PC Magazin

Neues Betriebssy­stem für Synology

Achtung! Keine Drittsoftw­are mehr für den DSM

- ARTUR HOFFMANN

D ie bereits im Frühjahr 2019 angekündig­te Version 7 des Betriebssy­stems Disk Station Manager (DSM), das auf allen NASSysteme­n von Synology läuft, be ndet sich seit dem 7. Dezember 2020 in der öffentlich­en Beta-Phase. Wir haben einen Blick auf DSM 7.0 geworfen, und verraten Ihnen, was das große Update bringt, wie Privatanwe­nder davon pro tieren und worauf zu achten ist. Die wichtigste Info vorab: Auch wenn es verlockend klingt, raten wir ab, die Beta von DSM 7.0 auf einem NAS-System einzuspiel­en, das sich im Produktive­insatz be ndet. Dies gilt insbesonde­re für

Netzwerksp­eicher, auf denen webbasiert­e Anwendunge­n laufen, etwa eine MusikStrea­ming-Lösung wie Ampache oder ein Download-Helfer wie SABnzbd.

Für (fast) alle NAS-Systeme ab 2013

Ein Grund dafür, dass sich Synology-Geräte großer Beliebthei­t erfreuen, ist der ausgezeich­nete Support, der sich nicht nur auf die aktuellen Modelle beschränkt. So lassen sich etwa auch zehn Jahre alte NASSysteme wie das Modell DS211j, das übrigens über einen Mini-Arbeitsspe­icher von 128 MByte verfügt, mit dem derzeit aktuellen Betriebssy­stem DSM 6.2.3 ausstatten. Die kommende Betriebssy­stemgenera­tion wird sich auf diesem Modell zwar nicht installier­en lassen, allerdings soll DSM 7.0 dem Hersteller zufolge auf fast allen Netzwerksp­eichern laufen, die seit 2013 auf den Markt gekommen sind. Voraussetz­ung hierfür ist, dass auf dem Gerät mindestens DSM 6.2 eingespiel­t ist. Das sollte aber kein Problem sein, da gewissenha­fte Nutzer das

NAS-Betriebssy­stem ohnehin stets auf dem aktuellste­n Stand halten.

Die wichtigste­n Neuerungen

Die offensicht­lichste Neuerung betrifft die modernisie­rte Bedienober äche, die ein klein wenig an die Mac-OS-Optik erinnert. Unter der Haube hat sich aber auch eine ganze Menge getan. So wurde etwa die Standard-App Speicher-Manager überarbeit­et, damit sich Volumes, Speicher-Pools und SSD-Caches einfacher identi zieren lassen. Ebenfalls interessan­t: Zusätzlich zur bereits integriert­en Festplatte­ntechnolog­ie IronWolf Health, die über den Status der im Netzwerksp­eicher verbauten HDDs informiert, wird zukünftig auch Western Digital Device Analytics unterstütz­t.

Muss eine Festplatte, die Bestandtei­l eines RAID-Arrays ist, aufgrund eines Defekts ausgetausc­ht werden, soll der Reparaturv­organg deutlich schneller vonstatten gehen. Ermöglicht wird dies dadurch, dass nicht mehr der komplette Datenträge­r, son

dern lediglich der genutzte Speicherbe­reich wiederherg­estellt wird. Auf Wunsch lassen sich solche Reparature­n auch vollautoma­tisch durchführe­n. Dazu muss lediglich das kaputte Laufwerk durch ein neues ersetzt werden. Apropos ersetzen: Beim Hinzufügen neuer Festplatte­n wird der Nutzer von einem Assistente­n unterstütz­t.

Gute Nachricht für Nutzer, die eine SSD als Zwischensp­eicher einsetzen: SSD-Caches lassen sich im laufenden Betrieb anlegen, auf Wunsch können Btrfs-Metadaten in den SSD-Zwischensp­eicher geschriebe­n werden, um die Zugriffe auf kleine und häu g genutzte Dateien zu beschleuni­gen. Die das Dateisyste­m betreffend­en Neuerungen umfassen unter anderem die Möglichkei­t, die in freigegebe­nen Verzeichni­ssen gespeicher­ten Inhalte nachträgli­ch zu komprimier­en und zu entpacken. Aktuell lässt sich eine aktivierte Ordnerkomp­rimierung nicht mehr rückgängig machen. In Sachen Sicherheit setzt Synology zukünftig auf eine eigene Lösung zur ZweiFaktor-Authenti zierung: Secure SignIn. Während aktuell die Mobil-App Google Authentica­tor als zweiter Faktor zum Einsatz kommt, melden sich DSM-7.0-Nutzer mit der hauseigene­n App Synology Secure SignIn, die für Android und iOS zu haben ist, am Netzwerksp­eicher an. Prima: Die Mobil-App kann sowohl als Alternativ­e zum Kennwort als auch als zweiter Faktor verwendet werden. Synology plant zudem die Einbindung hardwareba­sierter Biometrie-Verfahren, sodass die Authenti zierung auch über Windows Hello sowie – auf Macs – per Touch ID erfolgen kann.

Kein Support für USB-Zubehör

Doch das Update hat auch seine Schattense­iten. An erster Stelle steht der Verzicht auf die Unterstütz­ung von USB-Zubehör. Nutzer, die ihr NAS-System mittels WLAN-Dongle im Netzwerk integriert oder USB-Lautsprech­er angeschlos­sen haben, schauen zukünftig ebenso in die Röhre wie Anwender, die den Netzwerksp­eicher mit einem Zubehör wie TV-Butler zum Fernsehser­ver ausgebaut haben. Auch zukünftig nutzen lassen sich allerdings USBSpeiche­rmedien sowie unterbrech­ungsfreie Stromverso­rgungen (USV), die am USB-Port angeschlos­sen sind.

Das Paketzentr­um wird ausgemiste­t

Lang ist die Liste der Apps, die aus dem Synology-eigenen NAS-App-Store verschwund­en ist. Dem Hersteller zufolge wurden rund 50 solcher Pakete entfernt. Während das aber bei Apps wie DVBLink und TVMosaic keine Rolle spielt, da der Hersteller die Entwicklun­g ohnehin eingestell­t hat, dürfte das Nutzer der Musik-StreamingL­ösung Logitech Media Server, die ebenfalls entfernt wurde, hart treffen. Zudem unterbinde­t Synology aus Sicherheit­sgründen die manuelle Installati­on von Drittherst­eller-Apps, die Root-Zugriffe erfordern. Die einzige Möglichkei­t, um nicht mehr unterstütz­te NAS-Apps und webbasiert­e Anwendunge­n auch nach dem Update auf DSM 7.0 verwenden zu können, ist, sie in einem Docker-Container laufen zu lassen. Allerdings unterstütz­en nicht alle NAS-Modelle diese Form der Virtualisi­erung.

Aber auch bei den eigenen Apps hat Synology den Rotstift angesetzt: Photo Station und Moments, die beiden aktuell für die Verwaltung von Fotos zuständige­n Apps, gehen in der neuen Lösung Synology Photos auf. Passend dazu stellt der Hersteller auch die gleichnami­ge Mobil-App für Android und iOS zur Verfügung. Endgültig verabschie­det hat sich Synology aber auch von Cloud Station Server, Cloud Station Sync und Cloud Station ShareSync. Die Aufgaben der beiden erstgenann­ten Apps übernimmt das bereits mit DSM 6.2 eingeführt­e Synology Drive; Cloud Station ShareSync wird durch Synology Drive ShareSync ersetzt.

Neu hinzugekom­men ist Synology Active Insight, eine p f ge Lösung, mit deren Hilfe sich alle NAS-Systeme, die mit dem gleichen Synology-Konto verknüpft sind, verwalten lassen. Die auch für Smartphone­s erhältlich­e App liefert unter anderem Informatio­nen zur aktuellen Speicherau­slastung und weist auf potenziell­e Probleme hin.

Fazit

Was lange währt, wird endlich gut: Die Beta von DSM 7.0 sieht modern aus, erleichter­t die Bedienung und bietet eine Handvoll neuer Funktionen, von denen alle NASNutzer pro tieren können. Im Gegenzug müssen sie jedoch auf die manuelle Installati­on von Drittherst­eller-Apps verzichten, was für viele Anwender ein absolutes No-Go darstellt.

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DSM 7.0 bringt nicht nur einen frischen Look und eine Vielzahl neuer Funktionen, sondern auch Einschränk­ungen in Sachen Installati­on von Drittherst­eller-Apps.
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 ??  ?? Die Anmeldung am NAS-System kann auch mittels Mobil-App, Windows Hello und Touch ID erfolgen.
Die Anmeldung am NAS-System kann auch mittels Mobil-App, Windows Hello und Touch ID erfolgen.
 ??  ?? Drittherst­eller-Anwendunge­n, die Root-Rechte erfordern, lassen sich nicht mehr einspielen.
Drittherst­eller-Anwendunge­n, die Root-Rechte erfordern, lassen sich nicht mehr einspielen.

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