Smartphone und Digicam als Webcam nutzen
Der Digitalverband Bitcom hat errechnet, dass aktuell 199,3 Millionen alte Smartphones und Handys in deutschen Schubladen schlummern. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man sie gut als Webcam nutzen.
Diese Apps und Tricks machen es möglich
W arum für viel Geld eine neue Webcam kaufen, wenn das Smartphone oder die Digicam den Job genauso gut erledigt? Wir zeigen Ihnen die dafür notwendigen Apps und Software-Tools, außerdem geben wir Ihnen Tipps für die Einrichtung und Aufstellung.
TIPP 1: Altes Smartphone genügt für den Webcam-Einsatz
Rund 200 Millionen alte Handys liegen hierzulande in den Schubladen. Die Chancen stehen gut, dass das eine oder andere davon ein großes Comeback erlebt, nämlich als Webcam. Alles, was Sie dazu benötigen, ist die passende App fürs Smartphone und Windows 10. Statt eines Smartphones können Sie natürlich auch ein Tablet verwenden. Hauptsache, es läuft Android oder iOS/ iPadOS darauf. Haben Sie gerade kein altes Handy oder Tablet zur Hand, greifen Sie alternativ zur Digitalkamera, DSLR oder Systemkamera. Damit schonen Sie nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch Ihren Geldbeutel.
TIPP 2: Android-Handy als Webcam einsetzen
Im Google Play Store nden Sie eine Reihe von Apps, die aus Ihrem Android-Handy eine Webcam machen. Wir empfehlen Ihnen DroidCam ( https://tinyurl.com/y6k8r298).
Weil die App lediglich das uralte Android 5.0 voraussetzt, läuft sie auf so ziemlich jedem Handy. Außerdem überträgt sie das Bild auch noch, wenn sie im Hintergrund läuft. Sie können Ihr Handy also während der Videokonferenz nutzen.
Die App laden Sie auf Ihr Handy, zusätzlich installieren Sie auf Ihrem PC die zugehörige DroidCam-Client-Software (auf Heft-DVD). Starten Sie anschließend beide Programme. Auf dem Handy überspringen Sie den Einführungsdialog. Dann tragen Sie die IPAdresse Ihres Handys in das Feld Device IP der Windows-Software ein. Klicken Sie unter Windows noch links oben im ConnectFenster auf das WLAN- Symbol, und setzen
Sie ein Häkchen bei Audio, wenn Sie auch den Ton übertragen möchten. Klicken Sie nun auf Start.
Wenn alles geklappt hat, sehen Sie kurz danach das Bild der Handy-Kamera auf Ihrem PC. Falls Ihre Videokonferenz-Software bereits läuft, starten Sie sie neu. Dann wechseln Sie in die Einstellungen und wählen die DroidCam und das DroidMikrofon aus. Beachten Sie, dass Apps aus dem Microsoft Store die DroidCam nicht entdecken. Nutzen Sie beispielsweise Skype aus dem App-Store von Windows, dann deinstallieren Sie diese Version und installieren stattdessen die Desktop-Software von Skype von der Heft-DVD.
Hinweis: Die kostenlose Version von DroidCam ist werbe nanziert, und die Au ösung des Kamerabildes ist beschränkt. Für einen Test bzw. gelegentliche Videokonferenzen reicht das völlig aus. Mit dem Wechsel auf die Pro-Version für knapp fünf Euro schalten Sie HD (720p) frei und kommen auch in den Genuss zusätzlicher Einstellmöglichkeiten im DroidCam-Client. Zum Beispiel können Sie das Bild dann drehen, spiegeln und vergrößern.
TIPP 3: Canon-Digitalkameras als Webcam einsetzen
Lichtstarke Objektive, großer Sensor – qualitativ schlägt Ihre DSLR oder spiegellose Systemkamera jede Webcam und jedes Smartphone. Canon hat dafür für seine Kameras eine neue Software veröffentlicht, um diese direkt via USB-Kabel als Webcam zu nutzen. Der Vorteil der Canon-Lösung: Diese Zweit-Nutzung ist nicht nur kostenlos; zudem können Sie Objektive und Kameraeinstellungen einsetzen, um etwa gezielte Unschärfeeffekte zu erzielen. Einziger Haken: Für Audio benötigen Sie weiter ein Mikrofon, da es nicht von der Kamera übertragen wird. Das Tool von Canon, das Sie auch auf der Heft-DVD nden, heißt EOS Webcam Utility. Unterstützt werden zahlreiche EOS-DSLRs und drei EOS-M-Systemkameras sowie drei Powershot-Kompaktkameras (https://1.shortstack.com/VChq6Z). Wer eine kompatible Canon-Kamera hat, kann diese so schnell und einfach als Webcam einbinden. Installieren Sie die Software, anschließend sollten Sie Ihren PC neu starten. Schalten Sie nun Ihre kompatible Canon-Kamera ein, und wechseln Sie auf den Movie/Filmen- Modus. Verbinden Sie die Kamera und Ihren PC via USB-Kabel. Wichtig: Das USB-Kabel muss Datenübertragung unterstützen und nicht nur zum Laden von mobilen Geräten geeignet sein. Nun sollten Sie in den Audio/Video- Einstellungen von Skype, Microsoft Teams, Zoom und Co. EOS Webcam Utility Beta als Webcam auswählen können.
TIPP 5: Fuji lm-Kamera als Webcam
Viele Fuji lm-Systemkameras können Sie auch als Webcam nutzen. Möglich macht dies das neue Gratis-Tool Fuji lm X Webcam. Voraussetzung für den Einsatz der Webcam-Software ist ein Rechner mit Windows-10-Betriebssystem (64 Bit). Fuji lm X Webcam funktioniert aktuell nur mit ausgewählten Kameras von Fuji lm. Welche das sind, entnehmen Sie der Liste unter https://tinyurl.com/y5v79epl. Die Anwendung
ist denkbar einfach: Installieren Sie zum Start Fuji lm X Webcam von der Heft-DVD. Anschließend folgen Sie den Anweisungen des Einrichtungsassistenten und starten nach Abschluss der Installation den Rechner neu. Nach dem Neustart verbinden Sie die Fuji lm-Kamera via USB-Kabel mit Ihrem Rechner. Fuji lm emp ehlt, davor X Acquire, CaptureOne, das Lightroom-Plugin, HS-V5 und X RAW Studio zu schließen. Anschließend sollten Sie in den Audio/ Video- Einstellungen von Skype, Microsoft Teams, Zoom und Co. die FUJIFILM X Webcam als Webcam auswählen können. Fuji lm weist darauf hin, dass einige Einstellungen an der Kamera nicht möglich sind, solange die Digitalkamera mit dem PC verbunden ist. Weitere Tipps gibt´s unter http://fuji lm-dsc.com/en/manual/webcam/.
TIPP6: Panasonic-Digitalkamera als Webcam verwenden
Auch Panasonic bietet eine kostenlose Software an, mit der Sie viele Lumix-Kameras als Webcam nutzen können. Unterstützt werden auch hier nur ausgewählte Kameras der Lumix-G- und Lumix-S-Serie, siehe https://tinyurl.com/y26bxso9. Weiterhin nennt Panasonic für die Software einige Mindestanforderungen, von denen lediglich ein USB-3.0/3.1-Anschluss manche Nutzer älterer PCs vor Probleme stellen könnte. Um das Webcam-Tool von Panasonic zu nutzen, laden Sie die aktuelle Version von Lumix Tether for Streaming (Beta) über den oben genannten Link herunter. Anschließend führen Sie die Installationsdatei aus und folgen den Anweisungen des Assistenten. Öffnen Sie nun Lumix Tether for Streaming, und schließen Sie Ihre kompatible LumixKamera mit einem USB-3.0/3.1-Kabel an. Auf Ihrer Kamera wird nun eine Anzeige eingeblendet, welcher USB-Modus genutzt werden soll. Wählen Sie hier die Option PC(Tether). Am PC wird Lumix Tether for Streaming Ihnen die wichtigsten Einstellmöglichkeiten der Kamera anzeigen. Über einen Klick auf Live View starten Sie die Kameraübertragung und prüfen, ob die gewählten Einstellungen für Sie passen. Zusätzlich benötigen Sie eine virtuelle Kamera-Software. Hier ist die Software OBS ( https://obsproject.com/de) eine gute Wahl. Mit der kostenlosen Open-Source-Software und dem Gratis-Plug-in OBS Virtualcam können Sie anschließend das Live-ViewBild der Lumix-Kamera vom Desktop ab lmen und als virtuelle Webcam ausgeben. Diese können Sie dann wiederum in Skype, Zoom und Co. auch für Videokonferenzen auswählen. Hinweis: Durch Lumix Tether for Streaming wird kein Audio-Signal übertragen. Ein Mikrofon oder ein Headset sind also erforderlich. Zusätzlich kann es durch den Umweg über das Live-View-Fenster zu merklichen Verzögerungen zwischen Bild und Ton kommen. Hier hilft es, in der Software OBS das Audio- und Video-Signal zu synchronisieren, indem die Audio-Spur künstlich verzögert wird.
TIPP8: Stative und mehr für Smartphones verwenden
Ob Sie nun auf das Smartphone oder eine Digitalkamera setzen: In beiden Fällen benötigen Sie wahrscheinlich ein Stativ, das die Kamera oder das Smartphone auf die richtige Höhe bringt und fest xiert. Nach unserer Erfahrung positionieren Sie die Kamera am besten unmittelbar oberhalb des Displays. Dann können Sie auf Ihren Bildschirm schauen und blicken gleichzeitig in Richtung Ihrer Gesprächspartner, und nicht an diesen vorbei. Für Digitalkameras ist das Angebot riesig, aber passende Smartphone-Stative sind etwas schwerer zu nden. Eine günstige Möglichkeit ist das Handy-Stativ PX-2592 von Pearl (zirka neun Euro), dessen Beine sich exibel einstellen lassen. Für große, schwere Smartphones wie das iPhone 11 Pro Max emp ehlt sich etwa der Lamicall-Handy-Halter. Er kostet rund 20 Euro und lässt sich per Tischklemme befestigen. Sein Schwanenhals bringt das Handy in eine Höhe von bis zu 85 Zentimetern.