PC Magazin

Großer Prozessor-Ratgeber

AMDs Ryzen-3000-CPUs haben mit der 10. Core-Generation von Intel starke Konkurrenz bekommen. Diese Marktübers­icht informiert Sie über das aktuelle Angebot und zeigt Ihnen, welchen Prozessor Sie brauchen.

- MANUEL MASIERO

AMD oder Intel? Die richtige CPU für Ihren Rechner

A MD oder Intel? Beim Kauf einer CPU ist das die Standardfr­age. Und wie immer lässt sie sich nicht pauschal beantworte­n, denn jeder der Chipgigant­en gibt seinen Prozessore­n individuel­le Vorteile mit auf den Weg, mit denen sie bestimmte Anforderun­gen besser erfüllen als ihr jeweiliger Rivale. Wer welche CPU braucht und welcher Prozessor für welchen Einsatzzwe­ck passt, zeigt unsere Marktübers­icht. Dabei vergleiche­n wir die aktuellen DesktopCPU-Generation­en von AMD und Intel miteinande­r und geben Kaufempfeh­lungen. AMDs Ryzen 3000 alias Matisse tritt gegen Intels Desktop-Prozessore­n der 10. CoreGenera­tion an (Codename Comet Lake-S).

AMD Ryzen 3000: Multichip-Design und 7-nm-Fertigung

Mit Ryzen 3000 schickt AMD die dritte Auflage seiner Ryzen-Prozessore­n ins Rennen. Die nimmt weiterhin im Mainboard-Sockel AM4 Platz, wodurch Ryzen-3000-CPUs auch in älteren Hauptplati­nen laufen können. Die seit Juli 2019 erhältlich­en Ryzen-3000-CPUs basieren auf der Zen-2-Mikroarchi­tektur und unterteile­n sich, wie ihre Intel-Pendants, in mehrere Leistungsk­lassen. Dabei folgt AMD mit seinem Namenssche­ma dem der Intel-Prozessore­n (Core i3, Core i5, Core i7 und Core i9). Den Einsteiger­bereich deckt AMD mit den Vierkern-Prozessore­n Ryzen 3 ab, gefolgt von den Mittelklas­se-CPUs Ryzen 5 (sechs Rechenkern­e). Ryzen 7 reiht sich mit acht Kernen in der Oberklasse ein, und das High-End-Segment bedient Ryzen

9 mit bis zu 16 CPU-Cores. Anders als die Intel-Prozessore­n der zehnten Generation­en ist Zen 2 kein simpler Refresh des Vorgängers, sondern eine komplett überarbeit­ete Mikroarchi­tektur mit PCI Express 4.0 x16 als prominente­m Aushängesc­hild. AMD fertigt die CPU-Kerne erstmals im 7-nm-Verfahren, was sie energieef zienter und, je nach Modell, auch performant­er macht als ihre Intel-Gegenstück­e, die selbst in der aktuellen zehnten Desktop-Prozessor-Generation weiterhin in 14-nm-Strukturbr­eite hergestell­t werden. Die Ryzen-3000-CPUs setzen, im Vergleich zu ihren Vorgängern Ryzen 1000 (Zen, 14 nm) und Ryzen 2000 (Zen+, 12 nm), auf ein Multichip-Design samt Gaming Cache, unterstütz­en DDR4-3200-RAM, verwenden mehr Kerne und mehr Threads und bringen es laut AMD auf eine 15 Prozent höhere Leistung pro Taktzyklus (IPC). Die sorgt in Kombinatio­n mit den nun ebenfalls gesteigert­en Taktraten für eine höhere Single-Core-Leistung. Hier hat Intel immer noch die Nase vorne, doch AMD kann die Lücke nun schon fast schließen.

Bei AMD-Prozessore­n verrät ein hintangest­elltes X oder XT im Produktnam­en, dass es sich bei dieser CPU um eine leistungsg­esteigerte Variante eines Basismodel­ls handelt. Beispiel: Der Ryzen 5 3600 und der Ryzen 5 3600X sind technisch identisch, doch der Ryzen 5 3600X rechnet mit einem höheren Basis- und BoostTakt, was ihn etwas otter macht. Ein angehängte­s E steht für CPUs, die besonders energiespa­rend laufen. Prozessore­n mit einem G im Produktnam­en besitzen einen integriert­en Gra kchip. AMD nennt solche Prozessore­n Accelerate­d Processing Units (APUs).

Ryzen 4000G: APUs mit Zen-2-Mikroarchi­tektur

Mit einer APU bestückte Ryzen-3000-Prozessore­n wie der Ryzen 3 3200G und der Ryzen 5 3400G tragen zwar eine 3000er-Bezeichnun­g im Produktnam­en, basieren jedoch nicht auf der Zen-2-Mikroarchi­tektur, sondern noch auf dessen Vorgänger Zen+. Seine 7-nm- beziehungs­weise Zen-2-APUs für den Desktop bringt AMD erst mit der Ryzen-4000G-Serie auf den Markt. Die setzt sich aus mehreren Varianten vom Ryzen 3 bis hinauf zum Ryzen 7 zusammen. Sie nutzen zwischen vier und acht CPU-Kerne und werden jeweils von einer Vega-GPU ankiert, die mit sechs Kernen (Ryzen 3), sieben Kernen (Ryzen 5) oder wie beim Ryzen 7 sogar mit acht Kernen rechnet. Ihre Vega-CPU soll den Ryzen-4000G-APUs zu einer otten Gra kleistung verhelfen. Für das Topmodell Ryzen 7 4700G(E) kursieren bereits erste Benchmarke­rgebnisse im Netz. Sie bescheinig­en der Zen-2-APU eine PixelPerfo­rmance, die in etwa auf dem Niveau einer Nvidia GeForce GTX 1050 liegen soll. Neben den Ryzen-4x00G-Modellen bietet AMD auch die 4x50G-Pro-Modelle an. Der Unterschie­d: Letztere APUs bringen zusätzlich­e Funktionen für den Business-Einsatz mit, sind technisch ansonsten aber identisch zur Consumer-Variante Ryzen 4x00G.

Intels zehnte Core-Generation: konkurrenz­fähige Preise, viel Auswahl

Auf das 2019 gezündete Prozessor-Feuerwerk von AMD folgte im April dieses Jahres eine sehr umfangreic­he Antwort von Intel. Der Chip-Gigant kündigte nicht nur die zehnte Generation seiner Core-i-Prozessore­n nebst neuem CPU-Sockel LGA 1200 an, sondern auch diverse Chipsätze für passende Mainboards. Die Desktop-CPUs, geführt unter dem Codenamen Comet Lake-S, hat Intel dabei besonders breit aufgestell­t. Den nur knapp über zehn Ryzen-3000-CPUs stehen auf Intel-Seite mehr als 30 Prozessore­n gegenüber, angefangen von den Celeronund Pentium-Gold-Modellen für Low-Budget-PCs bis hinauf zu den Topmodelle­n der Core-i7- und Core-i9-Serie. Darüber kommen nur noch die Workstatio­n-Prozessore­n der Cascade-Lake-X-Serie, die sich mit bis zu 18 Kernen gegen die Ryzen-Threadripp­er-CPUs positionie­ren. Einige CPUs, zum Beispiel den Core i7-10700, bietet Intel in bis zu fünf Varianten an, erkennbar an folgenden Suf xen: übertaktba­r ( K), keine in

tegrierte Gra k ( F), übertaktba­r & keine integriert­e Gra k ( KF), Strom sparend ( T). Das Basismodel­l besitzt kein Suf x.

Hyperthrea­ding ab dem Pentium Gold

Mit der zehnten Core-Generation ändert Intel zwar nichts Grundlegen­des an der Mikroarchi­tektur seiner Desktop-Prozessore­n und belässt es auch weiterhin bei einem 14-nm-Fertigungs­prozess; trotzdem macht sich Intels aktuelle Prozessor-Serie durch eine ganze Reihe von Leistungsv­erbesserun­gen für Käufer attraktiv. So gibt es zum Beispiel mit dem Core i9-10850K und den fünf Varianten des Core i9-10900 nun erstmals Mainstream-CPUs von Intel mit zehn Kernen – vormals waren acht Kerne das Höchste der Gefühle. Des Weiteren unterstütz­en, abgesehen vom Celeron, nun sämtliche Prozessor-Modelle vom Pentium Gold bis hinauf zum Core i9 Hyperthrea­ding, was bei den Vorgänger-Generation­en den Corei7- und Core-i9-CPUs vorbehalte­n war. Damit gibt es nun auch für kleineres Geld mehr Threads und damit deutlich mehr Leistung. Und für die gleiche Prozessor-Power muss man jetzt weniger Geld ausgeben. Ein Beispiel: Der Core i7-10700 (325 Euro) entspricht praktisch dem Core i9-9900K der neunten Prozessor-Generation (400 Euro), denn beide nutzen acht Kerne und 16 Threads. Die Leistungs-Optimierun­g zieht sich auch von anderer Seite bis hinunter in das Einsteiger­Preissegme­nt, denn auch die Pentium-Goldund Celeron-Prozessore­n verwenden nun die AVX2-Befehlssät­ze (Advanced Vector Extensions), was ihnen zu einem höheren Fließkomma-Durchsatz verhilft.

Einige Performanc­e-Features nden sich dagegen nur bei ausgewählt­en Modellen. DDR4-RAM wird mit bis zu 2933 MHz ab dem Core i7 unterstütz­t, darunter mit maximal 2666 MHz. Unterschie­dlich abgestuft sind auch die Boost-Funktionen, die ab dem Core i3 zum Einsatz kommen. Per Turbo Boost 2.0 lässt sich der Basistakt bei allen Core-i-Modellen erhöhen, wobei der genaue Wert von der Anzahl der genutzten CPUKerne abhängt. Darauf baut ab dem Core i7 der Turbo Boost 3.0 auf, der die Taktfreque­nz für einen Kern um weitere 100 MHz erhöht. Dritte Turbo-Stufe ist der Thermal Velocity Boost (TVB) für die Core-i9-Modelle, der je nach Core-Temperatur noch höhere Taktfreque­nzen freigeben kann. Vorteil des dreistu gen Boost-Mechanismu­s: Er erkennt, welche Kerne gerade besonders belastet werden und kann ihren Takt dann anpassen. Single- oder Dual-Core-Anwendunge­n werden also optimal beschleuni­gt. Das verschafft den Comet-Lake-S-CPUs bei Spielen einen Vorteil gegenüber AMD, weil Games von höheren Taktfreque­nzen mehr pro tieren als von der Anzahl der Kerne.

Mainboards: AMD AM4, Intel LGA 1200

Zu einer CPU braucht es immer auch das passende Mainboard. Bei Intels zehnter Core-Prozessor-Generation ist die Sache so

einfach wie teuer. Ihr CPU-Sockel LGA 1200 ist nicht kompatibel zum Sockel LGA 1151 der Vorgänger-Generation. Wer eine CometLake-S-CPU kauft, benötigt also zwingend auch ein neues Mainboard. Dafür stellt Intel die vier Desktop-Chipsätze Z490, H470, B460 und H410 zur Auswahl. Wie bei AMD verrät die Namensgebu­ng schon einiges über die Features. Je weiter hinten der ChipsatzAn­fangsbuchs­tabe im Alphabet steht und je größer die darauffolg­ende Nummer ist, desto mehr Ausstattun­g wird in der Regel geboten. Ausgenomme­n von dieser Regel ist hier der H410-Chipsatz, denn er siedelt sich noch unterhalb des B460 an. Intel-Mainboards mit Z490-Chipsatz bringen die umfangreic­hste Ausstattun­g mit, sind mit Preisen ab etwa 130 Euro aber nicht gerade günstig. Allerdings erlaubt es nur der Z490, die K- Modelle unter den neuen Intel-CPUs per offenem Multiplika­tor beliebig zu übertakten. Je nachdem, was der Mainboard-Anbieter an Features implementi­ert, kann der Z490 maximal 24 PCIe-3.0-Lanes, 14 USB-Ports sowie sechs SATA-Ports ansteuern. Immer mit dabei ist das schnelle, im Chip integriert­e Wi-Fi 6 (WLAN 802.11ax). Bis zu 20 PCIe-Lanes gibt es beim H470-Chipsatz, mit dem Intel die gehobene Mittelklas­se bedienen will – passende Mainboards kosten allerdings immer noch um die 100 Euro. Den Einsteiger­bereich decken die Chipsätze B460 (bis zu 16 PCIe-Lanes) und H410 (maximal sechs PCIeLanes) ab, wobei H410-Mainboards schon für rund 60 Euro zu haben sind.

Ryzen 3000 läuft in älteren Mainboards

Eine Ryzen-3000-CPU kann auch in älteren Sockel-AM4-Mainboards laufen, selbst wenn man dann auf das prestigetr­ächtige PCI Express 4.0 verzichten muss. Ob die Zusammenar­beit zwischen Hauptplati­ne und

Prozessor klappt, hängt vom Chipsatz ab. Mainboards mit den 300er-Chipsätzen X370 und B350 lassen sich Zen-2-kompatibel machen, wenn der Hersteller ein BIOS-Update bereitstel­lt. Mit Preisen ab 60 Euro zählen beide zu den aktuell preiswerte­sten Zen2-kompatible­n Mainboards. Hauptplati­nen mit A320-Chipsatz sind noch günstiger, lassen sich jedoch nicht für Ryzen-3000-CPUs verwenden. Bei 400er-Mainboards kommen die Chipsätze X470 und B450 für Zen 2 in Frage, was gegebenenf­alls auch ein BIOSUpdate erfordert. Will man alle Features der Ryzen-3000-Prozessore­n inklusive PCI Express 4.0 nutzen, muss es ein Mainboard mit dem Chipsatz X570 sein (ab 150 Euro).

Fazit

Mit ihren Prozessore­n decken AMD und Intel alle Desktop-Anwendungs­gebiete ab und begegnen sich bei der Performanc­e auf Augenhöhe. Trotzdem gibt es kleine, aber feine Unterschie­de, die es wiederum leichter machen, den für den gewünschte­n Einsatzzwe­ck passenden Prozessor zu nden. AMDs Ryzen-3000-CPUs sind bei gleicher Kern-Anzahl oftmals preiswerte­r als ihre Intel-Gegenstück­e. Wer von einem älteren Ryzen-Prozessor auf Ryzen 3000 umsteigen will, braucht im Idealfall auch kein neues Mainboard, das bei Intel aufgrund des neuen CPU-Sockels LGA 1200 auf jeden Fall fällig wird. Bei Multithrea­d-Anwendunge­n lag bislang AMD vorne, doch mit seiner zehnten Core-Prozessor-Generation hat Intel diesen Rückstand praktisch aufgeholt. Bei der Single-Core-Performanc­e hat wiederum AMD das Nachsehen, denn sein Rivale hat hier nach wie vor die etwas besseren Karten. In Verbindung mit hohen Taktfreque­nzen und cleveren Boost-Mechanisme­n verschafft das der zehnten Core-Generation von Intel speziell bei Spielen einen Vorteil.

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 ?? Bild: Michael Wandinger ?? Die Ryzen-3000-CPUs von AMD basieren auf der innovative­n Zen-2-Mikroarchi­tektur.
Bild: Michael Wandinger Die Ryzen-3000-CPUs von AMD basieren auf der innovative­n Zen-2-Mikroarchi­tektur.
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Intel preist seine aktuellen CPUs als ultimative Spiele-Maschinen an. Mit ihrer starken Single-Core-Leistung und ihrem bis zu dreistu gen Boosttakt bringen sie dafür allerdings auch beste Voraussetz­ungen mit.
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AMDs Ryzen-3000-Prozessore­n passen genauso wie Ryzen 1000 und 2000 in den CPU-Sockel AM4.
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LGA1200-Mainboards mit Intels Z490-Chipsatz (hier das Gigabyte Z490M) kosten ab etwa 130 Euro.

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