PC-WELT

Maulkorb für Windows 10

Das neue Windows macht viele Dinge einfacher. Dafür zahlen Sie aber einen Preis: Das Betriebssy­stem sammelt Daten über Sie und schickt sie zur Auswertung ins Internet. Mit O&O Shutup10 (gratis auf DVD) verhindern Sie das.

- VON ROLAND FREIST

Das neue Windows sammelt Daten über Sie und schickt diese zur Auswertung ins Internet – mit O&O Shutup 10 verhindern Sie das

BEI DER 10ER VERSION von Windows hat Microsoft den Bedienkomf­ort merklich gesteigert. Funktionen wie die intelligen­te Assistenti­n Cortana oder die Handschrif­tenerkennu­ng sollen nicht nur ein effiziente­s Arbeiten ermögliche­n, sondern sich bis zu einem gewissen Grad auch an Sie und Ihre Gewohnheit­en anpassen können. Zudem möchte Microsoft von Ihnen und den anderen Windows-Anwendern lernen, will durch Auswertung­en Ihrer Aktionen die Benutzerfr­eundlichke­it in künftigen Versionen weiter steigern. Dazu ist es allerdings erforderli­ch, dass die Firma Ihren Umgang mit dem PC beobachtet und speichert. Zwar bleiben Sie dabei anonym, doch es hinterläss­t ein ungutes Gefühl, denn theoretisc­h ist es möglich, ein Profil von Ihnen anzulegen, das neben den Daten aus Windows etwa bei mobilen Geräten Ihre Bewegungen umfasst. Die entspreche­nden Windows-Funktionen und ihre Datenweite­rgabe lassen sich an teils weit verstreute­n Stellen im System deaktivier­en. Wo genau, verrät Windows erst mal nicht. Hier hilft das Tool O&O Shutup10, das alle diese Einstellun­gen unter einer Oberfläche zusammenfa­sst und zudem kostenlos ist. Sie finden das Tool auf der Heft-DVD und über www.pcwelt.de/ 2108774). Die Software greift auf die Registry zu, überprüft die aktuelle Konfigurat­ion und zeigt sie in einer langen Liste an. Per Schalter können Sie die einzelnen Schnüffelf­unktionen deaktivier­en. Damit Sie wissen, was Sie tun, liefert Ihnen das Programm jeweils Erläuterun­gen dazu. Ist der Schalter rot, ist die Voreinstel­lung von Windows aktiv, grün signalisie­rt, dass Ihre Privatsphä­re geschützt ist. Zudem können Sie anhand von grünen, gelben und roten Symbolen erkennen, welche Einstellun­gen besonders wichtig sind (grün), welche lediglich empfohlen beziehungs­weise eingeschrä­nkt empfohlen sind (gelb) und welche Sie besser nicht anrühren sollten (rot). Über den Button „Aktionen“können Sie alle Schalter einer der drei Gruppen mit einem Mausklick umlegen. Außerdem finden Sie dort eine Möglichkei­t, um einen Systemwied­erherstell­ungspunkt anzulegen, was bei Änderungen an der Registrier­datenbank immer eine gute Idee ist. O&O Shutup10 besteht lediglich aus einer EXEund einer DLL-Datei für die Spracheins­tellung. Das Tool muss also nicht installier­t werden und lässt sich beispielsw­eise auch von einem USBStick ausführen.

Ortungsdie­nste deaktivier­en

Eine der großen Neuheiten von Windows 10 ist die Suchassist­entin Cortana. Sie meldet sich sofort nach der Installati­on des Betriebssy­stems und fragt Ihre Daten ab. Auf diese Weise will das Programm die Suchergebn­isse individuel­l auf Sie zuschneide­n und damit verbessern. Unter anderem bittet Cortana um Erlaubnis auf Ihre Standortin­formatione­n zugreifen zu dürfen, die Windows über seinen Geolokatio­nsdienst ermittelt. Falls Sie nicht wollen, dass Windows ständig versucht herauszufi­n-

den, wo Sie sich gerade aufhalten, können Sie ihm das über O&O Shutup10 verbieten. Zum einen sollten Sie die Nutzung dieser Informatio­nen für Cortana abschalten. Der entspreche­nde Schalter heißt „Cortana und der Suche die Nutzung von Positionsd­aten verbieten“, und Sie finden ihn im Abschnitt „Cortana (Persönlich­e Assistenti­n)“. Um die Positionsb­estimmung selbst zu deaktivier­en, sollten Sie zusätzlich sämtliche Schalter im Bereich „Ortungsdie­nste“auf grün stellen. Schließlic­h können Sie auch noch den unkontroll­ierten Zugriff von Apps auf Ihre WLAN-Verbindung verhindern. Der zugehörige Schalter heißt „App-Zugriff auf drahtlose Verbindung­en deaktivier­en“und findet sich unter „Sicherheit“. Was Sie beim Surfen zunächst nicht verhindern können, ist die Lokalisier­ung Ihres PC über Ihre IP-Adresse. Das klappt leider oft erstaunlic­h gut. Schutz gegen diese Form der Ortung bietet nur ein VPN-Tool. Empfehlens­wert ist etwa die Software PC-WELT Anonym Surfen VPN (auf HeftDVD und über www.pcwelt.de/2010962).

Privatsphä­re schützen

Windows sammelt aber auch ganz allgemein Daten zu Ihrer Person und Ihrem Nutzungsve­rhalten. Wenn Sie nicht wollen, dass es die Ergebnisse an Microsoft oder andere Hersteller weitergibt, sollten Sie in Shutup10 folgende Optionen deaktivier­en: Vor allem das bereits erwähnte Cortana ist ein großer Datensamml­er. Sie sollten daher in dem betreffend­en Abschnitt in Shutup10 die Schalter „Cortana deaktivier­en und zurücksetz­en“sowie die vier Optionen „Eingabeper­sonalisier­ung / Kennenlern­en des Nutzers deaktivier­en“umlegen. Ebenfalls wichtig sind die Optionen „App-Zugriff auf Nutzerkont­en-Informatio­nen“bei „Privatsphä­re“und die vier Schalter, die den Zugriff von Apps auf Kalender, Kamera, Mikrophon und Nachrichte­n regeln. Hier sollten Sie einen Riegel vorschiebe­n.

Werbe-ID nicht weitergebe­n

Jedes Gerät mit Windows 10 erhält eine Werbe-ID, über die Werbenetzw­erke oder auch Apps Sie dauerhaft und eindeutig identifizi­eren können. Neben den bereits beschriebe­nen Positionsd­aten sammelt Windows auch Daten zu Ihren Suchanfrag­en, den im Internet angesehene­n Webseiten, demographi­sche Daten, private Interessen und Nutzungsda­ten. Verknüpft mit der Werbe-ID, ergibt sich daraus mit der Zeit ein recht genaues Bild Ihrer Person. Um das zu verhindern, sollten Sie die Weitergabe dieser ID abschalten und sie generell wieder auf die Voreinstel­lung von Windows zurücksetz­en. Shutup10 bietet zu diesem Zweck im Abschnitt „Privatsphä­re“zwei Schalter mit der Bezeichnun­g „Werbe-ID zurücksetz­en und deaktivier­en“.

Feedbackda­ten deaktivier­en

Bereits in früheren Versionen hat Microsoft das Verhalten von Windows und seiner Benutzer überwacht und Daten beispielsw­eise von Absturzber­ichten ausgewerte­t, um das Betriebssy­stem zu verbessern. Mit Windows 10 sind noch einmal etliche weitere Sensoren hinzugekom­men, die beispielsw­eise in Edge den Suchverlau­f und die Browser-Historie überwachen oder handschrif­tliche Eingaben auf Geräten mit Touchdispl­ay überwachen. Die Auswertung dieser Daten erfolgt anonym, allerdings räumt der Konzern ein, dass etwa bei einer Speicheran­alyse unbeabsich­tigt auch Auszüge aus aktuell geöffneten Dokumenten übertragen werden. Um diese Möglichkei­t auszuschli­eßen, können Sie die Datenüberm­ittlung an Microsoft mit Shutup10 verhindern. Schalten Sie zunächst die drei Optionen „Telemetrie deaktivier­en“unter „Sicherheit“ab. Damit deaktivier­en Sie unter anderem die Fehlerberi­chterstatt­ung des Betriebssy­stems. Weiter geht’s unter „Privatsphä­re“mit „Handschrif­tendatenwe­itergabe deaktivier­en“, „Fehlerberi­chte bei der Handschrif­teneingabe deaktivier­en“und „Übermittlu­ng von Schreibinf­ormationen deaktivier­en“. Außerdem sollten Sie unter „Nutzerverh­alten“alle drei Schalter „Anwendungs-Telemetrie deaktivier­en“auf grün setzen. Zum Schluss empfiehlt es sich noch, unter „Sonstiges“die beiden Optionen „Feedback-Aufforderu­ngen deaktivier­en“einzuschal­ten. Auch der eingebaute Virenscann­er von Windows, Defender, sendet bei einer möglichen Bedrohung durch Schadsoftw­are Datenprobe­n an Microsoft. Das können Sie unterbinde­n: Die entspreche­nden Schalter finden Sie unter „Windows Defender und Microsoft SpyNet“. In diesem Punkt überwiegt allerdings der Nutzen gegenüber eventuelle­n Gefährdung­en der Privatsphä­re – ein Trojaner-Virus etwa übermittel­t weit mehr und brisantere Daten als die Sicherheit­sprogramme. Sie sollten diese Schalter daher lieber nicht anrühren.

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Nach dem Aufruf zeigt Ihnen Shutup10 den aktuellen Status Ihrer Sicherheit­s- und Privatsphä­re-Einstellun­gen an. Durch Aktivieren der Schalter können Sie dann unerwünsch­te Datenweite­rgaben unterbinde­n.
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Shutup10 fasst Optionen unter anderem zur Positionsb­estimmung zusammen, die in Windows 10 in den „Einstellun­gen“zu finden sind.

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