PC Magazin

Smartphone und Digicam als Webcam nutzen

Der Digitalver­band Bitcom hat errechnet, dass aktuell 199,3 Millionen alte Smartphone­s und Handys in deutschen Schubladen schlummern. Unter bestimmten Voraussetz­ungen kann man sie gut als Webcam nutzen.

- TIM KAUFMANN UND MANUEL MEDICUS

Diese Apps und Tricks machen es möglich

W arum für viel Geld eine neue Webcam kaufen, wenn das Smartphone oder die Digicam den Job genauso gut erledigt? Wir zeigen Ihnen die dafür notwendige­n Apps und Software-Tools, außerdem geben wir Ihnen Tipps für die Einrichtun­g und Aufstellun­g.

TIPP 1: Altes Smartphone genügt für den Webcam-Einsatz

Rund 200 Millionen alte Handys liegen hierzuland­e in den Schubladen. Die Chancen stehen gut, dass das eine oder andere davon ein großes Comeback erlebt, nämlich als Webcam. Alles, was Sie dazu benötigen, ist die passende App fürs Smartphone und Windows 10. Statt eines Smartphone­s können Sie natürlich auch ein Tablet verwenden. Hauptsache, es läuft Android oder iOS/ iPadOS darauf. Haben Sie gerade kein altes Handy oder Tablet zur Hand, greifen Sie alternativ zur Digitalkam­era, DSLR oder Systemkame­ra. Damit schonen Sie nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch Ihren Geldbeutel.

TIPP 2: Android-Handy als Webcam einsetzen

Im Google Play Store nden Sie eine Reihe von Apps, die aus Ihrem Android-Handy eine Webcam machen. Wir empfehlen Ihnen DroidCam ( https://tinyurl.com/y6k8r298).

Weil die App lediglich das uralte Android 5.0 voraussetz­t, läuft sie auf so ziemlich jedem Handy. Außerdem überträgt sie das Bild auch noch, wenn sie im Hintergrun­d läuft. Sie können Ihr Handy also während der Videokonfe­renz nutzen.

Die App laden Sie auf Ihr Handy, zusätzlich installier­en Sie auf Ihrem PC die zugehörige DroidCam-Client-Software (auf Heft-DVD). Starten Sie anschließe­nd beide Programme. Auf dem Handy überspring­en Sie den Einführung­sdialog. Dann tragen Sie die IPAdresse Ihres Handys in das Feld Device IP der Windows-Software ein. Klicken Sie unter Windows noch links oben im ConnectFen­ster auf das WLAN- Symbol, und setzen

Sie ein Häkchen bei Audio, wenn Sie auch den Ton übertragen möchten. Klicken Sie nun auf Start.

Wenn alles geklappt hat, sehen Sie kurz danach das Bild der Handy-Kamera auf Ihrem PC. Falls Ihre Videokonfe­renz-Software bereits läuft, starten Sie sie neu. Dann wechseln Sie in die Einstellun­gen und wählen die DroidCam und das DroidMikro­fon aus. Beachten Sie, dass Apps aus dem Microsoft Store die DroidCam nicht entdecken. Nutzen Sie beispielsw­eise Skype aus dem App-Store von Windows, dann deinstalli­eren Sie diese Version und installier­en stattdesse­n die Desktop-Software von Skype von der Heft-DVD.

Hinweis: Die kostenlose Version von DroidCam ist werbe nanziert, und die Au ösung des Kamerabild­es ist beschränkt. Für einen Test bzw. gelegentli­che Videokonfe­renzen reicht das völlig aus. Mit dem Wechsel auf die Pro-Version für knapp fünf Euro schalten Sie HD (720p) frei und kommen auch in den Genuss zusätzlich­er Einstellmö­glichkeite­n im DroidCam-Client. Zum Beispiel können Sie das Bild dann drehen, spiegeln und vergrößern.

TIPP 3: Canon-Digitalkam­eras als Webcam einsetzen

Lichtstark­e Objektive, großer Sensor – qualitativ schlägt Ihre DSLR oder spiegellos­e Systemkame­ra jede Webcam und jedes Smartphone. Canon hat dafür für seine Kameras eine neue Software veröffentl­icht, um diese direkt via USB-Kabel als Webcam zu nutzen. Der Vorteil der Canon-Lösung: Diese Zweit-Nutzung ist nicht nur kostenlos; zudem können Sie Objektive und Kameraeins­tellungen einsetzen, um etwa gezielte Unschärfee­ffekte zu erzielen. Einziger Haken: Für Audio benötigen Sie weiter ein Mikrofon, da es nicht von der Kamera übertragen wird. Das Tool von Canon, das Sie auch auf der Heft-DVD nden, heißt EOS Webcam Utility. Unterstütz­t werden zahlreiche EOS-DSLRs und drei EOS-M-Systemkame­ras sowie drei Powershot-Kompaktkam­eras (https://1.shortstack.com/VChq6Z). Wer eine kompatible Canon-Kamera hat, kann diese so schnell und einfach als Webcam einbinden. Installier­en Sie die Software, anschließe­nd sollten Sie Ihren PC neu starten. Schalten Sie nun Ihre kompatible Canon-Kamera ein, und wechseln Sie auf den Movie/Filmen- Modus. Verbinden Sie die Kamera und Ihren PC via USB-Kabel. Wichtig: Das USB-Kabel muss Datenübert­ragung unterstütz­en und nicht nur zum Laden von mobilen Geräten geeignet sein. Nun sollten Sie in den Audio/Video- Einstellun­gen von Skype, Microsoft Teams, Zoom und Co. EOS Webcam Utility Beta als Webcam auswählen können.

TIPP 5: Fuji lm-Kamera als Webcam

Viele Fuji lm-Systemkame­ras können Sie auch als Webcam nutzen. Möglich macht dies das neue Gratis-Tool Fuji lm X Webcam. Voraussetz­ung für den Einsatz der Webcam-Software ist ein Rechner mit Windows-10-Betriebssy­stem (64 Bit). Fuji lm X Webcam funktionie­rt aktuell nur mit ausgewählt­en Kameras von Fuji lm. Welche das sind, entnehmen Sie der Liste unter https://tinyurl.com/y5v79epl. Die Anwendung

ist denkbar einfach: Installier­en Sie zum Start Fuji lm X Webcam von der Heft-DVD. Anschließe­nd folgen Sie den Anweisunge­n des Einrichtun­gsassisten­ten und starten nach Abschluss der Installati­on den Rechner neu. Nach dem Neustart verbinden Sie die Fuji lm-Kamera via USB-Kabel mit Ihrem Rechner. Fuji lm emp ehlt, davor X Acquire, CaptureOne, das Lightroom-Plugin, HS-V5 und X RAW Studio zu schließen. Anschließe­nd sollten Sie in den Audio/ Video- Einstellun­gen von Skype, Microsoft Teams, Zoom und Co. die FUJIFILM X Webcam als Webcam auswählen können. Fuji lm weist darauf hin, dass einige Einstellun­gen an der Kamera nicht möglich sind, solange die Digitalkam­era mit dem PC verbunden ist. Weitere Tipps gibt´s unter http://fuji lm-dsc.com/en/manual/webcam/.

TIPP6: Panasonic-Digitalkam­era als Webcam verwenden

Auch Panasonic bietet eine kostenlose Software an, mit der Sie viele Lumix-Kameras als Webcam nutzen können. Unterstütz­t werden auch hier nur ausgewählt­e Kameras der Lumix-G- und Lumix-S-Serie, siehe https://tinyurl.com/y26bxso9. Weiterhin nennt Panasonic für die Software einige Mindestanf­orderungen, von denen lediglich ein USB-3.0/3.1-Anschluss manche Nutzer älterer PCs vor Probleme stellen könnte. Um das Webcam-Tool von Panasonic zu nutzen, laden Sie die aktuelle Version von Lumix Tether for Streaming (Beta) über den oben genannten Link herunter. Anschließe­nd führen Sie die Installati­onsdatei aus und folgen den Anweisunge­n des Assistente­n. Öffnen Sie nun Lumix Tether for Streaming, und schließen Sie Ihre kompatible LumixKamer­a mit einem USB-3.0/3.1-Kabel an. Auf Ihrer Kamera wird nun eine Anzeige eingeblend­et, welcher USB-Modus genutzt werden soll. Wählen Sie hier die Option PC(Tether). Am PC wird Lumix Tether for Streaming Ihnen die wichtigste­n Einstellmö­glichkeite­n der Kamera anzeigen. Über einen Klick auf Live View starten Sie die Kameraüber­tragung und prüfen, ob die gewählten Einstellun­gen für Sie passen. Zusätzlich benötigen Sie eine virtuelle Kamera-Software. Hier ist die Software OBS ( https://obsproject.com/de) eine gute Wahl. Mit der kostenlose­n Open-Source-Software und dem Gratis-Plug-in OBS Virtualcam können Sie anschließe­nd das Live-ViewBild der Lumix-Kamera vom Desktop ab lmen und als virtuelle Webcam ausgeben. Diese können Sie dann wiederum in Skype, Zoom und Co. auch für Videokonfe­renzen auswählen. Hinweis: Durch Lumix Tether for Streaming wird kein Audio-Signal übertragen. Ein Mikrofon oder ein Headset sind also erforderli­ch. Zusätzlich kann es durch den Umweg über das Live-View-Fenster zu merklichen Verzögerun­gen zwischen Bild und Ton kommen. Hier hilft es, in der Software OBS das Audio- und Video-Signal zu synchronis­ieren, indem die Audio-Spur künstlich verzögert wird.

TIPP8: Stative und mehr für Smartphone­s verwenden

Ob Sie nun auf das Smartphone oder eine Digitalkam­era setzen: In beiden Fällen benötigen Sie wahrschein­lich ein Stativ, das die Kamera oder das Smartphone auf die richtige Höhe bringt und fest xiert. Nach unserer Erfahrung positionie­ren Sie die Kamera am besten unmittelba­r oberhalb des Displays. Dann können Sie auf Ihren Bildschirm schauen und blicken gleichzeit­ig in Richtung Ihrer Gesprächsp­artner, und nicht an diesen vorbei. Für Digitalkam­eras ist das Angebot riesig, aber passende Smartphone-Stative sind etwas schwerer zu nden. Eine günstige Möglichkei­t ist das Handy-Stativ PX-2592 von Pearl (zirka neun Euro), dessen Beine sich exibel einstellen lassen. Für große, schwere Smartphone­s wie das iPhone 11 Pro Max emp ehlt sich etwa der Lamicall-Handy-Halter. Er kostet rund 20 Euro und lässt sich per Tischklemm­e befestigen. Sein Schwanenha­ls bringt das Handy in eine Höhe von bis zu 85 Zentimeter­n.

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Tipp 2: Die zur App passende DroidCam-Client- Software für Windows nden Sie auf der Heft-DVD.
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Tipp 1: Mit der Android App DroidCam verwandeln Sie Ihr Smartphone in eine vollwertig­e Webcam.
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Tipp 8: Die Beine des Handy-Stativs PX-2592 von Pearl lassen sich exibel einstellen.
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Tipp 5: Mit der Tether-Software von Panasonic lässt sich auch die LUMIX DC-G110 als Webcam einsetzen.

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