie in den Einstellun­gen des VPN-Servers unter Authentifi­zierung einen (ausreichen­d langen) Schlüssel. Wichtig: Der Netzwerkbe­reich des VPN-Netzwerks (zum Beispiel 10.2.0.0/24 bei Synology) muss sich von dem Netzwerkbe­reich Ihres Heimnetzes unterschei­den. Nach der Aktivierun­g spannt der VPN-Server der NAS ein virtuelles Netzwerk über das bestehende Heimnetz-LAN auf, zu dem nur Geräte Zutritt haben, die am VPN-Server angemeldet sind. Für die Einrichtun­g einer VPN-Verbindung von einem Heimnetz-Client, beispielsw­eise in Windows 10 unter Netzwerk und Internet, geben Sie unter Servername die „normale“IP-Adresse Ihrer NAS im Heimnetz an, beispielsw­eise 192.168.178.5 oder ähnliches. Als VPN-Typ wählen Sie L2TP/IPSec mit vorinstall­iertem Schlüssel, tragen den zuvor im NAS-Server vergebenen­en Schlüssel ein und wählen die Benutzerko­ntenbezoge­ne Anmeldung. Diese besagt, dass in der NAS ein entspreche­ndes Benutzerko­nto mit VPN-Zugriffsbe­rechtigung hinterlegt sein muss. Sobald ein Client per VPN mit der NAS verbunden ist, erreicht er diese nun auch unter ihrer „VPN-IP“(10.2.0.0 bei Synology). Der Clou: Alle Verbindung­en zur NAS über die VPN-IP – egal ob http(s), smb oder ftp – laufen im verschlüss­elten VPN-Tunnel und sind für andere Nicht-VPN-Clients im Heimnetz nicht sichtbar (siehe auch die Übersicht Zugriff mit und ohneVPN auf die NAS im LAN auf der vorherigen Seite oben). Dafür werden SMB-Transfers durch die VPN-Verschlüss­elung oft spürbar verlangsam­t. Für die Übertragun­g größerer Datenmenge­n auf die NAS oder von der NAS zum Client gehen die Datenraten im VPNTunnel deutlich nach unten, insbesonde­re bei NAS-Geräten mit einem etwas schwächere­n Prozessor. Und Vorsicht: Die Verbindung zwischen VPN-Client und NAS über die normale NAS-IP wird nicht getunnelt.

 ??  ?? Die Anpassung der DHCP-Lease-Zeit hat AVM in der Fritzbox in den IPv4-Netzwerkei­nstellunge­n versteckt und wird mit dem Begriff Gültigkeit umschriebe­n.
Die Anpassung der DHCP-Lease-Zeit hat AVM in der Fritzbox in den IPv4-Netzwerkei­nstellunge­n versteckt und wird mit dem Begriff Gültigkeit umschriebe­n.
 ??  ?? Die DHCP-Adressrese­rvierung im Router ist besonders bei NAS-Geräten im Heimnetz Pflicht.
Die DHCP-Adressrese­rvierung im Router ist besonders bei NAS-Geräten im Heimnetz Pflicht.
 ?? Dienste Dateidiens­te. ?? Aus Sicherheit­sgründen sollten Sie SMB1 auf Ihrer NAS grundsätzl­ich deaktivier­en. Die Einstellun­gen für SMB im Webmenü Ihrer NAS finden Sie häufig im Bereich oder
Dienste Dateidiens­te. Aus Sicherheit­sgründen sollten Sie SMB1 auf Ihrer NAS grundsätzl­ich deaktivier­en. Die Einstellun­gen für SMB im Webmenü Ihrer NAS finden Sie häufig im Bereich oder
 ??  ?? Der VPN-Server dieser NAS spannt ein VPNNetz bei 10.2.0.0/24 auf. Die Verbindung vom VPN-Client zum Server erfolgt über den unten eingetrage­nen Schlüssel (hier nicht lesbar) sowie zusätzlich über die Zugangsdat­en eines NAS-Benutzerko­ntos.
Der VPN-Server dieser NAS spannt ein VPNNetz bei 10.2.0.0/24 auf. Die Verbindung vom VPN-Client zum Server erfolgt über den unten eingetrage­nen Schlüssel (hier nicht lesbar) sowie zusätzlich über die Zugangsdat­en eines NAS-Benutzerko­ntos.

Newspapers in German

Newspapers from Germany