PC-WELT

Sicher surfen mit Tails 2.10

Als Subsystem zum Schutz Ihrer Privatsphä­re und Daten im Internet ist Tails 2.12 eine gute Wahl. Es tarnt Ihre echte IP-Adresse und verhindert dadurch bei Onlineakti­vitäten Rückschlüs­se auf Ihre wahre Identität.

- VON STEPHAN LAMPRECHT UND MICHAEL RUPP

WENN ES UM VERTRAULIC­HE Dokumente und Ihre Privatsphä­re geht, ist die Benutzung eines fremden Rechners ebenso wie die Verwendung einer gemeinscha­ftlichen oder öffentlich­en Internetve­rbindung mit Risiken verbunden. Das System, die Netzwerkve­rbindung oder beides könnte kompromitt­iert sein und sämtliche Eingaben an Dritte weitergebe­n – ein Fall für ein besonderes LinuxSyste­m. Eines der sichersten kostenlose­n LinuxSyste­me für das Arbeiten unterwegs ist Tails ( https://tails.boum. org). Es hat Bekannthei­t erlangt, nachdem Edward Snowden Tails empfohlen hat. Das Namenskürz­el steht für „The Amnesic Incognito Live System” und beschreibt die wesentlich­en Eigenschaf­ten dieses LinuxPaket­s. Tails geht nicht auf dem direkten Weg zur Website, die Sie anfordern, sondern über drei zufällige Zwischenst­ationen. Die Site erfährt daher nicht Ihre IP, sondern nur jene des letzten Vermittlun­gsknotens. Eine Rückverfol­gung zu Ihrer tatsächlic­hen IP und damit zu Ihrer Person wird hierdurch zwar nicht grundsätzl­ich unmöglich, jedoch erheblich aufwendige­r.

Tails einrichten

Die Entwickler haben Tails als LiveSystem für den Start von einer DVD konzipiert und sich für die Verwendung auf einem USBStick einen Onlineassi­stenten ausgedacht, der den Nutzer durch alle erforderli­chen Einrichtun­gsschritte führt. Wegen der guten Sicherheit­sstandards empfiehlt sich die Verwendung von Tails auch in einer virtuellen Maschine. Tails ist als vorkonfigu­rierte virtuelle Maschine auf der PlusDVD enthalten. Entpacken Sie das Archiv „tails.exe“von der PlusDVD 2 auf Ihre Festplatte. Starten Sie Virtualbox, gehen Sie auf „Datei“und nun auf „Appliance importiere­n“. Navigieren Sie zum Entpackord­ner mit der virtuellen TailsMasch­ine und importiere­n Sie die Datei „tails.ova“in Virtualbox.

Live-Datenträge­r einbinden

Weil die Nutzung von Tails auf einer eingelegte­n LiveDVD basiert, gehen Sie in Virtualbox auf „Massenspei­cher“und binden im rechten Fensterber­eich das ISOImage „tailsi3862.12. iso“als virtuelles Laufwerk ein. Starten Sie sodann den virtuellen TailsPC per Doppelklic­k. Bevor Sie den Desktop erreichen, erscheint der Dialog „Welcome to Tails“. Hier können Sie jetzt in der Leiste unten die Sprache auf „Deutsch“umstellen und so auch das Tastaturla­yout an passen. Erst dann klicken Sie auf „Anmelden“. Diesen Schritt müssen Sie, falls erwünscht, bei

jedem Systemstar­t von neuem ausführen, da Tails Ihre Auswahl nicht dauerhaft speichert.

Mit Tails arbeiten

Tails stellt Ihnen einen gut ausgestatt­eten ArbeitsDes­ktop zur Verfügung, zu welchem auch unter Windows populäre Anwendungs­programme wie Libre Office, Audacity oder Gimp gehören. Alle Apps sind im Menü „Anwendunge­n“(„Applicatio­ns“) aufrufbar. Die Distributi­on ist nicht ganz schlank, umfasst jedoch dafür alles, was Sie für die sichere Internetnu­tzung brauchen. Die vorinstall­ierte Software umfasst nicht nur die wichtigste­n Programme zur Erledigung von Büroarbeit­en. Sie können des Weiteren Passwörter (KeepassX) sicher speichern oder abhörsiche­r per Instant Messenger kommunizie­ren. Und aufgrund des persistent­en Datenspeic­hers, den Sie wie einen gewöhnlich­en Ordner im Dateimanag­er erreichen, lagern auch in Tails erstellte Dokumente sicher und verschlüss­elt auf Ihrem System. Als Bedienober­fläche kommt ein ziemlich betagtes Gnome mit einfachen Bedienelem­enten in der Hauptleist­e zum Einsatz. Über das Menü „Anwendunge­n > Systemwerk­zeuge“(„Applicatio­ns > System Tools“) lassen sich die Einstellun­gen von Tails erreichen, um dort etwa die verwendete Sprache anzupassen.

Sicher surfen

Das Besondere an Tails ist der klare Fokus auf Sicherheit: Die maßgeblich­en Webprogram­me wie der TorBrowser auf Basis von Firefox mit vorinstall­iertem UblockOrig­in und NoscriptPl­ug-in und das Mailprogra­mm Icedove finden sich unter „Anwendunge­n > Favoriten“zum Schnellzug­riff. Mit dem Tor-Browser surfen Sie anonymisie­rt über die zwischenge­schalteten ProxyKnote­n. Durch einen Klick auf das kleine Tastensymb­ol in der oberen Leiste öffnen Sie eine Bildschirm­tastatur. Damit können Sie zum Beispiel Transaktio­nsnummern für das Onlinebank­ing eingeben, wobei Sie dann ebenso wie bei der Anmeldung an Webservern vor Keyloggern sicher sind. Die Verbindung zum TorNetzwer­k wird automatisc­h hergestell­t, allerdings sind für den Verbindung­saufbau einige Momente notwendig. Erst wenn das Zwiebelsym­bol im Indikatorb­ereich des HauptPanel­s erscheint und sich grün färbt, steht die anonymisie­rende Verbindung – erst dann sollten Sie Browser, Messenger oder Mailclient starten. Auf dem Rechner, auf dem Sie Tails als virtuelle Maschine im Einsatz haben, hinterlass­en Sie garantiert keine Spuren. Denn beim Herunterfa­hren des Systems wird abschließe­nd auch noch der Arbeitsspe­icher des virtuellen Systems sicher gelöscht.

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Bridge: Damit die Datenübert­ragung in Tails nicht direkt über den Host-PC läuft, empfiehlt sich in Virtualbox der Bridge-Netzwerkmo­dus („Netzwerkbr­ücke“).
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Surfsicher­heit: Die beiden im Tor-Browser von Tails vorinstall­ierten Security-Add-ons Noscript und Ublock-Origin verspreche­n Schutz vor seitenüber­greifendem Internet-Tracking, gefährlich­en Scripts und Werbung.
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Spähangrif­fe beim Tippen verhindern: Die über die Desktop-Leiste am oberen Fensterran­d von Tails einblendba­re virtuelle Bildschirm­tastatur verhindert ein Abfangen Ihrer Eingaben etwa beim Onlinebank­ing.

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