Gigabit-Internet
Gigabit-Internet ist keine Zukunftsvision mehr, sondern für rund die Hälfte der deutschen Haushalte bereits heute auf Wunsch verfügbar. Was bringen solche Anschlüsse, und was müssen Interessenten beachten?
Was bringen solche Anschlüsse, und was müssen Interessenten beachten?
G eht es um den Breitbandausbau in Deutschland, ist als Vision gern von der Gigabit-Gesellschaft die Rede: Die Anbindung ans Internet soll mit vergleichbar hohen Geschwindigkeiten erfolgen, wie sie heute im lokalen Netz zuhause üblich sind. Für gar nicht mal so wenige Internet-Kunden kann diese Vision schon heute Realität werden. Vor allem Vodafone gibt bei seinem Gigabit-Angebot mächtig Gas und vermeldete vor kurzem, mittlerweile 21 Millionen Haushalte an sein Glasfaser-Kabelnetz anschließen zu können. Nach dem Aufkauf von Unitymedia steht dieses Angebot bundesweit zur Verfügung. Allerdings meinen die Düsseldorfer, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Glasfaser-Kabel traditionelle Kabelanschlüsse, die von einem Glasfaser-Backbone gespeist werden. Einen ähnlichen Weg geht auch der Anbieter PŸUR (Tele Columbus), dessen Kabelnetz aktuell allerdings nur in Berlin und Umland Gigabit-Speed erreicht. Technologisch noch weiter vorn sind „echte“Glasfaseranschlüsse (FTTH – Fibre to the Home – oder FTTB – Fibre to the Building, sprich: in den Keller). Mit denen kann die Deutsche Telekom zumindest rund 700.000 Haushalte im Bundesgebiet versorgen, der Anbieter Deutsche Glasfaser rund 500.000. 1&1 erreicht über das Glasfasernetz seiner Geschäftskunden-Tochter Versatel derzeit 29 Standorte und vermarktet Fibre-Anschlüsse dort auch an Privatkunden. Und die Anbieter M-net und EWE können Glasfaser-Leitungen zumindest in vereinzelten regionalen Ausbaugebieten bereitstellen. Interessenten sollten ihre Adresse über die Verfügbarkeitschecks der einzelnen Anbieter prüfen (siehe Tabelle auf Seite 75). Positive Bescheide sind aber praktisch nur an städtischen Standorten zu erhoffen.
Was Gigabit-Internet leisten kann – und was nicht
Bei aller technischen Faszination sollten sich Interessenten allerdings auch überlegen, wofür sie Gigabit-Internet heute überhaupt brauchen. Denn die Highspeed-Anschlüsse bringen einige Konsequenzen mit sich. So sollte man sich von 1 GBit/s DownlinkSpeed nicht erhoffen, dass Downloads auch wirklich in dieser Geschwindigkeit auf den heimischen Rechner schießen. Der Grund:
Nur die wenigsten Server sind ihrerseits mit solchen Kapazitäten ans Netz angebunden. Meist ist schon bei 100 MBit/s Schluss – schneller können Webseiten oder Download-Server Daten gar nicht senden. Selbst Ausspielnetzwerke wie Akamai, Amazon Web Services oder Microsoft Azure bleiben weit von Gigabit-Durchsätzen entfernt. Den größten Nutzen von hohen AnschlussBandbreiten ziehen Haushalte oder Nutzer, bei denen viele Download-intensive Anwendungen gleichzeitig statt nden – also zum Beispiel Familien oder WGs mit hoher Internet-Nutzung oder kleine Unternehmen, bei denen viele Datentransfers gleichzeitig statt nden.
Ein weiterer Aspekt, der Aufmerksamkeit erfordert, ist die Upload-Geschwindigkeit. Hier liegen insbesondere die Kabelanbieter deutlich zurück – sowohl Vodafone als auch PŸUR kombinieren den versprochenen Gigabit-Downlink mit vergleichsweise mageren bis zu 50 MBit/s im Uplink. Nur die Mitbewerber mit echten Glasfaser-Anschlüssen gewähren hier zwischen 100 MBit/s (EWE) und 500 MBit/s (Deutsche Glasfaser). Zudem sollte man bedenken, dass bei Kabelanschlüssen in Zeiten hoher Auslastung (typischerweise morgens und abends) die angegebenenen Maximaldatenraten deutlich unterschritten werden können. Wie entscheidend ein schneller Upload ist, hängt natürlich von der konkreten Nutzung ab. Aber die Überzeugung vieler InternetAnbieter, dass Privatnutzer in Senderichtung mit deutlich geringeren Geschwindigkeiten auskommen, lässt sich in Zeiten von Cloud-Backups oder bei Nutzern, die Videoprojekte oder andere größere Datenmengen übers Internet verschicken, nicht unbedingt aufrecht erhalten.
Wer trotz dieser Einschränkungen mit einem Gigabit-Anschluss liebäugelt, wird in der Regel froh sein, ein entsprechendes Angebot am eigenen Standort überhaupt von wenigstens einem Anbieter zu erhalten. Interessenten, die sich in der glücklichen Lage be nden, sogar zwischen mehreren Anbietern wählen zu können, sollten die Preislisten genau vergleichen: Was kosten Telefonverbindungen in Mobilfunknetze und ins Ausland? Falls TV-Empfang gewünscht ist: Welche Sender sind in welchem Paket enthalten oder gegen welche Zusatzgebühr zu bekommen? Wie üblich sollte man sich zudem nicht von günstigen Werbeangeboten blenden lassen (à la: 19,99 Euro/Monat in den ersten sechs Monaten, danach 79,99 Euro/Monat). Hier emp ehlt es sich, zumindest die Gesamtkosten für die typischerweise 24 Monate andauernde Vertragslaufzeit auszurechnen. Und last but not least: Ist ein Router im Angebot enthalten, und falls ja, zu welchen Konditionen?
Hohe Ansprüche an die Hardware
Dass Datenraten in der Dimension von einem Gigabit pro Sekunde auch höhere Anforderungen an die Router-Hardware stellen, überrascht nicht. Zudem müssen diese