Wie sinnvoll ist ein Pfand auf Smartphones und Tablets?
Frau Dr. Bettina Hoffmann, umweltpolitische Sprecherin der Grünen, und Frau Melissa Kühn, Nachhaltigkeitsreferentin bei Bitkom, erörtern ihren Standpunkt.
Dr.Bettina Hoffmann: Es ist ein umweltpolitisches Armutszeugnis, dass Deutschland selbst die viel zu niedrige EU-Sammelquote von 45 Prozent für Elektroschrott verfehlt. Gerade mal 43 Prozent des Elektroschrotts wurde 2018 in Deutschland gesammelt, über die Hälfte wird immer noch illegal entsorgt, exportiert oder verstaubt in Schränken und Schubladen. Vollkommen unklar ist, wie die Bundesregierung das ehrgeizigere Sammelziel von 65 Prozent erreichen will, das seit 2019 EU-weit gilt.
Pfand auf Smartphones und Tablets
Die Bundesregierung darf die überfällige Reform des Elektrogesetzes nicht weiter auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Sie muss jetzt den Rahmen für eine lückenlose Sammlung von Elektrogeräten schaffen. Hierzu gehört die Einführung eines Pfands auf Tablets und Smartphones sowie die Verp ichtung für alle Elektrohändler, alte Geräte wieder zurückzunehmen. Die Rückgabe von Elektroschrott muss so einfach sein, wie der Kauf eines Elektrogerätes.
Auch im Onlinehandel muss die Rücknahmep icht ohne Ausnahmen vollzogen werden.
Melissa Kühn: Weit mehr als 100 Millionen gebrauchte Handys liegen ungenutzt in deutschen Haushalten. Dafür gibt es mehrere Gründe: Jeder Zweite, der ein ausrangiertes Handy bei sich zuhause aufbewahrt, will ein Ersatzgerät haben.
Privater Gebrauchtmarkt bricht ein
Mehr als jeder Dritte hat Sorge, dass seine Daten gestohlen werden könnten – und jeder Vierte emp ndet die Sicherung der auf dem Gerät be ndlichen Daten als zu kompliziert. Ein Handy-Pfand würde diese Probleme nicht lösen, dafür aber einen erheblichen bürokratischen Aufwand schaffen und hohe Zusatzkosten verursachen: Bei den Herstellern würden innerhalb von vier Jahren drei Milliarden Euro Rückstellungen au aufen. Funktionsfähige Geräte sollten zudem nach Möglichkeit nicht recycelt, sondern wiederverwendet werden – und ein Handypfand würde den privaten Gebrauchtmarkt schwächen. Damit weniger Handys in den Schubladen schlummern, ist also vor allem eine bessere Aufklärung der Verbraucher wichtig: nicht nur über die Entsorgungsmöglichkeiten, sondern vor allem darüber, wie wichtige und sensible Daten gesichert und auf dem Gerät gelöscht werden können.