Neues Betriebssystem für Synology
Achtung! Keine Drittsoftware mehr für den DSM
D ie bereits im Frühjahr 2019 angekündigte Version 7 des Betriebssystems Disk Station Manager (DSM), das auf allen NASSystemen von Synology läuft, be ndet sich seit dem 7. Dezember 2020 in der öffentlichen Beta-Phase. Wir haben einen Blick auf DSM 7.0 geworfen, und verraten Ihnen, was das große Update bringt, wie Privatanwender davon pro tieren und worauf zu achten ist. Die wichtigste Info vorab: Auch wenn es verlockend klingt, raten wir ab, die Beta von DSM 7.0 auf einem NAS-System einzuspielen, das sich im Produktiveinsatz be ndet. Dies gilt insbesondere für
Netzwerkspeicher, auf denen webbasierte Anwendungen laufen, etwa eine MusikStreaming-Lösung wie Ampache oder ein Download-Helfer wie SABnzbd.
Für (fast) alle NAS-Systeme ab 2013
Ein Grund dafür, dass sich Synology-Geräte großer Beliebtheit erfreuen, ist der ausgezeichnete Support, der sich nicht nur auf die aktuellen Modelle beschränkt. So lassen sich etwa auch zehn Jahre alte NASSysteme wie das Modell DS211j, das übrigens über einen Mini-Arbeitsspeicher von 128 MByte verfügt, mit dem derzeit aktuellen Betriebssystem DSM 6.2.3 ausstatten. Die kommende Betriebssystemgeneration wird sich auf diesem Modell zwar nicht installieren lassen, allerdings soll DSM 7.0 dem Hersteller zufolge auf fast allen Netzwerkspeichern laufen, die seit 2013 auf den Markt gekommen sind. Voraussetzung hierfür ist, dass auf dem Gerät mindestens DSM 6.2 eingespielt ist. Das sollte aber kein Problem sein, da gewissenhafte Nutzer das
NAS-Betriebssystem ohnehin stets auf dem aktuellsten Stand halten.
Die wichtigsten Neuerungen
Die offensichtlichste Neuerung betrifft die modernisierte Bedienober äche, die ein klein wenig an die Mac-OS-Optik erinnert. Unter der Haube hat sich aber auch eine ganze Menge getan. So wurde etwa die Standard-App Speicher-Manager überarbeitet, damit sich Volumes, Speicher-Pools und SSD-Caches einfacher identi zieren lassen. Ebenfalls interessant: Zusätzlich zur bereits integrierten Festplattentechnologie IronWolf Health, die über den Status der im Netzwerkspeicher verbauten HDDs informiert, wird zukünftig auch Western Digital Device Analytics unterstützt.
Muss eine Festplatte, die Bestandteil eines RAID-Arrays ist, aufgrund eines Defekts ausgetauscht werden, soll der Reparaturvorgang deutlich schneller vonstatten gehen. Ermöglicht wird dies dadurch, dass nicht mehr der komplette Datenträger, son
dern lediglich der genutzte Speicherbereich wiederhergestellt wird. Auf Wunsch lassen sich solche Reparaturen auch vollautomatisch durchführen. Dazu muss lediglich das kaputte Laufwerk durch ein neues ersetzt werden. Apropos ersetzen: Beim Hinzufügen neuer Festplatten wird der Nutzer von einem Assistenten unterstützt.
Gute Nachricht für Nutzer, die eine SSD als Zwischenspeicher einsetzen: SSD-Caches lassen sich im laufenden Betrieb anlegen, auf Wunsch können Btrfs-Metadaten in den SSD-Zwischenspeicher geschrieben werden, um die Zugriffe auf kleine und häu g genutzte Dateien zu beschleunigen. Die das Dateisystem betreffenden Neuerungen umfassen unter anderem die Möglichkeit, die in freigegebenen Verzeichnissen gespeicherten Inhalte nachträglich zu komprimieren und zu entpacken. Aktuell lässt sich eine aktivierte Ordnerkomprimierung nicht mehr rückgängig machen. In Sachen Sicherheit setzt Synology zukünftig auf eine eigene Lösung zur ZweiFaktor-Authenti zierung: Secure SignIn. Während aktuell die Mobil-App Google Authenticator als zweiter Faktor zum Einsatz kommt, melden sich DSM-7.0-Nutzer mit der hauseigenen App Synology Secure SignIn, die für Android und iOS zu haben ist, am Netzwerkspeicher an. Prima: Die Mobil-App kann sowohl als Alternative zum Kennwort als auch als zweiter Faktor verwendet werden. Synology plant zudem die Einbindung hardwarebasierter Biometrie-Verfahren, sodass die Authenti zierung auch über Windows Hello sowie – auf Macs – per Touch ID erfolgen kann.
Kein Support für USB-Zubehör
Doch das Update hat auch seine Schattenseiten. An erster Stelle steht der Verzicht auf die Unterstützung von USB-Zubehör. Nutzer, die ihr NAS-System mittels WLAN-Dongle im Netzwerk integriert oder USB-Lautsprecher angeschlossen haben, schauen zukünftig ebenso in die Röhre wie Anwender, die den Netzwerkspeicher mit einem Zubehör wie TV-Butler zum Fernsehserver ausgebaut haben. Auch zukünftig nutzen lassen sich allerdings USBSpeichermedien sowie unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV), die am USB-Port angeschlossen sind.
Das Paketzentrum wird ausgemistet
Lang ist die Liste der Apps, die aus dem Synology-eigenen NAS-App-Store verschwunden ist. Dem Hersteller zufolge wurden rund 50 solcher Pakete entfernt. Während das aber bei Apps wie DVBLink und TVMosaic keine Rolle spielt, da der Hersteller die Entwicklung ohnehin eingestellt hat, dürfte das Nutzer der Musik-StreamingLösung Logitech Media Server, die ebenfalls entfernt wurde, hart treffen. Zudem unterbindet Synology aus Sicherheitsgründen die manuelle Installation von Dritthersteller-Apps, die Root-Zugriffe erfordern. Die einzige Möglichkeit, um nicht mehr unterstützte NAS-Apps und webbasierte Anwendungen auch nach dem Update auf DSM 7.0 verwenden zu können, ist, sie in einem Docker-Container laufen zu lassen. Allerdings unterstützen nicht alle NAS-Modelle diese Form der Virtualisierung.
Aber auch bei den eigenen Apps hat Synology den Rotstift angesetzt: Photo Station und Moments, die beiden aktuell für die Verwaltung von Fotos zuständigen Apps, gehen in der neuen Lösung Synology Photos auf. Passend dazu stellt der Hersteller auch die gleichnamige Mobil-App für Android und iOS zur Verfügung. Endgültig verabschiedet hat sich Synology aber auch von Cloud Station Server, Cloud Station Sync und Cloud Station ShareSync. Die Aufgaben der beiden erstgenannten Apps übernimmt das bereits mit DSM 6.2 eingeführte Synology Drive; Cloud Station ShareSync wird durch Synology Drive ShareSync ersetzt.
Neu hinzugekommen ist Synology Active Insight, eine p f ge Lösung, mit deren Hilfe sich alle NAS-Systeme, die mit dem gleichen Synology-Konto verknüpft sind, verwalten lassen. Die auch für Smartphones erhältliche App liefert unter anderem Informationen zur aktuellen Speicherauslastung und weist auf potenzielle Probleme hin.
Fazit
Was lange währt, wird endlich gut: Die Beta von DSM 7.0 sieht modern aus, erleichtert die Bedienung und bietet eine Handvoll neuer Funktionen, von denen alle NASNutzer pro tieren können. Im Gegenzug müssen sie jedoch auf die manuelle Installation von Dritthersteller-Apps verzichten, was für viele Anwender ein absolutes No-Go darstellt.