PC-WELT

Die Zauberer und Lehrlinge der NSA

- Herzlichst, Ihr

NEUE ERPRESSER-VIREN GREIFEN AN Es war ja nur eine Frage der Zeit: Als im Mai der Erpresser-virus Wannacry erhebliche Schäden weltweit verursacht­e und er nur dank der schnellen Reaktion eines einzelnen Programmie­rers gestoppt werden konnte, war schon abzusehen, dass dies nur der Vorgeschma­ck sein würde auf größere Angriffe. Der Grund: Wannacry war in Teilen schlampig programmie­rt und die ausgenutzt­e Lücke weltweit verbreitet. Wenn da erst mal die Profis rangehen, so die verbreitet­e Meinung, dann wird der Schaden um ein Vielfaches höher sein.

ANGRIFFE WERDEN IMMER KOMPLEXER Kurz vor Redaktions­schluss dieser Ausgabe tauchte dann der Nachfolger auf: Petyawrap ist wesentlich vielschich­tiger und gefährlich­er als Wannacry, nutzt aber die gleiche Sicherheit­slücke in Windows. Die hatte Microsoft zwar längst geschlosse­n, die betroffene­n Rechner waren aber nicht aktualisie­rt worden. Wie bei Wannacry sind die Opfer größtentei­ls PCS in großen Firmen wie Beiersdorf und Maersk. Dort führte der Virus unmittelba­r zum Stillstand großer Teile des Netzwerks.

DIE GEISTER DER NSA Besonders pikant ist hierbei, dass die beiden Erpresser-viren auf einer Lücke aufsetzen, die ursprüngli­ch von der NSA gefunden und ausgenutzt wurde. Dass staatliche Behörden in das Geschäft mit Viren und Trojanern einsteigen, ist ja nicht neu. Dass die NSA aber eine gravierend­e Sicherheit­slücke nicht meldet und stattdesse­n ein eigenes Exploit erstellt, das dann den Weg in die Freiheit findet und von Hackern für eigene Viren verwendet wird, zeigt, wie wenig sich Schadcode kontrollie­ren lässt. Einmal in der Welt, bekommt er ein Eigenleben, erscheint in immer neuen Varianten. Es ist wie der Besen bei Goethes Zauberlehr­ling – einmal losgelasse­n, ist er nicht mehr zu stoppen. In einer globalisie­rten Welt sitzen die Zauberlehr­linge der NSA überall. Und so lange sich staatliche Behörden ihrer Mittel bedienen, statt sie zu bekämpfen, wird es auch weiter solche Bedrohunge­n geben. Ob die NSA aus dem Schaden lernt? Wir wagen es zu bezweifeln.

P.S.: Mehr zu Petya erfahren Sie auf Seite 9. Wie Sie sich vor Erpresser-viren schützen, beschreibe­n wir ab Seite 26!

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 ??  ?? Sebastian Hirsch, Chefredakt­eur shirsch@pcwelt.de
Sebastian Hirsch, Chefredakt­eur shirsch@pcwelt.de

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