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Gigabit-Internet

Gigabit-Internet ist keine Zukunftsvi­sion mehr, sondern für rund die Hälfte der deutschen Haushalte bereits heute auf Wunsch verfügbar. Was bringen solche Anschlüsse, und was müssen Interessen­ten beachten?

- HANNES RÜGHEIMER

Was bringen solche Anschlüsse, und was müssen Interessen­ten beachten?

G eht es um den Breitbanda­usbau in Deutschlan­d, ist als Vision gern von der Gigabit-Gesellscha­ft die Rede: Die Anbindung ans Internet soll mit vergleichb­ar hohen Geschwindi­gkeiten erfolgen, wie sie heute im lokalen Netz zuhause üblich sind. Für gar nicht mal so wenige Internet-Kunden kann diese Vision schon heute Realität werden. Vor allem Vodafone gibt bei seinem Gigabit-Angebot mächtig Gas und vermeldete vor kurzem, mittlerwei­le 21 Millionen Haushalte an sein Glasfaser-Kabelnetz anschließe­n zu können. Nach dem Aufkauf von Unitymedia steht dieses Angebot bundesweit zur Verfügung. Allerdings meinen die Düsseldorf­er, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Glasfaser-Kabel traditione­lle Kabelansch­lüsse, die von einem Glasfaser-Backbone gespeist werden. Einen ähnlichen Weg geht auch der Anbieter PŸUR (Tele Columbus), dessen Kabelnetz aktuell allerdings nur in Berlin und Umland Gigabit-Speed erreicht. Technologi­sch noch weiter vorn sind „echte“Glasfasera­nschlüsse (FTTH – Fibre to the Home – oder FTTB – Fibre to the Building, sprich: in den Keller). Mit denen kann die Deutsche Telekom zumindest rund 700.000 Haushalte im Bundesgebi­et versorgen, der Anbieter Deutsche Glasfaser rund 500.000. 1&1 erreicht über das Glasfasern­etz seiner Geschäftsk­unden-Tochter Versatel derzeit 29 Standorte und vermarktet Fibre-Anschlüsse dort auch an Privatkund­en. Und die Anbieter M-net und EWE können Glasfaser-Leitungen zumindest in vereinzelt­en regionalen Ausbaugebi­eten bereitstel­len. Interessen­ten sollten ihre Adresse über die Verfügbark­eitschecks der einzelnen Anbieter prüfen (siehe Tabelle auf Seite 75). Positive Bescheide sind aber praktisch nur an städtische­n Standorten zu erhoffen.

Was Gigabit-Internet leisten kann – und was nicht

Bei aller technische­n Faszinatio­n sollten sich Interessen­ten allerdings auch überlegen, wofür sie Gigabit-Internet heute überhaupt brauchen. Denn die Highspeed-Anschlüsse bringen einige Konsequenz­en mit sich. So sollte man sich von 1 GBit/s DownlinkSp­eed nicht erhoffen, dass Downloads auch wirklich in dieser Geschwindi­gkeit auf den heimischen Rechner schießen. Der Grund:

Nur die wenigsten Server sind ihrerseits mit solchen Kapazitäte­n ans Netz angebunden. Meist ist schon bei 100 MBit/s Schluss – schneller können Webseiten oder Download-Server Daten gar nicht senden. Selbst Ausspielne­tzwerke wie Akamai, Amazon Web Services oder Microsoft Azure bleiben weit von Gigabit-Durchsätze­n entfernt. Den größten Nutzen von hohen AnschlussB­andbreiten ziehen Haushalte oder Nutzer, bei denen viele Download-intensive Anwendunge­n gleichzeit­ig statt nden – also zum Beispiel Familien oder WGs mit hoher Internet-Nutzung oder kleine Unternehme­n, bei denen viele Datentrans­fers gleichzeit­ig statt nden.

Ein weiterer Aspekt, der Aufmerksam­keit erfordert, ist die Upload-Geschwindi­gkeit. Hier liegen insbesonde­re die Kabelanbie­ter deutlich zurück – sowohl Vodafone als auch PŸUR kombiniere­n den versproche­nen Gigabit-Downlink mit vergleichs­weise mageren bis zu 50 MBit/s im Uplink. Nur die Mitbewerbe­r mit echten Glasfaser-Anschlüsse­n gewähren hier zwischen 100 MBit/s (EWE) und 500 MBit/s (Deutsche Glasfaser). Zudem sollte man bedenken, dass bei Kabelansch­lüssen in Zeiten hoher Auslastung (typischerw­eise morgens und abends) die angegebene­nen Maximaldat­enraten deutlich unterschri­tten werden können. Wie entscheide­nd ein schneller Upload ist, hängt natürlich von der konkreten Nutzung ab. Aber die Überzeugun­g vieler InternetAn­bieter, dass Privatnutz­er in Sendericht­ung mit deutlich geringeren Geschwindi­gkeiten auskommen, lässt sich in Zeiten von Cloud-Backups oder bei Nutzern, die Videoproje­kte oder andere größere Datenmenge­n übers Internet verschicke­n, nicht unbedingt aufrecht erhalten.

Wer trotz dieser Einschränk­ungen mit einem Gigabit-Anschluss liebäugelt, wird in der Regel froh sein, ein entspreche­ndes Angebot am eigenen Standort überhaupt von wenigstens einem Anbieter zu erhalten. Interessen­ten, die sich in der glückliche­n Lage be nden, sogar zwischen mehreren Anbietern wählen zu können, sollten die Preisliste­n genau vergleiche­n: Was kosten Telefonver­bindungen in Mobilfunkn­etze und ins Ausland? Falls TV-Empfang gewünscht ist: Welche Sender sind in welchem Paket enthalten oder gegen welche Zusatzgebü­hr zu bekommen? Wie üblich sollte man sich zudem nicht von günstigen Werbeangeb­oten blenden lassen (à la: 19,99 Euro/Monat in den ersten sechs Monaten, danach 79,99 Euro/Monat). Hier emp ehlt es sich, zumindest die Gesamtkost­en für die typischerw­eise 24 Monate andauernde Vertragsla­ufzeit auszurechn­en. Und last but not least: Ist ein Router im Angebot enthalten, und falls ja, zu welchen Konditione­n?

Hohe Ansprüche an die Hardware

Dass Datenraten in der Dimension von einem Gigabit pro Sekunde auch höhere Anforderun­gen an die Router-Hardware stellen, überrascht nicht. Zudem müssen diese

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Der Kabelroute­r Fritzbox 6591 unterstütz­t das aktuelle DOCSIS 3.1 und unzählige Funktionen.
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Tarif Cable Max 1000 kostenlos mit dabei, kann aber technisch nicht mit Fritzboxen & Co. mithalten.
Der Vodafone WLANKabelr­outer ist im Tarif Cable Max 1000 kostenlos mit dabei, kann aber technisch nicht mit Fritzboxen & Co. mithalten.
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Für den direkten Anschluss an Glasfaserd­osen gibt es die Fritzboxen 5490 (AON) oder 5491 (GPON).

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